Was wäre wenn…der Staat unser Netzwerk kontrollieren würde?
Helene Bodenkamp und Eugen Lettke, zwei Protagonisten wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Eugen, der eine Nische im nationalsozialistischen Deutschland sucht, um seinen ganz eigenen Zielen und ...
Helene Bodenkamp und Eugen Lettke, zwei Protagonisten wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Eugen, der eine Nische im nationalsozialistischen Deutschland sucht, um seinen ganz eigenen Zielen und Perversionen nachzugehen. Helene, eine mitfühlende naive Programmiererin voller Selbstzweifel und mit wachsenden Zweifeln an der Richtigkeit der nationalsozialistischen Ziele.
Die Geschichte spielt während des 2. Weltkrieges, jedoch unter anderen Bedingungen. In diesem Fall gibt es das Internet, Smartphones, Blogs und soziale Netzwerke. Allerdings werden diese immer mehr von der NSDAP kontrolliert. Es beginnt mit der Verfolgung der versteckten Juden in Deutschland und den umliegenden besetzten Ländern und endet mit der vollständigen Kontrolle jeder einzelnen Person innerhalb Deutschlands. Eine grausame Vorstellung!
Herrn Eschbach gelingt es nicht nur, das Vokabular der virtuellen Welt an das der Nazi-Zeit anzupassen, dass man sich immer wieder der Fiktion bewusst werden muss, sondern auch eine schlüssige Handlung der Geschichte unter diesen Voraussetzungen.
Während Eugen Lettke die Vorteile der Überwachungsmöglichkeiten nutzt, um Frauen für sich gefügig zu machen und diese zu erpressen, nutzt Helene Bodenkamp ihre Fähigkeiten, um ihren Geliebten, einen Fahnenflüchtigen, zu schützen und zu verstecken.
Jedoch wäre eben ein Überwachungssystem kein solches, wenn es nicht die eigenen Mitarbeiter überwachen würde. Beide Protagonisten fliegen auf und werden entsprechend behandelt.
Ab diesem Zeitpunkt lernen wir die andere Seite des Staates kennen. Kannten wir in den ersten beiden Dritteln des Buches die positiven, praktischen, lebensrettenden und zuweilen auch niederträchtigen Seiten der Internets kennen, folgen im letzten Drittel jene, die man sich nicht vorstellen möchte: Absolute Überwachung und direkte Kontrolle durch ein intelligentes „Komputersystem“, das mitdenken kann.
Besonders hervorzuheben ist, dass Herr Eschbach tatsächlich geschehene Sachverhalte mit in die Geschichte einbindet. Damit ist ein erschreckender Bezug zu unserer heutigen Realität gelungen, die den Leser immer wieder auf das Offensichtliche stupst: Uns werden immer wieder nur die positiven, praktischen und für uns sinnvollen Seiten der elektronischen Welt eröffnet. Die Gefahr für ein freies und unabhängiges Leben und Denken wird verschwiegen. NSA öffnet uns sehr deutlich die Augen, auf welche Welt wir zusteuern könnten, wenn die Regierung aus Menschen mit einer der NSDAP ähnlichen Gesinnung gebildet wird.
Dieses Buch ist eine Warnung, mit unseren Daten gewissenhaft umzugehen und Neuerungen, die praktisch, zeitsparend und nützlich sind, zunächst auch von der anderen Seite der Medaille zu betrachten bevor wir begeistert jubelnd in die Kaufhäuser rennen.