Cover-Bild Wie Demokratien sterben
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: DVA
  • Themenbereich: Gesellschaft und Sozialwissenschaften - Politik und Staat
  • Genre: Sachbücher / Politik, Gesellschaft & Wirtschaft
  • Seitenzahl: 320
  • Ersterscheinung: 29.05.2018
  • ISBN: 9783421048103
Steven Levitsky, Daniel Ziblatt

Wie Demokratien sterben

Und was wir dagegen tun können
Klaus-Dieter Schmidt (Übersetzer)

Ausgezeichnet mit dem NDR Kultur Sachbuchpreis

Demokratien sterben mit einem Knall oder mit einem Wimmern. Der Knall, also das oft gewaltsame Ende einer Demokratie durch einen Putsch, einen Krieg oder eine Revolution, ist spektakulärer. Doch das Dahinsiechen einer Demokratie, das Sterben mit einem Wimmern, ist alltäglicher – und gefährlicher, weil die Bürger meist erst aufwachen, wenn es zu spät ist. Mit Blick auf die USA, Lateinamerika und Europa zeigen die beiden Politologen Steven Levitsky und Daniel Ziblatt, woran wir erkennen, dass demokratische Institutionen und Prozesse ausgehöhlt werden. Und sie sagen, an welchen Punkten wir eingreifen können, um diese Entwicklung zu stoppen. Denn mit gezielter Gegenwehr lässt sich die Demokratie retten – auch vom Sterbebett.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.10.2018

Vom sich ausbreitenden Autoritarismus

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Langsam aber sicher verwandeln sich einige Demokratien in autoritäre Staaten – und das auf ganz schleichende und daher unauffällige Art und Weise. Die Autoren Levitsky und Ziblatt versuchen in ihrem Werk, ...

Langsam aber sicher verwandeln sich einige Demokratien in autoritäre Staaten – und das auf ganz schleichende und daher unauffällige Art und Weise. Die Autoren Levitsky und Ziblatt versuchen in ihrem Werk, zu erklären, wie es dazu kommen kann und was dagegen unternommen werden könnte. Dabei wird auf zahlreiche Beispiele eingegangen, um ein möglichst ganzheitliches Bild zu zeichnen.
Begonnen wird mit noch recht allgemeinen Beobachtungen, die das generelle Phänomen zu fassen versuchen. So setze sich Autoritarismus beispielsweise im Gegensatz zu früher nicht mehr über Putsche oder Ähnliches durch, sondern über Wahlen. Somit würden „Institutionen […] zu politischen Waffen“ (S.16).
Im Anschluss daran wird immer konkreter auf einzelne Staaten oder historische Ereignisse eingegangen, was zugegebenermaßen manchmal etwas sehr ausführlich wird und das Lesen dann erschwert. Manchmal wirkte es auf mich, als hätten die Autoren – aus lauter Begeisterung für ein Unterthema – den roten Faden verloren.
Sehr spannend ist der Abschnitt, in dem die vier Hauptindikatoren für autoritäres Verhalten aufgezeigt und auf politische Handlungsweisen bezogen werden (S.32,f.). Im weiteren Verlauf werden auch verschiedene Politiker auf diese Aspekte hin untersucht.
Auch auf den Umgang mit Politikern, welche Demokratien gefährden, wird eingegangen. Am wichtigsten sei es, autoritäre Politiker auf demokratische Weise nicht zu viel Einfluss gewinnen zu lassen. Den Ausführungen zufolge fungieren Parteien als „Demokratiewächter“, werden dieser Rolle allerdings immer seltener gerecht.
Trump beispielsweise gehört zu den „Birthern“, welche öffentlich anzweifelten, dass Obama in Amerika geboren sei und ihm so das Recht absprachen, Präsident zu sein. Eine Person, die bereits vor Jahren durch so geartete politische Äußerungen aufgefallen ist, hätte bereits von Anfang an von demokratischen Parteien von der Politik ferngehalten werden müssen, so die Autoren.
Zudem werden die Rahmenbedingungen, um einen Präsidenten seines Amtes zu entheben, genannt. Beeindruckend ist, dass diese wesentlich geringere Hürden darstellen, als man glauben würde. Die Autoren halten jedoch fest, dass eine solche Amtsenthebung – auch beim aktuellen Präsidenten – mehr als unwahrscheinlich sei, da es zu den amerikanischen Normen gehöre, den Präsidenten im Amt zu behalten und hinter ihm zu stehen.
Hier liegt auch ein weiterer, für die Autoren äußerst wichtiger, Punkt: Die stabilsten Demokratien stützen sich nicht nur auf schriftlich festgehaltene Gesetze, sondern ebenfalls auf ein Geflecht aus Normen.
Sehr spannend war für mich die Blickweise der Autoren, dass Amerikas Ordnung noch im 20. Jahrhundert feststecke, in dem Normen noch sehr viel zählen. Dies sei der Grund, weswegen man hinter Trump stünde, was auch immer für politische Ziele er verfolgen würde, was allerdings im Gegensatz zu den vielen Brüchen mit amerikanischen Normen seinerseits stünde. So sei die Bevölkerung nicht in der Lage, mit dem modernen Provokanten korrekt umzugehen.

In meinen Augen hält dieses Buch einige sehr interessante Denkanstöße bereit und gewährt Einblicke in die amerikanische Gesellschaft. Leider verliert sich das Buch bis kurz vorm Mittelteil in zu vielen zu detailreichen Ausführungen. Glücklicherweise wird das Buch in der zweiten Hälfte wieder spannender und der Lesefluss verbessert sich sehr. Gerne hätte ich noch ein paar Beispiele mehr zum aktuellen Europa gehabt und dafür auf ein paar zum amerikanischen Raum verzichtet.

Alles in allem handelt es sich um ein sehr empfehlenswertes Buch, das jedoch passagenweise etwas ermüdend wird. Daher vergebe ich vier von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 04.09.2019

Intellektuelle Analyse der amerikanischen Demokratie

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In diesem Buch geht es hauptsächlich um die politische Geschichte Amerikas, ergänzt mit Episoden aus Südamerika und Europa. Einiges war durchaus interessant, aber die ganzen Abgeordneten im Kongress und ...

In diesem Buch geht es hauptsächlich um die politische Geschichte Amerikas, ergänzt mit Episoden aus Südamerika und Europa. Einiges war durchaus interessant, aber die ganzen Abgeordneten im Kongress und die Streitigkeiten mit dem Obersten Gerichtshof und den Richterposten waren mir zuviel. Die Autoren beschreiben eine Entwicklung in den USA, bei der die harten Leitplanken der Demokratie ihre Kraft verlieren und die Präsidentschaft von Donald Trump ist für sie eine Tragödie und das wäre auch der passende Untertitel für dieses Buch. Die Tragödie Donald Trump.

Die USA und Lateinamerika haben ein präsidiales Regierungssystem, das überhaupt nicht vergleichbar mit unserer parlamentarischen Demokratie ist. Mit den Demokraten und Republikanern haben sie zwei Parteien, die sich regelmäßig an der Regierung abwechseln. Beide Lager haben mit den Themen Rasse, Religion und Wirtschaftskraft in ihren Extremen zu tun.

Das Buch liest sich interessant, aber mehr aus historischer Sicht. Für die aktuellen Herausforderungen gibt es nicht wirklich Lösungsansätze her.