Die Familiensituation der Richters fand ich spannender als die eigentliche Liebesgeschichte zwischen Luise und ihrem Lehrer. Klar beschreibt Luise ihre aufkeimende Verliebtheit. Aber wie sie, und auch ihre Eltern, mit dem Verlust der kleinen Schwester umgehen ist eben etwas, was ich bisher kaum in Romanen gelesen haben. Schon gar nicht in welchen für Jugendliche.
Die Autorin ist selbst erst 17, und daher wohl bestens in der Lage sich in die Gefühlswelt von Luise reinzudenken. Aber sie beschreibt eigentlich Konstantin recht gut. Nur: von einem Lehrer erwarte ich mir auf jeden Fall, dass er sich beherrschen kann und sich nicht so schnell von seinen Gefühlen überrumpeln lässt. Dass es zu einem Kuss kommen kann, ok. Und dann unterbindet er ihre Freundschaft ja auch. Aber bei der nächsten Gelegenheit kommen sie sich direkt wieder näher... Trotz seiner deutlichen Absage. Und als er sie später regelrecht 'verführt' mit in sein Zimmer zu kommen, sowas darf ihm echt nicht passieren. Nicht umsonst gibt es diese Gesetze, die eine Beziehung zu einer "abhängigen Person" verbieten. Luise ist zwar über 18, aber emotional durch die das Verschwinden ihrer Schwester absolut 'leichte Beute' für Konstantin, der ja immer sehr verständnisvoll auf ihre Trauer reagiert.
Der Altersunterschied hingegen, auf den vor allem im 2. Teil des Buches sehr stark eingegangen wird, ist meines Erachtens gar kein Problem. Luise ist fast 19, Konstantin noch nicht 30. Also trennen sie maximal 10 Jahre. Meinen Freund und mich trennen 11,5 Jahre - und ich war nur ein paar Jahre älter als Luise als wir uns kennen lernten. Auch ich bin dann bei ihm eingezogen als ich in 'seine' Stadt zog um zu studieren, und auch ich habe es meinen Eltern erst im nachhinein erzählt. Sie haben aber absolut Klasse reagiert, und hatten nie ein Problem mit ihm. Und mittlerweile ist das schon über 16 Jahre her, und wir sind immer noch zusammen.
~~~ACHTUNG: ab hier leichte SPOILER~~~
Luises Eltern haben glaube ich auch kein Problem mit dem Altersunterschied, sondern eher mit der Tatsache, dass er mal ihr Lehrer war. Die Aufregung vor allem vom Vater kann ich durchaus verstehen.
Nicht verstehen kann ich allerdings, wieso Luise so feindselig auf Tobias und Kais Frage reagiert, ob sie jetzt zusammen wären. Wieso motzt sie Freunde so an? Für mich ist das eine sehr legitime Frage, und die hätte man ganz anders beantworten können. Dann wären die beiden wahrscheinlich auch nicht gleich so eingeschnappt gewesen.
In dieser Szene sagt Konstantin dann auch "wir haben so lange waren und hart für unsere Liebe kämpfen müssen" Also weder haben sie lange gewartet, sie konnten es ja nicht mal lassen die wenigen Wochen bis Luises Schulzeit zu Ende ist die Finger voneinander zu lassen (noch so eine Sache, wo ich nur den Kopf schütteln kann - da riskieren sie alles, statt lieber noch ein paar Wochen zu warten??) noch haben sie je irgendwo kämpfen müssen!
Den Schreibstil der Autorin fand ich zumindest sehr angenehm.