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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.03.2019

Fesselnder historischer Hexenroman

Die Tochter der Hexe
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Zum Inhalt:

In einem kleinen Ort namens Batchcombe in England geht im 17. Jahrhundert die Pest um. Die kleine Bess verliert dadurch nahezu ihre gesamte Familie. Nur sie und ihre Mutter können wie durch ...

Zum Inhalt:

In einem kleinen Ort namens Batchcombe in England geht im 17. Jahrhundert die Pest um. Die kleine Bess verliert dadurch nahezu ihre gesamte Familie. Nur sie und ihre Mutter können wie durch ein Wunder dem schwarzen Tod entrinnen, was allerdings auf Unverständnis bei der Bevölkerung stößt. Kurz darauf taucht auch noch ein Hexenjäger in dem Örtchen auf. Bess Mutter wird der Hexerei für schuldig befunden und vor den Augen der eigenen Tochter hingerichtet. In ihrer Verzweiflung sucht Bess Hilfe bei dem Hexenmeister Gideon Masters und geht einen folgeschweren Pakt mit ihm ein. Als sie sich von ihm lossagen will, ahnt sie noch nicht, dass sie einen erbitterten Gegner vor sich hat, der sie über die kommenden Jahrhunderte hin weg verfolgen wird...



Meine Leseerfahrung:

Paula Brackston stellt die Geschichte von Bess sehr authentisch auf zwei Erzählebenen dar. Zum Einen lernen wir die Protagonistin in der Vergangenheit, nämlich in ihrer Jugend im Jahre 1627 kennen und teilen ihre Erlebnisse in London 1888 zur Zeit des berüchtigten Jack the Ripper und im ersten Weltkrieg in Flandern direkt an der Front. Zum Anderen spielt die Geschichte als Tagebucheintrag in der Neuzeit 2007, was wiederum aus der Ich-Perspektive erzählt wird. Bess ist über die Jahrhunderte langsam gealtert und nunmehr eine Frau mittleren Alters, die ein Tagebuch über ihren Alltag führt. Zu dieser Zeit taucht die junge Tegan auf, die von Bess unter die Fittiche genommen und in die Welt der Hexenkunst und der Kräuterkunde eingeführt wird. 


Die Autorin schafft es auf beiden Erzählebenen den Leser ans Geschehen zu fesseln und kreiert eine fantastische Welt der Magie, die sich subtil in das wahre historische Zeitgeschehen einfügt. Besonders gefiel mir dabei, wie sich Bess über die Jahrhunderte zu einem starken Charakter entwickelt. Die historischen Abschnitte fand ich zumeist sogar spannender, da man als Leser mitfiebert, ob und wie Bess in den jeweiligen Epochen dem Schwarzmagier Gideon entkommt. Man hat das Gefühl sowohl einen historischen als auch einen fantastischen Roman zu lesen. Seit den Mayfair-Hexen von Anne Rice hatte ich keine so gute Hexenliteratur mehr in den Händen gehalten.



Fazit:

Ein sehr gelungener Auftakt zu einer geschichtsträchtigen Hexenreihe, die den Leser bereits mit den ersten Seiten in den Bann zieht und auf eine Fortsetzung hoffen lässt.

Veröffentlicht am 15.02.2019

Viktorianischer Krimi mit Charme und Humor und grandioser Besetzung

Die Todesfee der Grindlay Street
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Zum Inhalt :

Es ist 1889 und am Londoner Theater wird "Macbeth" aufgeführt, als plötzlich ein haarsträubender Schrei die Anwesenden bis ins Mark erschüttert. Die Todesfee soll ihr Unwesen treiben und ...

Zum Inhalt :

Es ist 1889 und am Londoner Theater wird "Macbeth" aufgeführt, als plötzlich ein haarsträubender Schrei die Anwesenden bis ins Mark erschüttert. Die Todesfee soll ihr Unwesen treiben und hinterlässt zudem eine blutige Botschaft, wonach bei der nächsten Aufführung eine Person zu Tode kommen soll. Daher schalten sich bei dem nächsten Halt der Theatergruppe in Edinburgh die Inspectors Ian Frey und Adolphus McGray ein. Während der Engländer Frey rational an die Sache geht und einen PR-Gag vermutet, jagt der abergläubische Schotte McGray der Todesfee hinterher, um das Übernatürliche zu beweisen. Bald darauf wird auch in Edinburgh die Todesfee gesichtet. Dem Ermittlerteam bleibt nicht mehr viel Zeit. 


Meine Leseerfahrung:

Oscar de Muriel taucht mit uns ab ins Schottland der viktorianischen Zeit und erzählt die Geschichte der beiden Protagonisten so authentisch, als wäre er in eigener Person dabei gewesen. Dabei bedient er sich einer unverschnörkelten Sprache und eines herrlich trockenen Humors, die den Roman nicht eine Sekunde langweilig werden lassen. Der Einstieg ist bereits überaus spannend. Und diese Spannung hält in einem konstanten Tempo bis zum Finale an. 


Das Ermittlerduo ist gut aufeinander abgestimmt, auch wenn sie charakterlich nicht verschiedener sein könnten. Frey als Vernunftsmensch und Gentleman versucht, seine Schlüsse auf rationaler Ebene zu ziehen; sein ungehobelter Kollege McGray hingegen ist der Urschotte schlechthin, der sich blendend in der Welt der übernatürlichen Phänomene und mystischen Figuren auskennt. Sie ergänzen sich jedoch prima und kommen gemeinsam Schritt für Schritt der Wahrheit nah. Äußerst amüsant ist es für den Leser, ihre ironiegetränkten und humorvollen Dialoge zu verfolgen. Ein zusätzlicher Genuss für Bibliophile ist der Einsatz bekannter historischer Persönlichkeiten als Nebenfiguren. 


Abgerundet wird der Roman mit einer überaus umfassenden Erklärung des Autors am Ende zu den tatsächlichen Begebenheiten, was ich mit mindestens genauso viel Interesse und Aufmerksamkeit gelesen habe wie den Roman selbst. 

Dieses dritte Band der Frey/McGray-Reihe war für mich persönlich der erste Roman von de Muriel. Daher kann ich ihn nicht mit den vorherigen Bänden vergleichen. Sicher ist aber, dass ich mir auch diese bald zulegen werde. 


Fazit:

Ein sehr unterhaltsamer Kriminalroman, der ganz gewiss bereits zu Beginn des Jahres zu meinem persönlichen Lesehighlight 2019 geworden ist.

Veröffentlicht am 30.10.2018

Spannung von Anfang bis Ende

Rachewinter
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Zum Inhalt:
Evelyn Meyers ist eine erfolgreiche Strafverteidigerin in Wien und übernimmt einen äußerst brisanten Fall. Der Sohn eines Multimillionärs wird als Hauptverdächtiger in einem Mordfall festgenommen. ...

Zum Inhalt:
Evelyn Meyers ist eine erfolgreiche Strafverteidigerin in Wien und übernimmt einen äußerst brisanten Fall. Der Sohn eines Multimillionärs wird als Hauptverdächtiger in einem Mordfall festgenommen. Über die Mordtat gibt es ein erdrückendes Beweisvideo. Dennoch ist Evelyn fest davon überzeugt, dass der Fall Merkwürdigkeiten aufweist und stellt mit ihrem Assistenten Flo eigenmächtig Recherchen an. Sie kommen dabei einer gefährlichen Verstrickung von dubiosen Machenschaften auf die Spur. Gleichzeitig ermittelt der Kriminalkommissar Walter Pulaski in einem anderen Fall in Leipzig, bei dem ein ihm persönlich bekannter Mann tot in einem Hotelzimmer aufgefunden wird. Alles deutet auf einen Unfall hin. Pulaskis Gespür führt ihn allerdings auf dieselbe gefährliche Spur, auf die sich schon Evelyn und Flo begeben haben...

Meine Leseerfahrung:
Erfolgsautor Andreas Gruber hat mit "Rachewinter", dem dritten Band der Reihe um Pulaski und Meyers, einen Thriller der Extraklasse geschaffen. Das Buchcover ist entsprechend seinen Vorgängerbänden stilvoll gestaltet und hat mittlerweile einen Erkennungswert.

Auf Grund seines flüssigen unverschnörkelten Erzählstils sind die fast 600 Seiten ein schnell verschlungener Lesegenuss. Gruber hat zwei ausgezeichnete Protagonisten geschaffen, die sowohl mit einem scharfem Verstand als auch mit einem äußerst witzigen Charme auftrumpfen. Dank der in Kursivschrift eingeführten Gedankengänge zwischen dem Erzählfluss kann sich der Leser wunderbar in die Hauptfiguren hineinversetzen.

Als Rechtsanwältin im selben Alter war ich begeistert von Evelyn und ihrer furchtlosen und beharrlichen Ader, die Wahrheit um jeden Preis heraus zu finden. Gemeinsam mit ihrem Mitarbeiter Flo leistet sie eine beeindruckende Ermittlungsarbeit und ist damit völlig auf einem Level mit dem alten Hasen Pulaski, der auf Grund seiner Jahre beim LKA und auch beim Kriminaldauerdienst eine gehörige Portion Erfahrung mit sich bringt.

Auch die Nebenfiguren wie Pulaskis Tochter Jasmin und ihre Freundin Nina, die durch den Tod ihres Vaters mitinvolviert ist, lassen die Story zu keinem Moment an Spannung verlieren. Sie sind ebenfalls interessante Charaktere, die auf eigene Faust erfolgreich Nachforschungen anstellen und sich ungeahnt in gefährliche Situationen begeben.

Die relativ kurz gehaltenen Kapitel springen in den spannendsten Augenblicken zwischen den Handlungssträngen um Meyers, Pulaski, den jungen Mädels, sowie der geheimnisvollen Frau im roten Kleid, die die Verbindung zwischen den vorliegenden und bevorstehenden Morden darstellt, und versprechen einen konstanten Spannungsbogen ab dem Prolog bis zum Epilog.

Besonders gut recherchiert erschien mir auch das geschickt eingearbeitete Thema Transsexualität, was für mich persönlich als ein facettenreiches Neuland erscheint.

Fazit:
Ein unterhaltender Thriller voller Spannung und Action, der alle Erwartungen an einen aufregenden und fesselnden Roman erfüllt. Andreas Gruber steht für spannungsgeladene Kriminalgeschichten mit charakterstarken Figuren und hohem Ermittlungsniveau. 5 von 5 Sternen und absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 19.10.2018

Karma, wo bleibst du nur?

Bösland
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Zum Inhalt:

Als Ben 13 Jahre alt war, wurde er in die Psychiatrie gesteckt. Er stand im Verdacht, ein junges Mädchen namens Mathilda auf dem Dachboden seines Elternhauses erschlagen zu haben. Auf demselben ...

Zum Inhalt:

Als Ben 13 Jahre alt war, wurde er in die Psychiatrie gesteckt. Er stand im Verdacht, ein junges Mädchen namens Mathilda auf dem Dachboden seines Elternhauses erschlagen zu haben. Auf demselben Dachboden hatte er seinen verhassten Vater, der ihn dort "im Bösland" misshandelte, 3 Jahre zuvor erhängt vorgefunden.
Jahre später wird er entlassen und findet durch die Therapiestunden bei seiner Psychotherapeutin endlich den Mut, in seine Vergangenheit, die er völlig aus seiner Erinnerung gebannt hatte, zu reisen. Auf der Suche nach der Wahrheit findet Ben Erschreckendes über den Tod von Mathilda heraus und trifft bald darauf auf seinen alten Freund Kux aus Kindheitstagen. Es folgt ein weiterer Mord und Ben fällt von einer extremen Situation in die Nächste...


Meine Leseerfahrung :
Das Cover und der Buchtitel lassen bereits vermuten, dass hier ein harter brutaler Thriller auf den Leser wartet. Der Schreibstil von Aichner ist direkt, nüchtern und kommt bestens ohne allzu detailreiche Umschreibungen zurecht. Besonders gut fand ich den Wechsel zwischen der Ich-Perspektive des Protagonisten Ben und den zeitlich anschließenden nackten Dialogen zwischen den Figuren. So ließ sich der Roman sehr flüssig lesen.
Bernhard Aichner schafft es, uns mit seinen allzu authentisch dargestellten Figuren an das Geschehen zu fesseln. Als Leser ist man mittendrin in Bens Welt und nähert sich mit ihm Schritt für Schritt der wahren Geschichte um Mathildas Tod.
An einigen Stellen war ich von der plötzlich auftretenden Brutalität oder vielmehr von der schockierend trockenen Erzählweise des Autors hinsichtlich dieser Szenen überrumpelt worden. Diese Momente kommen unerwartet und tragen weitgehend dazu bei, dass die Spannung in dem Buch keine Minute abnimmt. Für mich ist Bösland ein richtiger Page-Turner, bei dem man Kapitel für Kapitel auf die weitere Handlung der Figuren gespannt ist. Einziger Kritikpunkt wäre - und das beruht einzig und allein auf meinem Moralverständnis -, dass Karma viel zu spät und falsch einschlägt. Daher fand ich das Ende der Geschichte etwas unbefriedigend.


Fazit:
Bösland ist mein erster Roman von Bernhard Aichner, den ich kaum aus der Hand legen wollte. Dieser Thriller ist blutig, schockierend und steckt voller unvorhersehbarer Wendungen, die den Leser in die tiefsten Abgründe der menschlichen Seele begleitet, in die man am Liebsten selbst eingreifen möchte, um wenigstens ein Fünkchen Gerechtigkeit schaffen zu können.

Veröffentlicht am 28.09.2018

When the saints go marching in...

Heilige und andere Tote
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Zum Inhalt:
Der frühere Antiquitäten- und Kuriositätenhändler Cathal Flood lebt nun seit dem Tod seiner Frau mutterseelenallein als Messie in dem großen alten Anwesen Briddlemere und vertreibt einen Sozialbetreuer ...

Zum Inhalt:
Der frühere Antiquitäten- und Kuriositätenhändler Cathal Flood lebt nun seit dem Tod seiner Frau mutterseelenallein als Messie in dem großen alten Anwesen Briddlemere und vertreibt einen Sozialbetreuer nach dem Anderen, bis ihm die unerschrockene Maud Drennan zugeteilt wird. Anders als ihre Vorgänger kann sie sich gegen den alten Flood behaupten und versucht, wenigstens etwas Ordnung in das Chaos im verdreckten und zugemüllten Haus zu bringen. Doch bald darauf häufen sich seltsame Vorkommnisse, die Maud Schreckliches erahnen lassen. Geschah in dem alten Anwesen seinerzeit ein Verbrechen? Gemeinsam mit ihrer extraordinären Freundin Renata geht sie der Sache auf den Grund und wird dabei von einer Schar Heiliger begleitet, die nur Maud wahrnehmen kann...

Meine Leseerfahrung:
Das Buchcover verrät schon, wie geheimnisvoll und verworren die Geschichte um Briddlemere ist. Es lehnt zudem an das erste Werk von Jess Kidd an, das bereits auf der Krimibestenliste war. Dieser Roman hier hat meines Erachtens sogar Potenzial für den ersten Platz auf der Bestenliste und ist mein persönliches Buch-Highlight 2018. Der Schreibstil der Autorin ist unverblümt authentisch und lässt den Leser tief eintauchen in die Messiewelt des Cathal Flood, der sich einen Kampf gegen den Sozialdienst liefert, und die Gefühls- und Gedankenwelt von Maud Drennan, die mit ihren eigenen Geistern zu kämpfen hat. Jede Figur wird außerordentlich lebhaft dargestellt, jede Situation, ist sie noch so skurril, wird dermaßen real vor dem geistigen Auge, dass man sich als Leser völlig in der Geschichte verliert und nicht aufhören kann zu lesen. Insbesondere die poetisch angehauchte bildhafte Sprache und die überaus kreative Phantasie der Autorin machen aus dem Roman einen über alle Maßen befriedigenden Lesegenuss.

Ich persönlich habe insbesondere die Gespräche zwischen dem alten Flood und Maud sehr genossen, die teils neckisch, teils liebevoll waren. Zudem waren die nur für Maud sichtbaren Heiligen, die sie kaum mal allein gelassen haben, ausgesprochen amüsant. Der Hauch von Sarkasmus, der sich durch das gesamte Buch zieht, schafft zusätzlichen Lesespaß.

Das Buch hat viel zu bieten: Eine spannende Kriminalgeschichte, die zu lösen ist, eine aufregende Geisterstunde, die auf gruselige Art und Weise Hinweise zum mutmaßlichen Fall liefert, eine prickelnde Lovestory, die zum Scheitern verurteilt ist, und viele facettenreiche Charaktere, mit denen der Leser auf eine humorvolle Art Bekanntschaft schließt.


Fazit:
Ein wahrhaft großartiges und sprachlich gewaltiges Meisterwerk von Jess Kidd, das mich gleich zum Fan der Autorin gemacht hat. Auf soviel kreative und lebhafte Phantasie kann man nur neidisch werden. Absolute Leseempfehlung!