Evie Boyd ist ein 14-jähriger Teenager ohne Selbstbewusstsein und auf der Suche nach Anerkennung und Liebe. Sie fühlt sich einsam, unverstanden, ungeliebt und überflüssig. Ihre Eltern sind geschieden und Evie lebt bei ihrer Mutter, welche Evie wenig Aufmerksamkeit schenkt, da sie sich gerade hauptsächlich auf die Beziehung zu ihrem neuen Freund konzentriert, mit welchem Evie nicht klar kommt. Außerdem ist Evie hoffnungslos verliebt und verliert dann durch einen dummen Streit auch noch ihre beste Freundin.
Eines Tages zieht eine Gruppe von drei jungen Frauen im Park Evies Aufmerksamkeit auf sich. Evie ist völlig fasziniert von der Freiheit, Souveränität und Gelassenheit, welche die drei Frauen ausstrahlen. Besonders eine der Frauen fasziniert Evie ungemein – Suzanne Parker. Nachdem Evie Suzanne noch zweimal eher zufällig über den Weg gelaufen ist, eröffnet sich so für sie der Zugang zu einer Clique welche als Hippies am Rande der Stadt auf einer alten, verlassen Ranch leben. Sie leben dort den scheinbaren Traum von freier Liebe, einem freien, unbeschwerten Leben…aber auch ein Leben voll Alkohol und Drogen. Der Anführer dieser Gruppe ist Russell, welchen scheinbar eine besondere Aura umgibt, sodass die jungen Frauen ihn umschwirren, wie Motten das Licht, was dieser geschickt für sich zu nutzen weiß. Auch Evie wird in diesen Sog gezogen, findet dort die Anerkennung und scheinbar Liebe, die sie sich so sehr gewünscht hat. Sie will unbedingt gefallen und ein Teil dieser Gruppe sein, so sehr, dass sie die Augen vor der großen Gefahr verschließt, die von dieser Gruppe ausgeht. Gemeinsam mit den Anderen steuert Evie unausweichlich auf eine Katastrophe zu, denn Russell versteht es alle so zu lenken und zu beeinflussen, dass sie tun was er will. Somit werden sie zu Werkzeugen seines egoistischen Wesens und gehen für ihn sogar über Leichen…
Das Buch ist sowohl in der Gegenwart als auch in der Vergangenheit geschrieben. Die erwachsene Evie erinnert sich an die Zeit, wo sie Teil dieser Gruppe war und ihr werden all die Punkte und Momente bewusst, wo ihr hätte klar werden müssen, das hier einiges schief läuft und sie lieber Abstand nehmen sollte. Ihr wird aber auch bewusst, dass ihre Abhängigkeit nach der Anerkennung der Gruppe und insbesondere von Suzanne sie für alles rings herum blind gemacht hat.
Der Schreibstil war zwar flüssig, aber auch etwas schwierig in der Formulierung und teilweise extrem übertrieben in der möglichst bildhaften Beschreibung von Details. Dieses Buch ist keine seichte Sommer- oder Urlaubslektüre, sondern schon etwas harte Kost und man muss bereit sein, sich auf diese Geschichte einzulassen und konzentriert lesen.
Außerdem fiel es mir sehr schwer, der Autorin die Person der 14-jährige Evie abzukaufen, die durch ihr Handeln und Denken sehr naiv, wenig glaubhaft und wesentlich älter wirkte…sie kiffte und rauchte, ließ sich von einem ebenfalls unglaubhaft wirkenden 12-jährigen (!!!) Nachbarsjungen Marihuana andrehen, brach ins Haus ihrer Nachbarn ein und so weiter.
Die Person der Suzanne Parker habe ich bis zum Ende des Buches nicht verstehen und habe von ihr auch kein wirkliches Bild fassen können. Irgendwie wirkte ihr Handeln immer widersprüchlich, was aber vielleicht an ihrem permanenten Drogenkonsum lag. Aber dadurch konnte ich auch Evies Faszination für und ihre emotionale Abhängigkeit von Suzanne nicht nachvollziehen.
Es muss wohl auch der Recherche der Autorin (27 Jahre alt) geschuldet sein, dass das Buch selten Tiefe erreichte, sondern oberflächlich dahinplätscherte. Denn diese hat die Hippie-Bewegung 1969 nicht miterlebt und konnte sich darüber nur belesen.
Die Geschichte und vor allem der Gruppenanführer Russell erinnern sehr an den damaligen Sektenführer „Charles Manson“ bzw. erscheinen sie im Nachhinein fast autobiographisch. Ob das von der Autorin so gewollt war, sei einmal dahingestellt.
Aber auch wenn ich die Person der Evie wenig glaubhaft empfand, hat es mich dennoch schockiert, wie leicht beeinflussbar Kinder und Jugendliche sein können, wenn sie auf der Suche nach Anerkennung und Zugehörigkeitsgefühl sind. Emma Cline hat die Wünsche und Sehnsüchte eines jungen Teenagers sehr gut und detailliert wiedergegeben.
„The Girls“ ist ein Buch das mich zwar von der Handlung her gepackt hat und spannend erzählt war, aber leider waren Personen nicht ausgefeilt genug sind. Daher kann ich leider nur 3 von 5 Punkten vergeben.