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Veröffentlicht am 23.10.2018

Fantastisches Abenteuer mit mystischem Anklang

Der Mitternachtsladen
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Linas altes Auto streikt. Natürlich spät abends und mitten im Wald. Handy? Geht auch nicht. Also macht sie sich zu Fuß auf den Weg, als sie plötzlich mitten im strömenden Regen beleuchtete Fenster entdeckt: ...

Linas altes Auto streikt. Natürlich spät abends und mitten im Wald. Handy? Geht auch nicht. Also macht sie sich zu Fuß auf den Weg, als sie plötzlich mitten im strömenden Regen beleuchtete Fenster entdeckt: Der Mitternachtsladen. Öffnungszeiten: Nach Sonnenuntergang. Wie es der Zufall will, wird kurz darauf eine Aushilfe für den Laden gesucht, was Lina gern annimmt. Der Besitzer ist sehr freundlich, wenn auch seltsam altmodisch in einigen Dingen. Dafür ist sein junger Sohn Brendan umso interessanter für Lina. Doch warum muss sie immer pünktlich kurz vor Mitternacht den Laden verlassen? Und was sind das für rätselhafte Dinge, die es in dem Laden zu kaufen gibt? Als Lina zufällig hinter das Geheimnis kommt, gerät sie mit Brendan in ein nicht ungefährliches Abenteuer…
„Der Mitternachtsladen“ ist eine abenteuerliche Jugendfantasy, welche bereits optisch wunderschön aufgemacht ist: Das Cover leuchtet im Dunkeln. Entgegen meiner Erwartung spielt der Laden selbst jedoch nur zu Beginn eine Rolle, bevor Lina und Brendan ihre Abenteuerreise sowohl in der Menschenwelt wie auch in der Anderwelt starten. Für mich nahm der Roman dadurch eine überraschende Wendung, welche mir sehr gefiel und auch von der Autorin angenehm bildhaft beschrieben wurde. Eine wundervolle Reise durch alte Mythen und vergangene Welten, mit einem gefährlichen Antagonisten, der mir für meinen Geschmack jedoch etwas zu blass blieb. Dafür waren andere magische Momente wiederum sehr atmosphärisch beschrieben.
Erzählt wird der Roman von einem allwissenden Erzähler, welcher mich ein wenig an frühere Geschichten erinnerte. Geschickt nimmt er einige Anspielungen vorweg, um die Neugier des Lesers zu wecken, verrät auf der anderen Seite aber nur soviel, dass der Leser kaum mehr weiß als Lina. Kombiniert mit Mystik und alter Geschichte zauberte Tanja Karmann daraus einen spannenden Roman, welcher nicht nur Jugendliche und junge Erwachsene begeistert. Eine aussergewöhnliche Geschichte, auf deren Fortsetzung ich gespannt bin.

Veröffentlicht am 18.10.2018

Überzeugt durch realistische Ermittlerarbeit und fachliche Details

Rachgier
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Ein kniffliger Fall hält das ReMIT-Team um Detective Chief Inspector Carol Jordan und Profiler Tony Hill in Atem: Der „Wedding Killer“ sucht sich seine weiblichen Opfer auf Hochzeiten – und hinterlässt ...

Ein kniffliger Fall hält das ReMIT-Team um Detective Chief Inspector Carol Jordan und Profiler Tony Hill in Atem: Der „Wedding Killer“ sucht sich seine weiblichen Opfer auf Hochzeiten – und hinterlässt nichts, als eine verkohlte Leiche im ausgebrannten Auto. Sämtliche Spuren sind bis zur Unkenntlichkeit verbrannt, selbst das Identifizieren der Leichen gestaltet sich als schwierig. Ein schwer zu fassender Täter scheint hier am Werk zu sein. Doch lastet ein hoher Erfolgsdruck auf dem Spezialermittlungs-Team. Und auch privat geht es bei einigen Mitgliedern alles andere als ruhig zu…
Ich muss gestehen, für mich war „Rachegier“ der erste Roman von Val McDermid, entsprechend benötigte ich eine Weile, um mit den Ermittlern des ReMIT-Teams vertraut zu werden. Doch hat die Autorin es geschafft, auch für mich als Neuling die einzelnen Hauptprotagonisten ausreichend verständlich darzustellen. Der Fall gestaltete sich als gut durchdacht, zumal auch der Täter selbst seine eigenen Kapitel hat und man dadurch als Leser den Ermittlern einen Schritt voraus zu sein scheint. Naja, genau genommen nur einen halben Schritt, denn der Täter versteht es geschickt, keine verwertbaren Spuren bei seinen Taten zu hinterlassen. Sehr gefallen haben mir die Ideen des Profilers Tony Hill, sowohl den Fall wie auch sein Privatleben mit Carol Jordan betreffend. Carol hingegen hat in diesem Band stark mit den Geistern ihrer Vergangenheit zu kämpfen, ihr Verhalten war bisweilen recht anstrengend.
Die Nebenhandlungen waren ebenfalls unterhaltsam gestaltet und gaben dem Roman etwas Abwechslung. Weniger gefallen hat mir der Schluss, auch wenn dieser für mich recht überraschend kam. Da konnte ich die Handlung einiger Protagonisten nicht so ganz nachvollziehen. Aber das mag jeder Leser etwas anders sehen – genauer kann ich nicht darauf eingehen, ohne zu spoilern.
Val McDermid hat einen Schreibstil, der weniger auf Effekthascherei setzt sondern damit punktet, dass ihre Fälle fachlich sehr gut recherchiert sind, erkennbar an dem vielen Fachwissen, welches sie geschickt in ihrem Roman einbaut. Ebenso zeigt sie sehr realistisch, wie frustrierend die Ermittlerarbeit zuweilen sein kann, wenn entscheidende Beweise fehlen.
Das Hörbuch wird in der ungekürzten Fassung gelesen von Wolfgang Berger. Zu Beginn empfand ich sein Lesen des Romans als recht monoton, was sich jedoch zum Glück nach einigen Kapiteln besserte, fast, als hätte der Sprecher sich erst warmlesen müssen.
Ich denke, „Rachegier“ ist vor allem für Fans von Val McDermid hervorragend geeignet. Wer die Vorgängerbände nicht kennt, so wie in meinem Fall, könnte zunächst Schwierigkeiten haben, wenn es um das Private der einzelnen Ermittler geht. Auf jeden Fall überzeugt der Krimi durch realistisch gestaltete Ermittlerarbeit und geschickt platzierte fachliche Details.

Veröffentlicht am 08.10.2018

Auf der Suche nach sich selbst

Ein Winter in Paris
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Ein Leserbrief eines früheren Bekannten veranlasst den Schriftsteller und Lehrer Victor dazu, sich an den Winter in Paris vor 30 Jahren zu erinnern. Der Winter, welcher einen wichtigen Wendepunkt seines ...

Ein Leserbrief eines früheren Bekannten veranlasst den Schriftsteller und Lehrer Victor dazu, sich an den Winter in Paris vor 30 Jahren zu erinnern. Der Winter, welcher einen wichtigen Wendepunkt seines Leben darstellte...
Damals musste Victor als 18-jähriger Student miterleben, wie sein Kommilitone Mathieu in den Tod sprang. Ein junger Mann, mit dem er in der Pause zusammen Zigaretten rauchte und der vielleicht ein guter Freund hätte werden können. Fortan änderte sich das Leben des bisher für alle unsichtbaren Einzelgängers und zwang Victor, nach und nach sich selbst zu finden.
Sehr einfühlsam beschreibt der Autor, wie der aus der Provinz kommende Victor zunächst am elitären und strengen Pariser Lycée D. sowohl um gute Noten als auch um Anerkennung der Kommilitonen kämpft - mit leidlichem Erfolg. Als melancholischer Einzelgänger, den kaum jemand wahrnimmt, gerät er jedoch nach dem Tod des Kommilitonen als "Freund des Opfers" ins Blickfeld seiner Mitstudenten ebenso wie des Vaters des Verstorbenen und erliegt vorerst der Verlockung der Aufmerksamkeit. Und so beginnt für Victor die Suche nach sich selbst, nach echten Freunden und nach seinen wahren Wünschen fürs Leben. Eine Suche, bei der er mehrfach die falsche Richtung einschlägt, bis er letztlich erkennt, welches Leben er wirklich leben will.
Ein ruhiges und einfühlsames Buch, welches Einblick in das Leben eines sensiblen und verschlossenen jungen Mannes gewährt, der zunächst gefangen ist in den Erwartungshaltungen der anderen, neidisch auf diejenigen blickend, welche den Schritt wagten und sich ihr Leben nach eigenen Vorstellungen gestalteten. Zudem fand ich beim Lesen sehr interessant, wie unterschiedlich die Personen, die Lehrer und Mitschüler, auf Mathieus Tod reagierten. Ein Buch, bei welchem mir jedoch, obwohl aufs Wesentliche reduziert, stellenweise die Verbindungsstücke zwischen den einzelnen Entwicklungsstufen Victors fehlten. Dennoch und trotz seines geringen Umfangs ein bewegendes Buch über eine Stufe des Erwachsenwerdens.

Veröffentlicht am 07.10.2018

Abenteuerliche Fortsetzung der Draconis Memoria Trilogie

Das Heer des Weißen Drachen
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Der Weiße Drachen ist erwacht - und mit ihm das Grauen, welches über die Menschen kommt. Verzweifelt versuchen nun Lizanne Lethridge, Mandinorianische Geheimagentin, und Claydon "Clay" Torcreek, ehemaliger ...

Der Weiße Drachen ist erwacht - und mit ihm das Grauen, welches über die Menschen kommt. Verzweifelt versuchen nun Lizanne Lethridge, Mandinorianische Geheimagentin, und Claydon "Clay" Torcreek, ehemaliger Straßendieb und Mitglied der Arradsianischen Inlandsexpedition, eine Möglichkeit zu finden, erfolgreich dem Weißen Drachen zu trotzen, während dieser ein gewaltiges Heer aus Drachen und Verderbten aufstellt...
"Das Heer des Weißen Drachen" ist der zweite Band der Draconis Memoria Trilogie. Wie bereits beim ersten Band hält sich der Autor auch hier nicht mit langen Einleitungen auf. Vielmehr startet der Roman mit einem interessanten Zeitungsbericht, dessen Bedeutung erst im Laufe des Buches deutlich wird.
Diesmal gibt es insgesamt vier Erzählstränge, von denen die von Lizanne und Clay am abenteuerlichsten sind, während sich Hilemores Kapitel anzahlmäßig etwas zurück halten. Neu sind die Kapitel aus Sirus' Sicht, welche einen interessanten Einblick in das Heer des Weißen Drachen und die Verderbten geben.
Insgesamt fand ich den zweiten Band etwas besser als den ersten, wohl, weil mir das Buch insgesamt abenteuerlicher vorkam. Wenn sich das Buch auch für meinen Geschmack nach ca. zwei Dritteln für eine Weile etwas zog, insbesondere bei Clays Erlebnissen. Zudem wirkte Lizanne zeitweise auf mich wie eine unterkühlte Marvel-Superheldin, wenn sie dank der Blutelixiere nur so um sich sprang. Wer die rund 700 Seiten des zweiten Bandes durchhält wird auf jeden Fall belohnt mit der Information, was es mit der dem Drachenblut-Elixier innewohnenden Kraft sowie der Intelligenz des Weißen Drachen auf sich hat. Eine Erklärung, die mir teilweise etwas zu abgehoben vorkam, aber da muss jeder Leser sich sein eigenes Urteil bilden. Neben einem gewaltigen Cliffhanger bekommt man zudem ein paar zusätzliche Landkarten sowie eine Anleitung zum Kartenspiel Pastasch, welches in der kaiserlichen Gefängnisstadt Scorazin gern und viel gespielt wird.
In meinen Augen eine gelungene Fortsetzung der Trilogie voller Abenteuer und blutiger Kämpfe, wobei man den ersten Band der Draconis Memoria Trilogie zum besseren Verständnis vorher gelesen haben sollte.

Veröffentlicht am 24.09.2018

Realistisches Zukunftsszenario

Die Ring-Chroniken - Begabt
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Im Jahr 2210 sind die Klimazonen stark verschoben: Nur im hohen Norden, welcher früher vom ewigen Eis geprägt wurde, liegt der fruchtbare Regenring. Darunter schließt sich der Rauring an, in welchem die ...

Im Jahr 2210 sind die Klimazonen stark verschoben: Nur im hohen Norden, welcher früher vom ewigen Eis geprägt wurde, liegt der fruchtbare Regenring. Darunter schließt sich der Rauring an, in welchem die Menschen aus Schutz vor Trockenheit und Hitze unter der Erde leben. Wasser ist hier ein seltenes Gut und muss teuer vom WERT-Konzern gekauft werden, welcher im Rauring ebenso Bohrtürme für Erdgas zur Energiegewinnung betreibt. Die einzige Chance, der Armut des Raurings zu entkommen, ist einen der begehrten Ausbildungsplätze im WERT-Konzern zu erhalten. Emony gehört zu den Glücklichen und beginnt gemeinsam mit ihrem besten Freund Felix das harte Ausbildungsprogramm des Energiekonzerns. Doch hat Emony eine besondere Gabe: Sie reagiert allergisch auf Lügen. Und so kommt sie schon bald einer gewaltigen Lüge des Konzerns auf die Spur…
Erin Lenaris hat mit diesem Roman eine beeindruckende Dystopie erschaffen, in der Klimawandel und Wasserknappheit eine starke Rollen spielen. Das Szenario, in welchem ein großer Konzern das Monopol über Energie und Wasser hat und dieses gnadenlos ausnutzt, hat mich sowohl betroffen wie auch wütend gemacht. Vor allem auch deswegen, weil es so furchtbar realistisch gestaltet ist. Fasziniert haben mich zudem die technischen Zukunfts-Ideen der Autorin, welche von medizinischen Möglichkeiten bis zur uneingeschränkten Überwachung reichen.
Emony ist ein Charakter, der mir nicht immer sympathisch war. Sie hat Probleme, sich anzupassen und macht gerne mal ihr eigenes Ding, statt sich mit ihren Freunden abzusprechen oder sich ihnen anzuvertrauen. Dadurch bringt sie sich auch mal unnötig in Schwierigkeiten. Interessant ist ihr Ausbilder Kohen, auf den Emony ein Auge geworfen hat – ihn scheint ein Geheimnis aus seiner Vergangenheit zu umgeben, welches ihn schwer belastet. Felix ist zwar ein netter Kerl, doch ging mir sein unreifes Verhalten manchmal auf den Keks. Gefallen hat mir in erster Linie Mila, Emonys Freundin, welche die Gruppe immer wieder etwas erden konnte.
Inhaltlich hätte ich mir ein paar mehr Informationen zur ersten Ausbildungsphase gewünscht, was die Jugendlichen lernen und womit sie ihre Punkte verdienen, die notwendig sind, um von WERT übernommen zu werden. Da beschränkte sich der Roman leider hauptsächlich auf Emony und ihre Erlebnisse mit Kohen sowie Tarmo, einem Ausbilder, welcher gerne seine Untergebenen unnötig quält. Vor allem durch den harten Wettstreit beim Punktesammeln der Auszubildenden wäre hier Potential zu spannenden Ideen gewesen. Das war mir etwas zu wenig.
Mein Fazit: Ein gelungener und spannend gehaltener Dystopie-Auftakt mit einem realistischen Zukunftsszenario, tollen Ideen und leider noch etwas unreifen Charakteren.