"Wie kannst du ihnen trauen, wenn sie dir deine Erinnerung genommen haben?"
GelöschtAb der ersten Seite hat mich das Schicksal des blonden Mädchens mit den grünen Augen nicht mehr los gelassen. Ich habe regelrecht atemlos bei jeder neue Wendung und Entdeckung mitgefiebert.
Duch Teri Terrys ...
Ab der ersten Seite hat mich das Schicksal des blonden Mädchens mit den grünen Augen nicht mehr los gelassen. Ich habe regelrecht atemlos bei jeder neue Wendung und Entdeckung mitgefiebert.
Duch Teri Terrys gelungenen und sehr anschaulichem Schreibstil fand ich sofort in die Geschichte. Auch konnte man Kylas Gefühlen nachempfinden.
Kyla ist ein ruhiges, introvertiertes Mädchen, dass sich zu Beginn lieber zurück zieht und für sich ist. Aber wem würde es nicht so gehen, nach dem einem seine kompletten Erinnerungen genommen wurden und man wieder bei Null anfangen musste.
Es hat mir gefallen, dass sie die Situation nicht auf sich beruhen lässt, sondern hartnäckig versucht hinter die Erinnerungslücken zu kommen. "Scheitern ist keine Option." (Seite 11.)
Trotz man sie "gelöscht", ihr die Identität genommen und eine neue Zukunft gegeben hatte, lässt Kyla sich nicht unterkriegen und hinterfragt das "Slating" und somit die Regierung.
Ihre Schwester Amy, ebenfalls ein Slater, ist das komplette Gegenteil. Laut und offenherzig. Stellt das System nicht infrage und lebt mit ihrer neuen Situation. Sie sammelt Sympatiepunkte, da sie Kyla in ihrer Anfangsphase unterstütz, aber sie ist eben das Paradebeispiel für eine naive Slaterin, die sich in die Gesellschaft eingefunden hat. Da überkommt mich dann doch die Rebellin in mir, die wie die Protagonistin nicht alles hinnehmen könnte und ein Verhalten, wie das von Amy, kritisch mustert.
Die Charaktere im Buch sind allesamt lebendig beschrieben und haben alle ihre eigene Geschichte, was das Buch sehr facettenreich und tiefgründig macht.
Was wäre eine Geschichte ohne die Liebe? Nicht vielseitig und ausgereift.
Liebe ist allgegenwärtig, doch gefällt es mir, dass die Liebesgeschichte einmal nicht das all überwiegende Hauptthema ist. Es entsteht am Rande, ist präsent, doch nimmt es nicht das Hauptaugenmerk auf sich. Terry hat eine perfekte Ausgewogenheit geschaffen, die der Geschichte viel Mitgefühl gibt.
Die Autorin hat durch ihre gut gewählten Worte jede Situation greifbar gemacht und den Klang der Geschichte in eine bewegende Richtung geführt.
Es entstehen kaum Passagen, die langwierig werden. Das Buch ist mitreißend geschrieben und das rasante Erzähltempo, mit dem es sich auf mehrere Höhepunkte zuspitzt, lassen einem weder Zeit zu Atmen, noch möchte man das Buch aus der Hand geben.
Obwohl das Buch in der Zukunft spielt, so wie viele Bücher momentan, geht es hier nicht um Apokalypse oder darum im All oder auf einem anderen Planeten zu leben. Was sehr erfrischend und abwechslungsreich ist.
Es befasst sich mit ein Emsehr aktuelleN Thema: Brexit und eine darauffolgende, mögliche Situation.
Einzig Kylas Träume und Rückblenden konnte ich nicht recht einschätzen und hatte teilweise Schwierigkeiten sie komplett zu lesen. Es sind die kurzen, aneinander gereihten Sätze und manchmal auch die zusammenhangslosen Erinnerungen.
Dennoch verstärken sie Kylas Verwirrung und Haltlosigkeit. Die Bilder und Metaphern veranschaulichen ihr Gefühlchaos und bringen dem Leser ihre Lage deutlich näher.
Das begleitende Mantra "Vergiss nie, wer du bist" ist sehr gut gewählt. Es passt nicht nur zu Kylas Lage, sondern hat etwas Philosophisches. Wir sollten nie vergessen wo wir herkommen und wer wir sind. Die Parallele die hier geschaffen wird, verbindet einen stark mit dem Buch.
Sowohl der Titel "Gelöscht" als auch das Cover passen fantastisch zum Buch.
Das Gesicht auf mit dem Cover, mit dem stechenden Blick, umrahmt von grauen Schatten, ist mir in der Buchhandlung sofort ins Auge gesprungen.
Ich empfehle es jedem weiter, der noch nicht genug von futuristischen Geschichten hat.