Profilbild von Durga108

Durga108

Lesejury Star
offline

Durga108 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Durga108 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.10.2018

Wo Coelho drauf steht, ist auch Coelho drin.

Hippie
0

Ist das wirklich seine ganz persönliche Biografie? Er hat bestimmt das eine oder andere erlebt, benützt aber einen Erzähler, schafft Distanz zu sich und somit leider auch zum Leser.

Trotzdem - es ist ...

Ist das wirklich seine ganz persönliche Biografie? Er hat bestimmt das eine oder andere erlebt, benützt aber einen Erzähler, schafft Distanz zu sich und somit leider auch zum Leser.

Trotzdem - es ist ein schönes Buch: Mit einem zum Titel passenden blumigen Cover, klein und handlich, mit einer Karte, die seine Frau Christina Oiticica gestaltet hat, inkl. eines Beweisfotos aus den 70er Jahren und einem Gedicht von Tragore anstelle eines Prologs. Der Autor ist bei seinem neuesten Buch dem Diogenes Verlag und seiner deutschen Übersetzerin Maralde Meyer-Minnemann treu geblieben.

Hier die Zusammenfassung des Verlags:
"Als der rebellische junge Paulo aus Brasilien und die Holländerin Karla sich in Amsterdam begegnen, trifft sie die Liebe wie ein Blitz. Sie beschließen, gemeinsam aufzubrechen und als Reisende auf dem Hippie-Trail Erfahrungen zu sammeln, nach eigenen Werten zu suchen und danach zu leben. Mit an Bord sind ihre Freunde Rahul, Ryan und Mirthe sowie die Musik, die damals die Welt aus den Angeln hob. Eine inspirierende Reise von Amsterdam nach Kathmandu, an Bord des Magic Bus."

Man mag Coelho für einen Philosophen für Arme oder einen Pseudo-Spirituellen halten, Teile des Handlungsstrangs sind nicht ausgereift, dennoch habe ich alle seine Bücher gerne gelesen. Er schafft es, nicht nur die verklärte Seite der Hippie-Bewegung darzustellen, sondern auch deren Schatten, sei es der Genuss harter Drogen, der ganze Familien zerstörte oder die aggressiven Reaktionen ihrer verständnislosen Zeitgenossen. Mir hätte die Erzählung aus seiner Sicht besser gefallen und wäre mir ehrlicher erschienen. Er will dem Leser ein so starkes Gefühl wie die Liebe, die echte, die bedingungslose, näher bringen, was ihm jedoch nur halbherzig gelingt. Plötzlich ist sie da, es gab keine Vorzeichen, keine Erklärungen und schon gar keine überflüssigen Zeilen. Da hat er es sich m.E. zu leicht gemacht. Ansonsten wieder ein schönes Buch vom brasilianischen Tausendsassa.

Veröffentlicht am 09.10.2018

Nichts für schwache Nerven

Als das Leben unsere Träume fand
0

Der Klappentex verrät folgendes:
"Es ist das Jahr 1913, und eine Schiffsreise nach Buenos Aires verheißt eine zweite Chance für drei junge Menschen.
Der Sizilianer Rocco hat den Zorn der Mafia auf sich ...

Der Klappentex verrät folgendes:
"Es ist das Jahr 1913, und eine Schiffsreise nach Buenos Aires verheißt eine zweite Chance für drei junge Menschen.
Der Sizilianer Rocco hat den Zorn der Mafia auf sich gezogen, als er sich weigerte, sein Leben in den Dienst der ehrenwerten Gesellschaft zu stellen.
Rosetta hat in einem sizilianischen Dorf dem Don die Stirn geboten und nur knapp eine Vergewaltigung überlebt.
Die russische Jüdin Raquel ist die einzige Überlebende eines Pogroms, ihre kostbarste Habe ist die Erinnerung an die Liebe ihrer Eltern.
Doch das Leben in der Neuen Welt stellt sie vor schier unüberwindbare Hindernisse …"

Die Handlungsstränge der Protagonisten laufen eine zeitlang parallel nebeneinander her bis sie sich dann ineinander verweben. Alle drei versuchen mir ihrer Reise nach Argentinien dem Elend in der Heimat zu entfliehen und dabei nimmt Luca Di Fulvio kein Blatt vor den Mund. Das Leben ist grausam und gemein, die äußerst gewalttätigen Beschreibungen, die fast in keinem Kapitel fehlen, mögen dem einen oder anderen Leser zuviel sein, aber beschreibt der Autor nicht einfach nur die harte Realtität, die nun mal grausam sein kann? Alle drei Protagonisten wollen genau diesen Grausamkeiten entfliehen. In Argentinien angekommen, fängt Di Fulvio die Stimmung der damaligen Zeit, das bunte Treiben in Buenos Aires, die Hoffnung und Träume vieler Gestrandeten, die katastrophalen Lebensbedingungen perfekt ein. Trotz der gut 700 Seiten konnte ich beim Lesen keine Längen feststellen und das zeigt wie gut Di Fulvio erzählen kann.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Emotionalität
  • Atmosphäre
  • Charaktere
  • Spannung
Veröffentlicht am 26.09.2018

Das Leben ist schön!

Man muss auch mal loslassen können
0

"Spiegel-Bestsellerautorin Monika Bittl begeistert mit einem heiteren Roman über drei höchst unterschiedliche Frauen am Tiefpunkt ihres Lebens und ihren Weg aus der Lebenskrise, über die Kraft der Gemeinsamkeit, ...

"Spiegel-Bestsellerautorin Monika Bittl begeistert mit einem heiteren Roman über drei höchst unterschiedliche Frauen am Tiefpunkt ihres Lebens und ihren Weg aus der Lebenskrise, über die Kraft der Gemeinsamkeit, das Suchen und Finden der Liebe und die irrwitzige Schönheit des Lebens!
Stress im Beruf, Existenzängste, Liebeskummer, schwere Krankheit, finanzieller Ruin - die Anforderungen, die das Leben beständig an Jessy, Charlotte und Wilma stellt, die Sorgen und Nöte im Alltag - es ist einfach zu viel. Es fehlt kein Tropfen mehr, der das Fass zum überlaufen bringt, das Fass ist schon längst leer. Die Lebenskrise perfekt. Und jetzt ist Schluss. Denn nun sind die drei Frauen fest entschlossen, ihrem Leben ein Ende zu setzen. Felsenfest. Wirklich! Nur irgendwie geht dabei ständig etwas schief. Als sie eines Abends beschließen, von einer Brücke zu springen, stellen sie einhellig fest, dass es da viel zu tief runter geht..."

Wilma, Charlotte und Jessie haben echte Probleme, auch wenn ich nicht ganz nachvollziehen kann, dass sie sich deshalb umbringen wollen. Doch bekanntlich sind Probleme ja subjektiv und für andere ist das wirkliche Ausmaß einer persönlichen Misere nicht immer nachvollziehbar. Aus geplanten Suizidgedanken wird eine verschworene Gemeinschaft, die sich im Laufe der Geschichte vergrößert und immer skurriler wird. So tun sich fünf gescheiterte Existenzen zusammen und stellen fest, dass das Leben richtig schön sein, man Problemen die Stirn bieten kann, es Auswege gibt und man gemeinsam stärker ist.

Bittls Schreibe ist flüssig, etwas trivial, daraus ist aber ein durchaus humorvoller Roman entstanden, der den Leser schmunzeln, manchmal sogar laut auflachen lässt und ihn sicherlich für einige Zeit seine Probleme vergessen.

Veröffentlicht am 25.09.2018

4 Lebensgeschichten

Drei Frauen am See
0

Ja, ich bin skeptisch wenn ich Dora Heldt höre. Die Sylter Bestsellerautorin ist eher für ihre seichte Strandkorblektüre bekannt, doch dieses Buch weicht glücklicherweise davon ab.

"Zehn Jahre sind vergangen, ...

Ja, ich bin skeptisch wenn ich Dora Heldt höre. Die Sylter Bestsellerautorin ist eher für ihre seichte Strandkorblektüre bekannt, doch dieses Buch weicht glücklicherweise davon ab.

"Zehn Jahre sind vergangen, seit die Freundinnen Marie, Frederike, Alexandra und Jule im Streit auseinander gegangen sind. Als Marie unerwartet stirbt und die verbliebenen Drei zur Testamentseröffnung einbestellt werden, kommt es zu einer höchst befremdlichen Zusammenkunft im Haus am See. Früher haben die Jugendfreundinnen hier jedes Pfingsten verbracht und glückliche Stunden miteinander erlebt. Und genau diesen Ort sollen sie nun von Marie erben. Unter einer Bedingung: In den kommenden fünf Jahren müssen die drei Frauen wieder an Pfingsten hier zusammenkommen..."

Dora Heldt taucht tief in die einzelnen Lebensgeschichten ein, sowohl zur Zeit als sie noch Freundinnen waren, als auch danach. Jede hat sich anders entwickelt und sie leben ganz unterschiedliche Leben. Sie hadern alle mit ihrem Schicksal und keine ist wirklich glücklich und zufrieden. Leider muss erst eine sterben, damit die restlichen drei Frauen ihr Leben überdenken und vielleicht sogar zu ihrer Freundschaft zurückfinden.


Ja, es handelt sich um eine leichte Sommerlektüre, die jedoch keineswegs seicht ist.

Veröffentlicht am 19.09.2018

Das Land, wo die Zitronen blühn

Bella Italia
0

"Italien, schon immer Sehnsuchtsziel der Deutschen, bis heute ihr meistbesuchtes Urlaubsland, war im 18. und 19., auch noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts die wichtigste Station der Grand Tour: Man brach ...

"Italien, schon immer Sehnsuchtsziel der Deutschen, bis heute ihr meistbesuchtes Urlaubsland, war im 18. und 19., auch noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts die wichtigste Station der Grand Tour: Man brach auf zur großen Reise, um sich zu bilden, um einzigartige Kunst- und Naturschätze kennenzulernen und bisweilen auch, um sich fern der Heimat ohne Reue die Hörner abzustoßen.

Eine illustre Reisegesellschaft aus den berühmtesten Schriftstellern, Philosophen, Malern ist es, die Werner Huber durch Italien begleitet. Er folgt ihren Spuren von Verona und Venedig bis nach Sizilien, verliert dabei aber nie den heutigen Reisenden aus dem Blick, der auf diese Weise wahre Insidertipps für eine Kulturreise durch Italien bekommt. Und auch den daheimgebliebenen Italien-Freund erwartet ein regelrechter Geistes- und Sinnenschmaus, denn Huber berichtet nicht nur: Er kann meisterhaft erzählen." Und das obwohl oder vielleicht gerade weil er Physiker ist.

J.W. von Goethe schreibt in "Wilhelm Meisters Lehrjahre": "Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn“. Auch die Herren Fontane, Nietzsche, Rilke, Lord Byron oder Grillparzer bereisten das Land, die Angst vor Ungeziefer, schlechtem Essen, Unwirtlichkeiten sowie Straßenräubern reiste mit. Goethes Tipp zur Reisezeit besagt: "Reise nur nicht im Anfang August, wo man des Tags von der Sonne gebraten und des Nachts von den Flöhen verzehrt wird.“ Huber reist selbst mehrmals auf den Spuren dieser großen Herren vorwiegend mit dem Zug quer durchs Land. Er schreibt flüssig und unterhaltsam seine Eindrücke nieder und nimmt die Daheimgebliebenen mit auf Reisen.