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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Der Titel ist ein wenig hochtrabend

Life changing Food
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Kochbücher gibt's wie Sand am Meer, aber mich interessieren ja immer neue Ansätze. Dieses hier behauptet lebensverändernd zu sein und zwischendrin sind auch immer mal werbeartig glücklich lächelnde Menschen ...

Kochbücher gibt's wie Sand am Meer, aber mich interessieren ja immer neue Ansätze. Dieses hier behauptet lebensverändernd zu sein und zwischendrin sind auch immer mal werbeartig glücklich lächelnde Menschen zu sehen, die genau das aussagen. Das ist übrigens einer der Kritikpunkte, die ich habe und aufgrund dessen es Punkteabzug von mir gibt: Werbung in Büchern, wie ich es mal in Büchern aus den 40iger und 50iger Jahren gesehen habe, geht für mich gar nicht. Auch die Werbung für eine bestimmte Gewürzfirma ist ein NoGo. Aber zu dem Buch selbst:

Im Prinzip besteht für Eva Fischer das lebensverändernde Prinzip darin, glutenfrei und frisch zu essen. Das ist lobenswert und für Leute mit Glutenintoleranz vielleicht auch bemerkenswert, aber neu oder revolutionär oder gar life changing ist das nicht. Sie hat ein 21-Tage-Programm mit Rezepten entworfen, die größtenteils auch gut schmecken, soweit ich sie ausprobiert habe, aber ganz ehrlich: Es ist kaum durchführbar, wenn man auch nur berufstätig ist.

Gut gefallen haben mir zwischendrin Informationen zu bestimmten Zutaten oder wie sie zur Zeit werbewirksam vermarktet werden: Superfoods. Auch dass viele Rezepte mit Avocado gestaltet werden, die ich extrem gern mag, ist ein Bonus. Zusammengefasst jedoch denke ich, dass es tatsächlich eher ein Buch für Leute mit gesundheitlichen Problemen wie Glutenintoleranz ist als denen, die damit keinen Stress haben, denn die werden sich wohl eher nicht lebensverändernd wiedergefunden haben, selbst wenn sie das Programm durchziehen konnten.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Embas Supergabe

Emba - Magische Wahrheit
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Dieses Buch schließt sich nahtlos an den ersten Teil an. Emba, ihr Runar Baldur und Bakari haben ein Camp der Abtrünnigen erreicht, wo Emba endlich ihre Mutter und ihren Bruder kennenlernen kann. Im Gegensatz ...

Dieses Buch schließt sich nahtlos an den ersten Teil an. Emba, ihr Runar Baldur und Bakari haben ein Camp der Abtrünnigen erreicht, wo Emba endlich ihre Mutter und ihren Bruder kennenlernen kann. Im Gegensatz zu dem Industria-Ort, an dem sie aufgewachsen ist, leben die Menschen hier unter primitivsten Bedingungen, die sie mit Hilfe ihrer Magie jedoch lebenswert machen. Auch Emba muss lernen, mit ihrer Magie umzugehen und wird dabei von Bakari unterwiesen. Doch die Abtrünnigen haben einen Plan, wie sie die Macht von Industria stürzen und Emba ist der Schlüssel dazu. Eines Tages kommt Fynn, in den Emba seit der Jägerschule verliebt ist, hinzu und auch andere Jägerschüler schließen sich ihnen an. Doch bei dem Angriff auf Industria wird schnell klar, dass Verrat im Spiel ist und später wird es für alle noch gefährlicher, denn Industria hat alle Trümphe in der Hand.

Mir hat der erste Band besser gefallen, die Verbindung zwischen Science Fiction und Fantasy war besser und origineller ausgearbeitet. In diesem Buch geht es fast nur um die Magie und dabei eindeutig zu viel um Deus ex machina. Die Lösung ist mir ein bisschen zu simpel, und dass nur Emba diese Supergabe hat, zwar zu erwarten, aber trotzdem ein wenig enttäuschend. Der Teil, als Emba im Camp an ihren magischen Fähigkeiten arbeitet, war mir zu langatmig und konnte mich selten fesseln. Auch der Verrat war schon seit Buch Eins zu erwarten, und die Sache mit der Jägerschule, die wirklich interessant gewesen wäre, zu einfach abgehandelt. Viele Magiefähigkeiten orientierten sich stark an Harry Potter (Apparieren zum Beispiel). Auch dass die Person, die sich zu dem Verrat hat hinreißen lassen, nicht bestraft wurde, ist ärgerlich. Ich finde, hier wurde insgesamt zu viel Potenzial verschenkt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die mit der Ratte spricht

Britt-Marie war hier
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Diese Rezension gilt dem ungekürzten Hörbuch, Sprecher: Heikko Deutschmann

Britt-Marie. Britt-Marie ist so eine Frau, der ich persönlich nicht zu nahe kommen möchte. Diese Art Frau, die keine Vorurteile ...

Diese Rezension gilt dem ungekürzten Hörbuch, Sprecher: Heikko Deutschmann

Britt-Marie. Britt-Marie ist so eine Frau, der ich persönlich nicht zu nahe kommen möchte. Diese Art Frau, die keine Vorurteile hat, natürlich nicht. Diese Art Frau, die immer wohlwollend Vorschläge machen, denn Frauen wie Britt-Marie sind nicht kritisch, natürlich nicht. Kurz und bündig zusammengefasst: Britt-Marie ist die Art von Frau, die übelst nervt. Ob es ihr eingeschränkter Erfahrungsschatz ist oder ihre Verhalten, sie geht Leuten richtig auf die Nerven. Vielleicht verpasse ich was, wenn ich um Leute wie Britt-Marie einen Bogen schlage, aber zum Glück wohne ich ja nicht in Borg, also habe ich die Wahl. Eher keine Wahl hat Britt-Marie, denn sie hat ihren Mann verlassen, der sie betrogen hat und jetzt nach einem Herzinfarkt im Krankenhaus liegt. Und Britt-Marie will jetzt eine Arbeit und nervt eine junge Frau im Arbeitsamt so lange, bis die ihr Borg aufs Auge drückt. Borg ist ein Ort, über den man zwei Sachen sagen kann: Die Finanzkrise hat ihm gar nicht gut getan und es gibt eine Durchgangsstraße, die einmal rein- und einmal rausführt. Dort gibt es ein Jugendzentrum, das von Rechts wegen eigentlich hätte geschlossen sein müssen, aber genau dort fängt Britt-Marie an. Als was? Das weiß sie selbst nicht so richtig, denn sie weiß ja nicht mal, was sie mit sich selbst anfangen soll. Stattdessen spricht sie mit einer Ratte, damit die weiß, dass Abendessen um Punkt 18.00 Uhr ist. Und lernt, dass Fußball dazu bringen kann, sich vom Boden zu lösen und den einen, einzigen Sprung zu wagen. Selbst noch mit 63 Jahren.

Es ist logisch, dass Backman zeigen wollte, wie nervig Britt-Marie ist. Deshalb wohl hat er alles wiederholen lassen. Und noch mal wiederholen lassen. Und noch einmal. Und noch einmal. Und noch einmal. Bis zum Abwinken. Bis man alles, was Britt-Marie jeden Moment von sich geben würde (oder Sven, denn der war auch nicht besser) schon vorher mitsprechen konnte. Und dass berechnend extrem auf die Tränendrüse im letzten Drittel gedrückt wurde. Dass viele Sachen nicht wirklich logisch waren, gerade, was die Kinder und das Jugendamt oder auch Britt-Marie und ihre Arbeit anging (ich denke, so sehr wird sich das soziale Gefüge in Schweden nicht von dem in Deutschland unterscheiden). Aber es soll ja der Unterhaltung dienen. Und das hätte besser funktioniert, wenn es nicht einen Ticken übertrieben worden wäre.
Aber es gab/gibt eine Sonnenscheinstory in der Story: den Sprecher. Das ist wohl der Beste, den ich je gehört habe. Ein Mann mit einer markant männlichen Stimme, dem ich jedoch Britt-Marie zu jedem Moment abgenommen habe. Und ich weiß nicht, ob auf Schwedisch Borg als Borrrrrrje oder Karl als Kooooorrrrrrrrrl ausgesprochen wird - aber das ist so was von egal, denn der Sprecher ist so was von genial! Das Buch bekommt 3/5 Punkten, der Sprecher volle Punktzahl.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Einundzwanzig Zigaretten für ein Leben

Drehtür
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Asta ist kein Schäferhund. Sie ist trotz ihres Namens eine ältere Frau, die einen Großteil ihres erwachsenen Lebens im Ausland verbracht hat, als Krankenschwester in Krisengebieten, Dritte-Welt-Ländern, ...

Asta ist kein Schäferhund. Sie ist trotz ihres Namens eine ältere Frau, die einen Großteil ihres erwachsenen Lebens im Ausland verbracht hat, als Krankenschwester in Krisengebieten, Dritte-Welt-Ländern, wohin auch immer das Leben sie getrieben hat. Und getrieben ist das Stichwort, denn das ist sie. Sie steht neben einer Drehtür im Münchner Flughafen; ihr Koffer ist verschwunden, weiß der Geier wohin, sie hat nur ein One-Way-Ticket und keinen Plan, was sie tun soll. Ist sie aus ihrem letzten Beruf gemobbt worden oder hat sie wirklich all die angeprangerten Fehler begangen? Jetzt steht sie hier an der Drehtür, wartend, rauchend, sinnierend. Das Leben oder eher Menschen, die ihr Leben prägten, ziehen an ihr vorbei.

Asta beobachtet Leute und wenn ihr jemand bekannt vorkommt, erzählt sie von jemandem, den sie kannte. Das funktioniert ganz gut, darunter sind teilweise skurrile Erzählungen, die sich weniger mit Astas unspektakulärem Leben befassen, sondern mit Menschen darin, doch die Verbindung, die sie mit Asta haben, macht es zwischendurch interessant. Nicht immer, die Katzen- und Kurtgeschichte in Tunesien mit Ausnahme der dicken, verunglückten Frau hätte man sich sparen können. Zumindest wird immer klarer, dass Asta nur durch andere lebt, durch das Helfen, durch die Lebensgeschichten von Bekannten, sie selbst hat schon in der Jugend sämtliche Wurzeln zerschnitten und sich nie wieder neu angepflanzt. Irgendwie eine extrem bedauernswerte Person, diese Asta, dann wieder doch nicht, weil alles immer trübsinnig ist und man sich fragt, warum sie nicht mehr aus sich gemacht hat. Das Ende ist vorhersehbar, als würde nichts mehr einfallen oder die Autorin nicht mutig genug, etwas Neues zu erschaffen, aber es passt zu der depressiven Aufmachung des Deutschen Bücherpreises.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die tödliche Göttin und der schlafende Prinz

Goddess of Poison - Tödliche Berührung
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Noch vor vier Jahren war Twylla ein fast normales Mädchen aus einem Dorf. Ihre Mutter ist die Sündenesserin, und diese Aufgabe ist auch ihr vorbestimmt, doch dann kommt alles anders. Sie erfährt, dass ...

Noch vor vier Jahren war Twylla ein fast normales Mädchen aus einem Dorf. Ihre Mutter ist die Sündenesserin, und diese Aufgabe ist auch ihr vorbestimmt, doch dann kommt alles anders. Sie erfährt, dass sie etwas Besonderes ist, dass sie die Einzige ist, die ein Gift trinken kann, das ihre Haut giftig werden lässt, dass sie dafür bestimmt ist, der Göttin zu dienen, Staatsverräter hinzurichten und den Kronprinzen zu heiraten. Sie kommt an den Hof von Lormere, wo die Königin grausam und absolut herrscht, und alle Angst vor ihr und ihrer giftigen Haut haben. Alle, bis auf die Königsfamilie, die als einzige immun gegen sie sind. Doch der Kronprinz, der gerade von einer zweijährigen Reise zurückgekehrt ist, benimmt sich ihr gegenüber distanziert, und ihr einziger Vertrauter, einer ihrer Wächter, wird schwer krank. Als ihr dann ein neuer Wächter zur Seite gestellt wird, beginnt Twylla langsam, ihre Aufgabe und ihre Bestimmung zu hinterfragen.

Eigentlich ganz nett. Und damit wäre fast alles gesagt. Wie habe ich es neulich gesehen: Nett ist der kleine Bruder von Langweilig. Direkt langweilig war die Geschichte nicht, aber ein Straßenfeger wird sie wohl auch nicht werden. Dafür tröpfelt die nette Geschichte zu sehr vor sich hin. Auch die ganzen Intrigen und die krassen Entdeckungen, die Twylla macht, sind so krass und unerwartet eigentlich nicht. Und man kann sich fragen, warum alle dieses Mädchen so fürchten, anstatt einfach immer dafür zu sorgen, dass die eigene Haut bedeckt ist. Und dass es in all den Jahren keinen Unfall gegeben haben soll, erscheint auch unwahrscheinlich. Dann wären einige Sachen viel eher ans Licht gekommen. Ab der Mitte wurde das Liebesgedöhns etwas zu sehr ausgewälzt - romantische Mädchen werden es wahrscheinlich mögen, für Erwachsene dürfte das einen Ticken zu viel sein. Zusammengefasst: ganz nett, darf sich aber in den nächsten Teilen gern steigern.