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Veröffentlicht am 21.10.2018

Schicksale – das Leben in der Vergangenheit und der Gegenwart

Sommernachtstränen
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„Sommernachtstränen“ ist ein Roman der Autorin Bärbel Götz in dem sie eine Vielfalt an Themen aufgreift. Es geht um die Schicksale der Bewohner der Lessingstraße, um Integration, um die Verarbeitung traumatischer ...

„Sommernachtstränen“ ist ein Roman der Autorin Bärbel Götz in dem sie eine Vielfalt an Themen aufgreift. Es geht um die Schicksale der Bewohner der Lessingstraße, um Integration, um die Verarbeitung traumatischer Erlebnisse, Liebe, Mord, gesellschaftskritische Themen und vieles mehr.

Isabell begibt sich nach Stuttgart um nach langer Zeit wieder Kontakt zu ihrem Bruder Teddy zu finden. Zuvor lernt sie Renate Feldmann – eine alte Dame, die ihre Nachbarn ausspioniert und erpresst – Emre – einen jungen Türken, der ihre Unterstützung und die von Renate gut gebrauchen kann – und Valentin – einen jungen Mann, zu dem sie sich sehr hingezogen fühlt – kennen. Bisher war Isabell der Meinung sehr gut alleine zurechtzukommen und entdeckt nun, wie schön es ist Menschen, um sich zu haben und sich ihnen anvertrauen zu können.

Neben der Protagonistin Isabell, ihrem Bruder, Valentin, Emre und Renate lernt man zahleiche weitere Charaktere kennen. Alle haben ihr eigenes Schicksal und man erfährt viele traurige Einzelheiten. Dabei werden diverse Themen angeschnitten, von der Nachkriegszeit, Alkoholismus, häusliche Gewalt, Integration, Kaufsucht, traumatische Kindheitserlebnisse und sogar die Nibelungensage hat es in die Handlung geschafft. Für Abwechslung und Spannung durch einen Mord ist gesorgt. Mit Isabell hat die Autorin eine sehr sympathische Protagonistin erschaffen, deren Verhalten ich gut nachvollziehen konnte. Ihr Bruder, sowie Valentin und Emre gefielen mir ebenso gut. Obwohl das Buch nur knapp über 200 Seiten hat, werden menschliche Abgründe, Schicksale, Vergangenheit und Gegenwart der Charaktere dargestellt. Dabei kann man eine Menge Ungesagtes zwischen den Zeilen entdecken und gleichzeitig wird deutlich, dass Ungesagtes der Vergangenheit nicht nachgeholt werden kann.

Ich habe das Buch sehr gerne gelesen, hätte mir aber noch mehr Details und eine Vertiefung der einzelnen Charaktere gewünscht.

Veröffentlicht am 16.10.2018

Leise und tiefgründig

Schnee in Amsterdam
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"Schnee in Amsterdam" ist ein bewegender Roman des nordirischen Autors Bernard MacLaverty.

Gerry und Stella – ein katholisches, irisches seit vielen Jahren verheiratete Ehepaar - verleben ihren Ruhestand ...

"Schnee in Amsterdam" ist ein bewegender Roman des nordirischen Autors Bernard MacLaverty.

Gerry und Stella – ein katholisches, irisches seit vielen Jahren verheiratete Ehepaar - verleben ihren Ruhestand in Glasgow. Der Alltag hat die beiden eingeholt, sie lieben sich, gehen respektvoll miteinander um, aber sie haben sich voneinander entfernt. Zu Weihnachten schenkt Stella Gerry ein verlängertes Wochenende in Amsterdam. Dabei wird beiden klar, dass in ihrer Beziehung längst nicht mehr alles stimmt. Gerry trinkt viel zu viel, was für Stella nur schwer zu ertragen ist und Stellas Religiosität rückt stark in den Vordergrund.

Der Schreibstil des Autors ist ruhig und einfach. Er vermittelt sehr direkt die Probleme der Protagonisten. Alltägliche Situationen werden authentisch und glaubwürdig dargestellt. Trotz der Probleme des Ehepaares, die zum Teil in der gemeinsamen Vergangenheit liegen, gehen die beiden respektvoll miteinander um und in ihren Dialogen gibt es viele liebevolle Neckereien. Gerade in alltäglichen Gesprächen, in denen es oft um Belanglosigkeiten ging, verstecken sich eine Menge Emotionen. Wiederholende Situationen und Gespräche weisen dezent und sehr deutlich auf die Probleme hin. Während Gerry durchweg eher passiv wirkt, ist Stella deutlich aktiver und möchte eine Änderung der Situation. Leider erfährt man nur recht wenig aus der Vergangenheit des Paares.

Tiefgründig und berührend beschreibt der Autor die Situation von Stella und Gerry, dabei steckt zwischen den Zeilen weit mehr als man auf den ersten Blick erkennt, da es um eine Beziehung, ein Ende und einen Neuanfang geht. Es ist ein tiefgründiges Buch, das nachklingt.

Veröffentlicht am 13.10.2018

Berührend und tragisch

Honolulu King
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„Honolulu King“ ist der dritte Roman der Autorin Anne-Gine Goemans in dem man eine Vielzahl von Fakten über hawaiianische Musik, indonesische Geschichte und andere Themen erhält.

Hardy Hardy ist fast ...

„Honolulu King“ ist der dritte Roman der Autorin Anne-Gine Goemans in dem man eine Vielzahl von Fakten über hawaiianische Musik, indonesische Geschichte und andere Themen erhält.

Hardy Hardy ist fast 80 Jahre und betreibt mit seinen beiden Freunden Cok und George einen indonesischen Imbiss in Harlem. Auch seine Enkelin Synne hilft ihm dort. Seine Frau Christina leidet an Demenz und während sie immer mehr vergisst, tritt Hardys Vergangenheit immer mehr in den Vordergrund. Er musste als Kind mitansehen, wie seine Familie auf Java brutal ermordet wurde und gibt daran den Japanern die Schuld. Hardy fühlt sich einsam und sucht nach Anschluss und Zugehörigkeit. Er entschließt sich den Freimaurern beizutreten und erzählt dort seine Lebensgeschichte, mit der er ein furchtbares Geheimnis offenbart und dadurch alle in Gewissenskonflikte stürzt.

Neben zahlreichen historischen Fakten über die Geschichte Indonesiens im zweiten Weltkrieg erfährt man eine Menge über hawaiianische Musik, da Hardy in jungen Jahren mit seinen Freunden eine Band „Honolulu King“ gegründet hatte. Die Musik gab ihm Halt, seinem Leben eine positive Wendung und begleitet ihn durch sein Leben.

Der Schreibstil von Anne-Gine Goemans lässt sich trotz der schwierigen Themen angenehm lesen. Hardys Lebensgeschichte enthält Grausamkeiten, die verdeutlichen, warum Hardy so geworden ist, wie er ist – ein wenig starrsinnig und voreingenommen, aber im Grunde trotz allem ein fröhlicher Mensch. Auch die übrigen Charaktere wie Cok und George und Hardys Enkelin Synne, in deren Leben auch nicht alles glatt läuft, werden gut dargestellt.

Das Buch ist keines, das man einfach so nebenbei weglesen kann, da es so viele tiefgreifende Themen anschneidet. Die politischen Ereignisse der Vergangenheit reichen bis in die Gegenwart und die daraus entstandenen Vorurteile, die Ausgrenzung, fehlende Toleranz, der Wunsch nach Zugehörigkeit sowie die Freimaurerei und Demenz bilden eine große Themenbandbreite, die es mir zeitweise schwermachte, dem Buch zu folgen.
Dennoch fand ich das Buch ausgesprochen interessant und lesenswert.

Veröffentlicht am 16.09.2018

Skurril – ungewöhnlich - amüsant

Der lächelnde Gott
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„Der lächelnde Gott“ ist der zweite Roman aus Night Vale von den Autoren Joseph Fink und Jeffrey Cranor. Er lässt sich aber problemlos ohne Vorkenntnisse des ersten Romans „Willkommen in Night Vale“ lesen.

Night ...

„Der lächelnde Gott“ ist der zweite Roman aus Night Vale von den Autoren Joseph Fink und Jeffrey Cranor. Er lässt sich aber problemlos ohne Vorkenntnisse des ersten Romans „Willkommen in Night Vale“ lesen.

Night Vale ist eine Stadt im Südwesten Amerikas mitten in der Wüste. Dort ist alles ein wenig anders. Durch ein Erdbeben wurden ganze Häuser samt Bewohner verschlungen und nun hat die Wissenschaftlerin Nilanjana die Aufgabe herauszufinden, ob die merkwürdigen Geräusche aus der Wüste etwas damit zu tun haben. Dabei stößt sie auf eine religiöse Sekte und es beginnt ein Kampf zwischen Religion und Wissenschaft.

Der Schreibstil ist ungewöhnlich und ich habe ein wenig gebraucht, um in die Geschichte hineinzufinden und mich auf sie einzulassen. Wenn einem das gelungen ist, ist die Mischung aus absurden und verrückten Ideen, die mich zwischenzeitlich immer wieder ein wenig verwirrt haben und zu keiner Zeit auch nur im Geringsten vorhersehbar waren, ausgesprochen unterhaltsam. Über den Einfallsreichtum der Autoren konnte ich nur immer wieder den Kopf schütteln und genau das ist es, was dieses Buch ausmacht. Das große Thema des Buches ist die Widersprüchlichkeit von Wissenschaft und Religion, die spannend und mit einer Liebesgeschichte am Rande verpackt wurde. Durch zahlreiche Symbole, Andeutungen und sprachliche Bilder rätselt man immer wieder, was dahinter steckt. Vielleicht das ein oder andere Mal mehr als die Autoren es im Sinn hatten.

Insgesamt hat mich „Der lächelnde Gott“ ausgesprochen gut unterhalten. Mir hat dieses skurrile und ungewöhnliche Buch großen Spaß gemacht. Allerdings war es an einigen Stellen auch ein wenig zu ausführlich, aber trotzdem absolut lesenswert.

Veröffentlicht am 25.08.2018

Wachsende Perspektivlosigkeit – schwindende Hoffnung

Mit der Faust in die Welt schlagen
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In seinem Buch „Mit der Faust in die Welt schlagen“ beschreibt der Autor Lukas Rietzschel das Leben und die Probleme von zwei Brüdern im Osten Deutschlands von 2000 bis 2015.

Die beiden Brüder Philipp ...

In seinem Buch „Mit der Faust in die Welt schlagen“ beschreibt der Autor Lukas Rietzschel das Leben und die Probleme von zwei Brüdern im Osten Deutschlands von 2000 bis 2015.

Die beiden Brüder Philipp und Tobias werden in einer Provinz Sachsens in Neschwitz an der Grenze zu Polen groß. Die Mauer ist gefallen und die Eltern der Brüder wollen raus aus ihrem Plattenbaublock und ein Haus bauen. Leider gestaltet sich die Zukunft längst nicht für jeden so einfach und positiv wie gedacht. Die Wirtschaft stagniert und nicht jedem gelingt der Absprung in die neue veränderte Welt. Die Perspektiven fehlen und es kommen Frust und Aggressionen auf.
Der Schreibstil von Lukas Rietzschel ist teils poetisch, teils eher nüchtern und gut verständlich. Die Umgebung in der Philipp und Tobias aufwachsen, wirkt trist und grau. Der Zusammenhalt in der Familie fehlt und in der Schule bekommen erleben sie die Perspektivlosigkeit, die die Schulabgänger erwartet und erschreckenden Fremdenhass. Es ist ein Alltag, der den Lebensmut schwinden lässt.

Das Buch schildert nachdrücklich die Enttäuschung und den Frust über die hoffnungslosen Zukunftsaussichten und die daraus resultierende Suche nach etwas, gegen das man seine Wut richten kann.

Die Probleme sind nicht wirklich neu, aber die Geschichte von Philipp und Tobias regt zum Nachdenken an und rüttelt auf.