facettenreiche Auseinandersetzung mit der Angst vor dem Tod
Mein Jahr mit dem TodHeike Fink, geboren 1968, erschüttert am Grab eines Freundes, dass das Leben endlich ist und sie vor dem Tod Angst hat. Gedanken, die sie bislang in dieser Form eher gemieden und nun auf den Grund gehen ...
Heike Fink, geboren 1968, erschüttert am Grab eines Freundes, dass das Leben endlich ist und sie vor dem Tod Angst hat. Gedanken, die sie bislang in dieser Form eher gemieden und nun auf den Grund gehen will. Dem Thema widmet sie sich nun ein Jahr lang, trifft verschiedene Gesprächspartner, denen sie jeweils einen Monat in ihrem Buch „Mein Jahr mit dem Tod“ widmet.
Bei diesen Gesprächspartnern handelt es sich beispielsweise um einen Physiker, der sich an seine Nahtoderlebnisse nicht erinnern kann, um eine Hospizmitarbeiterin, eine Trauerbegleiterin, die mit Todkranken Erinnerungshörbücher aufnimmt, um ein Gespräch über die Rolle des Todes im Märchen, um den Besuch eines Kinderhospizes oder den des weltweit größten bewohnten Friedhofes ( in Kairo), um Gespräche mit einem Förtser und Jäger, einem Gärtner und Bestatter sowie einem Tatortreiniger.
Die erzählten Erlebnisse zum jeweiligen Monat fand ich sehr interessant; häufig gab es Einblicke, die man sonst eher nicht erhält. So wird jeder von uns als Besucher bereits ein Hospiz betreten haben, aber sich damit auseinanderzusetzen, wenn man als Angehöriger oder Freund betroffen ist, fällt doch weitaus schwieriger als nun, mit etwas Abstand und ohne akute Traurigkeit. So kann man, eher als guter Zuhörer und Zaungast Heike Finks Projekt miterleben, an neuen Blickwinkel und Erkenntnissen zurückgelehnt teilhaben und sich nicht ganz so betroffen seine Gedanken dazu machen. Mich haben besonders die Lebenssicht und Aussprüche eines Jugendlichen im Kinderhospiz beeindruckt – und letztendlich spiegelt sich diese Sicht auch genau in der Quintessenz der Autorin am Ende des Buches wieder.
Auch wenn sie über die Ohnmacht und Wut darüber, dass man nicht mehr ist und die Welt sich auch nach dem eigenen Tod weiterdreht, vielleicht auch der Angst, etwas verpasst oder verschoben zu haben berichtet, steht doch im Mittelpunkt das Erkennen, dass man das Leben jetzt in vollen Zügen zu lieben und zu geniessen soll, lebenssatt sein nennt sie es, ohne dass man dafür eine schreckliche Diagnose erhält und erst daraus resultierend einen neuen Lebensansatz für sich definiert.
Die einzelnen Begegnungen und auch Erinnerungen an ihre Kindheit beschreibt Heike Fink sehr einfühlsam, genau wie ihre Begegnungen und Gespräche im Verlauf des Jahres. Ich fand dieses Buch sehr hilfreich um sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und würde das Buch weiterempfehlen.