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Suzi

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.03.2019

Das harte Leben der armen Leute um die Jahrhundertwende

Ein böserguter junger Mann
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Die Handlung ist gut durchdacht, die damals herrschenden Zustände für meine Begriffe gut recherchiert und die Figuren sind sehr authentisch gezeichnet. Die Schilderung von den Lebensumständen oder beispielsweise ...

Die Handlung ist gut durchdacht, die damals herrschenden Zustände für meine Begriffe gut recherchiert und die Figuren sind sehr authentisch gezeichnet. Die Schilderung von den Lebensumständen oder beispielsweise den Orten/der Natur sind sehr gelungen.
Die Not bzw. die Hoffnung (durch Werber noch schöngeredet) auf ein besseres Leben bringt die Familie Unfried zum Aufbruch vom Sudetenland in das Ruhrrevier. Vater Josef und der älteste Sohn Franz arbeiten hart am Hochofen um den jüngeren Söhnen die Schulbildung zu ermöglichen. Sehr zum Unfrieden von Ehefrau Marie trägt Josef das wenige Geld jedoch auch gern mal in die Wirtschaft. Umso prekärer wird es als beide ihren Job verlieren.
Die Grundthematik der gesellschaftlichen Diskrepanz kommt gut zum Ausdruck und die
daraus entstehende Probleme werden sehr deutlich. In die falsche Klasse (oder das falsche Geschlecht) hineingeboren ist es sehr schwierig, die gesetzten Schranken und Dogmen zu überwinden. Dies gilt sowohl für Franz, der seinen Bildungswunsch zugunsten seiner Brüder aufgeben muss, als auch für Fabrikanten-Tochter Ariane, die sich nicht in den für Mädchen vorgezeichneten Weg von Heirat und schöngeistiger Beschäftigung fügen will, sondern gern in den Stahlbetrieb des Vaters einsteigen möchte.
Durch den Unfall des Vaters wird Franz zum Hauptverdiener und er möchte zum einem dieser Rolle gerecht werden, weiß jedoch auch, dass dieser Verdienst nie ausreichen wird um der Familie ein besseres Leben zu ermöglichen. Sein neuer Freund Maik bietet ihm mit der Beteiligung an dem Zigarettenschmuggel die Chance, dies zu Durchbrechen. Aber die Erziehung seiner Mutter zu einem aufrichtigen und ehrlichen Menschen steht ihm dabei im Weg.
Während Franz somit die Geldsorgen plagen, hat Ariane andere Probleme. Ihre Eltern drängen sie aus wirtschaftlichen Interessen in eine Ehe, die sie für sich für falsch hält, da ihr Zukünftiger ihr aktuelles recht freies Leben mit der Mitarbeit in der Firma sowie Kontakten zu der „Unterschicht“ verbieten wird. Als auch alles gutes Zureden und Erpressen nicht hilft, wirft ihr Vater sie enterbt aus dem Haus.
Erschreckend ist das Geflecht aus Gier und Korruption, was ich aber durchaus realistisch ansehe. Darin hat sich auch heutzutage leider nichts geändert. Wer das Geld hat, hat die Macht und für ihn gelten andere Gesetze.
Ich habe anfänglich etwas über den Titel gegrübelt, da mir nicht ganz klar war, dass diese gegensätzlichen Eigenschaften in einem Begriff vereint werden könnten. Nach dem Lesen des Buches finde ich ihn jedoch sehr treffend gewählt. Franz ist nicht böse, weil er bösartig ist. Sondern er wird durch die herrschenden Umstände quasi dazu gezwungen etwas illegales, Verbotenes bzw. somit böses zu tun um sich und seiner Familie ein angemessenes Leben zu ermöglichen. Das dadurch erwirtschaftete Geld soll ihm den Start in ein sorgenfreieres und redliches Leben ermöglichen.
Etwas schwierig liest sich das Buch durch das Vermischen der Zeitformen, an das man sich erst gewöhnen muss.
Insgesamt ist der Inhalt jedoch kritisch und nicht beschönigend und somit meines Erachtens eine gute Milieustudie.

Veröffentlicht am 11.02.2019

Schriftliches Denkmal an die eigenen Vorfahren

Herz schlägt Krieg
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Mein Einstieg in das Buch war etwas holprig, da für mich der Schreibstil gewöhnungsbedürftig war. Hat man sich jedoch erstmal daran gewöhnt – und über einige Gedankensprünge hinwegblickt - liest sich das ...

Mein Einstieg in das Buch war etwas holprig, da für mich der Schreibstil gewöhnungsbedürftig war. Hat man sich jedoch erstmal daran gewöhnt – und über einige Gedankensprünge hinwegblickt - liest sich das Buch recht gut. Zum besseren Verständnis trägt auch das Nachwort bei (was als Einleitung meiner Meinung nach besser platziert wäre), dass es sich um die mündlichen Aufzeichnungen handelt, die durch den Enkel in Buchform gebracht wurden.
Die Sichtweise der Erzählerin Hilde ist – trotz schlimmer Schicksalsschläge und Ereignisse – sehr positiv – was neben der Verklärung durch die Erinnerung sicher auch dem Naturell Hildes entspricht. Sehr berührt hat mich die Zufriedenheit mit und über „kleine Dinge“ – etwas, was in unserer Zeit leider immer mehr und mehr verloren geht.
Ich hatte leider etwas mehr die kritische Auseinandersetzung mit der Zeit bzw. den Bezug zu geschichtlichen Ereignissen erwartet, der Schwerpunkt des Buches liegt jedoch eher auf dem familiären Aspekt.
Meiner Meinung nach trotzdem ein lesenswertes Buch, über das sich jeder, aufgrund unterschiedlicher Erwartungen, einen eigenen Eindruck verschaffen sollte.

Veröffentlicht am 05.02.2019

Ein fesselndes Buch, welches man nicht aus der Hand legen kann

Warum ?
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Die Bankangestellte Melanie Steiner wird bei einem missglückten Überfall durch den Einzeltäter vergewaltigt und Zeuge der Tötung eines (ihr nahestehenden) Kollegen.
Und als ob dies nicht bereits genug ...

Die Bankangestellte Melanie Steiner wird bei einem missglückten Überfall durch den Einzeltäter vergewaltigt und Zeuge der Tötung eines (ihr nahestehenden) Kollegen.
Und als ob dies nicht bereits genug Material für ein Buch ergäbe, wird mit Lesefortschritt immer deutlicher, dass es nicht nur ein „einfacher“ Bankräuber war, sondern ein „Psycho“, der Melanie weiterverfolgt und was für ihren Genesungsprozess zu zusätzlichen Hürden führt. Ein Glück, das ihr ein liebender Mensch zur Seite steht.
Dieses Buch begeistert mich mit dem Konzept, die Gedanken und Gefühle zu versuchen zu ergründen. Die Tat nimmt dabei recht wenig Raum ein – es wird vielmehr darauf Wert gelegt, zu belichten, wie die einzelnen Betroffenen versuchen, das Erlebte zu verarbeiten. Dabei kommen sowohl Opferseite, als auch (die verschrobenen) Täteransichten zur Sprache.
Gerade beim Opfer sind es viele Aspekte, mit denen versucht wird sich auseinanderzusetzen, was ich im ersten Moment gar nicht so gesehen hätte. Jedoch ist alles sehr gut und nachvollziehbar beschrieben, so dass ich mich gut in Melanie und ihre Gefühlswelt hineinversetzen konnte.
Das Buch las sich für mich sehr gut und verständlich – dementsprechend zügig hatte ich es auch ausgelesen. Die Schilderungen sind für mich stimmig und gut überlegt. Einige kleine Rechtschreibfehler sollten in der nächsten Auflage ausgebessert werden. Von meiner Seite kann ich dafür eine Leseempfehlung aussprechen.

Veröffentlicht am 22.01.2019

Historischer Stoff in einer guten Geschichte erzählt

Vespasian: Das Tor zur Macht (1 MP3-CD)
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Der Geschichte zu folgen war für mich anfänglich ob der vielen unbekannten Ortschaften und fremden Namen doch etwas schwierig, aber nachdem ich mich nach längerem Anhören „eingewöhnt“ habe, konnte ich ...

Der Geschichte zu folgen war für mich anfänglich ob der vielen unbekannten Ortschaften und fremden Namen doch etwas schwierig, aber nachdem ich mich nach längerem Anhören „eingewöhnt“ habe, konnte ich der Geschichte und Handlung gut folgen. Trotzdem fordert dieses Hörbuch die ganze Aufmerksamkeit. Obwohl ich Hörbücher sehr oft im Auto höre und dabei mit der Aufmerksamkeit nie Probleme habe, musste ich bei diesem Hörbuch manchmal den Track nochmal zurückzappen. An dem Sprecher liegt es definitiv nicht, denn Erich Wittenberg gelingt es hervorragend, die einzelnen Personen mit unterschiedlichen Stimmfärbungen bzw. Sprachfacetten wiederzugeben, dass man fast glauben mochte, es handelt sich um mehrere Sprecher.
Die Story die viele geschichtliche Informationen enthält ist sehr spannend und gibt meines Erachtens das Geschehen (wenn oft auch sehr brutal) realistisch wieder. Dabei bestimmen Intrigen und Verrat das Geschehen.
Ein – wie ich finde - sehr interessantes Hörbuch, mit vielen geschichtlichen Informationen, was Lust auf die Fortsetzung macht! Jedoch ist dies keine seichte Unterhaltung, welche man „nebenbei“ hören kann.

Veröffentlicht am 12.10.2018

Geschickt verwobenes Verwirrspiel – leider mit offenem Ende

Er weiß, wer du wirklich bist - The Secret
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Was mit dem Schicksal und der Suche nach der verdeckten Ermittlerin Bridget Reid beginnt, wird zu einem sehr geschickt verwobenen Verwirrspiel verschiedener Spuren in ein Familiengeschäft aus Kriminalität, ...

Was mit dem Schicksal und der Suche nach der verdeckten Ermittlerin Bridget Reid beginnt, wird zu einem sehr geschickt verwobenen Verwirrspiel verschiedener Spuren in ein Familiengeschäft aus Kriminalität, Unterdrückung, Kaltherzigkeit und Brutalität.
Bridget ermittelt Undercover im Prostituierten-Milieu und muss ansehen wie zwei ihrer Kolleginnen sowie ein Freier brutal ermordet werden. Schnell wird ihr klar, dass die Killer es auf sie abgesehen haben und sie offenbar aufgeflogen ist. Nach einer recht abenteuerlichen Flucht die in einem Fluss endet, wird sie halbtot aufgefunden und von einem Unbekannten, zu dem sie sich seltsam hingezogen fühlt und der viel von ihr zu wissen scheint, gefangen gehalten, aber (relativ) gut behandelt. Nach und nach dämmert ihr, das ihr verworrener Zustand durch Medikamente hervorgerufen wird und hofft nach dieser Erkenntnis bei klarerem Verstand einen Ausweg zu finden.
Hat man nach der kurzen Zusammenfassung auf der Buchrückseite den Eindruck, die Hauptakteurin sei Bridget, erfährt man rasch, das sie nur der Grund ist, warum Beamten DS Imogen Grey und DS Adrian Miles ermitteln. Ein jeder der beiden hat sein Päckchen zu tragen, und ist letztendlich in das Netz der Fährten stärker verwoben, ohne es anfänglich zu ahnen. Imogen tut sich sehr schwer Vertrauen aufzubauen und mit ihrem alten Partner Sam Brown zu kooperieren, der sie als einzige Chance sieht Bridget aufzuspüren. Doch Sam gibt sie den Grund für ihre Verletzung und hält ihn für einen Verräter. Nur schwer gelingt es ihm, sie zur Suche nach Bridget zu gewinnen, hatte sie sich doch extra von Plymouth nach Exeter versetzen lassen um ihm aus dem Weg zu gehen.
Das Buch besticht durch die Trennung in drei Abschnitte – das aktuelle Geschehen in Exeter, der Rückblick zu den Handlungen in Plymouth und die zum Teil sehr nüchterne, aber erschreckende Sichtweise eines Jungen auf das abartige Geschäft seines Vaters, der ihn als Handlanger erkoren hat und nun versucht durch die Schaffung eigener (Greuel)Taten für sich einen positiven Ausgleich zu finden. Er denkt er sei schlauer und schaffe es dadurch, sich von seinem Vater abzugrenzen – jedoch ist er dadurch keinen Deut besser.
Durch diese Dreiteilung fügt sich allmählich Puzzleteil zu Puzzleteil und der Leser bekommt eine Ahnung, wer für was verantwortlich ist. Gleichzeitig wird die Spannung sehr hoch gehalten – ich konnte das Buch fast nicht aus der Hand legen, da ich wissen wollte, wie es weiter geht.
Etwas ernüchternd (und zu rasch) war für mich das relativ offene Ende. Eine Lösung im Stil des Buches hätte den Lesegenuss nicht zerstört. Da es sich jedoch bereits um den zweiten Teil dieser Reihe handelt, lässt sich somit auf eine Fortsetzung hoffen.

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