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Veröffentlicht am 15.10.2018

Humorvolle Lektüre, die man mit einem Augenzwinkern liest

Mein Mann, der Rentner, und dieses Internet
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Rosa und Günther Schmidt befinden sich im Ruhestand. Endlich, könnte man meinen, doch nach der ersten Zeit, in der die beiden alles das gemacht haben, was sie sich immer vorgenommen hatten, beginnt Günther ...

Rosa und Günther Schmidt befinden sich im Ruhestand. Endlich, könnte man meinen, doch nach der ersten Zeit, in der die beiden alles das gemacht haben, was sie sich immer vorgenommen hatten, beginnt Günther in ein tiefes Loch zu fallen. Das geht sogar so weit, dass er beginnt, die Bettwäsche zu bügeln. Tochter Julia hat die zündende Idee, den beiden Rentnern ihr altes Tablet zu vermachen. Günther ist sofort begeistert und stürzt sich in das Abenteuer Internet. Er verbringt fast seine gesamte Zeit am Tablet, geht zum Computer Club und rüstet nach und nach auf. Schon bald macht ihm keiner mehr was vor, denn Google sorgt dafür, dass Günther stets über das Wetter, Krankheiten, Straßenlagen und vieles mehr informiert ist und andere gerne an seinem Wissen teilhaben lässt. Selbst Facebook ist nicht mehr vor Günther sicher. Rosa betrachtet das Treiben argwöhnisch und hält ihre Beobachtungen in einem Tagebuch fest.....

Die Geschichte wird in Tagebuch-Form, aus der Sicht von Rosa Schmidt, erzählt. Da das Tagebuch geheim ist, nimmt Rosa beim Schreiben kein Blatt vor den Mund und beschreibt den alltäglichen Wahnsinn mit Günther gnadenlos. Rosa ist eine sympathische und sehr humorvolle Erzählerin, die das Ganze mit einem Augenzwinkern betrachtet und auch mal über sich selbst lachen kann. Dennoch merkt man ihr an, dass sie Günthers "Sucht" nach und nach mit Sorge erfüllt.

Der Schreibstil ist locker und sehr angenehm lesbar. Einmal angefangen, mag man sich kaum noch von Rosas geheimen Aufzeichnungen trennen. Denn das, was die beiden in den unendlichen Weiten des Internets erleben, entlockt einem ziemlich häufig ein unverhofftes Schmunzeln. Die beschriebenen Charaktere wirken so lebendig, dass man sie schon bald vor Augen hat und damit das Gefühl bekommt, selbst zur Familie zu gehören.

Die Abenteuer der beiden wirken ziemlich realistisch, sodass man Rosas Erzählungen problemlos nachvollziehen kann. Beim Lesen bekommt man zwar keine echten Lachanfälle, doch Anekdoten, die das verursachen würden, hätten wahrscheinlich zu überspitzt und unglaubwürdig gewirkt. Dennoch wird man beim Lesen gut und humorvoll unterhalten, sodass man förmlich durch das Buch fliegt.

Ich habe mich beim Lesen jedenfalls sehr gut unterhalten und musste ziemlich oft schmunzeln. Als humorvolle Lektüre für Zwischendurch, bei der man mühelos abschalten und das Treiben der beiden Rentner amüsiert beobachten kann, empfehle ich das Buch auf jeden Fall weiter.

Veröffentlicht am 09.10.2018

Bewegender Frauenroman

Die Sonnenschwestern
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Mit fast 40 Jahren beginnt Nora im Jahr 2006 ihr bisheriges Leben zu überdenken. Sie ist gefangen in ihrer alltäglichen Routine. Ihre sonst so verständnisvolle Mutter reagiert anders als erhofft. Nora ...

Mit fast 40 Jahren beginnt Nora im Jahr 2006 ihr bisheriges Leben zu überdenken. Sie ist gefangen in ihrer alltäglichen Routine. Ihre sonst so verständnisvolle Mutter reagiert anders als erhofft. Nora hat das Gefühl, dass plötzlich etwas zwischen den beiden steht, kann aber nicht einordnen, was es ist. Spontan entschließt sie sich dazu, ihren Job zu kündigen, die Wohnung zu vermieten und nach Tenby, einen kleinen Ort in Wales, zu reisen. Sie nimmt sich eine Auszeit und versucht, in dieser Zeit herauszufinden, was sie wirklich vom Leben erhofft. Da ihre Großmutter ganz in der Nähe von Tenby lebt, wird der Kontakt zwischen den beiden intensiver und endlich erfährt Nora etwas aus der Kindheit ihrer Mutter.
In den 50er Jahren verbringt die kleine Chloe jedes Jahr die Sommerferien bei ihrer Tante in Tenby. Dabei schließt sie eine enge Freundschaft zu Llew, einem Jungen, der zwar aus ärmlichen Verhältnissen stammt, aber unglaublich klug ist. Mit den Jahren wird die Freundschaft zwischen den beiden immer enger, doch dann kommt es zu einem verhängnisvollen Ereignis, das alles verändert....


Die Geschichte wird auf zwei verschiedenen Zeitebenen erzählt. Im Jahr 2006 beobachtet man Nora, die dabei ist, ihr bisheriges Leben zu überdenken und neue Perspektiven zu suchen. Im zweiten Handlungsstrang taucht man in die 50er Jahre ein. Hier steht Chloe, die in jedem Jahr die Sommerferien bei ihrer Tante in Tenby verbringen darf, im Mittelpunkt der Ereignisse.

Der Einstieg in die Handlung verläuft eher gemächlich. Man muss sich zunächst mit den beiden Hautprotagonistinnen und ihren Lebensumständen vertraut machen. Die Autorin beschreibt die Ereignisse in beiden Handlungssträngen so detailliert und lebendig, dass man nach kurzer Zeit alles mühelos vor Augen hat. Man lernt dabei Nora, Chloe und ihr jeweiliges Umfeld genau kennen. Die Charaktere wirken auf beiden Zeitebenen authentisch. Man fasst beim Lesen spontane Sympathien oder auch Abneigungen, und kann dadurch problemlos in die Handlung eintauchen. Zunächst fragt man sich, wie die beiden Handlungsstränge sich wohl verbinden werden, doch nach und nach fließt alles zusammen.

Der Schreibstil ist flüssig, sehr angenehm lesbar und der jeweiligen Zeitebene angepasst. Da die Charaktere so lebendig erscheinen, fiebert man schon nach kurzer Zeit mit ihnen mit und verfolgt gebannt die Entwicklungen. Bereits nach kurzer Zeit gerät man in den Sog der Ereignisse und mag sich nicht mehr von den Schicksalen der beiden Hauptprotagonistinnen lösen. Der bewegende Schreibstil sorgt dafür, dass man sich ganz auf das Geschehen einlassen kann und das Buch nicht mehr aus der Hand legen mag, bevor man am Ende angekommen ist.

Mir hat diese Geschichte ausgesprochen gut gefallen. Denn ich mag Erzählungen, in denen es um Geheimnisse in der Vergangenheit geht, die sich nach und nach mit der Gegenwart verknüpfen. Der Autorin ist es hervorragend gelungen, die Ereignisse so bewegend zu erzählen, dass ich mit beiden Frauen mitgefiebert und das Buch beinahe in einem Rutsch beendet habe.

Veröffentlicht am 30.09.2018

Fesselnde Einblicke in die tiefsten Abgründe der menschlichen Psyche

Bösland
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Im Alter von dreizehn Jahren hat Ben seine Mutter und den ganzen Ort geschockt, denn er hat sein Freundin, die Apothekertochter, auf dem Dachboden brutal erschlagen. Niemand weiß, warum das geschehen ist, ...

Im Alter von dreizehn Jahren hat Ben seine Mutter und den ganzen Ort geschockt, denn er hat sein Freundin, die Apothekertochter, auf dem Dachboden brutal erschlagen. Niemand weiß, warum das geschehen ist, denn Ben äußert sich nicht zur Tat. Seine Mutter wünscht sich, dass der Einzelgänger Ben, der, außer zum Arztsohn Felix Kux, kaum Kontakte hat, nie geboren wäre. Zu stark sind ihre Scham- und Schuldgefühle. Ben verbringt lange Zeit in Haft. Außerdem wird er jahrelang in einer psychiatrischen Klinik behandelt und später in einer betreuten Wohngruppe darauf vorbereitet, sein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Das scheint auch gut zu funktionieren, denn Ben lebt zwanzig Jahre ein ruhiges und eher langweiliges Leben. Bis er bei seiner Arbeit im Fotolabor auf eine Aufnahme seines ehemals besten Freundes Felix Kux stößt. Dieser Anblick wühlt ihn auf. Seine Therapeutin rät ihm, sich endlich der Vergangenheit zu stellen. Sie ahnt nicht, was damit ausgelöst wird.....

Bernhard Aichners Stil, die Geschichte von "Bösland" zu erzählen, ist zunächst etwas gewöhnungsbedürftig. Es gibt recht kurze Kapitel, in denen man abwechselnd dem Erzähler oder Dialogen folgt. Am Anfang beobachtet man alles eher distanziert, da man das Gelesene, und dabei insbesondere den Hauptprotagonisten Ben, nur schwer einschätzen kann. Was ist damals wirklich passiert? Kann man Ben trauen? Durch diese Fragen gerät man schnell in den Sog der Handlung und taucht, gemeinsam mit Ben, ins "Bösland" und die dramatische Vergangenheit ein.

Man bekommt dabei einen Einblick in die tiefsten Abgründe der menschlichen Psyche. Bernhard Aichner gelingt es hervorragend, den Leser, ohne allzu großes Blutvergießen, bei der Stange zu halten, sodass man regelrecht durch das Buch fliegt und kaum glauben kann, was nach all den Jahren offenbart wird. Die Geschichte ist sehr gut konstruiert und muss genauso erzählt werden, damit sie ihre volle Wirkung erzielt, die den Leser ungläubig staunend und geradezu fassungslos fesselt. Die Spannung ist durchgehend spürbar und sorgt dafür, dass man sich erst vom Gelesenen lösen kann, wenn man am Ende angekommen ist.

Obwohl ich zunächst kleine Schwierigkeiten hatte, den Einstieg in die Handlung zu finden, konnte ich das Buch nach kurzer Zeit kaum noch aus der Hand legen. Der hervorragend konstruierte Plot, der seine Spannung schnell entwickelt, und die Einblicke in die tiefsten Abgründe der menschlichen Psyche, haben mich regelrecht gefesselt. Deshalb vergebe ich auf meiner persönlichen Bewertungsskala auch vier von fünf Sternchen und eine klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 16.09.2018

Nichts ist so, wie es auf den ersten Blick scheint

Vier.Zwei.Eins.
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Im Sommer 1999 treffen sich tausende Menschen bei einem Festival in Cornwall, um dort die Sonnenfinsternis anzusehen. Mitten unter ihnen sind auch Kit und Laura. Als sich die Schatten auflösen, entdeckt ...

Im Sommer 1999 treffen sich tausende Menschen bei einem Festival in Cornwall, um dort die Sonnenfinsternis anzusehen. Mitten unter ihnen sind auch Kit und Laura. Als sich die Schatten auflösen, entdeckt Laura eine Geldbörse. Bei genauerem Hinsehen meint Laura, Zeugin einer brutalen Vergewaltigung zu sein. Doch der Mann streitet alles ab und die Frau schweigt. Nach der Gerichtsverhandlung steht die Frau plötzlich vor der Haustür von Kit und Laura und drängt sich langsam in ihr Leben. Es geht so weit, dass die beiden ihren Namen ändern, den Wohnort wechseln und streng darauf achten, nie in den sozialen Medien aufzutauchen. Doch nach 15 Jahren scheint sie die Vergangenheit einzuholen.....

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Kit und Laura erzählt und ereignet sich außerdem auf zwei Zeitebenen. Man verfolgt sowohl die aktuellen Ereignisse im Jahre 2015, bekommt aber auch Rückblicke in die Vergangenheit. Da die Kapitel mit dem Namen der jeweils berichtenden Person und dem entsprechenden Datum gekennzeichnet sind, fällt die Orientierung relativ leicht.

Es gelingt der Autorin von Anfang an eine bedrohliche Atmosphäre aufzubauen, die zwischen den Zeilen schwebt. Man hat beim Lesen ständig das Gefühl, dass etwas Schlimmes passieren wird. Dadurch wird das Interesse sofort geweckt. Trotz der bedrohlichen Grundstimmung plätschert die Handlung zunächst gemächlich vor sich hin. Denn man bekommt genaue Hintergrundinformationen über Laura und Kit, die die beiden zwar lebendig wirken lassen, aber auf Dauer recht langatmig wirken. Dennoch kann man sich dem Geschehen nicht entziehen, da man unbedingt erfahren möchte, auf was die Geschichte eigentlich zusteuert.

Im Verlauf der Handlung wird klar, dass es Geheimnisse gibt, die nicht so einfach zu entschlüsseln sind. Es gelingt der Autorin hervorragend, falsche Fährten zu legen, denen man nur allzu bereitwillig folgt. Der Schreibstil ist flüssig und angenehm lesbar. Durch die detaillierten Beschreibungen kann man sich ganz auf die Geschichte einlassen und eigene Schlüsse ziehen. Diese muss man allerdings einige Male überdenken, denn hier ist nichts so, wie es auf den ersten Blick scheint und am Ende wird man mit einer ziemlichen Wendung überrascht.

Ich habe mich beim Lesen sehr gut unterhalten und die unterschwellige Bedrohung, die man vom ersten Moment an spürt, genossen. Dennoch hatte ich am Anfang das Gefühl, dass die Geschichte etwas auf der Stelle tritt und nicht richtig in Fahrt kommt. Das hat sich allerdings schnell gelegt, denn dann konnte ich das Buch einfach nicht mehr aus der Hand legen und wurde mit Wendungen überrascht, die ich nicht vorhergesehen hatte. Auf meiner persönlichen Bewertungsskala vergebe ich deshalb vier von fünf Sternchen und eine klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 13.09.2018

Startet eher gemächlich, entwickelt sich dann aber zu einem spannenden Katz- und Mausspiel

Fünf plus drei
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Sam Berger ist Schwedens meistgesuchter Mann, denn er wird für einen Mord gejagt, den er nicht begangen hat. Der Geheimdienst braucht allerdings seine Hilfe. In den eigenen Reihen wurde ein Spitzel ausgemacht, ...

Sam Berger ist Schwedens meistgesuchter Mann, denn er wird für einen Mord gejagt, den er nicht begangen hat. Der Geheimdienst braucht allerdings seine Hilfe. In den eigenen Reihen wurde ein Spitzel ausgemacht, der ein Mädchen entführt hat und versucht, durch sie an wichtige Informationen zu kommen, mit denen ein terroristischer Schlag ausgeübt werden könnte. Berger soll das Mädchen und den Spitzel finden, um die Gefahr für Schweden abzuwenden. Doch schon bald weiß Berger nicht mehr, was hier gespielt wird und wem er eigentlich noch vertrauen kann.....

Nach "Sieben minus eins" und "Sechs mal zwei" ist "Fünf plus drei" der dritte Teil um das Ermittlerteam Sam Berger und Molly Blom. Zum besseren Verständnis der komplexen Handlung sollten die Bände in der vorgesehenen Reihenfolge gelesen werden, denn sonst dürfte der Einstieg in die aktuellen Ermittlungen nur schwer gelingen.

Obwohl man sich am Anfang des Buchs sofort mitten in einem spannenden Einsatz befindet, startet die Handlung eher gemächlich. Denn es fällt schwer, die unterschiedlichen Protagonisten, und die komplexen Verbindungen untereinander, richtig zuzuordnen. Zunächst ist alles sehr verwirrend und Hauptprotagonist Sam Berger macht es einem nicht eben leichter, das alles zu durchschauen. Die Beschreibungen seiner Recherchen und Rückblicke in die Vergangenheit sind sicher wichtig, um zu verstehen, was eigentlich vor sich geht, doch sie lesen sich teilweise sehr ermüdend und manche seiner Handlungen und Erkenntnisse sind nur schwer nachvollziehbar. Doch irgendwann gerät man in den Sog der Handlung und kann sich dem Ganzen einfach nicht mehr entziehen. Denn man weiß nicht, was man glauben soll und wem man eigentlich vertrauen kann. Jeder scheint Geheimnisse zu haben und nicht bereit zu sein, diese zu offenbaren. Dadurch steigt die Spannung stetig an und man mag sich kaum noch vom Katz- und Mausspiel der Protagonisten lösen. Die Spannung gipfelt schließlich in einem rasanten Finale, bei dem man noch einige Überraschungen erlebt.

Ich kann nur empfehlen, diese Serie in der vorgesehenen Reihenfolge zu lesen. Denn die Handlungen bauen aufeinander auf und sonst fehlen einfach zu viele Hintergrundinformationen, um alles nachzuvollziehen und ins richtige Verhältnis zu setzen. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten, bin ich wieder mal regelrecht in den Sog der Handlung geraten. Ich konnte mich dem spannenden Katz- und Mausspiel nur schwer entziehen und das Buch zum Schluss erst aus der Hand legen, als ich das Ende kannte. Auf meiner persönlichen Bewertungsskala vergebe ich deshalb vier von fünf möglichen Sternchen.