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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.12.2018

Eine dramatische Dreiecksgeschichte

Piccola Sicilia
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Piccola Sicilia ist anders als andere Kriegsromane. Es erzählt den 2. Weltkrieg aus einer Perspektive, die den meisten Deutschen völlig unbekannt sein dürfte: aus der Sicht der Juden von Tunis. Es ist ...

Piccola Sicilia ist anders als andere Kriegsromane. Es erzählt den 2. Weltkrieg aus einer Perspektive, die den meisten Deutschen völlig unbekannt sein dürfte: aus der Sicht der Juden von Tunis. Es ist eine dramatische Geschichte, die zeigt, wie Menschen sich verändern mit dem, was sie erleben (müssen).

Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen. Einmal in der jetzigen Zeit, als die Enkelin von Moritz Reincke versucht, Informationen über ihren verschollenen Großvater zu sammeln. Der viel größere Teil ist aber Moritz‘ Geschichte – wie er als Fotograf nach Tunis kam und dort eine Familie zu seinem Schicksal wurde.

Hauptpersonen sind neben Moritz auch Victor, ein junger Pianist, und dessen Adoptiv-Schwester Yasmina. Während ich die Taten und Ansichten von Moritz gut nachvollziehen konnte, blieb mir Yasmina in ihrer leidenschaflichen Zuneigung zu ihrem Bruder (die an Fanatismus grenzte) ein wenig fremd. Es mag ihr südliches Temperament sein, das ich als spröde Nordeuropäerin nicht immer ganz nachvollziehen konnte.

Dennoch – das Buch erzählt eine dramatische und tragische Geschichte, wie sie nur ein Krieg schreiben kann. Und sie ist gerade deshalb besonders lesenswert.

Veröffentlicht am 17.11.2018

Es war einmal in einem dunklen Wald…

Bretonische Geheimnisse
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Der siebente Band der Urlaubskrimis aus der Bretagne führt Kommissar Dupin und seine Kollegen in den Foret de brocéliande, einen tiefen Wald, der mit der Artussage in Verbindung gebracht wird. Eigentlich ...

Der siebente Band der Urlaubskrimis aus der Bretagne führt Kommissar Dupin und seine Kollegen in den Foret de brocéliande, einen tiefen Wald, der mit der Artussage in Verbindung gebracht wird. Eigentlich sollte es ein Betriebsausflug werden – aber dazu kommt es gar nicht erst. Im Mittelpunkt steht diesmal eine Gruppe von Wissenschaftlern, die an der Artussage forschen. Aber der Kreis wird durch mehrere Morde immer kleiner… und Dupin, der sich in diesem dunklen Zauberwald nicht wohlfühlt und merkwürdige weiße Tiere vorbeihuschen sieht, läuft die Zeit davon.

Endlich habe ich einen Dupin-Roman mal wieder so richtig genossen! Bei den letzten Bänden hatte ich immer das Gefühl, irgendwas fehlt... Diesmal war der Krimi für mich eine runde Sache. Die Stimmung passte, der Fall war aufgrund der vielen Verstrickungen zwischen den Wissenschaftlern kniffelig und da die gesamte Handlung innerhalb von zwei Tagen spielt, folgte Schlag auf Schlag und es wurde nicht langweilig. Ich als Leser hatte meine Freude dran, aber um Dupin habe ich mir zwischenzeitlich Sorgen gemacht – denn das was er hier leisten musste, war fast übermenschlich. Deshalb sei ihm auch das sehr versöhnliche Ende (in privater Hinsicht) und der Sonnenuntergang am Meer mehr als gegönnt – wobei ich mich frage, wann er denn endlich mal schlafen will Trotz allem birgt das Ende dieses Romans einen kleinen Cliffhanger, da sich für Dupin (ohne zuviel verraten zu wollen – Achtung Spoiler!) neue berufliche Perspektiven ergeben. Ich bin mir zwar relativ sicher, dass er sich richtig entscheiden wird… Nachlesen werde ich das im nächsten Band aber auf jeden Fall

Veröffentlicht am 13.11.2018

Überwältigend, berührend, erschütternd

Mudbound – Die Tränen von Mississippi
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Wer wissen möchte, wieso die USA so sind wie sie sind – dem sei dieses Buch ans Herz gelegt. Ich gebe zu, am Anfang wusste ich nicht so recht, wo dieser Roman hinführen soll. Wird es eine historische Familiengeschichte? ...

Wer wissen möchte, wieso die USA so sind wie sie sind – dem sei dieses Buch ans Herz gelegt. Ich gebe zu, am Anfang wusste ich nicht so recht, wo dieser Roman hinführen soll. Wird es eine historische Familiengeschichte? Eine Milieustudie? Gar ein Kriminalroman? All das ist es, und ich kann jedem empfehlen, sich von den ersten 50 Seiten (die für mich weder Fisch noch Fleisch waren) nicht entmutigen zu lassen. Denn nach einer gewissen Anlaufzeit hat der Roman auf mich eine regelrechte Sogwirkung entfaltet.

Im Buch kommen abwechselnd die Hauptpersonen der Geschichte zu Wort. Laura folgt ihrem Ehemann widerwillig aus der Stadt auf die abgelegene Farm „Mudbound“ in Mississippi. Henry, ihr Mann, ist überglücklich, eigenes Land ergattert zu haben und scheut die harte Arbeit nicht. Als Pächter leben auf diesem Land auch Hap und Florence Jackson mit ihren Kindern - eine farbige Familie. Henry behandelt die Jacksons, als sei er eine Mischung aus Arbeitgeber und Sklavenhalter. Er ist eben in den Südstaaten mit dem Glauben aufgewachsen, Farbige seien minderwertige Menschen – befeuert von seinem Vater („Pappy“), der ebenfalls mit auf der Farm lebt. Dann kehrt Jamie, Henrys jüngerer Bruder, aus dem Krieg zurück und kann die Kriegseindrücke nur schwer verdrängen. Auch die Jacksons können ihren ältesten Sohn wieder zuhause begrüßen – auch er hat in Europa gekämpft. Zwischen Aufbruchsstimmung, harter Landarbeit auf den Baumwollfeldern und Rassenunruhen entspinnt sich in dieser Konstellation eine Entwicklung, die in einer Tragödie endet.

Autorin Hillary Jordan hat für meine Begriffe eine wunderbare Art zu erzählen, gleichzeitig realistisch und poetisch. Ihr Stil passt wunderbar zu dieser Art von Geschichte und lässt sie sehr authentisch wirken. Inspiriert zu diesem Roman wurde sie – das erfährt man im Nachwort – von der Lebensgeschichte ihrer Großmutter, die ebenfalls als Städterin auf eine entlegene Farm kam und dort ein entbehrungsreiches Leben führte.

Die Geschichte entwickelt eine große Kraft und hat mich als Leser vollkommen mitgerissen. Nur für den etwas trägen Anfang habe ich einen Stern abgezogen. Ich finde das Buch trotzdem absolut lesenswert.

Veröffentlicht am 19.10.2018

Aufbruch in ein selbstbestimmtes Leben

Die Fotografin - Am Anfang des Weges
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„Die Fotografin – Am Anfang des Weges“ ist der Auftakt einer neuen Reihe um die Fotografin Mimi Reventlow am Anfang des 20. Jahrhunderts. Da ich schon die „Jahrhundertwind“-Trilogie von Petra Durst-Benning ...



„Die Fotografin – Am Anfang des Weges“ ist der Auftakt einer neuen Reihe um die Fotografin Mimi Reventlow am Anfang des 20. Jahrhunderts. Da ich schon die „Jahrhundertwind“-Trilogie von Petra Durst-Benning sehr gemocht habe (besonderer Tipp: „Die Champagnerkönigin“), wollte ich auch bei dieser Reihe unbedingt wieder dabei sein.

Diesmal geht es vorrangig darum, wie eine junge Frau versucht, ihren Weg in ein selbständiges und selbstbestimmtes Leben zu finden. Anfang des 20. Jahrhunderts war es ja noch keineswegs üblich, dass eine junge Frau einen (Handwerks-)Beruf erlernt und diesen dann ausübt. Doch Mimi kann sich durchsetzen und dank der moralischen und tatkräftigen Unterstützung ihres Onkels wird sie tatsächlich Fotografin.

Den Heiratsantrag eines jungen Mannes lehnt sie voller schlechtem Gewissen ab – denn sie möchte ihrem Herzen folgen und berufstätig sein. Dies bringt viele Hindernisse mit sich und sie muss sich immer wieder gegen die gängigen Konventionen auflehnen. Als ihr Onkel schwer erkrankt, lässt sie sich in Laichingen, einem kleinen Provinzstädtchen in der Schwäbischen Alb nieder, um ihn zu pflegen und sein Fotoatelier weiterzubetreiben. Auch hier weht ihr ein raues Lüftchen entgegen, denn die Laichinger sind ganz und gar nicht bereit, eine fortschrittliche junge Frau zu unterstützen. Das Misstrauen ist ihr ständiger Begleiter...

Mir gefällt der Erzählstil von Petra Durst-Benning und ich werde die Reihe auf jeden Fall weiterverfolgen. Ein bisschen entsetzt war ich aber, als das Buch so unverhofft endete – ich hatte das Gefühl, als sei einfach mitten im Buch unterbrochen worden. Nicht ein Handlungsstrang wird zu Ende erzählt, um dem Buch einen gewissen „runden“ Abschluss zu geben. Das habe ich als negativ empfunden, deshalb auch einen Stern Abzug und somit insgesamt 4 Sterne.

Veröffentlicht am 15.10.2018

Spannend!

Missing - Niemand sagt die ganze Wahrheit
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Mir fällt es sehr schwer, dieses Buch zu bewerten ohne zu viel über den Ausgang der Geschichte zu verraten. Alles steht und fällt mit der Auflösung des Verschwindens von Sophie – und genau das ist auch ...

Mir fällt es sehr schwer, dieses Buch zu bewerten ohne zu viel über den Ausgang der Geschichte zu verraten. Alles steht und fällt mit der Auflösung des Verschwindens von Sophie – und genau das ist auch der Punkt, den ich bemängele.

Das Buch an sich ist über weite Teile sehr spannend und man will unbedingt wissen wie es weitergeht. Die Handlung wird auf zwei Zeitebenen erzählt: Einerseits aus der Ich-Perspektive von Sophies ehemaliger bester Freundin Francesca (Frankie), die in ihren Heimatort zurückkommt, als nach 18 Jahren plötzlich menschliche Überreste einer jungen Frau gefunden werden. Andererseits erzählt Sophie in ihren Tagebucheinträgen aus jenem Sommer Stück für Stück, was wirklich passiert ist...

Bis zum Schluss war ich als Leser auf einer falschen Fährte und das ist ja bei einem Thriller prinzipiell gut. Aber gleichzeitig ist dies aus meiner Sicht auch das größte Problem dieses Buches – denn nach der Auflösung wirkt das Buch leider auf mich rückblickend nicht mehr so richtig stimmig (wieso, das kann ich hier nicht schreiben, ohne die Auflösung zu verraten). Im Nachgang merkt man einfach, dass vieles nur so dargestellt/geschrieben wurde, um den Leser zu verwirren und bewusst auf die falsche Fährte zu locken. Dadurch ist der bisher durchweg positive Eindruck des Romans bei mir leider etwas verloren gegangen.

Lesenswert finde ich das Buch dennoch, weil es einen wirklich mitreißt.