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Veröffentlicht am 15.09.2016

Märchenhaft anmutende Erzählung mit frischen Ideen und liebenswerten Figuren

Das Fundbüro der Wünsche
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Die 16-jährige Martha Lost lebt seit sie zurück denken kann im Bahnhof Lime Street in Liverpool. Caroline Wallace erzählt ihre ungewöhnliche, fiktive Geschichte in ihrem Debütroman „Das Fundbüro der Wünsche“. ...

Die 16-jährige Martha Lost lebt seit sie zurück denken kann im Bahnhof Lime Street in Liverpool. Caroline Wallace erzählt ihre ungewöhnliche, fiktive Geschichte in ihrem Debütroman „Das Fundbüro der Wünsche“. Martha weiß, dass sie als Baby in einem Koffer im Fundbüro des Bahnhofs gelandet ist, dass von ihrer Pflegemutter geführt wird und in dem sie seit langer Zeit bereits tatkräftig mithilft. Ihre Pflegemutter hat ihr erzählt, dass sie den Bahnhof nicht verlassen soll, denn sie sei wie einer der „Liver Birds“ der Stadt, die mit Ketten auf den Türmen eines Versicherungsgebäudes befestigt sind und einer Legende nach den Untergang von Liverpool bedeuten, sollten sie sich eines Tages befreien können. Ein Foto dieser kupfernen Vögel findet der interessierte Leser auf der Innenseite der vorderen Klappbroschur. Laut ihrer Pflegemutter würde der Weggang von Martha zum Einsturz des Bahnhofs führen.

Die Arbeit im Fundbüro macht ihr Spaß, denn sie begegnet dort vielen freundlichen Gesichtern in ihrer Umgebung. So gibt es George, der in seiner Uniform eines römischen Legionärs jeden Nachmittag mit dem gleichen Zug eintrifft, Elisabeth aus dem Café nebenan und Jenny vom Kiosk am Bahnhofsausgang sowie Stanley, der den Bahnsteig sauber hält. Doch auf die dringendste und wichtigste Frage ihres Lebens hat Martha bisher keine Antwort erhalten. Zu gerne möchte sie wissen, wer sie wirklich ist, wer ihre leiblichen Eltern sind. Das herauszufinden ist nicht einfach, wenn man den Bahnhof nicht verlassen kann. Eines Tages erhält sie anonym ein Buch mit dem Hinweis, dass ihre Mutter in Bezug auf ihre Herkunft lügt. Gemeinsam mit ihren Freunden sucht sie nach einem Weg, Antworten auf ihre Fragen zu erhalten.

Die Geschichte ist im Jahr 1976 angesiedelt, in einer Zeit in der die Elterngeneration teilweise noch den 2. Weltkrieg bewusst miterlebt hat. Auch im Buch ist ein Vertreter dieser Generation zu finden, der den Leser zu einer interessanten Information über Liverpool führt. Die englische Stadt ist mir hauptsächlich als Geburtsstadt der Beatles bekannt. Carolin Wallace baut neben der Geschichte von Martha noch einen zweiten Erzählstrang auf, in dem es um einen aufgefundenen Koffer eines engen Vertrauten der Band aus Liverpool geht. Dieser Koffer existierte tatsächlich und er passt vom Thema natürlich hervorragend zum Buch und bringt Abwechslung in den Roman. Weitere Auflockerungen erreicht die Autorin dadurch, dass sie hin und wieder kleine Zeitungsreportagen einfügt und die Briefe eines anonymen Schreibers, der Stellung nimmt zu Marthas Fragen, jeweils durch eine andere Schriftart hervorgehoben. Warum der Briefschreiber erst so spät in das nicht immer ganz einfache Leben der Erzählerin eingegriffen hat, war mir leider nicht ganz klar.

Mit der Figur der Martha bringt die Autorin auch etwas Mystik in ihre Geschichte. Die Protagonistin erzählt ihren Part in der Ich-Form. Sie selbst glaubt fest an ihre Fähigkeit, dass sie sich mit aufgefundenen Dingen verbinden kann, indem sie mir ihren Fingern darüber reibt. Auf diese Weise entsteht ein Kino in ihrem Kopf mit Szenen die ihr zeigen wie der Gegenstand verloren gegangen ist. Marthas Pflegemutter bildet zu der kleinen heilen Welt von Martha einen gewaltigen Gegenpart, denn ihre vielen Regeln und Verbote begleiten ihre Erziehung und Martha hat ein Alter erreicht, in dem sie beginnt alles zu hinterfragen. Ihre Auflehnung ist unumgänglich.

Doch trotz des eingeengten Lebens mit ständiger Angst vor Bestrafung, in dass die Autorin Martha hineingeschrieben hat, bringt die Geschichte jede Menge Charme, die Bedeutung von Freundschaft und den Mut zu Veränderungen mit sich. „Das Fundbüro der Wünsche“ ist eine märchenhaft anmutende Erzählung mit frischen Ideen und vielen liebenswerten, teils skurrilen Figuren, dem ich gerne eine Leseempfehlung gebe.Ich vergebe 4,5 Sterne.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Anhaltende Spannung mit mehreren Höhepunkten

Auf kurze Distanz
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Mit dem Buch „Auf kurze Distanz“ hat Holger Karsten Schmidt einen sehr spannenden Kriminalroman mit dem unverbrauchten Thema der Wettmanipulation geschrieben. Der Kieler Kommissar Klaus Burck wird dazu ...

Mit dem Buch „Auf kurze Distanz“ hat Holger Karsten Schmidt einen sehr spannenden Kriminalroman mit dem unverbrauchten Thema der Wettmanipulation geschrieben. Der Kieler Kommissar Klaus Burck wird dazu ausgewählt, beim LKA Hamburg bei Verdeckten Ermittlungen tätig zu werden. Er ist gerade von seiner Freundin verlassen worden, seine Eltern sind verstorben und er hat neben seinem Job keine weiteren Verpflichtungen. Dadurch entspricht sein Profil hervorragend jemandem, der für eine Zeit undercover ermitteln kann ohne aufzufallen. Doch bevor er gefragt wird, ob er seine neue Aufgabe annehmen wird, lässt sein Kieler Vorgesetzter ihn wegen Unterschlagung von Beweismaterial verhaften - ein Buchauftakt mit Nervenkitzel.

Nachdem er sein Einverständnis erklärt hat, besteht sein Auftrag darin, geschickte Wetteinsätze bei Sportwetten zu setzen. Das Geschäft wird in Hamburg zu weiten Teilen von dem Goric-Clan kontrolliert und das Ziel ist es, Burck dort einzuschleusen, um den Clanchef Aco Goric seine Verbrechen nachzuweisen, vor allem die, die sich aus der Sicherung seiner Vorrangstellung ergeben. Denn es wird vermutet, dass dazu Anweisungen zu Schlägereien bis hin zu Mord gehören oder Goric diese selbst ausführt. Verbindungsmann Frank Dudek vom LKA geht besonnen vor. Er versorgt seinen Mitarbeiter mit Informationen und Verhaltensregeln. Als sich eine Möglichkeit ergibt einen Neffen des Clanchefs näher kennenzulernen, ergreift Burck, der sich nun Klaus Roth nennt, die Gelegenheit.

Der Autor hat sich für seinen Krimi von Experten beraten lassen. Dadurch wirkte die Erzählung für mich authentisch. So könnte es tatsächlich ablaufen. Vor dem Lesen dieses Buches war mir nicht klar, in welchem Maße, mit welchen Geldsummen, im Sportbereich Manipulationen betrieben werden und ich war darüber sehr überrascht und erschrocken. Wetten und gewinnen möchten sicher die meisten Menschen, aber die Figuren, die dies im großen Stil handhaben wie im Buch sind Kriminelle, obwohl Teile der Ausführung zu einer rechtlichen Grauzone in Deutschland gehören.

Die Mitglieder der Familie Goric führen ein unscheinbares Leben im Einfamilienhaus oder in angemieteten Wohnungen. Mit der Zeit verschwimmen für Burck die Grenzen zwischen seinem Selbst und der angenommenen Figur des Klaus Roth. Er erwidert die Sympathien der Familienangehörigen die diese ihm entgegenbringen, obwohl Dudek ihn mehrfach vor dem Schein der Gefühle warnt. Natürlich bleibt die Position des Aco Goric im kriminellen Milieu nicht unumstritten und als andere Konkurrenten diesen Platz einfordern und zu einer erheblichen Bedrohung werden, wird es brenzlig für Burck. Auch der Leser weiß in dem Moment nicht, auf welcher Seite er Burck am liebsten sehen möchte: auf der Seite der Legalität oder auf der Seite des Clans, die für Burck mit strafbarem Verhalten einhergehen würde.

Der Autor baut seine Geschichte geschickt auf. Neben einem ansteigenden und dann anhaltenden Spannungsbogen gibt es nicht nur ein furioses Ende, sondern es kommt bereits davor zu einem ersten Höhepunkt. Mich konnte die Handlung fesseln und gerne vergebe ich eine Leseempfehlung an alle Krimifans.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Schicksalhafte Verknüpfung der Geschichte zweier Frauen

Die dunklen Mauern von Willard State
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Ellen Marie Wiseman erzählt in ihrem Roman „Die dunklen Mauern von Willard State“ die Geschichte von zwei jungen Frauen, die zu unterschiedlichen Zeiten leben. Clara ist in behüteten Verhältnissen der ...

Ellen Marie Wiseman erzählt in ihrem Roman „Die dunklen Mauern von Willard State“ die Geschichte von zwei jungen Frauen, die zu unterschiedlichen Zeiten leben. Clara ist in behüteten Verhältnissen der 1920er Jahre aufgewachsen, Isabelle hat eine turbulente Jugend in den ersten Jahren der 1990er erlebt. Soweit sind sie sehr unterschiedlich, doch das Schicksal lässt Isabelle auf den Lebensweg von Clara aufmerksam werden. Sie ist davon so bewegt, dass sie ihn weiter verfolgen möchte. Ob sie dabei erfolgreich ist, erfährt der Leser am Ende des Buchs.

Der Roman beginnt im Jahr 1995. Auf dem Cover ist ein altes Foto der psychiatrischen Anstalt Willard State Asylum zu sehen. Hier soll die 17jährige Isabelle Stone, genannt Izzy, an der Seite ihrer Pflegemutter Peg, die die Kuratorin des örtlichen Museums ist, den Inhalt dort lagernder Koffer ehemaliger Insassen dokumentieren. Seit ihre Mutter vor zehn Jahren ihren Vater erschossen hat, fühlt Izzy sich zum ersten Mal in einer Pflegefamilie wohl. Sie beginnt ihr letztes Highschooljahr und wird als neue Mitschülerin von ihren Klassenkameraden gemobbt. Nicht nur in der Familie, sondern auch in der Schule ist Izzy um Harmonie bemüht, aber nachdem sie ohne Erlaubnis in den Besitz des Tagesbuchs der früheren Anstaltsinsassin Clara Cartwright gekommen ist, lassen deren Erlebnisse sie nicht mehr los. Um mehr über Clara zu erfahren, muss sie gegen die Weisungen Pegs handeln.

Der Leser begleitet Izzy dabei, wie sie lernt, Ängste zu überwinden, Freunde zu finden und sich ihnen gegenüber zu öffnen. Sie beginnt, ihr Leben in die eigene Hand zu nehmen und weitreichende Entscheidungen selbst zu treffen. Jede Lüge, sei sie auch nur aus der Not geboren, tut ihr weh, denn sie weiß, dass sie sich damit die Zuneigung ihrer Pflegeeltern verscherzen kann. Sie hat ein schweres Trauma in ihrer Kindheit erlitten und versucht durch physischen Schmerz den psychischen zu überdecken. In ihrer neuen Klasse begegnet sie einem Mädchen, das genauso verletzt ist wie sie. Doch deren Verhalten ihren Freunden gegenüber heißt sie nicht gut und gerät dadurch selbst in den Fokus. Ihr Mut, Stellung zu beziehen, bringt ihr Sympathien und Freunde, verschärft aber natürlich gleichzeitig den Konflikt. Gleichzeitig beschäftigt sie sich mit dem Leben von Clara, die in herrschaftlichem Hause aufgewachsen ist, aber nicht die Freiheit besessen hat, ihren Lebensweg selbst zu bestimmen. Ihr Vater spielt seine Macht aus, die ihm durch sein Vermögen gegeben ist und seine Tochter verfügt über keine Möglichkeiten sich einer Einweisung in die psychiatrische Klinik zu widersetzen.

Auch ich war fasziniert von der fiktiven Story in der realen Umgebung der Nervenheilanstalt. Dank der guten Recherche der Autorin und der bildhaften Beschreibung konnte ich mir das Leben von Clara in der Institution entsprechend vorstellen. Es ist unglaublich und verstörend, welche Möglichkeiten es gab, gesunde Menschen mit einer Krankheit zu behaften und sie gegen ihren Willen festzuhalten.

Durch die Beschäftigung mit der Geschichte Claras beginnt Izzy über ihr eigenes Verhältnis zur Mutter und ihre Versäumnisse in der Vergangenheit nachzudenken. Erst dadurch beginnt Isabelle sich mit ihrem eigenen Schicksal mit Herz und Verstand auseinanderzusetzen. Claras Geschichte lässt sie erkennen, dass es auch für sie trotz des Stigmatas ihrer Herkunft eine Zukunft geben wird, die bestimmt ist durch ihren Willen, ihren Leistungen und ihrer Integrität.

Ellen Marie Wiseman schafft es, die beiden Handlungsstränge gekonnt miteinander zu verknüpfen. Ich war fasziniert von beiden Geschichten und unglaublich traurig über das Schicksal Claras, das sie sicher tausendfach mit realen Menschen teilt. Gerne gebe ich dem Buch meine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Unglaublich aber wahr!

Die Frau, die zu sehr liebte
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Unglaublich, aber wahr ist die Geschichte von Linda aus Frankfurt, der 'Frau, die zu sehr liebte' über die Hera Lind den gleichnamigen Roman geschrieben hat.

Linda ist Mitte 40. Sie hatte eine schwierige ...

Unglaublich, aber wahr ist die Geschichte von Linda aus Frankfurt, der 'Frau, die zu sehr liebte' über die Hera Lind den gleichnamigen Roman geschrieben hat.

Linda ist Mitte 40. Sie hatte eine schwierige Kindheit, hat aber dennoch Betriebswirtschaft studiert. Seit langen Jahren ist sie mit dem Dermatologen Jochen verheiratet und hat mit ihm gemeinsam zwei Kinder im Teenageralter. Nebenbei schreibt sie die Rechnungen für die Arztpraxis ihres Mannes. Die Ehepartner respektieren einander, jedoch ist die Liebe etwas in die Jahre gekommen. Da begegnet sie im Garten einer Freundin dem Nachbarn auf der Suche nach seiner Tochter. Frank ist erfolgreicher Banker. Auch in seiner Ehe ist die Liebe abgekühlt. Schon beim ersten Gespräch zwischen Linda und Frank springt ein Funken über. Beide finden einen Grund sich wiederzusehen und so beginnt eine heiße, romantische Liebesgeschichte, die darin mündet, dass Linda und Frank ihre Ehepartner verlassen und mit den Kinder gemeinsam ein großes Haus beziehen.

Linda ist finanziell nicht abgesichert. Sie ist sich dessen bewusst. Bei Streitigkeiten steckt sie grundsätzlich zurück damit bald wieder Frieden einkehrt. Doch im Laufe der Monate und Jahre wird Frank in gewissen Situationen immer aufbrausender, so dass das Miteinander immer schwieriger wird. Ganz nebenher erfährt sie immer mehr über die Hintergründe dafür. Und irgendwann begreift Linda, dass sie sich nicht alles gefallen lassen muss.

Die Autorin hat sich von Linda selbst die Begebenheiten erzählen lassen. Die zu Beginn nicht ungewöhnliche Liebesgeschichte steigert sich im Tempo bis zum Ende. Durch die Ich-Form der Erzählung bleibt der Leser an der Seite von Linda und lacht, weint, hasst und liebt mit ihr. Der Schluss liest sich wie ein spannender Krimi. Bei mir kamen Zweifel auf, ob die Schilderungen wahr sein können, zu unglaublich ist der Fortgang von Lindas Beziehung zu Frank. Daher habe ich mit wenigen Suchbegriffen wie beispielsweise Habgier, Frankfurt und dem Namen des Spiels dem Linda und Frank im Roman frönen, entsprechende Zeitungsberichte im Internet gefunden. Und ja, es ist wahr. Lediglich Namen und Orte hat Hera Lind verfremdet.

Der Schreibstil ist angenehm und daher lässt das Buch sich flüssig lesen, so verging die Zeit wie im Flug. Die Autorin füllt die Erzählung von Linda mit passenden Dialogen. Mit viel Einfühlungsvermögen hat sie die Geschichte der klugen Frau, die auf der Suche nach Anerkennung war und ihren Gefühlen gefolgt ist aufgezeichnet und mit Leben gefüllt. Linda hat Wertschätzung und Anerkennung gesucht und verloren. Hera Lind versteht es mit einer unglaublichen Story mitten aus dem Leben den Leser bestens zu unterhalten. Linda wünsche ich alles Gute für ihre Zukunft. Klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Roman, der sich ins Herz liest - voller Liebe und mit einem Hauch Magie

Immer wenn es Sterne regnet
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ine Liebesgeschichte im Hier und Jetzt verbunden mit einer Romanze in den 1920ern sind die Zutaten des Romans „Immer wenn es Sterne regnet“ von Susanna Ernst. Der Titel passt nicht nur zur Erzählung weil ...

ine Liebesgeschichte im Hier und Jetzt verbunden mit einer Romanze in den 1920ern sind die Zutaten des Romans „Immer wenn es Sterne regnet“ von Susanna Ernst. Der Titel passt nicht nur zur Erzählung weil der Leser mehrmals auf Schilderungen von Meteoritenschauern trifft, sondern er steht auch symbolisch für den Hauch von Mystik, der die Geschichte begleitet. Das Cover finde ich wunderschön. Die rote Hintergrundfarbe leuchtet dem Interessenten entgegen, die Sterne funkeln und kontrastreich hebt sich die Silhouette einer jungen Frau mit einem überdimensionalen Schirm davon ab.

Bevor der Leser den beiden Protagonisten Jeremy, genannt Jerry und Marielle, genannt Mary zum ersten Mal begegnet, lernt er Adam Winterfield kennen. Adam, ein Waisenkind, hat im Herbst 1927 eine Ausbildung zum Schreiner begonnen. Nach seiner Ausbildung möchte er gerne eine eigene Familie gründen. Sein Herz gehört der aus wohlsituierten Kreisen stammenden Gracey. Doch deren Familie ist gegen eine Verbindung. Beide suchen nach einer Möglichkeit, Kontakt zu halten und so greift Adam zu Stift und Papier.

Der erfolgreiche Anwalt Jeremy lebt und arbeitet in Seattle/USA, wo er auch aufgewachsen ist, ebenso wie die fast 30 jährige Sekretärin Mary, die aber jetzt im über 300 km entfernten Norden von Idaho lebt. Jerry hat sich gerade von seiner Freundin getrennt, Mary trauert seit Jahren einer von Beginn an hoffnungslosen Liebe nach. Beide treffen sich auf Anraten ihrer Freunde bei einem Blind Date im wörtlichen Sinne in einem Dunkelrestaurant in Seattle und sind sich auf Anhieb sympathisch – bis Licht die Szenerie erhellt und sie feststellen, dass sie sich von Schulzeit an kennen. Leider erinnert Mary sich nicht gerne daran zurück und flüchtet auf schnellstem Weg aus dem Lokal.

Wieder zu Hause zurück begibt sie sich auf einen Trödelmarktbummel und entdeckt dabei einen alten Sekretär. Mit dem Verkäufer Eliah wird sie sich schnell handelseinig. Sie fühlt sich auf merkwürdige Art von ihm angezogen. In den Schubladen des Sekretärs entdeckt sie ein Geheimfach mit Briefen von Adam Winterfield. Sie ist ergriffen von seiner Liebe zu Gracey und fragt sich, ob es ein Happy End gegeben hat und ob es vielleicht Nachkommen der beiden gibt. Eine Spur führt sie nach Seattle, aber von dort ist sie ja gerade erst geflüchtet … In der Zwischenzeit bleibt auch Jerry nicht untätig, denn er ist von Jugendtagen an in Mary verliebt, hat sie aber aus den Augen verloren. Auch er begibt sich seinerseits auf die Suche: nach Mary!

Eigentlich könnte es eine alltägliche Liebesgeschichte mit einem komplizierten Hintergrund sein, doch dieser Roman ist sehr viel mehr als das. Die Autorin verwebt damit eine historische Romanze und sorgt für eine ganze Reihe märchenhaft anmutender. Die Geschichte nimmt immer wieder neue Wendungen und die frischen Ideen Susanne Ernsts sprudeln nur so vor sich hin. Der Roman liest sich leicht und flüssig. Neben emotionalen Momenten gibt es auch immer wieder szenischen Humor. Einige Kapitel enden mit kleinen Cliffhangern was die Spannung, ob beide ihr Ziel erreichen werden, erhöht. Es macht einfach Spaß das Buch zu lesen!
Die Charaktere der Protagonisten sind sehr gut entwickelt. Im Laufe der Zeit erfährt man immer mehr über deren Jugend und die gemeinsame Schulzeit, die angefüllt ist von Ereignissen, von denen beide geprägt wurden. Die Figur des Eliah dagegen bleibt im Dunkeln. Das ist bewusst so eingesetzt und verleiht der Story einen Hauch von Magie.

Die Erzählung wird im Wechsel aus der Sicht von Mary und Jerry geschildert, jeweils in der Ich-Form, aber nur mit kleinen Überschneidungen. So erhält der Leser die Möglichkeit an den Gefühlen und Gedanken von beiden teilzunehmen. Ich finde das eher ungewöhnlich, aber sehr nützlich um die Handlungsweisen der beiden Protagonisten nachvollziehen zu können. Obwohl der jugendliche Jerry sich mit seinem Verhalten Mary gegenüber dem Leser nicht als Sympathieträger empfiehlt, konnte ich im Laufe der Geschichte Verständnis dafür aufbringen und so wurde er immer liebenswerter.

„Immer wenn es Sterne regnet“ liest sich direkt ins Herz. Dafür gibt es von mir die Höchstzahl an Sterne!