Packend und ergreifend
Aus dem Klappentext
Wann immer ich an die Flucht meiner Mutter denke, sehe ich das Sonnenblumenfeld vor meinem Auge. Und irgendwo darin stelle ich mir meine schlafende Mutter vor und den Hund und die ...
Aus dem Klappentext
Wann immer ich an die Flucht meiner Mutter denke, sehe ich das Sonnenblumenfeld vor meinem Auge. Und irgendwo darin stelle ich mir meine schlafende Mutter vor und den Hund und die Grenzsoldaten. Eigentlich hat meine Mutter nie wirklich von früher erzählt. Nicht von ihrer Kindheit als Deutsche in Jugoslawien, nicht von der Flucht, nicht vom Ankommen in Deutschland. Für sie war das Dorf, in dem sie geboren wurde, ein untergegangener Sehnsuchtsort. Kann ein Ort Heimat sein, an den man sich kaum erinnert?
Als Kind aus einer Flüchtlingsfamilie war ich gespannt, wohin mich die Reise von Andreas Wunn und seiner Mutter führt.
Meine Familie väterlicherseits stammt allerdings aus Ostpreußen und nicht aus dem Banat. Hier musste ich das Internet befragen, wo genau dieses liegt.
Mir war die Region gänzlich unbekannt. Von der Volksgruppe der Donauschwaben hatte ich allerdings schon gehört. Neu war mir, dass sie zum Teil auch aus der Pfalz stammten.
Interessant fand ich, dass das Ende der Flucht Hauenstein war. Die Schuhstadt ist gerade mal 50 km von meinem Wohnort entfernt.
Somit hatte mich das Buch endgültig gepackt.
Der flüssige Schreibstil hat sein übriges dazu beigetragen.
Der Autor hat so bildhaft und lebhaft geschrieben, dass ich das Gefühl hatte, auf dem Rücksitz ihres Golf zu sitzen.
Sehr gut hat mir gefallen, dass er auch immer wieder die heutige Flüchtlingspolitik mit einbezogen hat. Seine Mutter ist vor 70 Jahren über die Balkanroute nach Deutschland gekommen, die seit 2015 wieder in aller Munde ist.
Was mich immer wieder überrascht hat war, dass ich mehr als einmal in den Aussagen seiner Mutter, Sätze aus meiner eigenen Familie wiedergefunden habe.
Nach vorne schauen und nicht zurück...
Auch verschiedene Verhaltensmuster sind mir mehr als bekannt.
Wobei sich die nicht nur auf meinen Teil der Flüchtlingsfamilie beziehen, sondern ich denke es hat was mit der Nachkriegsgeneration zu tun.
Ein Beispiel: Sie hat die Briefe ihres Großvaters weggeworfen denn: „Sie lagen nur rum“. Das könnte auch meine Mutter gewesen sein. Was soll man mit dem Kram, was vorbei ist, ist vorbei....
Das Unverständnis von Herrn Wunn könnte von mir sein.
Ich fand das Buch sehr informativ und könnte mir vorstellen, dass es ganz wunderbar als Lehrmittel in Schulen eingesetzt werden könnte.
Vielleicht würde damit mehr Verständnis für Flüchtlinge geweckt werden.
Danke auch für die Fotos im Anhang. Sie haben der Geschichte ein Gesicht gegeben.
Ich vergebe 5 Sterne.