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Veröffentlicht am 26.10.2018

Tod in der Bucht

Cyrus Doyle und die Kunst des Todes
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In der pittoresken Rocquaine Bay liegt eine tote Frau am Strand. Nackt, mit vielen Stichen getötet und mit Farbe verunstaltet, „Hure“ lautet die zynische Botschaft des Mörders. Eine Beziehungstat? Lizzy ...

In der pittoresken Rocquaine Bay liegt eine tote Frau am Strand. Nackt, mit vielen Stichen getötet und mit Farbe verunstaltet, „Hure“ lautet die zynische Botschaft des Mörders. Eine Beziehungstat? Lizzy Somers war eine attraktive Frau und ihr Mann wohl zu Recht eifersüchtig, er und seine Schwester nehmen die Todesnachricht unterkühlt und seltsam unbeteiligt auf.
Cyrus Doyle und seine Kollegin Pat Holborn haben die schwere Aufgabe den Mörder zu finden. Den Fund der Leiche meldet Peter Laforet, der Juniorchef von „Gold und Silver“, dort hatte die Tote auch ihren aus Strandfunden gefertigten Schmuck und Dekostücke verkauft. Aber der Zeuge scheint nicht sehr glaubwürdig. Er verschweigt etwas. Genau wie der alte Strandläufer und Einsiedler Carney, der im Dauerrausch von einem schwarzen Meerungeheuer faselt, das er gesehen hat. Aber bevor Doyle den Alten vernehmen kann, das Ausnüchtern im Krankenhaus dauert länger, wird der von einem hohen Militär abgeholt. Offensichtlich gibt es Interessen von ganz oben, die Cyrus Ermittlungen tangieren.
Auch bei seinen Mitarbeiten gibt es Auffälligkeiten, was ist mit Constable Jasmyn Alisette, die offensichtlich etwas vertuschen will.
Mit der Kanalinsel Guernsey hat der Autor Jan Lucas einen besonders malerischen Handlungsort für seine Krimireihe um Cyrus Doyle ausgesucht. Sehr kenntnisreich und mit viel Liebe zum Detail beschrieben, wird diese Landschaft zu einem wichtigen Teil des Krimis. Man erfährt sehr viel über die Geschichte der Insel und immer spielt ihre Vergangenheit auch eine Rolle bei den Fällen.
Cyrus ist nicht nur ein geschickter und schlagkräftiger Ermittler, er ist auch ein attraktiver Guernsey Man. Wenn er mit seinem exotischen Sportwagen über die Insel fährt, kann man sich schon seine Wirkung auf Frauen vorstellen. Das führt immer wieder zu Irritationen bei Kollegin Holborn, die Doyle schon Jahre kennt und als junge Frau auch sehr verliebt in ihn war. Diese kleinen privaten Details ergeben einen amüsanten Sidekick.
Spannende Ermittlungen für Cyrus, der nach dem Ausbremsen von ganz Oben auf eigene Faust weitermachen muss und das ist nicht immer ungefährlich. Diese Mischung macht den Reiz der Guernsey Krimis von Lucas aus, es fehlt nicht an Action und gut beschriebener Polizeiarbeit, aber auch das Drumherum kommt nicht zu kurz.
Auch dieser Band hat mir wieder sehr gut gefallen und ich freue mich schon weitere Fälle mit Cyrus Doyle.

Veröffentlicht am 16.10.2018

Nachbarn

3 Zimmer, Küche, Mord
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Eine neue Wohnung, neue Möbel und ein Neuanfang. Für Loretta Luchs ist klar, sie will sich nie wieder in Mordfälle verwickeln lassen. Ihre Neugierde und ihr Talent für Kriminalistik hat sie schon zu oft ...

Eine neue Wohnung, neue Möbel und ein Neuanfang. Für Loretta Luchs ist klar, sie will sich nie wieder in Mordfälle verwickeln lassen. Ihre Neugierde und ihr Talent für Kriminalistik hat sie schon zu oft in gefährliche Situationen gebracht und nicht zuletzt auch zur Trennung von ihrem Freund geführt.

Es lässt sich gut an in der neuen Wohnung, die Nachbarn scheinen auf den ersten Blick nett, wenn auch ein wenig zu neugierig, aber dagegen kann sich Loretta ja wappnen. Doch es kommt schon wieder anders, im Hof auf der Gartenbank sitzt am frühen Morgen Nachbar Lembeck. Ob er wieder einen über den Durst getrunken hat? Nein, sonst würde er jetzt nicht wie in Zeitlupe von der Bank rutschen. Loretta eilt zur Hilfe, aber sie kommt zu spät, Lembeck ist tot, eine blutige Kopfwunde zeugt von einem Verbrechen.

Lange haben die guten Vorsätze Lorettas nicht gehalten, aber was sie soll sie denn machen, wenn die kleine Harmony, die Tochter einer Nachbarin um Hilfe bittet. Und der neue Freund von Harmonys Mutter ist wirklich ein Ekel, wie Loretta bald am eigenen Leib erfahren muss. So bleibt es eben nicht aus, dass Loretta ihrem festen Vorsatz untreu werden muss und wieder der grummeligen Kommissarin Astrid Küppers ins Handwerk pfuscht.

Der Ruhrpott ist der passende Rahmen für die „Krimödien“ von Lotte Minck. Sie hat ein Tableau von witzigen und sympathischen Figuren geschaffen. Da gehört natürlich auch ein Taubenvater dazu, Frank, der Klümpkesbüdchenbesitzer darf genau so wenig fehlen, wie Freund Erwin, der pensionierte Polizist. Es macht mir einfach immer wieder großen Spaß diese humorvollen Krimis zu lesen. Dazu tragen die witzigen, manchmal auch mit Ruhrpottslang gemischten Dialoge einen großen Teil bei.

Lotte Mincks Bücher haben einen ganz besonderen Charme und auch der inzwischen 10. Band hat nichts von der Frische und vom Ideenreichtum eingebüßt. Zwar ist für die Fans der Autorin ein „Wiederlesen“ mit den bekannten Protagonisten ein besonderes Vergnügen, aber jeder Band ist in sich abgeschlossen und ohne Kenntnis der Vorgänger gut zu lesen.

Veröffentlicht am 19.08.2018

Erziehung zur Elite

Elitewahn
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Malie Abendroth hat einen tollen Auftrag erhalten. Sie soll den Park des Eliteinternats Waldesruh umgestalten. Auch die Schüler bezieht sie in ihr Projekt ein. Den jungen Lehrer Malte Jensen findet sich ...

Malie Abendroth hat einen tollen Auftrag erhalten. Sie soll den Park des Eliteinternats Waldesruh umgestalten. Auch die Schüler bezieht sie in ihr Projekt ein. Den jungen Lehrer Malte Jensen findet sich ganz besonders sympathisch, aber einige Andeutungen und Bemerkungen machen sie stutzig. Er scheint nicht ganz glücklich mit seiner Anstellung in diesem Internat. Kurz danach stirbt Jensen, eine Herzattacke nach einer verschleppten Grippe, diagnostiziert der Arzt.

Gleichzeitig kommt auch Malies Freundin Lioba in Kontakt mit der Geschichte des Internats. Ein Professor Kessler stellt eine Anfrage zur Baugeschichte des Schlosses ans städtische Archiv. Liobas Interesse als Archivarin ist geweckt und sie nimmt Kontakt mit dem sympathischen Historiker auf. Doch sie findet nur einen Toten, auch Kessler ist auch nach einer Herzattacke verstorben.
Ein bisschen viel Zufall finden die beiden Frauen und fangen an sich mit den Vorgängen im Internat zu beschäftigen.

Malie und Lioba sind zwei sehr sympathische Frauen und ihre „Ermittlungen“ sind sehr spannend und nachvollziehbar, gerade weil sie nicht mit wilden Aktivitäten arbeiten, sondern sich mit Dokumenten beschäftigen, recherchieren und viele Gespräche führen.

Die Verquickung des Krimis mit ganz aktuellen gesellschaftspolitischen Themen hat mir sehr gut gefallen und gibt dem Buch eine besondere Brisanz. Populistische Tendenzen, die unsere Gesellschaft seit Jahren belasten, werden realistisch aufgezeigt. Gewisse Ähnlichkeiten mit unserer Wirklichkeit sind wohl keine Zufälle. Gerade junge Menschen, die im Internat leben, sind ein leichtes Opfer für Verführung und Manipulation. Die Ähnlichkeit zwischen Internat Waldesruh und der Napola-Schule sind nicht nur zufällig.

Ein Krimi mit Tiefgang, der trotz des brisanten Themas immer spannend und unterhaltend bleibt. Aber wer sagt, dass ernste Themen nicht auch guten Krimi-Stoff bieten. Ganz besonders gut hat mir das überraschende und logische Ende gefallen, das alle Handlungsfäden geschickt verbindet.

Veröffentlicht am 30.07.2018

Starke Frauen

Ein unvergänglicher Sommer
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Isabell Allendes neuer Roman erzählt die Geschichte dreier Menschen, die der Zufall oder das Schicksal zusammenführte. Alle drei haben gebrochene Biografien und schleppen Altlasten aus Verlust, Trauer ...

Isabell Allendes neuer Roman erzählt die Geschichte dreier Menschen, die der Zufall oder das Schicksal zusammenführte. Alle drei haben gebrochene Biografien und schleppen Altlasten aus Verlust, Trauer und Schuld mit sich.
In wechselnden Kapiteln und Perspektiven erzählt Allende von Evelyn, dem illegal in der USA arbeitenden Kindermädchens und der Geschichte ihrer Familie und ihrer Flucht in die Vereinigten Staaten.
Sie erzählt von Richard, der an seiner Vergangenheit krankt und sich die Schuld am Tod seiner Tochter und seiner Frau gibt. Nachdem er seine Alkoholsucht überwunden hatte, stürzte er sich in seine Arbeit und sein Haus,das kalt, kahl und unfreundlich zu seiner Festung wurde.
Lucia ist seine Untermieterin, eine Exil-Chilenin, die trotz ihrer Trauer um ihren in der Diktatur verschwunden Bruder und ihre gescheiterte Ehe und ihre Krebserkrankung sich eine lebensbejahende Energie bewahrte.
Zusammengeführt hat einen Auffahrunfall die Drei. Richard fuhr auf Evelyns Wagen auf und versteht erst nicht ihre verstörte Reaktion. Die wird ihm erst später klar, als sie erfahren, dass im Kofferraum eine Leiche liegt und Evelyn den Wagen ihres Arbeitgebers gestohlen hat. So machen sie sich auf den Weg, den Leichnam und den Wagen zu entsorgen und alle Spuren zu tilgen. Das ist Lucias Idee, die die junge Illegale auf keinen Fall allein lassen möchte. Aber diese Fahrt wird die Zweckgemeinschaft verändern.
Isabell Allendes Schicksal ist es, dass ihr erster Roman „Das Geisterhaus“ ein Meilenstein war. Ein Buch, das aus der zeitgenössischen lateinamerikanischen Literatur nicht wegzudenken ist. Seit dem wird jedes neue Buch von ihr daran gemessen und hält dem Vergleich nicht stand. Was eigentlich ungerecht ist, denn sie schreibt hinreißende und spannende Geschichten voller Lebenserfahrung und mit einer tiefen Menschenfreundlichkeit. Und genau das macht auch „Ein unvergänglicher Sommer“ aus. Es hat mir sehr gut gefallen.

Veröffentlicht am 14.05.2018

Mut zur Veränderung

Ans Meer
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Seit ich „Niemand weiß, wie spät es ist“ habe ich den Autor René Freund auf meiner Liste. Deshalb war ich sehr gespannt auf seinen neuen Roman „Ans Meer“. Zuerst war ich überrascht vom geringen Umfang, ...

Seit ich „Niemand weiß, wie spät es ist“ habe ich den Autor René Freund auf meiner Liste. Deshalb war ich sehr gespannt auf seinen neuen Roman „Ans Meer“. Zuerst war ich überrascht vom geringen Umfang, aber Quantität und Qualität sind nicht eins.

Die kurze Geschichte erzählt vom in die Jahre gekommenen Busfahrer Anton, der sich mit seinem eintönigen, ereignislosen Leben scheinbar arrangiert hat. Er steht immer noch unter der Fuchtel seiner anstrengenden Mutter, aber dann hat er sich in seine Nachbarin Doris verguckt und zu seiner Überraschung werden die Gefühle erwidert. Beruflich läuft es nicht so besonders, seine Linie, die er mit einem alten Bus bedient, ist bedeutungslos, nur ein paar Schulkindern und alten Frauen kutschiert er ins nächste Dorf. Ein Dorn im Auge des alles auf Profit trimmenden Verkehrschefs. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse. Carla wird in ihrem Rollstuhl von der Tochter in Bus geschoben, sie will vor der nächsten Chemo, die ihre letzte sein wird, noch einmal ans Meer. In ihr Heimatdorf an die Bucht, mit der sich Jugend und Lebensfreude verbindet.
Die meisten Schüler verlassen den Bus, aber einige wollen – aus ganz unterschiedlichen Beweggründen mit und Anton und seine kleine Gruppe machen sich auf die Reise. Auf der Fahrt beginnen sich alle zu verändern, die Jugendlichen und Anton gleichermaßen.

Die Geschichte ist melancholisch, aber auch von einer heiteren Gelassenheit bestimmt. Wir können die Zukunft nicht immer ändern, aber wir können unser Schicksal annehmen und daran wachsen. Diese Erkenntnis habe ich – und auch die kleine verschworene Gruppe – gewonnen. Schade nur, dass so vieles nur angerissen wird, aber das wäre dann ein anderer Roman geworden. Der Phantasie des Lesers steht es frei, die Geschichte weiterzuspinnen.

Freund findet einen schönen, zarten Erzählton, der anrührt. Ein liebenswertes Märchen von Mut und Neubeginn. Trotzdem muss ich sagen, es erfüllte nicht ganz die Erwartungen, die ich an das neue Buch des Autors hatte.