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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Sehr melancholische Lektüre!

Der namenlose Tag
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Jakob Franck sollte eigentlich seine Rente geniessen, den der ehemalige Polizist ist gerade pensioniert worden. Doch die Geister seiner alten Fälle lassen ihn nicht los, vor allem nicht, als ein alter ...

Jakob Franck sollte eigentlich seine Rente geniessen, den der ehemalige Polizist ist gerade pensioniert worden. Doch die Geister seiner alten Fälle lassen ihn nicht los, vor allem nicht, als ein alter Fall plötzlich wieder in sein Leben tritt: Es handelt sich dabei um den Fall der 17jährigen Esther Winther, die sich angeblich vor 20 Jahren das Leben genommen hat. Zumindest war das das Ermittlungsergebnis zu der damaligen Zeit. Ihr Vater Ludwig Winther wendet sich nun an Franck und bittet ihn, die Geschehnisse von damals nochmal aufzurollen. Er glaubt heute nicht mehr an den Selbstmord seiner Tochter. Franck war damals in diesem Fall zwar nicht an den Ermittlungen beteiligt, jedoch hat er Frau Winther damals die Todesnachricht überbracht und sie viele Stunden getröstet. Daher kann Franck gar nicht anders, als sich des Falles noch einmal anzunehmen. Er nimmt die Ermittlungen auf und befragt alle Personen, die vor 20 Jahren etwas mit Esther zu tun hatten…
Der Erzählstil und die Schreibweise dieses Buches sind gewöhnungsbedürftig, so dass man nicht einfach in die Geschichte eintauchen und darin versinken kann. Die Grundatmosphäre der Story ist düster und eher depressiv, so dass ich mich beim Lesen öfter dabei ertappt hatte, wie auch meine Stimmung gesunken ist. Daher musste ich das Buch auch immer wieder weglegen und wollte es gar nicht in einem Rutsch lesen.
Die Charaktere sind eigenwillig aber auch interessant gestrickt, man erfährt immer wieder neues über die verschiedenen Protagonisten, allen voran natürlich Franck, aber auch z.B. über die junge Esther.
Es werden, neben dem Todesfall, weitere interessante Themen wie Alkoholismus oder Einsamkeit aufgeworfen, so dass das Buch den Leser zum Nachdenken bringt.
Aufgrund der negativen Grundstimmung und des Erzählstils konnte mich das Buch jedoch leider nicht wirklich überzeugen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Was weiß die Witwe wirklich?

Die Witwe
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Jean und Glen Taylor führten auf den ersten Blick eine perfekte Ehe. Er war immer führsorglich und aufopferungsvoll, sie tat alles für ihren Mann und wähnte sich glücklich.
Plötzlich wird die Welt der ...

Jean und Glen Taylor führten auf den ersten Blick eine perfekte Ehe. Er war immer führsorglich und aufopferungsvoll, sie tat alles für ihren Mann und wähnte sich glücklich.
Plötzlich wird die Welt der Taylors von einem Moment auf den anderen auf den Kopf gestellt: Im Jahre 2006 wird Glen bezichtigt, ein furchtbares Verbrechen begangen zu haben: Die kleine Bella wurde aus ihrem Vorgarten entführt und ist seitdem spurlos verschwunden. Dieser Verdacht ändert alles, Polizei, Presse und Öffentlichkeit stürzen sich auf das Ehepaar…
2010 wird Glen bei einem Unfall getötet und die Reporter belagern sofort wieder die Witwe Jean. Denn alle wollen wissen, was Jean wirklich weiß. Und diese ist nun bereit, ihre Seite der Geschichte zu erzählen…

Ich durfte dieses Buch im englischen Original im Rahmen einer Leserunde lesen.
Fiona Barton liefert mit „The Widow” ihren Debütroman ab, welcher als „ultimate psychological thriller“ bezeichnet wird. Dies weckte jedoch bei mir Erwartungen, die das Buch dann leider nicht erfüllen konnte. Erwartet hatte ich eigentlich einen raffinierten, ideenreichen Thriller mit einigen spannenden Drehungen und Wendungen. Doch „The Widow“ ist eher eine Art psychologische Studie über Jean und ihren Mann Glen. Die Spannung kommt dabei leider immer wieder zu kurz, obwohl das Buch generell nicht uninteressant ist. Doch leider wird dem Leser durch die Vermarktung eine andere Art Buch suggeriert, so dass das „wirkliche“ Buch diese leider nicht zutreffenden Erwartungen nicht erfüllen kann.
Das Buch wird aus drei Perspektiven erzählt: Aus der Sicht der Witwe Jean, der Reporterin Kate und des Polizisten Bob. Diese verschiedenen Aspekte ermöglichen dem Leser tiefere Einblicke in das Geschehen und die verschiedenen Gedankenstrukturen der handelnden Personen. Jean bleibt dabei am undurchsichtigsten, denn ihr Handeln und ihre Gedanken sind zum Teil relativ schwer nachzuvollziehen. Kate und Bob werden deutlicher und klarer charakterisiert. Andere Personen bleiben z.T. recht blass und werden nur ungenau gezeichnet.
Positiv zu bewerten sind die immer wieder vorkommenden Zeitsprünge, die nach und nach die gesamten Ereignisse zwischen den Jahren 2006 und 2010 thematisieren. Auch die Einblick darin, wie die Medien mit solchen Fällen umgehen und welche Macht die Medien haben können, ist interessant. Ebenso die Ermittlungsarbeiten der Polizei.
Daher vergebe ich für „The Widow“ 3,5 von 5 Sternen. Da man hier jedoch nur ganze Punkte geben kann bekommt das Buch hier von mir 3 Sterne.

Veröffentlicht am 15.09.2016

mäßiger Schlagabtausch zwischen Wiener Schmäh und Berliner Schnauze

Praterglück
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Bei „Praterglück“ stehen die Halbbrüder Balthasar und Paul im Mittelpunkt des Geschehens. Balthasar ist gebürtiger Wiener, Paul kommt aus Berlin und beide kennen sich erst seit Kurzem. Ihre Tante Hertha ...

Bei „Praterglück“ stehen die Halbbrüder Balthasar und Paul im Mittelpunkt des Geschehens. Balthasar ist gebürtiger Wiener, Paul kommt aus Berlin und beide kennen sich erst seit Kurzem. Ihre Tante Hertha hat die beiden sozusagen zusammengeführt, da sie zusammen den erfolgreichen Imbiss der Tante mit dem passenden Namen „Praterglück“ in Wien führen sollen. Da sich die beiden überhaupt nicht leiden können, arbeiten sie immer in entgegengesetzten Schichten und treffen sich so nie persönlich. Ihre Kommunikation findet dabei nur auf einfachen Zetteln, Rechnungen, per SMS oder Email statt. Der Tonfall ist dabei immer recht kratzbürstig, herablassend und auch gemein. Oft sind sie dabei unterschiedlicher Meinung, nur in einer Sache sind sie sich einige: Tante Hertha, der sie 50% vom Gewinn des Imbisses abgeben müssen, können beide nicht leiden! Daher beschließen die beiden, die Tante um die Ecke zu bringen uns. Doch plötzlich geschieht ein Mord vor dem Praterglück, der Tote ist jedoch nicht die liebe Tante. Doch nun geraten die beiden Brüder unter Mordverdacht.
„Praterglück“ ist kein wirklicher Krimi, sondern eher eine Krimi-Groteske. Jedoch kommt der Krimi-Anteil an der Geschichte fast etwas zu kurz. Hauptsächlich liest der Leser die Beschimpfungen und Verunglimpflichungen, die die Brüder sich täglich gegenseitig niederschreiben. Die Sprache ist dabei sehr direkt und umgangssprachlich und immer wieder deutlich „unter der Gürtellinie“. Die Grundidee der Geschichte ist skurril. Auch, dass das Buch eigentlich nur aus Notizen, Briefen und Nachrichten besteht ist eine interessante Erzählweise, die einen gewissen Charme hat. Das „Duell“ zwischen Wiender Schmäh und Berliner Schnauze ist prinzipiell auch eine interessante Herangehensweise. Jedoch war mir persönlich der Umgangston der Brüder untereinander oftmals viel zu derb und herablassend und mit Schimpfwörtern nur so gespickt. Auch blieb mir aufgrund dessen das aufkeimende Lächeln öfters mal im Halse stecken. Daher konnte mich dieses Buch leider nicht überzeugen und ich kann hier nur 2 von 5 Sternen vergeben.