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Veröffentlicht am 06.10.2018

Briten-Krimi mit Weihnachts- und Winterstimmung

Geheimnis in Weiß
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Auch “Geheimnis in Weiß” von J. Jefferson Farjeon reiht sich nahtlos in die wunderbare kleine Reihe von neu oder wieder aufgelegten britischen Kriminalromanen aus der Zwischenkriegszeit bei Klett-Cotta ...

Auch “Geheimnis in Weiß” von J. Jefferson Farjeon reiht sich nahtlos in die wunderbare kleine Reihe von neu oder wieder aufgelegten britischen Kriminalromanen aus der Zwischenkriegszeit bei Klett-Cotta ein.

Für alle die sich jetzt schon den Winter herbeisehnen, sich literarisch abkühlen wollen oder nach einem feinen Weihnachtsgeschenk suchen, eignet sich dieser Krimi wunderbar. Er erschien erstmals 1937 und spielt auch zu dieser Zeit. Ein Zug ist eingeschneit und die Passagiere, die der Leser kennenlernt, gehen ganz unterschiedlich damit um. Es sind ganz verschiedene Charaktere, die das Schicksal hier zusammenführt.

Die Geschwister Carrington, Miss Noyes, Mister Maltby, Mister Thomson und Mister Hopkins sitzen in einem Abteil. Was sich aus belanglosen Gesprächen über ihre Vorhaben an Weihnachten und das Ziel ihrer Fahrt entwickelt, ist ein höchst unterhaltsamer, spannender und tief berührender Roman über Befindlichkeiten, Stolz und Gruppendynamik.

Zwischendurch scheint der Fall klar, dann wieder verworren, als Leser kann man selbst raten, wer nun tot ist und warum. Neben der einfach Frage “Wer wars?” entpuppt sich die Geschichte aber wesentlich vielschichtiger. Hauptschauplatz ist ein altes, eingeschneites Anwesen, das erleuchtet, aber leer ist. Die Protagonisten sich auf sich gestellt, ohne Telefon, und versuchen, die kleinen Hinweise die es gibt, zu einem Puzzle zusammensetzen, das ihnen verrät, was passierte bevor sie das Haus erreichten. Wie sie überhaupt erst dort hinkamen, liest du im Roman.

Andere Großbritannien-Krimis aus der kleinen Serie mit Leineneinband sind “Geheimnis in Rot”, “Mord in Cornwall” und “Das Geheimnis der Grays”.

Veröffentlicht am 20.09.2018

Wer braucht schon Holmes?

Arrowood - In den Gassen von London
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Ein ganz wunderbar historischer Krimi ist dieser Roman nicht nur für Fans von Sherlock Holmes. Dieser bekommt in dem temporeichen, mit britischem Humor gewürzten Spannungsgericht im Jahr 1895 auch ordentlich ...

Ein ganz wunderbar historischer Krimi ist dieser Roman nicht nur für Fans von Sherlock Holmes. Dieser bekommt in dem temporeichen, mit britischem Humor gewürzten Spannungsgericht im Jahr 1895 auch ordentlich sein Fett weg.

Obwohl selbst nie präsent, ist er doch Mr. William Arrowoods “Erzfeind”. Arrowood, auf seine Weise so charismatisch wie der berühmtere, ist ebenfalls Privatdetektiv und lässt sich von seinem persönlichen Watson, Norman Barnett, unterstützen. Ganz im Stil der Holmes-Romane ist es auch hier Barnett, der den Krimi aus der Ich-Perspektive erzählt.
Eine junge Frau ersucht Arrowood um Hilfe, da sie ihren Bruder vermisst. Sie befürchtet, dass er Ärger bei seiner Arbeitsstelle hatte. Da dort auch gewaltbereite Gesellen ein- und ausgehen, machen sich Arrowood und Barnett auf das Schlimmste gefasst.

Es sind raue Zeiten im damaligen London und sowohl Gut als auch Böse müssen des Öfteren Prügel einstecken. Auge um Auge heißt es, als die beiden Detektive mit ihren üblichen Methoden nicht mehr vorankommen. Mit Witz und Tricks holen sie sich Aussagen und Informationen die sie brauchen und lassen sich auch in schwierigen Zeiten nicht unterkriegen.

Mick Finlay schafft es, neben seinem fiktiven Plot und der Entwicklung der beiden Hauptfiguren meisterhaft, noch weitere schillernde Charaktere sowie ein Sittenbild der damaligen Gesellschaft so zu zeichnen, dass man auch mit “dem Volk” mitleidet. Die Lebensumstände und die Atmosphäre gehen unter die Haut und lassen die 428 Seiten schnell verfliegen.

Veröffentlicht am 10.09.2018

Die dritte Generation

Die letzte Terroristin
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Wer den etwas raueren Erzählton zu Beginn nicht so mag, keine Angst: er setzt sich nicht in dieser Art fort. Ganz im Gegenteil: der spezielle Stil tritt zugunsten von wunderbaren Stimmungsbildern und Beschreibungen ...

Wer den etwas raueren Erzählton zu Beginn nicht so mag, keine Angst: er setzt sich nicht in dieser Art fort. Ganz im Gegenteil: der spezielle Stil tritt zugunsten von wunderbaren Stimmungsbildern und Beschreibungen von Umgebung und Personen etwas zurück. Vermutlich wollte man die Leseprobe hier etwas schärfen.

Der Autor kombiniert hier meisterhaft Deutschlands reale Ereignisse und Charaktere aus der Zeit nach der Wende mit fiktiven Elementen. Er verändert die Namen bekannter Persönlichkeiten, jedoch wenig am geschichtlichen Ablauf. Daher der Tipp: erst nach dem Ende des Buches genauer recherchieren, was nun exakt wann und wo passiert ist, sonst könnte man sich Teile des Thriller vorwegnehmen.

Dies allerdings sei wärmstens empfohlen. Es unterhält auch nach dem Ende des Romans gut, nachzulesen und selbst festzustellen, welche Figur im Buch nun welche reale Person darstellt. Manche sind sehr einfach zu finden, bei manchen ist es schwieriger. Teilweise hat Georgi - und das darf die Fiktion natürlich - auch mehrere Biografien in einem Charakter verarbeitet. So liest sich alles sehr realistisch (weil jeder Teil so oder sehr ähnlich passiert ist), ist aber dennoch kein zeitgeschichtliches Werk und hat auch gar nicht diesen Anspruch.

Abgesehen von den Taten, Opfern und Fakten die wir kennen und recherchieren, wurden auch die Theorien mit eingearbeitet, die es teilweise nach wie vor gibt. Vieles, was die dritte Generation der RAF tat, ist bis heute nicht eindeutig geklärt.

Was jedoch eindeutig ist und im Buch sehr gut herausgearbeitet wird: Von solchen Taten sind nicht nur Opfer und Täter betroffen, sie ziehen weite Kreise darüber hinaus. Wie geht es den Opferfamilien? Und vor allem: was passiert den Angehörigen der Täter, ob nun zu Recht oder zu Unrecht beschuldigt? Ein Werk, das auf vielen Ebenen zum Nachdenken anregt.

Veröffentlicht am 01.09.2018

Aufgerieben zwischen West und Ost

Die Tote im Wannsee
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Beklemmend aber auch humorig beschreibt das Autorentrio, das ein gemeinsames Pseudonym hat, das Berlin von 1968. Gefühlt ist das Kriegsende noch nicht lange her, haben die Bewohner mit einer neuen Einschränkung ...

Beklemmend aber auch humorig beschreibt das Autorentrio, das ein gemeinsames Pseudonym hat, das Berlin von 1968. Gefühlt ist das Kriegsende noch nicht lange her, haben die Bewohner mit einer neuen Einschränkung zu kämpfen, die Stadt ist durch Mauerwerk und Drahtzaun geteilt. Dieser Faktor spielt auch im Kriminalfall eine wesentliche Rolle. Die Situation West gegen Ost beeinflusst das Arbeits- und Alltagsleben der Protagonisten.

Wolf Heller, ein Kriminalpolizist mit Ehrgefühl und Gerechtigkeitssinn, stößt in diesem System immer wieder auf Widerstand. Er soll den Fall einer ermordeten Frau klären, deren Mann plötzlich verschwunden ist. Eine Familientragödie nimmt ihren Lauf und die Kollegen sehen dabei zu. Diese Ermittlung birgt mehr Brisanz als Heller zunächst vermutet.

Besonders an diesem Krimi ist, wie die damaligen Zustände dem Leser Schritt für Schritt offenbart werden. Die fiktiven Personen und die Handlung werden umsichtig und realistisch mit der Zeitgeschichte verwoben. Neben einem spannenden Roman erfährt man Details und Abläufe von damals hautnah, fühlt mit jenen, die vieles entbehren mussten und wundert sich über die Zustände in den Kommunen.

Es entsteht ein wilder Strudel der Ereignisse, der Polizei, Opfer, Täter, Studenten und Spione mitreißt und den Leser sehr gut unterhält.

Veröffentlicht am 21.08.2018

Ein Arzt, ein Pfarrer und ein Inspector…. ermitteln

Mord in Cornwall
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Dieser liebevoll gezeichnete Krimi erschien erstmals 1935 und spielt auch um diese Zeit. Es ist wunderbar, wiederentdeckte Geschichten heute zu lesen und sich am damaligen Schreib- und Erzählstil erfreuen ...

Dieser liebevoll gezeichnete Krimi erschien erstmals 1935 und spielt auch um diese Zeit. Es ist wunderbar, wiederentdeckte Geschichten heute zu lesen und sich am damaligen Schreib- und Erzählstil erfreuen zu können.

Wie auch “Geheimnis in Rot” gehört dieser Briten-Krimi zur neuen Auflage bei Klett-Cotta, mit wunderbar “altmodisch” gewählten Cover und Textileinband. Ein haptisches und emotionales Lesevergnügen bietet also der Roman, der in Boscawen, einem malerischen Fischerdorf, spielt.

Wie damals üblich, stellt hier nicht nur die Polizei in Gestalt von Inspector Bigswell eine Autorität dar, sondern auch der Pfarrer Dodd und dessen Freund, Pendrill, der Arzt des Dorfes. Die beiden lieben Kriminalromane und sind zuerst wie elektrisiert als sie erfahren, dass nun tatsächlich ein Mord verübt wurde.

Die beiden, vor allem Dodd, stehen dem Inspector, der nicht aus Boscawen stammt, mit Rat und Tat zur Seite, wenn es darum geht, Ortsbewohner einzuschätzen oder die geografischen Gegebenheiten zu verstehen.
Action sucht man hier eher vergeblich, doch das angenehme Erzähltempo lässt den Leser selbst mitermitteln. Es gibt keine plötzlichen oder unglaubwürdigen Wendungen, dafür feine Deduktion, klassische Ermittlungsarbeit und humorvolle Dialoge.