Worum geht's?
Shauna mag ihr Leben - ihre Familie mit ihrem Mann Micah und den drei kleinen gemeinsamen Söhnen, ihren Alltag. Doch dann gerät alles ins Wanken: Micah will die Scheidung. Es trifft Shauna wie aus dem Nichts. Ihre Ehe soll von Anfang an nicht wahrhaftig gewesen sein?
Aufzugeben und sich dem Selbstmitleid zu überlassen, liegt nah. Aber Shauna erhält den starken Impuls, an ihrem Mann festzuhalten. Sie beginnt, die Standhaftigkeit ihres Glaubens zu hinterfragen und startet mit Gott an ihrer Seite den schier verrückten Versuch, Micah zum Bleiben zu bewegen. Können Vergebung und Liebe heilen, was zwischen ihnen zerbrochen ist?
Was mich neugierig gemacht hat:
Ich muss gestehen, eigentlich ist das ja mal so gar nicht mein Thema. Dennoch wurde ich neugierig, als die Autorin beim Fragefreitag auf LovelyBooks den Lesern Rede und Antwort stand. Sie schrieb, das Buch eigne sich nicht nur für Verheiratete, sondern stoße auch bei anderen Menschen auf gute Resonanz. Ich begann mich dafür zu interessieren, wie Shauna gelang, was so viele andere in unserer Gesellschaft (manchmal aus guten Gründen, manchmal vielleicht auch zu leichtfertig) aufgeben: ihre Ehe zu retten.
Wie es mir gefallen hat:
Was man auch von dem Buch halten mag: Es steht außer Frage, dass es einen als Leser mit Fragen und Einstellungen konfrontiert, mit denen man sich auseinandersetzen und zu denen man für sich selbst Stellung beziehen muss. Insofern regt es zum Nachdenken an und erreicht damit sicherlich eine seiner Hauptabsichten.
Über die ersten Kapitel hinweg hatte ich einen sehr positiven Eindruck, sodass ich zu diesem Zeitpunkt vier Sterne vergeben hätte. Shauna berichtet in seiner sehr angenehmen Art und Weise vom Geschehenen und ihren Gefühlen und Gedanken und verbindet das immer wieder mit Impulsen, die auch für andere Charaktertypen und Lebenssituationen wertvoll sind. So plädiert sie beispielsweise - mit eigenen Erlebnissen und biblischen Bezügen - dafür, sich selbst in Durchhaltevermögen zu üben und die eigenen Gedanken immer wieder aufs Neue zu prüfen und zu bewerten.
Einzig die Hintergründe ihrer Beziehung zu Micah von den Anfängen an waren für mich zu schwammig dargestellt, um ein Verständnis für die Ehe der beiden und ihre negative Entwicklung bis zum Wendepunkt gewinnen zu können.
Erlebnisse mit Gott mit anderen zu teilen, ist gar nicht so leicht, da es nach außen immer so aussehen kann, als hätte man sich bloß aus Selbstschutz in eine Art Scheinwelt gerettet. Shauna habe ich ihre Erfahrungen im ersten Teil des Buches aber absolut abgenommen.
Im weiteren Verlauf tendierte ich mehr und mehr zu einer Drei-Sterne-Bewertung. Leider beschreibt Shauna Micah sehr eindimensional, sieht vieles nur aus ihrer Warte heraus und verzichtet auf genauere Beschreibungen ihres damaligen Zusammenlebens. Viel zu spät erfährt man von Micahs Hintergründen, die eindeutig sehr relevant sind, um sein Verhalten einordnen zu können. Der Aufbau des Buches ist in diesem Punkt bedauerlicherweise nicht gut gelungen.
Aus zwei Gründen hat mich das Gesamtbild schließlich doch sehr enttäuscht, sodass es nur noch für eine 4+ und entsprechend zweieinhalb Sterne, reicht.
1. Shauna scheint einige recht problematische Ansprüche an Gott und ihre Beziehung zu Micah zu stellen. Wenn etwas nicht nach ihrem Plan läuft, ist sie geradezu beleidigt, wenn doch, interpretiert sie es als Gottes Willen. Es ist nicht nachvollziehbar, warum sie z. B. öfters schreibt, sie habe sich unattraktiv gefühlt, hatte keine Zeit, sich richtig zu schminken und verstehe es, dass Micah sie als Mutter nicht mehr anziehend gefunden hat. Ein weiteres Beispiel: in einer völlig angespannten Situation versuchte sie plötzlich, ihren Mann eifersüchtig zu machen und wunderte sich dann, dass er nicht darauf anspringt.
2. Wie im ersten Punkt schon angedeutet, scheint Shauna Gottes Wirken sehr schnell festzulegen und überhaupt keinen Raum mehr dafür zu lassen, dass niemand Gott vollkommen ergründen kann. Sie weiß immer sofort, was er sagt, was er denkt, was er von ihr möchte. Doch so ist es im Glauben (leider) nicht, dann wäre es ja Wissen.
Ich hatte mir ein Buch erhofft, dass Christen und Nicht-Christen gleichermaßen darin bestärkt, Beziehungen nicht allzu schnell durch andere zu ersetzen oder gar nicht erst tiefer einzugehen, wie es in unserer Wegwerfgesellschaft so oft passiert. Dafür ist Shaunas Sicht jedoch in einigen Punkten leider zu engstirnig und zu sehr geprägt von ihren gemeindlichen Hintergründen. Ich bin keine Freundin davon, Christen nach ihrer Glaubensrichtung und -praxis zu sortieren, doch in diesem Fall hat es mich tatsächlich sehr abgeschreckt, wie sie von Entrückungsszenarien beim Hören von Anbetungsmusik und vor allem von einem Dämon in ihrem Haus berichtet, der dann mit Jesu Namen und Türensalben vertrieben wurde.
Das Buch ist in jedem Fall interessant und gut geeignet, um sich eigener Standpunkte neu bewusst zu werden; als gewinnbringender Ratgeber funktioniert es aber nur bedingt.
(Für wen) Lohnt es sich?
Wie oben schon geschrieben, ist es leider kein Buch, das man Nicht-Christen empfehlen könnte, da Shaunas Glaube teils sehr spezielle Züge annimmt, die eher irritieren, vor allem, wenn man selbst sich bisher nicht viel mit dem Christentum und seinen verschiedenen Ausprägungen beschäftigt hat.
Einzelne Kapitel enthalten wichtige Wahrheiten, doch insgesamt gibt es immer wieder Aspekte, die mit Vorsicht zu genießen sind, und neben Shaunas Liebesgeschichte mit Gott kommt die zu ihrem Mann (zumindest im Buch) recht kurz.
In einem Satz:
„Ich muss verrückt sein, so zu lieben" gibt einige gute Gedankenanstöße rund um den eigenen Umgang mit Konflikten, um den Glauben an Gott und das menschlichen Miteinander; auf der anderen Seite ist die Einstellung der Autorin teils sehr kritisch zu betrachten, und Nicht-Christen werden vermutlich von ihren Schilderungen eher abgeschreckt.