Der tote Büttel
Hammeltanz„...Wir hatten das schon, dass manche erst geheiratet haben, als sie gewonnen haben. Völlig überzogen, wenn ihr mich fragt...“
In Hohenlohe zieht der Büttel durch den Ort. Er lädt ein zur Oonzamer Kärwe ...
„...Wir hatten das schon, dass manche erst geheiratet haben, als sie gewonnen haben. Völlig überzogen, wenn ihr mich fragt...“
In Hohenlohe zieht der Büttel durch den Ort. Er lädt ein zur Oonzamer Kärwe mit dem traditionellen Hammeltanz. In diesen Jahr ist Sichlers Andi erstmalig der Büttel. Er ahnt nicht, dass es auch sein letzter Auftritt sein wird, denn am Hammelmontag findet man ihn erstochen am Festzelt.
Die Autorin hat eine historische Feierlichkeit gekonnt mit einer spannenden Mordermittlung verbunden.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen, auch wenn der Dialekt stellenweise eine Herausforderung ist. Gerade dadurch aber wirkt die Geschichte sehr authentisch.
Exakt werden die einzelnen Tage der Veranstaltung beschrieben. Ein sorgfältig ausgewählter Hammel wird für das Fest vorbereitet. Der empfindet das so:
„...Das Schaf blökte leise und verzückt, noch nie in seinem Leben war es ihm so gut ergangen wie in der Onolzheimer Zinkwanne im warmen Wasser. Es genoss die Prozedur sichtlich...“
Am Hammeltanz dürfen nur unverheiratete Paare teilnehmen. Wer gewinnt, bestimmt bis zu einem gewissen Teil der Zufall. Der Büttel hat nur marginal Einfluss darauf, wer am Ende den Degen erhält und das Hammelessen ausrichten darf. Welche Auswüchse das Ganze annehmen kann, zeigt das Eingangszitat.
Nach dem Mord gehen die Feierlichkeiten weiter. Nebenbei aber darf ich Heiko und Lisa von der Kripo bei ihren Ermittlungen begleiten. Die Anzahl der möglichen Täter ist ziemlich hoch. Jeder, der im Festzelt war, kommt vermutlich infrage. Und Andreas Sichler hatte sich etliche Feinde gemacht. Zum einen hat er seine Rechte als Büttel recht großzügig ausgelegt, zum anderen konnte er im Festzelt weder seine Blicke noch seine Finger von jungen Frauen weghalten.
Gleichzeitig diskutiert der Stammtisch, wen sie für den Mörder halten. Diese Stammtischgespräche lockern die Atmosphäre auf und erlauben einen Einblick in das Denken der Einheimischen. Gekonnt erlaubt die Autorin, die Gedanken der Tänzer vor, während und nach Ende des Hammeltanzes kennenzulernen.
Gut geführte Verhöre schließen nach und nach fast jeden Verdächtigen als wirklichen Täter aus. So wird die Spannung hoch gehalten und das Mitraten befeuert, denn bei fast jeden Verhör kommen neue Namen ins Spiel.
Und dann ist noch Sina Sichler verschwunden, die Tochter des Toten, nachdem ihre Mutter ihr eine gescheuert hat. Wer den Grund wissen will, sollte die Geschichte lesen. Als Heiko die Frau fragt, ob Sina labil ist, lautet die Antwort.
„.. .Weiß ich doch nicht. Sind die in dem Alter nicht alle labil? Scheiß Pubertät...“
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Spannende Handlung, Lokalkolorit und die Beschreibung des Hammelfestes mit seinen Feinheiten bilden eine ausgewogene Mischung.