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Veröffentlicht am 15.09.2016

Unterhaltsames Lesevergnügen

Ach du Liebesglück
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Die Zeit dazu, gemütlich im Liegestück zu sitzen und sich auszuruhen wie die junge Frau auf dem Cover des Buchs „Ach du Liebesglück“ von Kristina Steffan hat die Protagonistin Lilly Pfeffer leider viel ...

Die Zeit dazu, gemütlich im Liegestück zu sitzen und sich auszuruhen wie die junge Frau auf dem Cover des Buchs „Ach du Liebesglück“ von Kristina Steffan hat die Protagonistin Lilly Pfeffer leider viel zu selten, denn sie wird von ihrer Familie gefordert.

Nach dem frühen Tod ihrer Mutter in der Nacht als ihr inzwischen siebenjährigen Sohn Tom zur Welt gekommen ist, kümmert die alleinerziehende Lilly sich um das kleine ländliche Anwesen ihrer Eltern mit Hühnern und Ganter. Ihr Vater widmet sich seiner bisher wenig erfolgreichen Malerei. Ein Zimmer im Haus hat sie untervermietet. Nebenher arbeitet sie in der örtlichen Bäckerei. Doch leider wird ihre finanzielle Lage immer ernster, so dass sie schon seit geraumer Zeit plant, Feriengäste aufzunehmen. Während einer Schicht in der Bäckerei wird sie zu einer Wiese gerufen auf der ein vermeintlicher Landstreicher von einem Bullen angegriffen und verwundet wurde. Die Verletzungen sind nicht so schlimm wie vermutet, aber Gerome, wie der Verletzte heißt, macht sich auf dem Hof nützlich. Er möchte nicht über seine Vergangenheit sprechen und deswegen ist er Lilly leicht suspekt. Sie lernt den sehr gut aussehenden Surfer Lukas kennen während sie ihm dabei hilft, seinen VW-Bus mittels des Treckers der alten Nachbarin aus dem Sand am Strand zu ziehen. In Lilly regen sich nun schon lange ruhende Gefühle, die von ihm erwidert werden.

Wie beim letzten Buch der Autorin „Land in Sicht“ bildet auch bei diesem Roman ein trauriges Familienereignis den Hintergrund für einen einschneidenden Wechsel im Leben der Protagonistin. Der Tod ihrer Mutter, die Geburt ihres Sohnes und das der Kindsvater sie kurz vor der Geburt verlassen hat, unterstützen sie bei der Entscheidung von ihrem Wohn- und Studienort Hamburg wieder in ihr Heimatdorf zu ziehen. Die weitere Geschichte stimmt heiter und wird von Lilly in der Ich-Form erzählt. Sie ist kein Kind von Traurigkeit und nimmt gern das Steuer in die Hand. Sie hat viele Freunde im Ort und die Ortsgemeinschaft hält bei jedem Ereignis zusammen und unterstützt sich gegenseitig. Auch Lilly hilft wo immer sie kann und ist beliebt. Bisher hatte sie aber weder Zeit noch Gelegenheit eine neue Beziehung aufzubauen. Sie hat eine Theorie entwickelt, wie sie feststellen wird, wenn ihr der richtige Mann begegnet. Doch ihr größtes Glück ist ihr Sohn. Die Autorin zeigt beispielhaft, dass eine vielbeschäftigte Mutter sich immer wieder frei Zeiten für ihr Kind schaffen sollte. Auf diese Weise verdient sie sich das gegenseitige Vertrauen und findet Lösungen in Problemsituationen, denn diese bleiben nicht aus.

Mit locker-leichtem Schreibstil machte Kristina Steffan diesen Roman für mich zu einem lesenswerten Vergnügen. Er war turbulent und durch den geheimnisvollen Hintergrund von Gerome ebenfalls spannend, denn das Geheimnis wird erst nahezu zum Schluss gelüftet. Dann erfährt der Leser auch, ob Lilly das Glück in Form der Liebe findet. Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt und empfehle das Buch gerne weiter.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Spannende Unterhaltung in und aus Erkelenz

Mordsclique
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'Mordsclique' heißt der Debütkrimi des Erkelenzer Autors Helmut Wichlatz. Seinen Kriminalroman hat er dort angesiedelt, wo er beheimatet ist. Die Tür des alten Ladengeschäfts auf dem Cover des Kriminalromans, ...

'Mordsclique' heißt der Debütkrimi des Erkelenzer Autors Helmut Wichlatz. Seinen Kriminalroman hat er dort angesiedelt, wo er beheimatet ist. Die Tür des alten Ladengeschäfts auf dem Cover des Kriminalromans, führt mitten in den Fall hinein. Diese Tür wird wohl dauerhaft geschlossen bleiben, denn die Besitzerin wurde im Hinterzimmer ihres Ladens im Erkelenzer Stadtteil Venrath erschossen.

Der Mord geschah 1988. Der nach Aktenlage verurteilte Täter hat inzwischen seine Strafe verbüßt. Im Jahr 2009 jährt sich das Bestehen des Cusanus-Gymnasiums Erkelenz zum 150ten Mal und der Rektor der Schule plant eine große Feier zu der er auch drei Absolventen der Schule geladen hat, die inzwischen berühmt geworden sind. Alle drei haben ihr Abitur 1988 erworben und sind dann von heute auf morgen aus der Stadt verschwunden.

Durch kurze Rückblenden in die Vergangenheit ahnt der Leser schon bald, dass die Rückkehr der drei früheren, damals miteinander befreundeten Schüler zu Problemen führen könnte. Zu dieser Clique gehörte auch der verurteilte Täter. Was damals wirklich geschah, offenbart sich Stück für Stück, nicht ohne für reichlich Konfliktstoff in der Gegenwart zu sorgen. Kommissar Benjamin Becker bekommt alle Hände voll zu tun um für die Sicherheit der Prominenten zu sorgen. Trotzdem stirbt einer der drei noch bevor die Feierlichkeiten beginnen. Zunächst herrscht Ratlosigkeit. Mit Hilfe seines Freunds, dem Journalisten Markus Müller begibt Becker sich auf Spurensuche.

Helmut Wichlatz hat mit seinem Debüt nicht nur einen spannenden Krimi geschrieben, sondern bringt auch sehr viel Lokalkolorit in seinem Buch unter. Einen kurzen Blick darf der Leser zwischenzeitlich auf das jeden der eingeladenen prominenten Gäste in seinem gediegenen täglichen Umfeld werfen, doch Erkelenz ist der Haupthandlungsort auf beiden Zeitebenen. Wenn Müller und Becker sich privat treffen und auch mal zusammen ein Bier in der Stammkneipe trinken gehen, werden Hinweise und Ermittlungsergebnisse ausgetauscht und über dies und jenes im lockeren rheinischen Umgangston miteinander geredet und gescherzt.

Die Perspektive wechselt immer wieder zwischen den beiden zeitebenen. Während sich in der Vergangenheit allmählich deutlicher herauskristallisiert was wirklich passiert ist und wie es zum Mord an der Ladenbesitzerin kam, wird die Situation in der Gegenwart zunehmend brisanter nach dem Eintreffen der berühmten Drei. Die Charaktere der Erkelenzer Ermittler sind stimmig und passen gut in diese Kleinstadt, die da zum Ort von Verbrechen wird. Da wirkt nichts aufgesetzt, sondern alles so, wie die Menschen hier ihr Leben gestalten. Da ich selbst in Erkelenz wohne und auch hier zur Schule gegangen bin, kann ich das gut beurteilen. Nur die Person des verurteilten Täters war mir nicht ausführlich genug beschrieben, sein Schweigen um das Geschehen fand ich zu wirklichkeitsfern.

Die Sprache ist flüssig zu lesen. Ganz geschickt legt der Autor seine Spuren aus, die nicht nur Becker zunächst in die Irre leiten, sondern auch den Leser von der Ahnung einer Lösung des Falls entfernen. Es kommt zu mehreren ungeahnten Wendungen und schließlich zu einem furiosen Showdown.

Ich kann dieses Buch allen Krimifans empfehlen und darüber hinaus auch den Erkelenzer, die hier sicher Altbekanntes, aber vielleicht auch Neues über ihre Heimat erfahren und bestens unterhalten werden.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Leicht lesbarer Roman über eine Dreiecksbeziehung

Nachts schwimmen
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Die in Sydney lebende Produzentin Rachel ist an den Wohnort ihrer Mutter in die Kleinstadt Corimbi zurückgekehrt, als diese aufgrund ihrer Krankheit nur noch wenige Zeit zu leben hat. Sie möchte ihr die ...

Die in Sydney lebende Produzentin Rachel ist an den Wohnort ihrer Mutter in die Kleinstadt Corimbi zurückgekehrt, als diese aufgrund ihrer Krankheit nur noch wenige Zeit zu leben hat. Sie möchte ihr die letzten Lebenstage so angenehm wie möglich gestalten. Um sich von dieser vor allem emotional mitnehmenden Tätigkeit zu entspannen, sucht sie nachts das örtliche Schwimmbad auf. Eines Tages trifft sie dort auf Quinn Davidson, der seit kurzem jede Woche zwei Tage lang im Nachbarhaus wohnt und als Arzt praktiziert. Er ist Rachel gefolgt und sieht es als gute Idee so wie sie ein paar Runden zu schwimmen und zu tauchen. Vom ersten Moment an mögen und verstehen sich die beiden, doch ihnen ist klar, dass sich nicht mehr entwickeln kann, denn Quinn ist verheiratet. Gemeinsam mit seiner Frau Marianna wohnt er in Brisbane. Beide wünschen sich seit vier Jahren ein Kind, inzwischen macht Marianna sogar In-Vitro-Fertilisation. Doch nach einer erneuten Fehlgeburt, möchte Quinn weitere Versuche gerne einstellen oder zumindest eine längere Pause machen. Doch Marianna läuft die Lebenszeit davon und sie hält an ihrem Wunsch fest. Quinn findet bei Rachel Verständnis. Die beiden nähern sich immer mehr an und Quinn ist schließlich zur Trennung von seiner Ehefrau bereit. Doch da geschieht etwas Unerwartetes.

Das Buch ist in zwei Teile gegliedert. Im ersten schildert Sarah Armstrong die Begegnung von Rachel und Quinn, während Marianna in Brisbane verzweifelt versucht, einen Weg zu finden, um ihren Kinderwunsch zu erfüllen. Die Autorin beschreibt die starken Gefühle von Marianna, die ihrem verlorenen Baby nachtrauert. Sarah Armstrong verarbeitet bei diesem Thema ihre eigenen Erfahrungen. Quinn und Marianna haben bisher keine Möglichkeit gefunden, miteinander über ihre Empfindungen zu sprechen. Ihre Beziehung leidet darunter. Der zweite Teil spielt sechs Jahre später und bringt eine große Änderung in der Dreiecksbeziehung mit sich.

Sehr viel Wert legt die Autorin auch auf die Kindheitserfahrungen der drei Protagonisten, denn diese haben Auswirkungen bis zum jetzigen Erwachsenenalter. Rachel hat ihren Bruder früh verloren und fühlt sich dafür verantwortlich. Quinn ist auf einer kleinen Insel aufgewachsen. Seine Mutter ist bereits verstorben, aber ohne dass er einen versöhnlichen Abschied mit ihr hatte. Marianna schließlich hat bei ihrem Vater immer um Anerkennung gekämpft und bis in die Gegenwart nicht gefunden.

Obwohl die Charaktere gut entwickelt sind, konnte mir keine der Figuren richtig sympathisch werden. Rachel, die von Beginn an über Marianna Bescheid wusste, verschließt die Augen vor der Wahrheit, um Quinn nicht wieder zu verlieren. Und Quinn verstrickt sich von der ersten kleinen Schwindelei immer mehr in seinen Lügen. Trotz der großen problematischen Themen die der Roman anschneidet, hat die Autorin an einigen Stellen das Geschehen zwar beschrieben, ist aber nicht näher darauf eingegangen, beispielsweise wird Rachels Trauer über den Verlust der Mutter nur angeschnitten. Quinns Verhältnis zu seinem Vater und zu seinem Bruder bleibt für mich etwas vage.

Insgesamt gesehen, bietet „Nachts schwimmen“ einen leicht lesbaren Roman über eine Dreiecksbeziehung im fernen Australien, der mich gut unterhalten hat und den ich daher weiterempfehle.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Kurzweiliger Zeitvertreib

Der weiße Stern
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Gisela und Walther sind in der Neuen Welt endlich angekommen und haben sich auf ihrem eigenen Stück Land in Tejas (dem heutigen Texas) niedergelassen, das damals in 1830 ein Bundesstaat Mexikos war. Gisela ...

Gisela und Walther sind in der Neuen Welt endlich angekommen und haben sich auf ihrem eigenen Stück Land in Tejas (dem heutigen Texas) niedergelassen, das damals in 1830 ein Bundesstaat Mexikos war. Gisela ist hochschwanger, die Arbeit auf der Ranch fällt ihr nicht leicht. Immer wieder kommt es in der Umgebung zu Angriffen von Indianern. Als Gisela nach der Geburt ihres Sohnes keine Muttermilch zur Verfügung hat, macht Walther sich auf die Suche nach einer Amme. Bei den Komantschen, mit denen er seit geraumer Zeit Handel treibt, wird ihm die von einem anderen Stamm abgekaufte Nizhoni angeboten. Sie ist die Rettung für Walthers Sohn. Von Walther wird sie zunächst misstrauisch betrachtet und als eine Unterwürfige gesehen, doch Gisela behandelt sie wie ihresgleichen und so wird sie ihr schon bald zur Vertrauten.

Politisch kommt das Land nicht zur Ruhe, die Rivalitäten zwischen nordamerikanischen Siedlern und Mexikanern führen schließlich zum Krieg. Und auch die Indianer befinden sich weiterhin auf Beutezug. Nizhoni hat sich längst in den Haushalt von Walther integriert, dennoch wird sie von den Nachbarinnen aufgrund ihrer Herkunft weiterhin verachtet. Als Gisela sechs Jahre nach der Geburt ihres Sohns wieder schwanger wird und Walther in den Krieg zieht, kann Nizhoni sich auf ihre Weise bewähren.

Wie bereits beim ersten Band der auf vier Bücher ausgelegten Serie rund um die Urbanisierung des Landes Texas/Nordamerika gelingt dem unter dem Pseudonym Iny Lorentz schreibenden Autorenehepaar wieder eine mitreißende Geschichte. Ihr Schreibstil lässt sich leicht lesen, die historischen Details sind sehr gut recherchiert. Obwohl man denken mag das in diesem spärlich besiedelten Land bei denen die Nachbarn Tagesritte entfernt wohnen kaum etwas geschehen kann, passiert ständig etwas Neues und häufig auch Unerwartetes.

Bereits im ersten Teil der Geschichte sind mir Gisela und Walther sympathisch geworden. Auch diesmal zeigen sie wieder in ihrem Verhalten Ecken und Kanten und entwickeln sich charakterlich weiter, indem sie die Fehler ihrer Vergangenheit versuchen zu vermeiden. Das Leben ist nicht leicht und Krankheit und Tod sind allgegenwärtig. Aber sie sind frei von Herrschaften, von denen sie unterdrückt werden. Und so setzen sie sich im Rahmen des ihnen möglichen für Recht und Ordnung ein.

Der zweite Teil der Serie ist geprägt von Kämpfen um das Land und die Vormachtstellung an der politischen Spitze. Das gehört natürlich zur Geschichte des Staates Texas dazu, mir persönlich gefallen Beschreibungen von Schlachtengetümmel nicht so gut. Dennoch habe ich mich gut unterhalten gefühlt und freue mich auf die Fortsetzung.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Wie weit darf man gehen, um das Gute zu unterstützen?

Layers
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Das Cover des Buchs „Layers“ von Ursula Poznanski zieht den Blick des Betrachters auf sich, vor allem der Ausschnitt in der Mitte ist es wert, dort näher hinzuschauen. Dadurch, dass die Broschur zweimal ...

Das Cover des Buchs „Layers“ von Ursula Poznanski zieht den Blick des Betrachters auf sich, vor allem der Ausschnitt in der Mitte ist es wert, dort näher hinzuschauen. Dadurch, dass die Broschur zweimal ausgeklappt werden kann entsteht ein mehrschichtiges Titelbild. Synonym steht es für die Geschichte im Buch, bei der der 17jährige Dorian auf der Suche nach der Wahrheit ist. Denn von Beginn an kann er nicht glauben, dass er Emil, der zwar älter aber genauso obdachlos ist wie er, in einer Nische einer Unterführung der U-Bahn erstochen haben soll. Genau das aber behauptet Nico, der plötzlich nach der Tat vor ihm steht. Dorian aber erinnert sich an nichts mehr und hat nun selbstverständlich vor einer Verhaftung Angst. Soll er Nico glauben? Emil liegt in einer Blutlache vor ihm. Das bestätigt doch Nicos Worte. Aber jemanden zu töten würde ihm nicht im Traum einfallen, oder doch? Die Wahrheit ist vielschichtig, Schein oder Realität wird in diesem Roman zum Thema. Kann ich wirklich immer glauben, was ich sehe?

Nico bietet Dorian in der Folge eine Unterkunft an. Sein Arbeitgeber Bornheim unterhält eine Villa in der er obdachlosen Jugendlichen nicht nur ein Zimmer, sondern auch Unterricht anbietet. Als Gegenleistung bittet er nur darum, Werbeflyer an günstigen Stehpunkten in der Stadt zu verteilen. Dorian ist darin sehr geschickt und hält sich an speziell dafür erstellte Regeln, so dass ihm bald schon eine anspruchsvollere Aufgabe zugeteilt wird. Er soll Werbegeschenke an ganz bestimmte, von Bornheim ausgesuchte Menschen verteilen. Dabei soll die Übergabe nach einem bestimmten Ablauf erfolgen. Eines Tages verweigert der Empfänger die Annahme und Dorian wird nicht wieder abgeholt und zur Villa zurückgebracht. Er weiß weder wo genau die Villa liegt noch hat er eine Möglichkeit zur Kommunikation. Nach einigem Hadern mit sich und seinem Gewissen entscheidet er sich dafür, das Geschenk zu öffnen. Und plötzlich wird er zum Gejagten. Doch aus der Stadt flüchten kommt für ihn nicht in Frage, denn da ist einerseits Stella, in die er sich verliebt hat, und andererseits möchte er wissen, welchen Sinn die Werbegeschenke haben.

Das Thema ist nicht mehr ganz neu, aber überaus aktuell, denn es geht darum, welche Auswirkungen es hat, wenn Daten über uns benutzt werden. Denn nicht immer dienen sie rein informatorischen Zwecken. Werden sie ausgewertet und für die Erreichung eigener Ziele eingesetzt, können sie auch manipulatorisch wirken, selbst wenn sie die Wahrheit wiedergeben. Ursula Poznanski spielt in diesem Buch mit Zukunftsvisionen. Das macht sie ganz geschickt, reizt ihre Fantasie nach meinem Geschmack aber zu sehr aus. Dadurch zieht sich die Geschichte in die Länge. Ich bin kein großer Freund von Verfolgungsjagden und darum gefiel es mir nicht so gut, dass Dorian sich lange auf der Flucht befindet. Glücklicherweise gibt es eine Art Countdown, der ein Ende in Aussicht stellt und mich dazu bewegte schnell weiterzulesen. Zum Ende hin kommt es dann zu einem furiosen Finale.

Die Erzählung bleibt stets an der Seite von Dorian. Er ist ein Protagonist, der dem Leser schnell sympathisch wird. Mit ihm hofft er darauf, dass das spezielle Angebot für obdachlose Jugendliche von Bornheim ihm eine Zukunftsperspektive bieten kann. Aber Dorian wirkt an einigen Stellen auch etwas einfältig, vor allem wenn es um seine Liebe zu Stella geht. Natürlich bildet sie eine passende Begründung dafür, Dorian zu verschiedenen Aktivitäten zu verleiten. Einige Charaktere bleiben undurchsichtig, was die Spannung steigert, weil man gern wissen möchte, wem Dorian denn nun überhaupt noch vertrauen kann.

Die große Frage, wie weit man Mittel zum Zweck einsetzen darf, um dem Guten auf die Sprünge zu helfen, wird letztendlich nicht eindeutig beantwortet. Jedoch bietet sich hier ein Denkanstoß und Diskussionsbedarf. Inwieweit sich unsere Realität durch Manipulationen zukünftig ändern lassen wird, bleibt eine spannende Vorstellung. Gerne gebe ich für dieses Buch eine Leseempfehlung.