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Veröffentlicht am 08.02.2019

Deutsche Geschichte spannend erzählt

Als wir unsterblich waren
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Alexandra erlebt 1989 in Ost-Berlin, wie die Mauer fällt. Gleich bei ihrem ersten Besuch im Westen lernt sie den jungen Oliver kennen und verliebt sich Hals über Kopf. Doch als sie ihn zu Hause ihrer neunzigjährigen ...

Alexandra erlebt 1989 in Ost-Berlin, wie die Mauer fällt. Gleich bei ihrem ersten Besuch im Westen lernt sie den jungen Oliver kennen und verliebt sich Hals über Kopf. Doch als sie ihn zu Hause ihrer neunzigjährigen Großmutter vorstellen will, rastet diese völlig aus. Wen aus ihrer Vergangenheit hat sie in Oliver wiedererkannt? Alexandra stellt plötzlich fest, dass sie nichts aus dem Leben ihrer Großmutter weiß. Schließlich begibt sie sich auf Spurensuche.


Dieser Roman wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Neben Alexandras Geschichte verfolgen wir auch Paulas Leben in Berlin ab dem Jahre 1912. Sie schwärmt für die Partei der Sozialdemokraten und für den begabten Redner Clemens. Doch die Zeiten sind schwierig und kurz darauf bricht der erste Weltkrieg aus.

Dies war mein erstes Buch von Charlotte Roth, aber ganz sicher nicht das letzte. Sie verarbeitet hier ein Stück deutscher Geschichte so unterhaltsam, dass man gar nicht merkt, was man alles dazulernt. Das Leben im alten Berlin wird richtig lebendig, wie die Leute dachten und fühlten und warum sich alles in den Folgejahren so dramatisch entwickelte.

Neben den historischen Details haben mich aber auch die Charaktere und ihre Geschichte bewegt. Paula muss viel ertragen und oft sehr stark sein. Ihr bewegtes Leben wäre beinahe nie erzählt worden. Das hat auch mich nachdenklich gemacht, wie viel wir eigentlich über das Leben unserer Großeltern aus dieser besonderen Zeit wissen.

Wer gerne historische Romane liest, der sollte hier unbedingt zuschlagen! Auch für Anfänger in diesem Genre ist es super geeignet, da es kaum Längen hat und immer etwas neues passiert. Für mich auf jeden Fall ein weiteres Highlight in diesem Jahr.

Veröffentlicht am 23.01.2019

Gute Unterhaltung

CD Mörderisches Spiel - Young & Grace (1)
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Lieutenant Grace Bennett arbeitet am liebsten allein. Doch bei ihrem neuesten Fall benötigt sie die Unterstützung des Pastors Liam Young: Er soll ihr mit religiösen Hintergrundinformationen zur Seite stehen, ...

Lieutenant Grace Bennett arbeitet am liebsten allein. Doch bei ihrem neuesten Fall benötigt sie die Unterstützung des Pastors Liam Young: Er soll ihr mit religiösen Hintergrundinformationen zur Seite stehen, denn gleich an zwei Tatorten wurde ein Davidstern gefunden. Der krimibegeisterte Pastor kann sich bei der Aufklärung jedoch nur schwer zurückhalten und greift mehr als einmal in das Geschehen mit ein.

Mir ist diese neue Hörspielreihe gleich wegen des auffällig roten Covers ins Auge gesprungen und ich musste sofort an die Krimis von Agatha Christie denken. Das Setting spielt, wie das Cover schon vermuten lässt, in San Francisco. In diesem ersten Fall treffen die Protagonisten zum ersten Mal aufeinander, und man merkt schnell, dass sie in zwei völlig unterschiedlichen Welten leben. Sie versuchen, höflich zueinander zu sein, aber so richtig sympathisch sind sie sich (noch?) nicht. Da Young sich überall einmischt, führt das zu vielen lustigen Situationen, die Bennett aus ihrer gewohnten Ermittlerruhe reißen. Ich finde diese Zusammenstellung wirklich sehr gelungen, da sie sich gut ergänzen und so ein erfolgreiches Team bilden. Ihrem Geplänkel zuzuhören, hat mir richtig viel Spaß gemacht.

Der Fall an sich war auch unterhaltsam und spannend. Das Thema mit dem Davidstern hat mich sofort interessiert und ich habe mich gefreut, dass durch Young die ein oder andere Erklärung dazu geliefert wurde. Young scheint mir ein sehr aufgeschlossener und mutiger Pastor zu sein, der fest im Glauben verwurzelt ist und das auch gerne mal durch Bibelverse kundtut. Mich hat das sofort an die großartige Pater Brown Reihe erinnert. So ähnlich stelle ich mir auch Liam Young vor.

Überzeugen konnte mich auch die atmosphärische Umsetzung des Hörspiels, die mich von der ersten Sekunde an gefangen genommen hat und mich in die Geschichte eintauchen ließ. Die Sprecher spielen bzw. sprechen ihre Rollen fantastisch und haben mir einen tollen Hörgenuss beschert. Wer die Hörspiele von Pater Brown, Lady Bedfort oder Cherringham mag, der wird auch von Young & Grace begeistert sein.

Veröffentlicht am 29.11.2018

Schatzsuche in Paris

Der Blackthorn-Code − Das Geheimnis des letzten Tempelritters
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Im dritten Teil rund um den Lehrling des Apothekers Blackthorn verschlägt es uns nach Paris. Dort sind Christopher und Tom beim König eingeladen, doch schnell holt sie wieder das Verbrechen ein. Tatsächlich ...

Im dritten Teil rund um den Lehrling des Apothekers Blackthorn verschlägt es uns nach Paris. Dort sind Christopher und Tom beim König eingeladen, doch schnell holt sie wieder das Verbrechen ein. Tatsächlich decken sie einen heimtückischen Giftanschlag auf, der sie nach einigen Recherchen zum sagenumwobenen Schatz der Tempelritter führt.


Auch dieser Teil konnte mich wieder absolut überzeugen. Wie schon in den vorangegangenen Büchern erfährt man hier sehr viel aus der Geschichte, diesmal besonders über die Tempelritter. Sogar Zeichnungen und Gemälde hat der Autor hier integriert, damit man als Leser genau weiß, welche Spur Christopher gerade wieder entdeckt hat. Ein spannendes Verwirrspiel durch Paris führt uns immer Stück für Stück näher an den Schatz. Aber auch die Feinde sind nicht weit, und unseren Protagonisten steht mehr als einmal das Wasser bis zum Hals.

Die Charaktere Christopher, Tom und Sally sind mir bereits in den letzten zwei Bänden sehr ans Herz gewachsen. Sie ergänzen sich toll und jeder hat seine Stärken und Schwächen. Sie sind so richtig dicke Freunde geworden, die gemeinsam durch dick und dünn gehen. Umso schlimmer, wenn einem von ihnen etwas zustößt - hier habe ich oft mitgefiebert und mitgelitten.

Ich kann überhaupt nur Positives über diese Reihe sagen. Mir gefallen sowohl Story und Spannung als auch das historische Drumherum, bei dem ich immer wieder dazu lerne. Es ist aber schon was für ältere Kinder und Jugendliche, da die Geschichte recht komplex ist und es einige schwierige Rätsel und Gedankengänge gibt, denen man folgen können muss. Dann aber ist die Reihe um den "Blackthorncode" ein Muss für alle, die Geheimnisse und Giftmischereien mögen.

Reihenübersicht
- Band 1: Das Vermächtnis des Alchemisten
- Band 2: Die schwarze Gefahr
- Band 3: Das Geheimnis des letzten Tempelritters

Veröffentlicht am 12.10.2018

Kampf um Kreativität und Fantasie

Livia
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Dieses zauberhafte Märchen kommt in einer wunderschönen Ausstattung daher, die einem gleich ins Auge springt. Das Buch hat einen hochwertigen Leineneinband, einen Schutzumschlag und ist mit wundervollen ...

Dieses zauberhafte Märchen kommt in einer wunderschönen Ausstattung daher, die einem gleich ins Auge springt. Das Buch hat einen hochwertigen Leineneinband, einen Schutzumschlag und ist mit wundervollen Malereien von Friedrich Hechelmann illustriert.e Das einzige, was ich bei solch einer Ausstattung vermisse, ist ein Lesebändchen. Das hätte, besonders bei dem Umfang der Geschichte und dem großen Format, meines Erachtens unbedingt dazu gehört.

Das ist aber selbstverständlich nur eine Kleinigkeit und schmälert nicht den Wert des Werkes. Der Roman erzählt vom Land Samarna, in dem ein König regiert, der sich gerne von seinem Geschichtenzwerg Bücher vorlesen lässt. Doch eines Tages ändert sich alles: Die dunkle Gräfin von Sinklau schleicht sich in das Palastleben ein und gewinnt die Gunst des Königs. Immer mehr rafft sie die Macht an sich und verändert das Land. In dem Maße, wie ihre Macht zunimmt, nehmen Kunst, Unterhaltung, Farben und Fröhlichkeit im Lande ab.

Fortan ist alles verboten, was Freude macht und Zerstreuung bringt. Stattdessen zählen nur noch gewinnbringende Erträge und graues Einerlei. Die einzige Person, die Samarna jetzt noch retten kann, ist das Findelkind Livia. Sie schart seltsame Freunde um sich: einen Spatz, ein Pferd, eine Ziege und natürlich den von der Gräfin verschmähten Geschichtenzwerg. Gemeinsam schmieden sie einen Plan, der dem Land die Farbe und Freude zurückbringen soll.

Mir hat diese Geschichte wirklich gut gefallen. Sie wird im Stile eines Märchens erzählt und so fühlte es sich für mich auch an. Die Szenerie des Königreiches war ebenso märchenhaft wie die böse Gräfin, die den Part der bösen Stiefmutter übernimmt. Der eigentliche König bleibt handlungsunfähig und auf Kindern und Tieren liegt alle Hoffnung. Ich finde, es ist kein Buch, das man in einem Rutsch durchliest. Allein schon die Bilder laden zum Betrachten und Verweilen ein. Stattdessen lohnt es sich, jeden Abend für 1-2 Kapitel ins Land Samarna einzutauchen und sich verzaubern zu lassen, um die Geschichte zu genießen.

Die Charaktere fand ich alle toll, besonders der Zwerg Roderich hat es mir angetan. Er ist mutig, treu und natürlich stolzer Reiter einer Ziege mit goldenen Hörnern. Die Hauptfigur Livia bleibt dagegen eher blass. Bei ihr fehlte mir etwas der Biss, aber irgendwie passt das auch wieder zu ihrer engelsgleichen Gestalt und ihrem friedvollen Auftreten. Auch die Gräfin ist gut gelungen, und ihre Aktionen haben mich so manches Mal richtig gegruselt.

Insgesamt ein schön zu lesendes Märchen für Groß und Klein mit fantastischen Bildern. Es eignet sich aufgrund der schönen Ausstattung auf jeden Fall auch als ganz besonderes Geschenk im Familien- oder Bekanntenkreis. Ich werde die Büchers des Autors weiter im Auge behalten, da mich „Livia“ durchweg verzaubern konnte.

Veröffentlicht am 06.10.2018

Düstere Zukunftsaussichten

Die Fischerkinder. Das verbotene Buch
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Die Geschichte spielt in Nordeuropa im Jahre 2133. Das Land wird zwar nicht genannt (es sei denn, ich habe es tatsächlich überlesen), aber ich habe mir beim Lesen immer vorgestellt, dass es in Deutschland ...

Die Geschichte spielt in Nordeuropa im Jahre 2133. Das Land wird zwar nicht genannt (es sei denn, ich habe es tatsächlich überlesen), aber ich habe mir beim Lesen immer vorgestellt, dass es in Deutschland spielt. Es könnte aber auch jedes andere Land Nordeuropas gewesen sein, in dem zukünftig eine autoritäre Regierung die Bevölkerung unterdrückt. In diesem speziellen Fall ist es den meisten Menschen gar nicht bewusst, dass sie vom Staat in ihrer Freiheit eingeschränkt werden - im Gegenteil. Die Menschen, die in der Innenstadt wohnen, fühlen sich vom Staat beschützt und finden es gut, nicht von anderen Ländern und dem Export abhängig zu sein. Auch, wenn das für sie bedeutet, dass es z. B. nur Ersatzschokolade statt echtem Kakao gibt. 

Mira ist 17 Jahre alt und die Tochter eines hohen Staatsbeamten. Entsprechend streng wird die "Staatsverehrung" in ihrer Familie gelebt. Doch Mira hat eine Schwäche für Bücher und Geschichten, was sie in große Schwierigkeiten bringt. Denn eine Menge literarischer Werke sind inzwischen verboten und nichts, was den Staat kritisiert, darf veröffentlicht werden. Trotzdem treibt Mira sich gerne in dem Buchladen namens "Porters Höhle" herum und gelangt so an eines dieser verbotenen Bücher. Was sie liest, lässt sie nicht mehr los und langsam beginnt Mira, die Regeln ihres Staates in Frage zu stellen. 

Gemeinsam mit ihrer Freundin Vera kommt sie schließlich einer Untergrundorganisation auf die Spur, die sich in den Außenvierteln vor der Stadt versteckt hält. Dort erfährt sie eine ganz andere Wahrheit, die ihr Weltbild ins Wanken und sie selbst in große Gefahr bringt! 

Mehr möchte ich euch von dieser spannenden Geschichte aber nicht verraten. Mich hat sie von der ersten bis zur letzten Seite gepackt und begeistert. Mira ist ein toller, mutiger Charakter, auch wenn sie manchmal etwas zu forsch agiert. Das bringt sie oft in Probleme, doch Gott sei Dank hat sie gute Freunde an ihrer Seite. Vor allem die Beziehung zu Filip fand ich sehr interessant und ich bin total gespannt darauf, wie es mit ihm und Mira weitergeht oder ob Chas das verhindert. Sehr viele der Figuren sind mir in kürzester Zeit ans Herz gewachsen, besonders die Leute "im Berg". Sie versuchen, es richtig zu machen, sind aber auch nicht ohne Fehler. Das hat mir sehr gut gefallen, dass es nicht den oder die eine/n Superheld/in der Geschichte gab, sondern die Figuren dank ihrer Zweifel, Gefühle oder Macken authentisch und lebendig waren. 

Ebenfalls mochte ich das düstere Setting, in das ich mich durch die Beschreibungen der Außengrenzen, patrouillierender Wachtposten und Verteilung von Essensmarken gut hineinversetzen konnte. Das alles hat eine wahre Gänsehaut-Atmosphäre erzeugt, besonders wenn die Menschen über Leichen gegangen sind, um den Staat zu schützen. Es gibt ja einige Länder, in denen das tatsächlich so ist, und wer weiß schon, wie sich die Welt entwickelt. Ich hoffe doch sehr, in eine andere Richtung! 

Mich hat das Buch wirklich bewegt. Es war nicht nur ein toller Roman, sondern liefert auch viel Tiefgründiges zum Nachdenken, das mich auch nach dem Lesen noch beschäftigt hat. Da es ein christliches Jugendbuch ist, spielen natürlich auch christliche Inhalte hier eine Rolle. Dabei steht aber nicht so sehr die Religion im Vordergrund, sondern allgemein die Einschränkung der Religionsfreiheit bzw. die Verfolgung Andersdenkender. 

Nun bin ich sehr froh, dass ich den frisch erschienenen zweiten Band bereits hier liegen habe, denn ich muss unbedingt wissen, wie es mit Mira und ihren Freunden weitergeht.