Funkelndes Debüt mit Schwächen im Ende
Nebenan funkeln die SterneLilly Adams lässt mit ihrem Debütroman "Nebenan funkeln die Sterne" nicht nur den Bücherhimmel, sondern auch die Gesichter ihrer Leser aufleuchten.
Inhalt
In einem selbstauferlegten Isolationshaft lebend, ...
Lilly Adams lässt mit ihrem Debütroman "Nebenan funkeln die Sterne" nicht nur den Bücherhimmel, sondern auch die Gesichter ihrer Leser aufleuchten.
Inhalt
In einem selbstauferlegten Isolationshaft lebend, verbringt Emma mehr Zeit auf Instagram mit Online-Freunden wie Brittany als in der wirklichen Welt. Viel lieber bleibt die gebürtige Deutsche in ihrem kleinen Londoner Apartment mit Dachterrasse, als dass sie die Vielfältigkeit der Stadt erforscht. Denn setzt sie auch nur einen Zeh vor die Haustür, steigt ihr Puls rasant an und Panik droht sie zu überwältigen. Als aber der charmante Nathan auftaucht, wird ihr Leben ordentlich aufgewirbelt.
Handlung und Spannungsbogen
Die Handlung ist für mich allen voran in der Mitte des Buches wirklich gelungen. Zu Anfang geht es hauptsächlich um die Einführung in Emmas Leben und an einer Stelle ziehen sich die Alltagsbeschreibungen minimal. Als dann aber Nathan immer mehr vorkommt, wird der Handlung mehr Schwung verliehen und auch Emmas Freundin Brittany zusammen mit ihrer Tochter peppen das Ganze auf. Leider ist Nathan insgesamt über die ganze Handlung hinweg nicht allzu präsent, was es einem zu Beginn schwer macht, Emmas sofort sehr starken Gefühle ihm gegenüber komplett nachzuvollziehen. Zum Ende hin wirkt die Handlung leider ein wenig gehetzt, zu unrealistisch und perfekt aber nichtsdestotrotz ist der Schluss herzerwärmend süß.
Die Spannung wurde durch das ganze Buch hinweg aufrechterhalten, bis auf die wenigen Stellen, bei denen Emmas Alltag zu lang und ausführlich beschrieben wird. Man fiebert die ganze Zeit darauf hin, dass Emma aus ihrem Kokon kriecht, man will erfahren, warum sie sich so isoliert und das Happy Ending hängt auch kurzzeitig in der Schwebe.
Figuren
Bei den Figuren hat es Lilly Adams geschafft, lebendige Charaktere, die man schnell ins Herz schließt, zu kreieren. Man merkt sofort, dass mehr hinter Emmas frei gewählter Isolation steckt und auch Nathan lässt durchblitzen, dass da mehr ist. Man will Emma wachrütteln und ihr einen Tritt in den Hintern verleihen, wenn sie es mal wieder nicht schafft der griesgrämigen Mrs. Frampton die Stirn zu bieten. Ihre Panik gegenüber der Außenwelt ist greifbar, ohne dass sie aufgesetzt wirkt und man findet sich als Leser in vielen Aspekten von Emma wieder. Zum Beispiel wenn beschrieben wird, wie es Emma zu Anfang beim Yoga ging... ("Achso, das Atmen hatte sie dabei völlig vergessen."). Ein Beispiel dafür, wie Adams es geschafft hat, ihre Figuren plastisch darzustellen ist, wenn Nathan Emma ohne zu Fragen das Geld für Stifte, die sie unbedingt haben wollte aber wegen dem vergessenen Geldbeutel nicht kaufen konnte, auslegt. Das zeigt, dass er hilfsbereit ist, anstatt dass man schreibt "Nathan war sehr hilfsbereit" und lässt ihn echt wirken.
Aufbau des Buches
Eine raffinierte Idee waren in diesem Buch die Hashtags, die unter jeder Kapitelzahl standen - passend zu dem Thema "Instagram" - und schon ein wenig angedeutet haben, um was es in dem nachfolgenden Kapitel gehen würde. Auch war unter den Hashtags immer eine Bildunterschrift von Emmas Instagramaccount zu finden, sowie ein paar Antworten ihrer Follower, sehr detailreich und wie ich denke auch äußerst geschickt gemacht. Letztlich waren die sporadisch eingefügten Instagram-Chatverläufe zwischen Emma und Brittany auch ein willkommenes auflockerndes Element.
Schreibstil
Der Schreibstil war mit einer der besten Dinge an dem gesamten Buch. Großes Kompliment an Lilly Adams dafür, dass sie gleichzeitig erfrischend humorvoll und nachdenklich poetisch schreiben kann. Noch dazu treffen ihre Beschreibungen den Nagel auf den Kopf, wenn sie Instagram als "Jahrmarkt der Eitelkeiten" beschreibt oder eine Melancholie, die "über ihren [Emmas] Rücken, den Nacken bis tief ins Stammhirn" kriecht. Der Schreibstil macht es einem nicht schwer, viel am Stück zu lesen und es einfach nur zu genießen.
Cover
Das Gold in der oberen linken Ecke spiegelt perfekt das "Funkeln" des Titels wider und zusammen mit den angenehmen Blautönen und dem Titel, der sich an die Lichterkette schmiegt, kann man das Cover nur als gelungen bezeichnen.
Fazit
Insgesamt ist „Nebenan funkeln die Sterne“ ein lesenswerter Roman mit ein paar Macken, vor allem am Schluss, aber wer oder was hat denn in unserer Welt keine davon?