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Veröffentlicht am 24.11.2018

Der Blumensammler

Der Blumensammler
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Mit einem Liebesbrief fängt alles an. Peter findet ihn in einem verstaubten Bibliotheksbuch, und ihm scheint die kurze Liste mit sechs außergewöhnlichen Blumen nicht mehr aus dem Kopf zu gehen. Obwohl ...

Mit einem Liebesbrief fängt alles an. Peter findet ihn in einem verstaubten Bibliotheksbuch, und ihm scheint die kurze Liste mit sechs außergewöhnlichen Blumen nicht mehr aus dem Kopf zu gehen. Obwohl er eigentlich sonst weder ein spontaner noch ein reisefreudiger Mensch ist, befindet er sich plötzlich auf einer Reise um die Welt auf der Spur dieser seltenen Pflanzen.

David Whitehouse hat mich schon mit seiner Reise in einem gestohlenen Bibliotheksbus überzeugt, dass er wunderbare und etwas schrullige Geschichten kann. Auch der Blumensammler passt in diese Kategorie. Ich mochte den etwas langweiligen Peter auf Anhieb, denn er hat ein gutes Herz und den Mut sein Leben auch mal anders anzupacken. Seine irrwitzige Reise hat viel Spaß gemacht, nebenbei hat man einiges über Blumen gelernt und wird ganz wunderbar unterhalten. Der zweite Handlungsstrang rund um Dove, der ca. 30 Jahre später als Peters spielt, hat mich nicht immer überzeugen können. Man muss sich hier auf die „magische“ Verbindung einlassen können, und das ist mir nicht richtig gelungen. Der Erzählstil bleibt natürlich immer derselbe, und den mochte ich wiederum so sehr, dass ich die etwas schwächeren Szenen auch gut verschmerzen konnte. Insgesamt ein unterhaltsamer Roman, der den Leser auf etwas schrullige Art in die Welt der Botanik entführt.

Veröffentlicht am 06.11.2018

Die Unsterblichen

Die Unsterblichen
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Vier Geschwister machen sich im heißen New Yorker Sommer von `69 auf den Weg zu einer Wahrsagerin. Sie soll das Todesdatum von jedem vorhersagen können. Alle vier bekommen eine Antwort auf ihre Frage, ...

Vier Geschwister machen sich im heißen New Yorker Sommer von `69 auf den Weg zu einer Wahrsagerin. Sie soll das Todesdatum von jedem vorhersagen können. Alle vier bekommen eine Antwort auf ihre Frage, eine Antwort, die ihren weiteren Lebensweg bestimmt. Jeder der vier hat einen ganz eigenen Weg mit dieser Antwort umzugehen.

Chloe Benjamins Roman über das Leben der vier Mitglieder der Familie Gold ist ein nachdenklich machender Familienroman. Man macht sich Gedanken darüber, wie sich das eigene Leben ändern würde, wüsste man das eigene Sterbedatum. Die vier Geschwister zeigen dann auch im Umgang mit diesem Wissen die komplette Bandbreite von Ignoranz bis zum völligen Glauben an das vorhergesagte Datum. So unterschiedlich ihr Umgang damit, so unterschiedlich sind auch ihre Persönlichkeiten. Ich fand an jedem der vier etwas was mir sehr sympathisch war, aber auch Züge, die ich nicht leiden konnte. Es hat Spaß gemacht sie kennen zu lernen und ihren Lebensweg zu verfolgen, denn die Autorin lässt uns tief in die Köpfe schauen. Allgemein fand ich ihren Erzählstil sehr ansprechend, sie baut eine dichte Atmosphäre auf, zeichnet ihre Charaktere sehr gut und verbindet ihre außergewöhnlichen Lebensgeschichten sehr gekonnt mit aktuellen Ereignissen. Mir hat der Erzählstrang um Varya (und somit der letzte Teil des Buches) leider nicht mehr ganz so gut gefallen, sodass mir das Ende der Familiengeschichte etwas verhagelt wurde. Trotzdem habe ich den Roman sehr gerne gelesen, und bin schon sehr auf weitere Bücher der Autorin gespannt.

Veröffentlicht am 30.10.2018

Die Isings

Eine Familie in Deutschland
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Im Wolfsburger Land ist die Familie Ising seit Generationen eine Größe. Die Zuckerfabrik ist weit übers Land hinaus bekannt, ein großer Auftrag gerade an Land gezogen. Doch die Familie wirkt gespalten, ...

Im Wolfsburger Land ist die Familie Ising seit Generationen eine Größe. Die Zuckerfabrik ist weit übers Land hinaus bekannt, ein großer Auftrag gerade an Land gezogen. Doch die Familie wirkt gespalten, der nationalsozialistisch gesinnte Horst betrachtet die Verbindung seiner Schwester mit einem Juden mit Argusaugen, der Erstgeborene Georg interessiert sich mehr für Autos als für sein Familienerbe. Doch das Familienleben steht endgültig Kopf als Hitlers Pläne für eine Autostadt zum Bau des Volkswagen die Existenz der Zuckerfabrik bedrohen.

Peter Prange richtet in seinem neuen Zweiteiler den Blick auf eine typisch deutsche Familie jener Zeit, oder zumindest soll es sich für den Leser so anfühlen. Es werden nahezu alle „Feindbilder“ der Nazis in der Isingfamilie untergebracht, sicherlich um eben auf so viele Schicksale wie möglich eingehen zu können. Auf mich wirkte das leider zwischenzeitlich konstruiert und gezwungen, etwas weniger hätte der Geschichte bestimmt nicht geschadet. Die Figuren selbst sind gut mit Leben gefüllt, manchem kann man auch am Ende des Buches noch nicht so richtig in den Kopf schauen, mancher weiß wahrscheinlich selbst noch nicht so genau wohin mit sich. Diese Entwicklungsfähigkeit der Protagonisten hat mir sehr gut gefallen, ich bin schon sehr auf den zweiten Band gespannt. Die Handlung lebt natürlich nicht nur von ihren Figuren allein, viele historische Ereignisse allen voran der Bau der Stadt des KdF-Wagens bei Fallersleben spielen ebenfalls eine große Rolle. Hier habe ich viel Neues erfahren, genauso wie über z.B. die Irrfahrt der St. Louis und andere zeitgenössische Ereignisse. Die fiktive Handlung rund um die Isings ist ganz wunderbar mit den tatsächlichen Geschehnissen verknüpft. Der Erzählstil ist leicht und flüssig, man kann sich alles sehr gut vorstellen. Die extrem kurzen Kapitel (z.T. nur eine Seite) fand ich allerdings mit der Zeit eher störend, da sie den Lesefluss künstlich unterbrochen haben. Insgesamt habe ich das Buch trotz der genannten Kleinigkeiten sehr gerne gelesen, und bin schon sehr auf den zweiten Teil gespannt.

Veröffentlicht am 14.10.2018

Gelungener historischer Roman

Alchimie einer Mordnacht
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Im Jahre 1599 verschlägt es den jungen Gelehrten Christian Stern nach Prag. Er will am Hof des Kaisers seine alchimistischen und naturwissenschaftlichen Studien vertiefen. Doch bevor es dazu kommt, findet ...

Im Jahre 1599 verschlägt es den jungen Gelehrten Christian Stern nach Prag. Er will am Hof des Kaisers seine alchimistischen und naturwissenschaftlichen Studien vertiefen. Doch bevor es dazu kommt, findet er eine junge Frau ermordet auf. Brisanter Weise hat diese Verbindungen zum Hof, und so findet sich Christian sehr schnell am Ort seiner Wünsche wieder. Allerdings im Kerker, unter Mordverdacht.

Blacks Ausflug in die düsteren Gassen Prags ist ein gelungener historischer Roman, der mich wirklich gut unterhalten hat. Seine Beschreibungen der Stadt selbst, aber auch des Hofes waren sehr bildhaft, sodass man sich schnell im Goldenen Gässchen oder in der Wunderkammer Rudolfs angekommen fühlte. Auch die Personen, seien sie fiktiv oder real, haben schnell Hand und Fuß. Ich mochte Christian gerne, auch wenn ihm etwas weniger jugendlicher Übermut sicherlich gut getan hätte. Auch der Kaiser selbst wird zur Hauptfigur, seine Bildung, aber auch seine geistige Umnachtung erlebt der Leser hautnah mit. Erzählt wird die Geschichte in einem etwas getragenen Stil, Stern blickt auf die Ereignisse im hohen Alter mit entsprechendem Abstand zurück. Mir hat diese Erzählweise sehr gut gefallen. Der Kriminalfall selbst kommt leider etwas dürftig daher, spannend wird es eher selten, dafür hat man eben einen guten historischen Roman zu lesen bekommen. Ich bin mit beiden Genres glücklich, wer aber einen superaufregenden Krimi erwartet, wird sicherlich etwas enttäuscht werden.

Veröffentlicht am 12.09.2018

Starke Frauen in harten Zeiten

Alligatoren
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Drei sehr unterschiedliche Frauen treffen im Sumpf der heißen Südstaaten aufeinander. Gertrude, die ihre hungernden Kinder vor ihrem trunksüchtigen Vater beschützen muss. Oretta, die zwar nicht mehr wie ...

Drei sehr unterschiedliche Frauen treffen im Sumpf der heißen Südstaaten aufeinander. Gertrude, die ihre hungernden Kinder vor ihrem trunksüchtigen Vater beschützen muss. Oretta, die zwar nicht mehr wie ihre Mutter als Sklavin auf der Plantage schuftet, aber als Hausmädchen mit schwarzer Hautfarbe immer noch nicht als vollwertiger Mensch behandelt wird. Und Annie, Orettas Arbeitgeberin, die eine aufstrebende Fabrik leitet. Sofern ihr Mann das zulässt.

Deb Speras Roman bietet einen sehr authentischen Ausflug in die 1920er. Das Leben ist hart, und das lässt uns die Autorin hautnah spüren. Die Beschreibungen sind sehr bildhaft, die Autorin verliert sich aber nicht in unnötiger Grausamkeit. Ihre drei Hauptfiguren kommen aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten, trotzdem wird einem schnell klar, dass das Leben für alle drei kein Zuckerschlecken ist. Ich fand die drei Frauen sehr interessant und auch alle irgendwo sympathisch, selbst wenn Gertrude einem das nicht immer leicht macht. Durch ständige Perspektivwechsel blickt man mal der einen, mal der anderen in den Kopf, was mir sehr gut gefallen hat, da auch das Zusammenführen dieser Erzählstränge wunderbar funktioniert. Auch sprachlich unterscheiden sich die drei, sodass der Erzählstil zwar immer flüssig, aber doch sehr abwechslungsreich ist. Bis auf Kleinigkeiten hat mir dieser Südstaatenroman wirklich gut gefallen, die Autorin sollte ich mir merken.