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Veröffentlicht am 27.10.2018

Eine Frau auf der Suche nach der Wahrheit- Packender Pageturner und ein überraschend überzeugendes Debüt!

Echo Killer
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Harper hat einen spannenden Job- sie ist Polizeireporterin und zusammen mit dem Fotografen Miles, zumeist zeitgleich mit der Polizei an den Tatorten. Sie ist sehr ehrgeizig in ihrem Job. Manchmal jedoch ...

Harper hat einen spannenden Job- sie ist Polizeireporterin und zusammen mit dem Fotografen Miles, zumeist zeitgleich mit der Polizei an den Tatorten. Sie ist sehr ehrgeizig in ihrem Job. Manchmal jedoch schlägt sie dabei auch etwas über die Stränge. Wie zuletzt bei einem gefährlichen Einsatz, als sie sich, weil sie einen Police- Officer retten wollte, selbst in Lebensgefahr brachte. Während ihre Chefin begeistert ist von ihrem Einsatz, erhält sie dagegen, kurz darauf, eine Standpauke von befreundeten Cops wie Luke oder auch von Lieutnant Robert Smith, einem väterlichen Freund, den sie bereits seit fünfzehn Jahren kennt, denn Smith gehörte damals zu den Cops, die Harper beistanden, nachdem sie ihre Mutter, brutal ermordet in ihrem Zuhause, aufgefunden hatte.

Die Standpauke kann Harper jedoch nicht lange zur Räson bringen. Als eine Frau in einer guten Wohngegend ermordet aufgefunden wird, ist Harper sogleich zur Stelle und wirft, eigenmächtig einen Blick auf den Tatort. Was sie sieht, wirft sie fünfzehn Jahre zurück, denn die Ermordete wurde genauso arrangiert, wie einst ihre Mutter. Der Täter hat keinerlei Spuren hinterlassen, die beiden Mordfälle ähneln sich auf frappierende Weise. Es scheint es Profi gewesen zu sein, der keinerlei DNA Spuren hinterlassen hat- doch kann es tatsächlich sein, dass der Mörder ihre Mutter zurückgekehrt ist und sich ein neues Opfer gesucht hat?
Obwohl die Ermittler ganz klar nicht dieser Meinung sind, will Harper nicht so schnell aufgeben. Sie versucht auf eigene Faust mehr herauszufinden; auch über das aktuelle Mordopfer, das scheinbar viele Feinde hatte. Harper zur Seite, stehen Miles und Luke, doch als sie eine gewisse Grenze überschreitet bei ihren Ermittlungen, distanzieren sich die Männer und plötzlich scheint sie auf sich allein gestellt zu sein…

Ruth Ware, eine Autorin, ließ sich zu einem Kommentar zu „Echo Killer“ hinreißen, welches man auf dem Frontcover des Romans vorfindet. Sie erwähnte, wie begeistert sie u.a. von dem großartigen Südstaaten -Setting war, genauso wie von der Romanheldin. Nun, zugegeben, ich fand nicht, dass viel Südstaatenflair beim Lesen aufkam- abgesehen davon, gehe ich aber mit der überschwänglichen Autorinnenmeinung konform.

„Echo Killer“ ist der Debütroman von Christi Daugherty, doch merkt man das weder der Story, noch den Akteuren an. Zugegeben, die Geschichte, die die Autorin erzählt, ist nicht neu, doch gewisse Akzente die sie beim Schreiben gesetzt hat und diverse Wendungen die die Handlung nahm, wurden überraschend inszeniert.

Dazu legt die Autorin einen sehr eingängigen Schreibstil an den Tag und die Dialoge ihrer Figuren wirken natürlich und unverkrampft. Die gebotenen Einblicke in die Polizeiarbeit, fand ich ebenfalls interessant und spannend beschrieben.
Man kann sich gut in die Hauptfigur dieses Romans, Harper, hineinversetzen- ihre komplexe Gedanken und Gefühlswelt, macht sie zu einer vielschichtigen Romanheldin. In ihrer Verbissenheit ist sie erfrischend unperfekt, bringt sich allerdings dabei nicht in Lebensgefahr (sieht man von dem einen Ausrutscher zu Beginn des Romans einmal ab, der eher ihrer Impulsivität geschuldet war). Dennoch, so einiges im Leben der Romanheldin, bleibt noch im Dunklen, wird nur kurz angerissen, was verständlich ist, wenn man das Buch beendet hat, denn es werden nicht alle offenen Fragen geklärt; ich muss mich an dieser Stelle etwas vage ausdrücken, um nicht zu spoilern.

Christi Daughertys Schreibstil erinnerte mich ein wenig an den von Autorinnen wie Karen Robards, Lisa Jackson oder Julie Garwood. Ja, es handelt sich bei all diesen genannten Damen und Romanceautorinnen, die nun Krimis oder Thriller schreiben. Und in der Tat, „Echo Killer“ liest sich schon ein wenig wie ein Romantic Suspense; eine sich anbahnende Liebesgeschichte, gehört ebenfalls zur Handlung. Allerdings verzichtet Christi Daugherty dabei auf ausufernde Liebesszenen und so bleibt es allein der Phantasie des Lesers überlassen, sich diese auszumalen.
Es handelt sich hier um einen Thriller, der auch bedenkenlos von sensiblen Lesern gelesen werden kann, denn man bekommt hier keine blutige „Schlachterplatte“ im Stile eine Karin Slaughter geboten. Es ist allerdings auch kein Cosy-Krimi!

Erfahrene Thrillerleser werden gedanklich, vielleicht etwas eher als die Heldin die richtigen Fäden ziehen und den Täter entlarven, doch auch, wenn das bei mir ebenso der Fall war, hat das mein Lesevergnügen in keiner Weise geschmälert.
„Echo Killer“, ist ein rundum gelungenen Pageturner, den ich kaum zur Seite legen konnte. Ich sollte mir vielleicht angewöhnen, Krimis oder Thriller nicht mehr vor dem Schlafengehen zu beginnen, denn auch dieser Roman gehört eindeutig zur Kategorie „Hier hat das Sandmännchen keine Chance“ und sollte am besten mit Streichhölzern für die, nach dem Lesen müden Augen am Morgen, verkauft werden.. Ich hoffe sehr, dass die Autorin uns Leser nicht lange auf die Fortsetzung warten lässt!

Kurz gefasst: Eine Frau auf der Suche nach der Wahrheit- Packender Pageturner und ein überraschend überzeugendes Debüt!

Veröffentlicht am 05.10.2018

Wenn der Weihnachtsmann klingelt…Humoriger, kurzweiliger und toller Weihnachtsroman der mich begeistert hat

Hauptsache, der Baum brennt
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Als Sarah, ihres Zeichens, Psychotherapeutin, nach einer langen Nacht aus dem Bett geklingelt wird, staunt sie nicht schlecht, denn vor ihr steht ein attraktiver Bursche in Weihnachtsmannkostümierung und ...

Als Sarah, ihres Zeichens, Psychotherapeutin, nach einer langen Nacht aus dem Bett geklingelt wird, staunt sie nicht schlecht, denn vor ihr steht ein attraktiver Bursche in Weihnachtsmannkostümierung und echtem Bart, der sie ein wenig an den Hollywoodmimen Jeff Bridges erinnert- in jüngeren Jahren versteht sich. Doch der Herr hat einen gewaltigen Makel, findet Sarah- er hält sich nämlich für den Weihnachtsmann und ist gekommen, um ihr, nachdem er seine Angestellte, durch einen Unfall, versehentlich ins Jenseits befördert hat, ein Jobangebot zu machen, das sie, glaubt man seinen Worten, eigentlich nicht abschlagen kann. Schließlich hat er sie immerhin aufgesucht, weil Sarah den Nachnamen Christkind trägt. Und der Name Christkind müsste doch eigentlich Verpflichtung allein sein, oder?

Sarah ist nicht dieser Meinung, aber in einem Anflug von Mitleid mit dem, wie sie glaubt, hochgradig verstörten Mann, mit heftigen psychischen Störungen, lässt sie ihn herein und schon hält das Chaos Einzug im Hause Christkind. Immerhin kann der Weihnachtsmann, der angeblich aus Finnland stammt, hervorragenden Milchreis kochen, wenn er sich auch nicht so leicht abschütteln oder in eine Klinik einweisen lässt. Auch zum Münchner Christkindlmarkt will er sie begleiten, auf dem sich Sarah mit ihrem Mann Oliver treffen muss, um ihre gemeinsamen Kinder, Lilly und Lukas, in Empfang zu nehmen. Oliver hat sich nämlich ein paar Wochen eine Affäre geleistet und lebt nun mit seiner neuen Flamme zusammen. Überrascht registriert Oliver den neuen Mann an Sarahs Seite, genauso wie auch die Kinder. Dabei liebt Sarah immer noch insgeheim ihren Mann und hat die Trennung nicht verwinden können. Und der Weihnachtsmann lässt sich nur zu gerne einspannen, um die Eifersucht in Oliver zu schüren. Wird ihm das gelingen? Sarah, die immer noch gewillt ist, den vermutlich, geistig verwirrten und obdachlosen Herren, dem zu allem Überfluss auch noch sein Rentierschlitten abhanden gekommen ist, zu heilen, bietet ihm Obdach an. Zumindest für ein paar Tage…

„Auf der Suche nach weihnachtlicher und vor allem humoriger Lektüre, entdeckte ich Sina Beerwalds Roman „Hauptsache der Baum brennt“. Bereits das Cover und der Buchtitel klangen nach einem witzigen, kurzweiligen Lesevergnügen und in der Tat habe ich mich beim Lesen prima amüsiert. Die Romanheldin Sarah ist schon geschlagen mit ihrem eigenwilligen Nachnamen und hat plötzlich dann auch noch den Weihnachtsmann an der Backe. Einen Weihnachtsmann, der zwar himmlische Leckereien kochen und backen kann, dem allerdings alle möglichen Küchenutensilien und elektrischen Geräte fremd zu sein scheinen. Die Psychotherapeutin Sarah ist insgeheim neugierig auf diesen schwierigen Fall; ein Grund mehr, wieso sie ihn nicht gleich wieder hinausbefördert. Das Chaos, das der Weihnachtsmann in ihrem Leben anrichtet, hat mir einige Lachtränen beschert; die humorige Komponente steht dabei sehr im Fokus, doch natürlich ist es auch ein Roman mit weihnachtlicher Botschaft/Note. Liebe und Vergebung werden ebenfalls zum Thema gemacht, ohne dass es zu schnulzig oder kitschig wird. Einerseits fand ich das gut, andererseits hätte ich mir ab und an aber auch ein wenig mehr Ausführlichkeit gewünscht, wenn es um die Beziehung zwischen Sarah und Oliver ging. Dieser Minikritikpunkt fällt allerdings bei meinem Gesamteindruck nicht ins Gewicht, da die Story ansonsten rundum gelungen ist und mir so viel Spaß bereitet hat.

Die Romanfiguren sind sympathisch, teils schrullig zu nennen und auch in Sachen weihnachtliche Atmosphäre kann die Autorin überzeugen. Die Geschichte spielt in München und man bekommt so ganz nebenbei beim Lesen Wissenswertes über Gebäude und viele schöne Dinge geboten, die sich in der Stadt befinden.
Sina Beerwald hat einen lebhaften, eingängigen Schreibstil und auch die witzigen Dialoge der Akteure, haben mir ein Dauergrinsen beim Lesen beschert.

Kurz gefasst: Wenn der Weihnachtsmann klingelt…Humoriger, kurzweiliger und toller Weihnachtsroman der mich begeistert hat.

Veröffentlicht am 02.10.2018

„Liebe Mrs. Bird“, ist ein wichtiger, unter die Haut gehender Roman, mit hohem Unterhaltungsfaktor, der direkt auf die Gefühlswelt der Leser zielt, ohne in kitschige Gefilde abzudriften. Einer meiner Lieblingsromane in 2018!

Liebe Mrs. Bird
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Emmeline Lake hat ehrgeizige Ziele, die Anwaltsgehilfin, ist eine junge Frau, die gerne Kriegsreporterin werden möchte. Ein interessanter Job, in sehr gefährlichen Zeiten, denn auch London bleibt nicht ...

Emmeline Lake hat ehrgeizige Ziele, die Anwaltsgehilfin, ist eine junge Frau, die gerne Kriegsreporterin werden möchte. Ein interessanter Job, in sehr gefährlichen Zeiten, denn auch London bleibt nicht verschont, in den Wirren des 2. Weltkriegs. Als bei einer Zeitung, eine junge Dame mit Emmelines Fähigkeiten gesucht wird, fasst sie sich ein Herz und bewirbt sich. Schnell hat sie ein Vorstellungsgespräch, bei einem Kollegen von Mrs. Bird, Emmelines zukünftiger Chefin, die durch Abwesenheit glänzt und wird eingestellt. Am ersten Arbeitstag folgt jedoch das böse Erwachen auf den Fuß. Nicht nur lernt Emmeline Mrs. Bird kennen und erkennt in dieser die garstige Frau, mit der sie am Einstellungstag vor dem Verlagsgebäude zusammenprallte; zu allem Überfluss entpuppt sich der neue Job lediglich, als leichte und stupide Schreibtätigkeit.

Emmeline ist nur eingestellt worden, um bereits geschriebene Artikel abzutippen und die eingehenden Leserbriefe an Mrs. Bird, die eine Kummerkastenkolumne betreibt, auf Tauglichkeit zu prüfen. Mrs. Bird ist nämlich äußerst streng und altmodisch, wenn es um bestimmte Themen geht und verbittet sich vor allem Leserbriefe, in denen es um Ehe, Liebe, Krieg oder anderweitige intime Dinge geht, die darin angesprochen werden. Sie verlangt von Emmeline, dass sie die aussortierten Briefe sogleich vernichtet, doch Emmeline hat Mitleid mit den verzweifelten Frauen, die sich mit dringlichen Fragen an Mrs. Bird wenden. Und so beschließt Emmeline eines Tages, einfach Briefe in Mrs. Birds Namen zu beantworten, ohne dass ihre Vorgesetzte davon erfährt.

Emmelines Antworten bleiben nicht ohne Folgen. Schnell bekommt sie Briefe in den Verlag geschickt, worüber sie sich sehr freut, auch wenn sie große Angst vor Entdeckung umtreibt.
Doch viel Zeit zu Grübeln bleibt nicht, denn in London herrscht beinahe jeden Tag Fliegeralarm und viele Bekannte und Freunde von Emmeline wurden bereits ausgebombt.
Zudem wird Emmeline von ihrem Verlobten, der an der Front kämpft, verlassen. Emmelines beste Freundin seit Kindertagen und Mitbewohnerin in London, Bunty, hält nicht viel von Emmelines Eigenmächtigkeit im Verlag und liest ihr streng die Leviten. Doch sie hat auch ein großes Herz und möchte Emmeline zu gerne mit einem interessanten jungen Mann verkuppeln. Bunty selbst ist nämlich sehr glücklich in ihrer Beziehung mit William, einem Feuerwehrmann…

Es gibt sie doch noch, Romane die den Leser gleich von Beginn an, fesseln können und Autoren, die imstande sind Geschichten, die ganz ohne Kitschfaktor auskommen, zu erzählen. Und das, obwohl „Liebe Mrs. Bird“ durchaus eine Geschichte bereithält, die sehr an den Gefühlen der Leser zu rühren vermag. Solche Romane sind rar, echte Leseperlen, doch sie zu suchen und zu finden, bereitet mir nach wie vor viel Freude.

Wir begleiten die Romanheldin Emmeline, die ihre Story aus eigener Sicht, also in „Ich-Form“, schildert und bekommen so, sehr schnell und sehr gut, tiefe Einblicke in ihre Gedanken und Gefühlswelt. Emmeline ist eine junge Frau, die sich ihre Lebenslust nicht von den stetigen Bombenangriffen auf London und dem Krieg als solches, nehmen lassen möchte. Sie trotzt den Begebenheiten, zusammen mit ihren Freunden und ist eine sehr sensible und liebeswerte Heldin. Man kann ihr eine gewisse impulsive Art nicht absprechen, doch diese macht sie so besonders. Gerade, wenn es um die Eigenmächtigkeit geht, mit der sie ans Werk geht im Verlag; eigentlich nur aus Mitleid. Emmeline legt dabei eine leichte Naivität an den Tag, die man ihr als Leser aber nur zu gerne verzeiht, denn schließlich heiligt der Zweck die Mittel.

Der Autorin ist es gelungen, die historischen Begebenheiten und Kriegsschilderungen sehr realistisch darzustellen. Das ist so manches Mal nicht einfach zu lesen, aber lesenswert- wenn man das zerbombte London, durch Emmelines Augen sieht und man kann nur ermessen, wie viele Ängste unsere Vorfahren während des Krieges ausstehen mussten und unter welchen großen Entbehrungen sie litten. Ob nun als Zivilist während der Bombenangriffe auf Städte und Ortschaften oder aber als Soldat an der Front. Man ist betroffen, leidet mit der Romanheldin und ihren Freunden mit und ehrlich gesagt ging mir die Geschichte sehr unter die Haut.
Die Idee, die Geschichte im Verlagswesen anzusiedeln und die Romanheldin als heimliche Kummerkastenvertreterin in Aktion treten zu lassen, hat mir gut gefallen. Zudem dienten die Leserbriefe nicht nur als Mittel zum Zweck und wurden nebenbei erwähnt; nein, sie wurden sorgfältig von der Autorin in Szene gesetzt und bieten zusätzliche zeitgemäße Eindrücke in die Gedankenwelt unserer Großeltern oder Urgroßeltern. Man kann hier durchaus von einem gelungenen Sittengemälde sprechen.

Kurz gefasst: „Liebe Mrs. Bird“, ist ein wichtiger, unter die Haut gehender Roman, mit hohem Unterhaltungsfaktor, der direkt auf die Gefühlswelt der Leser zielt, ohne in kitschige Gefilde abzudriften. Einer meiner Lieblingsromane in 2018!

Veröffentlicht am 24.09.2018

Was geschah mit Audrey Wilde?- Spannender, atmosphärischer und geheimnisvoller Frauenroman. Empfehlenswert!

Die Schwestern von Applecote Manor
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Applecote Manor 1959:

Nachdem die Mutter der Wilde-Schwestern, wegen eines Jobangebots ins Ausland gegangen ist, sollen die vier Mädchen den Sommer, bevor sie wieder zur Schule gehen müssen, auf dem Landsitz ...

Applecote Manor 1959:

Nachdem die Mutter der Wilde-Schwestern, wegen eines Jobangebots ins Ausland gegangen ist, sollen die vier Mädchen den Sommer, bevor sie wieder zur Schule gehen müssen, auf dem Landsitz ihres Onkels und ihrer Tante verbringen. Einerseits sind die Mädchen froh darüber zurückkehren zu können, an den Ort, an dem sie bereits vor Jahren einen unbeschwerten Sommer verbringen konnten, andererseits herrscht aber auch Befangenheit vor, denn ein tragischer Vorfall, zerstörte das bisherige glückliche Leben von Onkel und Tante. Audrey, deren Tochter, ging damals zum Angeln und kehrte nie zurück. Selbst die Polizei, die eingeschaltet wurde, konnte den Vermisstenfall nicht lösen. Während der Onkel von Margot, Flora, Pam und Dot glaubt, dass seine Tochter ermordet wurde, hofft ihre Tante insgeheim immer noch, dass Audrey eines Tages zurückkehrt. Beide sind an der Ungewissheit, was Audreys Schicksal angeht, fast zerbrochen. Die Ankunft der Mädchen soll die beiden auf andere Gedanken bringen. Wird das gelingen? Als zwei Nachbarsjungen die Nähe der Schwestern suchen, keimt unter Flora, Pam, Margot und Dot, schnell Eifersucht auf…

Applecote Manor 2009:

Weil Wills Tochter Bella, den Tod ihrer Mutter immer noch nicht verwinden kann und regelmäßig Schwierigkeiten in der Schule hat, beschließen Will und dessen neue Frau Jenny, mit Bella und der kleinen gemeinsamen Tochter Romy aufs Land zu ziehen.
Zunächst ist Jenny, die kein gutes Verhältnis zu ihrer Stieftochter hat, glücklich über den Tapetenwechsel, obwohl Bella auch hier versucht, ihr das Leben schwer zu machen. Als jedoch Wills Geschäftspartner plötzlich aussteigt aus der gemeinsamen Firma, ist Will gezwungen, in London um den Erhalt der Firma zu kämpfen. So ist Jenny mit den beiden Mädchen plötzlich oft allein. Als Bella Schauergeschichten, über ein auf Applecote Manor verschwundenes Mädchen erzählt, die sie im Dorf aufgeschnappt hat und in der Folgezeit ständig über Gegenstände der Vorbesitzer stolpert, beginnt sich Jenny langsam zu fürchten, denn die Atmosphäre auf Applecote Manor ist durchaus düster zu nennen. Bella will unbedingt herausfinden, was damals mit Audrey geschah, wird ihr das gelingen? Und werden Jenny und Bella sich schließlich zusammenraufen?

Nachdem ich vor einiger Zeit bereits Eve Chase Debütroman „Black Rabbit Hall“ mit großen Vergnügen gelesen hatte, freute ich mich sehr darüber, als ich erfuhr, dass die Autorin nun einen neuen Roman am Start hat.
Genau wie in „Black Rabbit Hall“ erzählt Eve Chase eine geheimnisvolle Familiengeschichte, die auf zwei Zeitebenen geschildert wird. Das verbindende Element ist diesmal der Ort, Applecote Manor, allein. Genau wie sich fünfzig Jahre zuvor die vier Schwestern mit Onkel und Tante zusammenraufen mussten, ist es in der Gegenwart die gestörte Beziehung zwischen Stiefmutter Jenny und Stieftochter Bella, die gekittet werden muss.

Während man die Erlebnisse der Vergangenheit aus Margots Sicht geschildert bekommt, steht im Handlungsstrang der Gegenwart, Jennys Entwicklung im Fokus.
Der Schreibstil der Autorin ist anfangs ein wenig eigenwillig zu nennen. Ihr Talent, zwar zutiefst passende, sehr bildhafte, aber manchmal auch schon übertrieben poetisch anmutende Beschreibungen abzuliefern, mag, den, ein oder anderen Leser, womöglich irritieren. Kann man sich auf besagte, teils überschwängliche Ausdrucksweise einlassen, wird man dagegen mit einer unter die Haut gehenden Geschichte belohnt, die die Neugierde der Leser bis zum Ende des Romans zu schüren vermag.
Die Autorin ist in der Lage die unterschiedlichen Persönlichkeiten der Wilde-Schwestern überzeugend darzustellen und hat ihnen dazu sehr lebhaft wirkende, glaubwürdige Dialoge auf den Leib geschrieben. Ich mochte besonders Margot, die Hauptfigur des Handlungsstrangs der fünfzig Jahre zuvor spielt und deren kleine schüchterne Schwester Dot. Aber auch die Trauer und die innere Zerrissenheit von Onkel und Tante, deren selbst gewählte Isolation nach Audreys Verschwinden, kann man als Leser gut nachvollziehen, da die Autorin diesbezüglich mit sensibler Hand vorging und die Verwandten der Wilde-Schwestern sehr vielschichtig charakterisiert hat.

Die 379 Seiten lasen sich praktisch wie im Flug und weil man sich als Leser gut in die Akteure hineindenken konnte, ging einem deren Schicksal auch sehr nahe. Obwohl mich bereits recht früh eine Ahnung beschlich, was wirklich mit Audrey geschah, fand ich den Roman dennoch packend erzählt und empfehle ihn besonders Fans der Romane von Kate Morton, Katherine Webb oder Susanna Kearsley, die es genauso gut verstehen, spannende und unheimliche Familiengeschichten zu erzählen.

Kurz gefasst: Was geschah mit Audrey Wilde?- Spannender, atmosphärischer und geheimnisvoller Frauenroman. Empfehlenswert!

Veröffentlicht am 07.09.2018

Pageturner mit subtilem Thrill, der mich eine schlaflose Nacht gekostet hat. Unbedingt lesen!

Das zweite Opfer
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Der Autofahrer, der anhält, um eine junge schwer verletzte Frau in Augenschein zu nehmen, die am Straßenrand steht und einen Autounfall hatte, ahnt gleich, dass diese schwer traumatisiert ist. Weder reagiert ...

Der Autofahrer, der anhält, um eine junge schwer verletzte Frau in Augenschein zu nehmen, die am Straßenrand steht und einen Autounfall hatte, ahnt gleich, dass diese schwer traumatisiert ist. Weder reagiert sie auf seine Worte, noch auf die herbeigerufenen Helfer. Erst als sie in den Krankenwagen geschoben wird, ruft sie verzweifelt nach jemandem, der Vero heißt. Ist das vielleicht das Kind der Frau oder ihre Schwester? Dieser Frage gehen kurz darauf Suchhunde nach und der hinzugezogene Sergeant Wyatt Foster, mit dessen Kollegen.

Klärung erhoffen sich die Ermittler vom Ehemann der Frau, Thomas Frank, doch stattdessen werfen dessen Antworten noch mehr Fragen auf. Denn Thomas kennt keine Frau oder ein Mädchen mit dem Namen Vero. Er erzählt der Polizei, dass seine Frau Nicky, bereits mehrere Unfälle hatte und sich dabei schwere Gehirnerschütterungen zuzog, in Folge dessen sie nun zeitweise verwirrt ist und manche Dinge durcheinander bringt.

Wyatt wird misstrauisch, denn er kann sich kaum vorstellen, dass eine junge Frau innerhalb kürzester Zeit, so viele Unfälle erleiden kann und glaubt stattdessen, dass Thomas ihr nach dem Leben trachtet. Aber warum? Thomas zeigt sich wenig kooperativ, dazu erfährt Wyatt, dass das Ehepaar Frank bereits sehr oft umgezogen ist, in den Jahren ihres Zusammenlebens. Außerdem scheinen die beiden nicht wirklich glücklich zu sein. Die Ermittler versuchen Nicky dazu zu bringen, sich zu erinnern, was keine leichte Aufgabe ist, denn seit ihrem Autounfall leider sie unter Gedächtnislücken und erwähnt immer wieder Vero, die mal ein Kind zu sein scheint, dann wieder ein Teenager und bringt die Ermittler mit ihren rätselhaften Erinnerungsfragmenten an den Rand der Verzweiflung. Bewegung kommt in die Sache, als Wyatt erfährt, dass Nicky am Tag ihres Unfalles mit einer Privatdetektei Kontakt aufgenommen hatte. Es ist ausgerechnet die Detektei, für die seine Lebensgefährtin Tessa arbeitet. Doch wird diese ihm mitteilen, was Nicky mit der Detektei zu besprechen hatte?
Zunächst möchte ich eine Warnung aussprechen- lest bitte nicht den Klappentext des Buches, denn er verrät ein entscheidendes Detail zuviel. Wer seine Neugierde dahingehend in Schach halten kann, hat einfach mehr von der Geschichte. Lisa Gardner gehört schon seit einiger Zeit zu meinen Lieblingsautorinnen im Suspense und Thrillergenre, denn ihre Geschichten warten mit ausgeklügelten Plots auf. Überrascht entdeckte ich nun einige eher verhaltene Besprechungen zu diesem Roman, die ich, nach dem Lesen des Buches, so gar nicht nachvollziehen kann. Zugegeben, man bekommt hier keine „blutige Schlachtplatte“ a la Karin Slaughter etc. geboten, in der ein wahnsinniger Psychopath sein Unwesen treibt, sondern einen Plot, der eher mit subtilem Thrill zu überzeugen weiß. Doch dieser hat es in sich!

Die Geschichte wird in weiten Teilen aus Nickys Sicht, in „Ich-Form“, geschildert, so dass man als Leser Zeuge ihrer wirren, teils beängstigenden Gedankenwelt wird und sich gut in die Protagonistin hineinversetzen kann- ihre Hin und Hergerissenheit in Bezug auf ihre Wissenslücken; ob sie sich nun erinnern soll oder lieber nicht, verstehen kann. Da die Heldin eine sehr komplexe Figur ist, was auch für den Plot an sich gilt, kommen Wyatt und Tessa in diesem Roman ein wenig zu kurz, doch hat mich dieser kleine Kritikpunkt nicht sehr gestört, da ich so gebannt war von Nickys Geschichte. Besagte Story macht einige unerwartete Wendungen durch, es findet u.a. auch ein 3D Drucker Erwähnung und Lisa Gardners Ideen diesbezüglich, haben mir einen heftigen Gänsehautmoment beschert, mehr möchte ich dazu an dieser Stelle aber nicht mehr sagen, seht es mir bitte nach. .
„Das zweite Opfer“, entpuppte sich für mich als Thriller Lesehighlight, denn obwohl die Story mir beim Lesen sehr unter die Haut ging und nichts für Frohnaturen ist, schürte sie meine Neugierde auf Nicky dermaßen, dass ich den Roman kaum zur Seite legen wollte und bis in die Nacht hinein gelesen habe.
Nun ermüdet, aber hinsichtlich meiner Neugierde restlos befriedigt, bleibt mir nur noch die volle Leseempfehlung auszusprechen. Wer ein Fan von Romanen mit subtilem Thrill ist, sollte hier unbedingt zugreifen.

Kurz gefasst: Pageturner mit subtilem Thrill, der mich eine schlaflose Nacht gekostet hat. Unbedingt lesen!

Tessa Leoni Reihe:

1. Teil: Wer Stirbt, Entscheidest Du
2. Teil: Blut ist dicker, als Wasser
3. Teil: Das zweite Opfer