Profilbild von hasirasi2

hasirasi2

Lesejury Star
offline

hasirasi2 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit hasirasi2 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.10.2018

Der Schatz

Das Mädchen mit dem Edelweiß
0

Los Angeles 1989: „Die Marken waren mein Ein und Alles.“ (S. 23) sagt Katies Vater, als sie ihm erzählt, dass sie seine Sammlung veräußern will. Das ist an einem guten Tag, an dem er sie erkennt und sich ...

Los Angeles 1989: „Die Marken waren mein Ein und Alles.“ (S. 23) sagt Katies Vater, als sie ihm erzählt, dass sie seine Sammlung veräußern will. Das ist an einem guten Tag, an dem er sie erkennt und sich erinnern kann, denn er leidet an Demenz. In ihrer Kindheit sind sie jeden Sonntag losgezogen, um auf Flohmärkten und bei Haushaltauflösungen nach besonderen Briefmarken zu suchen. Jetzt hofft sie, dass sich wirkliches etwas Wertvolles in der Sammlung befindet.
Bis auf eine ungewöhnliche Marke (die auf einem ungeöffneten, nie abgeschickten Brief klebt) fällt dem Händler Benjamin Grossmann nichts auf. Aber „die Eine“ hat es in sich. Sie muss um 1938 in Österreich entstanden sein. Im eigentlichen Bild versteckt sich ein Edelweiß – das deutet lt. Benjamin darauf hin, dass es sich um einen Liebesbrief handelt. Aber er sagt Katie auch, dass die Marke so nie gedruckt wurde. Warum gibt es sie dann aber? „Vielleicht waren die Geschichten hinter den Marken der eigentliche Schatz.“ (S. 123) Die Suche führt die Beiden weit in die Vergangenheit.

Die Geschichte hat mich sehr bewegt. Jillian Cantor verwebt darin geschickt zwei Zeitebenen und Handlungsstränge. Da ist zum einen Katie, die 1989 unbedingt den Graveur der Marke oder die Empfängerin des Briefes finden möchte. Gleichzeitig fällt in Berlin die Mauer und ihre Großmutter träumt davon, noch einmal ihre Heimat zu sehen, denn auch sie musste als Jüdin im 2. WK fliehen und konnte / wollte danach nicht in de DDR zurückkehren.
Die zweite Ebene spielt in 1938 Österreich. Der ehemalige Waisenjunge Christoph hat beim jüdischen Briefmarkengraveur Friedrich Faber und dessen Familie endlich eine Lehrstelle und ein Zuhause gefunden. Doch dann wird Österreich an Deutschland „angeschlossen“ und die Fabers sind in Gefahr.

„Das Mädchen mit dem Edelweiß“ ist extrem spannend geschrieben. Ich habe mit Katie und Benjamin auf ihrer Suche mitgefiebert. Katie ist eine zutiefst verunsicherte und einsame Frau. Ihr Mann lässt sich gerade scheiden, weil sie sich nur noch um ihren erkrankten Vater gekümmert und dabei ihre Ehe vernachlässigt hat. Ihr Vater lebt in der Vergangenheit und erkennt sie kaum noch. Ihren Glauben lebt sie seit Jahren nicht mehr, da ihr Mann kein Jude war. Sie hat ihre Wurzeln verloren.
Durch die Suche und die Konfrontation mit der Vergangenheit versteht Katie endlich, was ihre Vorfahren mit der Flucht alles aufgeben mussten, was Heimat eigentlich bedeutet – und findet sich selbst wieder.

Jillian Cantor beschreibt sehr mitreißend, wie die Nazis gegen die österreichischen Juden vorgegangen sind und wie geschickt diese sich dagegen gewehrt haben. Sehr interessant fand ich ihren Blick als Amerikanerin auf die Wende- und Nachwendezeit der DDR, da ich dort aufgewachsen bin.

Meine unbedingte Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 09.10.2018

Sirup-Bücher

Die Frauen vom Savignyplatz
0

„Ich kann das nicht länger. ... Ich halte das nicht länger aus. Ich möchte die Scheidung.“ (S. 41) sagt Willi nach 9 Ehejahren und 4 Kindern zu Vicky, die schon wieder schwanger ist. Während sie noch hofft, ...

„Ich kann das nicht länger. ... Ich halte das nicht länger aus. Ich möchte die Scheidung.“ (S. 41) sagt Willi nach 9 Ehejahren und 4 Kindern zu Vicky, die schon wieder schwanger ist. Während sie noch hofft, dass er nur mal wieder eine Affäre hat, hat sich Willy ernsthaft verliebt. Nur ihre Eltern freuen sich, den ungeliebten Schwiegersohn jetzt endlich loszuwerden, denn Strumpffabrikant Jakob Ebert – der schon vor Jahren um Vicky geworben hatte – ist viel eher nach ihrem Geschmack. Doch Vicky nutzt diese Chance, um ihren eigenen Traum zu verwirklichen und den Buchladen ihrer Träume zu eröffnen: „Ich möchte einen Laden für Sirup-Bücher. ... die nicht literarisch sind oder kritisch. ... die einfach glücklich machen. ... Bücher die Kraft geben und Mut schenken – Sirup-Bücher eben.“ (S. 171). Das kam 1925 einer Sensation gleich. Und dann auch noch „Schmutz- und Schundliteratur“ wie Hedwig Courths-Mahler, da ist Ärger vorprogrammiert ...

Vicky war mutig, verrückt und naiv, als sie sich mit 17 Jahren in den mittellosen Chemiestudenten / Leutnant Willi verliebte und schwängern lies. Er hat sie und die Kinder all die Jahre mit Gelegenheitsarbeiten über Wasser gehalten, sein Studium nie beendet. Nach der Trennung will Vicky selber Geld verdienen, unabhängig von einem (neuen) Mann sein. Ich habe mit ihr geweint und gelacht und Willi mehr als einmal in Gedanken ordentlich durchgeschüttelt. Aber sobald er zu Wort kam wurde klar, dass er nicht allein Schuld am Scheitern der Ehe war.
Neben ihrer besten Freundin Lisbeth steht Vicky jetzt vor allem ihr Bruder Bambi zur Seite. Der hat ein Kriegstrauma und wurde gerade erst nach Jahren aus einer Heilanstalt (Klapse) entlassen. Jetzt hat er ganz eigene Ansichten von der Welt, die außer ihm kaum jemand versteht, aber er schmeißt ihren Haushalt – verkehrte Welt.
Ihr Verehrer Jakob ist sehr süß und bemüht sich um sie, wird zu ihrem besten Freund und Ratgeber – aber liebt er sie und sie ihn? „Wenn man liebt, dann liebt man nur einen Einzigen. Der ist es für jetzt, der war es früher und der wird es auch immer sein.“ (S. 243)

Joan Weng hat es wieder geschafft, mich zu begeistern, zu fesseln und zu überraschen.
Sie erzählt wie ein Parr versucht, trotz Trennung freundschaftlich miteinander umzugehen. Nicht nur wegen der Kinder, sondern weil man sich mal geliebt hat und jetzt respektiert, dem Anderen nichts nachtragen will. Zudem zeigt sie auf, wie abhängig eine Frau damals von ihrem Mann war, dass sie allein keine Wohnung anmieten, oder ein Konto eröffnen konnte – von einem Laden ganz zu schweigen. Dabei war man doch so modern, liebte Anglizismen und propagierte die freie Liebe, hatte gleichzeitig aber Angst vor dem §175 und musste als Homosexueller versteckt leben. Dazu kommt, dass die Nationalsozialisten immer mehr erstarken, sich der Judenhass ausbreitet und das Bild der „guten deutschen Hausfrau“ aufkommt, die ihrem Mann zu Hause – und nur da – den Rücken frei hält, statt ihm einen Arbeitsplatz wegzunehmen. Erschreckend, wie sie schon 1925 immer mehr Einfluss auf die „öffentliche Ordnung“ genommen haben und niemand eingegriffen hat. Ich hatte ganz schön Angst mit Vicky. Es war eine schwierige und gefährliche Zeit, die Joan Weng sehr farbenprächtig schildert.

Besonders gefreut habe ich mich über das Wiederlesen mit Vickys Schwager Paul und dessen Freund Carl von Bäumler, Fritzi Keller und Nick Wassermann. Aber auch eine neue Figur hat es mir angetan – ich hoffe sie taucht mal wieder in einem Buch auf: Vickys Vermieterin Mietzi ist eine echte Berliner Schnauze und eine Seele von Mensch.

Ohne etwas zu verraten möchte ich sagen, dass mich das Ende sehr überrascht hat. Mit diesen Wendungen hatte ich nicht gerechnet!

Veröffentlicht am 04.10.2018

Fotografin aus Leidenschaft

Die Fotografin - Am Anfang des Weges
0

Achtung, das ist eine Rezension zur Hörbuch-Version!



„Tradition sind etwas Schönes, aber sie sollten nicht zum Gefängnis werden.“
An ihrem 26. Geburtstag bekommt Mimi Reventlow ein Antrag von ihrem ...

Achtung, das ist eine Rezension zur Hörbuch-Version!



„Tradition sind etwas Schönes, aber sie sollten nicht zum Gefängnis werden.“
An ihrem 26. Geburtstag bekommt Mimi Reventlow ein Antrag von ihrem Freund – endlich, denn 1905 zählt sie damit schon als alte Jungfer. Trotzdem lehnt sie diesen zum Erstaunen Aller ab. Mimi will mehr vom Leben, nicht bloß Pfarrersgattin, Hausfrau und Mutter sein. Sie träumt davon, genau wie ihr Onkel Josef als Wanderfotograf(in) zu arbeiten. Und sie hat Glück, ihre Eltern unterstützen sie, geben ihr das Geld, welches als Mitgift geplant war, als Startkapital. Der Anfang ist schwer, einen weiblichen Wanderfotografen hat man bis dato nicht gesehen, doch Mimi boxt sich durch und 6 Jahre später hat sie sich einen Namen gemacht. Ihre Fotos sind anders, modern, nicht so statisch wie es bisher üblich war. Da erkrankt ihr Onkel schwer und Mimi reist nach Laichingen auf die Schwäbische Alb, um sich um ihn zu kümmern. Der Ort ist erschreckend rückständig. Die Einwohner leben von den großen Webereien, sind komplett von ihnen abhängig. Die Männer als Weber, die Frauen als Stickerinnen. Aber auch hier gibt es Menschen mit Träumen, erfährt Mimi bald. Vor allem die jungen Leute wollen raus in die Welt und nicht tagein tagaus das gleiche eintönige, schwere Leben am Rande des Existenzminimums führen.

Mimi ist eine starke, unabhängige und vor allem mutige Frau, die ihrer Zeit voraus ist. Kaum eine Andere hätte eine sichere Ehe wegen eines Berufs abgelehnt. Auch ihr schwieriger Start schreckt sie nicht ab. Außerdem klingt mehr als einmal durch, dass sie einsam ist und einen Gefährten vermisst – aber eben einen auf der gleichen Ebene und keinen Mann, der sie unterbuttert. Durch die Pflege ihres Onkels ändert sich ihr Leben nochmals drastisch. So fortschrittlich und modern sie auch ist, die Familie ist ihr heilig und wer Hilfe braucht, wird unterstützt.

Das ganze Gegenteil von ihr ist die Laichingerin Evelyne, mit der ich gar nicht warm wurde. Sie stammt eigentlich aus einer gutsituierten Chemnitzer Fabrikantenfamilie und ist vor Jahren blauäugig mit ihrem jetzigen Mann durchgebrannt, einem einfachen Weber. Statt ihr Schicksal in die Hand zu nehmen oder sich damit anzufreunden, jammert sie dauernd, trauert ihrem alten Leben hinterher und macht ihrem Mann indirekte Vorwürfe. Durch Mimis Auftauchen wird das noch schlimmer – da ist jetzt eine Frau die so lebt, wie sie früher. Ich fürchte, in der bereits angekündigten Fortsetzung wird sie noch ein echtes Problem für Mimi.

Meine liebsten „Nebendarsteller“ waren die beiden Jugendlichen Anton und Alexander. Alexander ist ein sehr begabter Zeichner, ordnet sich aber seinem Vater und der Tradition unter. Anton ist das ganze Gegenteil. Als Sohn des Gastwirtes steht er zwar etwas besser da, aber die Unterschiede zwischen arm und reich und die Unterdrückung der Weber und ihrer Familien stören ihn extrem. Er sprüht vor Ideen und wenn er eine Chance sieht, ergreift sie auch. Ich denke, aus ihm wird mal was Großes.

Sehr geschickt hat Patra-Durst-Benning auch Informationen zur Lebens- und Arbeitsweise der Fotografen, Weber und Fabrikbesitzer zu dieser Zeit in der Geschichte einfließen lassen. Es wurde nie langweilig oder weitschweifig.

Mit der Sprecherin Svenja Pages hatte ich zu Beginn des Hörbuches zwar kleine Probleme – manche Betonungen der Sätze waren etwas ungewöhnlich – aber zum Glück hat sich das recht schnell gegeben.

Ich bin schon sehr gespannt, wie es mit Mimi weitergeht!

Veröffentlicht am 02.10.2018

Gegen das Vergessen

Das Buch der vergessenen Artisten
0

In einer Wohnwagensiedlung am Rand von Berlin leben 1935 die Kraftfrau Meta und ihr Partner, der Röntgenkünstler Mathis, inmitten anderer ehemaliger Artisten. Fast alle haben inzwischen Auftrittsverbot. ...

In einer Wohnwagensiedlung am Rand von Berlin leben 1935 die Kraftfrau Meta und ihr Partner, der Röntgenkünstler Mathis, inmitten anderer ehemaliger Artisten. Fast alle haben inzwischen Auftrittsverbot. Meta und Mathis kennen sich seit über 30 Jahren und haben immer wieder versucht, den Sprung über den großen Teich nach Amerika zu schaffen, doch jedes Mal ist etwas dazwischen gekommen. Auch jetzt geht die Angst um, denn seit ihnen Blut für „Untersuchungen zu Züchtungskreisen von Zigeunermischlingen und anderen asozialen Psychopathen“ abgenommen wurde, verschwinden immer mehr Bewohner. Mathis ist der Einzige, der auf seine ganz eigene Art rebelliert, indem er die Geschichten aller Artisten aufschreibt, die er noch befragen kann. „Aber wir können doch nicht einfach nur dasitzen und wegsehen.“ (S. 54) Doch Meta hat Angst, dass ihnen dieses Buch irgendwann zum Verhängnis wird, da auch ihre eigenen Geheimnisse darin stehen.

Vera Buck hat in ihrem Buch ein Thema gewählt, dass mir bis dato relativ unbekannt war. Zwar wusste ich, dass die Nationalsozialisten versucht haben, sich aller „minderwertiger“ Menschen zu entledigen, aber mir war nicht klar, dass auch Artisten und Schausteller in diese Sparte fielen, egal welcher Abstammung sie waren.

In einer zweiten Zeitebene erzählt sie Mathis Werdegang und die Geschichten seiner Weggefährten. Er ist der dreizehnte Sohn eines Bohnenbauern, hat ein durch Kinderlähmung verkrüppeltes Bein und war zu Hause und in seinem Dorf der Prügelknabe. Er hat keine Träume, bis er auf dem Jahrmarkt einen Röntgenapparat und dessen Besitzer entdeckt: „Es war, als öffnete der Apparat ein Fenster, durch das er in ein zweites Universum blicken konnte. Eines, in dem nichts verschlossen blieb, keine Tür und kein Körper.“ (S. 68) Erst als „Röntgen-Assistent“ blüht er auf, fühlt sich endlich als ganzer Mensch und nicht mehr als Krüppel. Dass die Röntgenstrahlen fatale Nebenwirkungen haben, wird ihm erst spät klar.
Meta war ein Waisenkind, die sich schon früh ihr Haut erwehren und um ihren geistig behinderten Bruder Ernsti kümmern musste. Dabei hat sie unglaubliche Kräfte entwickelt. Wenn sie nicht gerade trainiert oder auftritt, dreht sich ihr Leben fast ausschließlich Ernsti. Dessen Bedürfnisse stehen immer an erster Stelle, ihre oder Mathis an zweiter.

Die Autorin lässt einerseits eine sehr skurrile, bunte Welt lebendig werden, in der Röntgenapparate der Unterhaltung dienen, sich Artisten mit Kanonenkugeln beschießen lassen und Menschen fremder Kulturen oder Kleinwüchsige wie Vieh ausgestellt werden. Aber sie zeigt auch, dass die Künstler zusammenhalten, erst Recht, nachdem die Nazis an die Macht kommen. Vera Buck beschönigt nichts. Sie erzählt was passiert, wenn die Menschen doch aufgegriffen werden, in Lager verbracht, zwangssterilisiert oder mit Medikamenten ruhig gestellt. Schonungslos beschreibt sie die Gewaltorgien bei den Festnahmen und Verhören, die Machtdemonstrationen der Überlegenen.

Das Buch hat mich sehr berührt, gefesselt, erschüttert und aufgewühlt. Ich habe die 750 Seiten innerhalb von zwei nur Tagen gelesen. Es ist wichtig, dass immer wieder darauf hingewiesen wird, was damals alles passiert ist, denn: „Ohne Geschichte gibt es keine Zukunft. ... Wenn wir die Vergangenheit vergessen, sind wir gezwungen, sie zu wiederholen. Und dann ist alles umsonst passiert.“ (S. 185)

Veröffentlicht am 30.09.2018

Ein etwas anderer Wettkampf

Als Bach nach Dresden kam
1

Dresden 1717: Jean-Baptist Volumier, der Konzertmeister und Direktor der französischen Hofmusik in Dresden, soll für König August den Starken ausgerechnet seinen Konkurrenten und Landsmann Louis Marchand ...

Dresden 1717: Jean-Baptist Volumier, der Konzertmeister und Direktor der französischen Hofmusik in Dresden, soll für König August den Starken ausgerechnet seinen Konkurrenten und Landsmann Louis Marchand nach Dresden holen, weil der des französischen Hofes verwiesen wurde. Diese Chance will sich August nicht entgehen lassen. Volumier bangt um seinen Posten, doch dann hat er die zündende Idee. Er bitte auch Bach nach Dresden. Die beiden Virtuosen sollen im Wettstreit gegeneinander antreten. Die beiden würden garantiert versuchen, sich gegenseitig zu übertrumpfen und zu demütigen - er selbst wäre dann der lachende Dritte.

Natürlich verläuft Volumiers Plan nicht so wie erhofft. Marchand schockiert ihn. Der ist nämlich mindestens ein genau so großer Lebemann wie Künstler und lässt sich nur mit viel Geld locken. Auch in Dresden kann er die Finger nicht von den Frauen lassen und handelt allen Beteiligten Ärger ein.
Bach hingegen ziert sich - er musiziere für Gott und nicht die Menschen (erwartet aber ein ordentliches Gehalt und eine Festanstellung). Volumier reibt sich förmlich zwischen Beiden auf. Und dann sind da noch Bachs Schwägerin Friedelena, die den eingefleischten Junggesellen Volumier plötzlich ins Träumen bringt und der Sebnitzer Organist Anton Schulz, der ganz eigene Pläne verfolgt ...

Der Autor Ralf Günther ist bekannt für seine historischen Romane über Dresden, die immer auf einer wahren Person oder Begebenheit beruhen. Auch „als Bach nach Dresden kam“ fußt auf einer solchen, ist aber eine Novelle und kein Tatsachenbericht.
Sehr unterhaltsam und fesselnd beschreibt er Volumiers Bestrebungen, die beiden Größen zum Wettkampf zu bewegen und die Schwierigkeiten, die er dabei zu bewältigen hat. Mir gefällt, wie er die Menschen und meine Heimatstadt Dresden zur damaligen Zeit lebendig werden lässt und z.B. auch die neu erbaute Silbermannorgel in Freiberg einbezieht. Meine Empfehlung für alle Dresden- und Musik-Fans.