Schöne und leicht zu lesende Geschichte über Aberglaube, Träume und die Suche nach Glück
Heute schon für morgen träumenEmilia ist New Yorkerin mit italienischen Wurzeln, die ein eher zurückgezogenes Leben führt und sich dabei ihrer Familie, insbesondere ihrer dominanten Großmutter Rosa und ihrer älteren Schwester Daria ...
Emilia ist New Yorkerin mit italienischen Wurzeln, die ein eher zurückgezogenes Leben führt und sich dabei ihrer Familie, insbesondere ihrer dominanten Großmutter Rosa und ihrer älteren Schwester Daria unterordnet. Auf der Familie Fontana laste seit Generationen ein Fluch, der verhindert, dass die zweitgeborenen Töchter heiraten und eine Familie gründen. Emilia glaubt angeblich nicht daran, ist aber seit 11 Jahren Single, nachdem sie ihren damaligen Freund bei einem Autounfall schwer verletzt hatte und sich zu seinem Schutz von ihm trennte.
Als sich Emilias Großtante Poppy, das schwarze Schaf der Familie, überraschend bei ihr meldet und sie zu einer Reise nach Italien anlässlich ihres 80. Geburtstags einlädt, lehnt sie zunächst aus Rücksicht auf ihre Großmutter ab. Letztlich setzt sie sich aber über den Rest ihrer Familie hinweg und begibt sich zusammen mit ihrer Cousine Lucy, ebenfalls eine Zweitgeborene, und Poppy nach Venedig, Florenz bis nach Ravello an der Amalfiküste. Poppy möchte nach fast 60 Jahren ihre erste Liebe Rico treffen und verspricht ihren Nichten, damit den Fluch aufzuheben.
Die Geschichte handelt in der Gegenwart in New York und Italien und ist aus der Perspektive Emilias geschrieben. Durch Erzählungen Poppys erfolgt ein chronologischer Rückblick in die Jahre 1959 bis 1961, als die Familie ihre Auswanderung von Italien in die USA vorbereitete und Poppy ihre große Liebe Erich, einem DDR-Flüchtling begegnet.
Emilia ist eine verschüchterte junge Frau, die zum ersten Mal in ihrem Leben eine freie Entscheidung trifft und sich trotz schlechten Gewissens auf die etwas abenteuerliche Reise mit ihrer unkonventionellen Großtante begibt. Dort verändert sie nicht nur ihren Kleidungsstil, sondern ist auch fremden Menschen gegenüber aufgeschlossen und wagt es sogar, die Nähe von Männern zuzulassen, die sie bisher auf Abstand gehalten hat. Auch Cousine Lucy verändert sich. Sie hatte krampfhaft versucht, den Fluch zu durchbrechen und deshalb jeden Mann in ihr Bett gelassen. In Italien begreift sie, was sie wirklich möchte: Liebe und eine Familie.
Poppy ist die altersweise Ratgeberin, die selbst Zeit ihres Lebens unter dem Fluch gelitten hat und auf ihrer letzten Reise ihre große Liebe wiedersehen möchte. Sie wünscht ihren Nichten ein anderes, glücklicheres Leben und möchte ihnen mit dieser Reise demonstrieren, dass alles möglich ist, wenn man es nur möchte. Frei nach dem Motto "Jeder ist seines Glückes Schmied" sollen Emilia und Lucy sich von dem ominösen Fluch lösen und die selbsterfüllende Prophezeiung, die die Familie über Generationen hinweg belastete, durchbrechen.
"Heute schon für morgen träumen" ist eine schöne, leicht zu lesende Geschichte über Aberglaube, Träume und die Suche nach dem Glück, bei dem sich die Protagonisten lange selbst im Weg stehen. Es ist ein empathischer Roman, der Mut macht, auf sein Herz zu hören und selbstbewusst seine eigenen Entscheidungen zu treffen.
Auch wenn die Handlung und die Moral von der Geschichte leicht zu durchschauen sind, gibt es Ereignisse in Italien, die überraschen und ein Familiengeheimnis, das für Spannung und Entsetzen sorgt. So verfolgt man interessiert die charakterliche Weiterentwicklung Emilias und Lucys und ob es Poppy gelingen wird, das jahrzehntealte Versprechen einzulösen, ihre große Liebe wiederzutreffen und damit die Weichen für ein glücklicheres Leben nachfolgender Generationen zu stellen.