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Veröffentlicht am 25.11.2018

Wenn Sticken Leben rettet

Stick oder stirb!
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Siggi und sein treuer Onis haben es gerade nicht leicht, denn in ihrem Haus regiert neben Ehefrau Marianne ein hyperaktiver Welpenkindergarten, dessen Vielfältigkeit an gemischten Vierbeinern kaum zu toppen ...

Siggi und sein treuer Onis haben es gerade nicht leicht, denn in ihrem Haus regiert neben Ehefrau Marianne ein hyperaktiver Welpenkindergarten, dessen Vielfältigkeit an gemischten Vierbeinern kaum zu toppen ist. Dabei hat sich Siggi aus dem aktiven Polizeidienst längst zurückgezogen und betreut nur noch einen Stickkurs für Häftlinge im Gefängnis. Als wäre die neue Freizeitaktivität seiner Gattin noch nicht genug, hängen die putzmüde Putzfrau Olga - mit Wodka nicht nur im Blut, sondern auch in der Suppe - der brave verschwägerte Pfarrer Helmerich, sowie diverse Kumpels von Siggi als mehr oder weniger ungebetene Gäste in seinem Wohnzimmer herum. An Ruhe ist da nicht zu denken. Mit dieser ist es dann auch völlig vorbei, als Siggi zufällig den Entführern seines russischen Stickschülers Pjotr in die Quere kommt und er samt Onis in einem Transporter verschleppt wird. Gut, dass die Seifferheld-Frauen ein enger Verbund an tatkräftigen und resoluten Frauen, die hinter ihrem Siggi stehen, sind und sich auf die Suche nach dem Stickmeister machen.
Was soll ich sagen?! Ich oute mich als neuer Fan von Siggi und den starken Seifferheld-Frauen! Da ärgere ich mich schon, dass ich die Vorgängerbände noch nicht gelesen habe. Wie auch bei den Fällen mit Pauline Miller sind die Charaktere herrlich überzeichnet und so lebendig, als würden sie bei mir im Wohnzimmer sitzen. Selten hatte ich beim Lesen so viel Spaß wie mit der ganzen Bande hier. Meine Lieblinge im Buch sind Wodka-Olga und Helmerich, der Flatulierende! Was habe ich über diese beiden gelacht! Bei allem Humor kommt die Spannung nicht zu kurz und natürlich habe ich mit den Powerfrauen mitgefiebert und Siggi moralisch bei seiner Entführung unterstützt. Tatjana Kruse beweist ein tolles Gespür für ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Spannung und Humor. Es macht so viel Spaß, dem Geschehen zu folgen, dass ich oft das Gefühl hatte, mittendrin zu sein. Einfach stark!

Veröffentlicht am 04.11.2018

Wenn Herzen heilen

Hundert kalte Winter
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Sandras Leben gerät völlig aus den Fugen, als sie mit ihrem Sohn Jonah einen Autounfall hat. Sie übersteht ihre körperlichen Verletzungen, doch Jonah wird für hirntot erklärt. Schweren Herzens entscheidet ...

Sandras Leben gerät völlig aus den Fugen, als sie mit ihrem Sohn Jonah einen Autounfall hat. Sie übersteht ihre körperlichen Verletzungen, doch Jonah wird für hirntot erklärt. Schweren Herzens entscheidet sie mit ihrem Mann Jan, die Organe ihres Kindes zu spenden. Damit beginnt für sie allerdings ein langer Leidensweg voller Trauer und Selbstvorwürfen. Dabei verliert sie nicht nur ihr eigenes Leben aus den Augen, sondern auch ihren Mann Jan und ihren Stiefsohn Leo.
Katharinas kleine, fröhliche Tochter Mila lebt mit einem externen Herzen und hofft auf ein Spenderherz, um weiterleben zu können. Das Schicksal will es, dass Mila ein Herz bekommt und damit leben kann. Ihre Familie jedoch ist an der Situation zerbrochen – der Vater ist ausgezogen und die ältere Schwester Nele zieht sich immer mehr in sich zurück. Für Katharina scheint nur noch Mila wichtig zu sein und sie wird blind für die Bedürfnisse ihrer älteren Tochter Nele, während ihr Mann Felix versucht, sich ein neues Leben aufzubauen.
Sandra und Katharina sind sehr unterschiedliche Frauen, deren Wege sich nicht kreuzen würden, käme da nicht ein unglaublicher Zufall ins Spiel. Sie werden zu Nachbarinnen und Freundinnen, ohne dass Katharina weiß, welche Beweggründe Sandra für ihren Einzug ins Nachbarhaus hatte. Bald zeigt sich, wie brüchig die Beziehungen der Familienmitglieder untereinander sind und dass Freundschaft Ehrlichkeit verdient und verlangt.
Kristina Moninger geht mit den Themen Verlust, Trauer, Freundschaft und dem Festhalten an falschen Hoffnungen ganz behutsam um, ohne dabei etwas zu beschönigen. Einfühlsam und berührend erzählt sie vom Schicksal zweier Familien und trifft auch sehr ehrlich den richtigen Ton, der mich ganz langsam immer tiefer in die Geschichte hineingezogen hat. Mir gefällt der Sichtwechsel zwischen den Familienmitgliedern sehr gut, denn so wird die Geschichte von Seiten der Beteiligten beleuchtet und sorgt für Lebendigkeit. Schließlich haben sowohl der Tod von Jonah als auch die Herztransplantation von Mila eine gewaltige Auswirkung auf alle Familienmitglieder. Die Darstellung der unterschiedlichen Charaktere machen sie unverwechselbar und echt. Ob Sandras Trauer oder Neles körperlicher Rückzug, Milas Fröhlichkeit und kindliche Neugier oder Leos Stärke und Empathie, Jans vordergründige, stoische Ruhe oder Felix‘ Flucht aus der Ehe mit Katharina in eine neue Beziehung, die ganze Bandbreite an verschiedenen Emotionen sind spürbar und fesselnd. So fiel es mir immer schwerer, das Buch auf die Seite zu legen. Kristina Moninger hat mich mit „Hundert kalte Winter“ und dessen überraschendem Ende überzeugt, dass sie auch schwere Themen liebevoll und gekonnt in eine berührende, aufwühlende Geschichte verwandeln kann.

Veröffentlicht am 02.11.2018

Der Raub des Sommernachtstraums

Narren und Sterbliche
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Im Winter 1595 bekommt es die Schauspielertruppe um William Shakespeare und seinen Bruder Richard nicht nur mit der Kälte zu tun, sondern auch mit Konkurrenz. Diese ist sich nicht zu schade, ein neues ...

Im Winter 1595 bekommt es die Schauspielertruppe um William Shakespeare und seinen Bruder Richard nicht nur mit der Kälte zu tun, sondern auch mit Konkurrenz. Diese ist sich nicht zu schade, ein neues Manuskript von Shakespeare zu stehlen. Dabei handelt es sich um „Der Sommernachtstraum“, der zur Hochzeit einer Adeligen uraufgeführt werden soll. Die Schauspieler besitzen zwar die Gunst der Königin, aber das hilft Shakespeare wenig. Nur sein gutaussehender Bruder Richard, der endlich aus seinen Frauenrollen heraus will, wittert hier seine Chance, zu einer männlichen Hauptrolle zu kommen. Er will das Manuskript zurückholen und seinem Bruder so beweisen, dass er mehr kann, als nur schöne Rollen zu spielen. Ganz nebenbei trifft Richard auf die junge und patente Sylvia, die er umgarnt und für sich zu gewinnen hofft. Doch gelingt Richards Plan?
Schon äußerlich haben die beiden Brüder wohl keine Ähnlichkeit. William ist herrisch und gängelt seinen Bruder Richard und der ist von diesem abhängig. Widerlich, dass William seinen Bruder in ein Jungenbordell geschickt hat. Wie kann er ihm dies antun? Später nähern sich die beiden an, doch meist ist William nicht sonderlich nett zu seinem Bruder und gibt ihm Frauenrollen. Vielleicht ändert sich etwas, wenn Richard der Diebstahl des Skriptes gelingt.
Dieses zentrale Thema beherrscht das Hörbuch „Narren und Sterbliche“, in dem Bernard Cornwell geschickt Geschichte mit Fantasie verwebt. Besonders aufgefallen ist mir die detailgenaue Beschreibung von Kleidung, Gepflogenheiten am Theater und vieles mehr. Die Sprache ist der Zeit angepasst, manchmal deftig, aber auch humorig und leicht zu verstehen. Der Autor scheint eine besondere Liebe zur Theaterwelt zu haben, das spricht aus jeder Zeile. Die Geschichte ist zudem spannend und lebt auch vom Sprecher Frank Stieren. Er gibt jedem Charakter eine eigene Stimme und macht sie somit unverwechselbar. Besonders die Männer in Frauenrollen waren sehr lustig, aber sicherlich nicht immer leicht zu sprechen. Ich habe mit Richard mitgefiebert, mitgelitten und hätte William Shakespeare wegen seines ungerechten Verhaltens seines Bruders gegenüber schütteln können. Ich befand mich mitten in der Theaterwelt, dem kalten Winter Londons und der Stimmung innerhalb der bunten Künstlertruppe, so dass die Zeit für mich lebendig wurde. Es hat viel Spaß gemacht, diesen historischen Roman zu hören und daher fällt es mir leicht, fünf Sterne zu vergeben.

Veröffentlicht am 05.10.2018

Glück und Unglück eines jungen Mannes in der ewigen Stadt

Römisches Fieber
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Das Schicksal hat es mit Franz Wercker nicht gut gemeint. Völlig verzweifelt und kraftlos flieht er vor dem Gesetz in seiner Heimat Bayern über die Alpen an den Gardasee. Bevor er seinem Leben im See ein ...

Das Schicksal hat es mit Franz Wercker nicht gut gemeint. Völlig verzweifelt und kraftlos flieht er vor dem Gesetz in seiner Heimat Bayern über die Alpen an den Gardasee. Bevor er seinem Leben im See ein Ende setzen kann, trifft er den erfolgreichen, aber überheblichen Schriftsteller Cornelius Lohwaldt. Diese Begegnung wird für Franz zum Wendepunkt in seinem Leben. Durch ein großes Unglück schlüpft er in die Identität des Künstlers und setzt dessen Reise samt Stipendium König Maximilians nach Rom fort. Dort angekommen taucht er tief in die Künstlerkreise jener Zeit ein und baut ein Lügengerüst auf, das in bald zu ersticken droht. Stets geplagt von Gewissensbissen und erfüllt von der Freundschaft zum Maler Georg ist ihm wohl bewusst, dass sein Leben auf Dauer nicht vom Glück begünstigt ist. Anfangs sieht er seinen Wunsch, als Schriftsteller erfolgreich und frei zu sein, immer näher kommen und genießt seine kleinen Erfolge und die Gemeinschaft mit den anderen Künstlern. Da beschließt Lohwaldts Schwester Isolde, nach Rom zu reisen, um der Enge ihres Elternhauses zu entfliehen und getrieben vom Misstrauen gegenüber den Briefen ihres vermeintlichen Bruders. Spätestens jetzt droht Franz‘ Täuschung aufzufliegen.
Die Geschichte spielt im Jahre 1818 als sich viele deutsche Künstler in Rom eine eigene kleine Gemeinschaft aufgebaut hatten. Der Autor versteht es wunderbar diese Gesellschaft vor dem inneren Auge des Lesers lebendig zu machen. Seine Landschaftsbeschreibungen des Gardasees sind ebenso bildhaft wie auch die bunte Vielfalt der Künstler in der Ewigen Stadt. Sein Schreibstil ist der damaligen Zeit angepasst und zeichnet sich durch Ironie und manchmal bissigem Humor aus. Ganz wunderbar finde ich so kleine Begebenheiten wie z.B. der mitreisende Herr, der ständig in seinen Taschen nach etwas sucht oder Herr Köhler aus Sachsen, dessen Mundwerk nie stillsteht. Da konnte ich mir so manches Mal das Lachen nicht verkneifen. Neben den historischen Fakten kam die Spannung im Roman nicht zu kurz und ich habe mit Franz/Cornelius mitgelitten und gehofft, dass die ganze Geschichte gut für ihn ausgeht. Dies macht für mich einen gelungenen und lebendigen Roman aus, in den ich eintauchen und meinen Alltag ausblenden kann. Christian Schnalke hat die Charakterzüge von Franz sehr gut herausgearbeitet und ihn authentisch dargestellt. Auch die verschiedenen Protagonisten sind sehr differenziert beschrieben, so dass ich mir jeden Einzelnen gut vorstellen konnte.
Ganz besonders überrascht und fasziniert war ich, dass Franz Wercker in Grünenfurt bei Memmingen aufgewachsen ist. Als Memmingerin kam ich da besonders auf meine Kosten, da ich das Schloss Grünenfurt zumindest von außen kenne und nun dazu noch recherchiert habe.

Veröffentlicht am 04.10.2018

Eine wilde und bunte Weltreise mit Urwölfen

Schwarzmond
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„Schwarzmond“ ist die Fortsetzung von „Blut schreit nach Blut“ und knüpft direkt an der Geschichte an.
Nachdem Astrum und Luna ihm erfolglos eine Falle gestellten haben, fliehen sie vor dem unberechenbaren ...

„Schwarzmond“ ist die Fortsetzung von „Blut schreit nach Blut“ und knüpft direkt an der Geschichte an.
Nachdem Astrum und Luna ihm erfolglos eine Falle gestellten haben, fliehen sie vor dem unberechenbaren Werwolf Lodwig. Dieser muss sich erst an seine neue Gestalt, seine immensen Kräfte und seine Verwandlung zu Vollmond gewöhnen. Auf ihrer Flucht wachsen Astrum und Luna immer mehr zusammen und werden zu einem „Liebespaar“. Luna fühlt sich als Urwölfin wesentlich wohler als als junges Burgfräulein mit den auffälligen Haaren. Sie muss ihr wahres Wesen nicht mehr verstecken und genießt Astrums Nähe. Jedoch gibt es für die beiden keine Zeit, ihre Zweisamkeit zu genießen. Ständig fliehen sie vor Lodwig und müssen Tag und Nacht vor anderen Urwölfen auf der Hut sein. Währenddessen erfährt Luna immer mehr über Astrums altes Leben und das Mysterium der Urwölfe und Lykia.
In einer parallelen Erzählung lernen die Leser/innen Autorin einen neuen Charakter – die junge Meredith – kennen. Sie führt mit ihrem körperlich beeinträchtigten und brutalen Vater nebst ihrer missgünstigen Schwester ein entbehrungsreiches, elendes Leben und trotzdem scheint sie voller Liebe zu sein, welche sie vor allem ihrer kleinen Nichte Anora entgegenbringt. Eines Tages verändert sich ihr Leben durch eine ganz besondere Begegnung und gibt der Geschichte um Astrum und Luna eine neue Wendung.
Aikaterini Maria Schlösser schickt ihre Urwölfe Astrum und Luna sowie den Werwolf Lodwig einmal rund um den Erdball. Natürlich in rasender Geschwindigkeit, denn schließlich haben alle drei wesentlich mehr Ausdauer und Schnelligkeit vorzuweisen als ein herkömmlicher Wolf oder gar ein Mensch. Dabei fliehen die beiden nicht nur vor Lodwig, der ihnen getrieben von unbändigem Hass auf den Fersen ist, sondern sie müssen sich auch vor anderen Urwölfen und vor allem vor den Lykia in Acht nehmen. Als erste Urwölfin der Geschichte stellt Luna eine große Versuchung für die Urwölfe dar.
Zusammen mit dem wunderschönen Cover und den liebevoll gestalteten Zeichnungen im Buch ist der zweite Teil um Luna unglaublich spannend. Aikaterinis unverwechselbarer Schreibstil hat mich von der ersten Seite an gefesselt und mich mitgenommen auf eine fantastische Reise mit Astrum und Luna. Die Beschreibungen der Gefühlswelt der drei Hauptfiguren Astrum, Luna und Lodwig geben so tief, dass meine eigene Vorstellungskraft beflügelt wurde und ich mich mitten in der Geschichte und einer Welt voller magischer Momente zwischen den Liebenden und der Brutalität des Überlebenskampfes und des Tötens wiederfand. Besonders begeistert hat mich die Kommunikation zwischen den Charakteren – diese findet in deren Gedanken und Empfindungen statt und so sind sie stets miteinander verbunden. So erklärt Astrum Luna ihrer beider Seelen mit Lodwig: „Ich bin der Ursprung seiner Wolfskraft. Seine Gedanken werden immer zu mir zurückkehren. So wie auch zu dir. Ganz gleich, wie viele Jahre vergehen. Ganz gleich, was alles geschehen mag. Seine Gedanken werden immerzu um dich kreisen.“ Diese schicksalshafte Verbindung ist ein zentraler Punkt in „Schwarzmond“ und hat mich von Anfang an begeistert. Aikaterini versteht es mit ihren Landschaftsbeschreibungen die Mystik der Geschichte ganz bildhaft vor dem inneren Auge des Lesers entstehen zu lassen. „Obwohl die Gebirgskette noch fern war, erhob sie sich so mächtig in den Himmel, als würde sie den Wolken ihren Platz am Firmament streitig machen wollen. … Doch die Berge zogen sich von Ost bis West über die ganze Länge des Horizonts. Die zahlreichen Gipfel muteten wie der gezackte Rücken eines gewaltigen Drachens an.“
In „Schwarzmond“ bekommen die Hauptcharaktere mehr Tiefe und auch die dunklen bzw. hellen Seiten (z.B. bei Lodwig) kommen zum Vorschein, so dass es kein klares Gut und Böse gibt. Eines steht zweifelsfrei fest: ich bin ein großer Fan der historischen Fantasyromane von Aikaterini geworden und warte schon sehnsüchtig auf die Fortsetzung dieser Reihe. Daher fällt es mir sehr leicht, die vollen 5 Punkte für dieses tolle Buch zu vergeben.