Zwei Wiener ermitteln in der Steiermark
Der letzte Sterz„...Aber was wäre das für eine Gesellschaft, für ein Leben, wo man plötzlich mitreden muss, mitentscheiden muss? Furchtbar! Wo kommen wird denn da hin, wenn uns nicht mehr die Kronen-Zeitung und die Kleine ...
„...Aber was wäre das für eine Gesellschaft, für ein Leben, wo man plötzlich mitreden muss, mitentscheiden muss? Furchtbar! Wo kommen wird denn da hin, wenn uns nicht mehr die Kronen-Zeitung und die Kleine Zeitung und der Fernsehapparat sagen, was wir tun sollen? Auf einmal sollen wir selbst denken?....“
Bei der Wiener Kriminalpolizei bahnt sich eine Sensation an. Der Hofrat geht für längere Zeit in den Urlaub. Das gab es noch nie.
Gleichzeitig wird aus der Steiermark ein eigenartiger Fall gemeldet. In der Nähe von Stainz hat man die Skulptur von Erzherzog Johann vom Sockel geholt und dorthin einen einbetonierten Toten gestellt. Man erwartet Hilfe aus Wien. Also werden die Kommissare Hawelka und Schierhuber abgeordnet.
Der Autor hat einen abwechslungsreichen Krimi geschrieben. Die Geschichte steckt voller unerwarteter Wendungen und schwarzen Humor.
Die Personen werden gut charakterisiert. Während Hawelka gern das Wort ergreift, redet Schierhuber nicht viel. Ein Telefongespräch mit einem Verwandten besteht nur aus Ein-Wort-Sätzen. Hawelka sieht das so:
„...Schierhuber war diesbezüglich auch ein Naturtalent. Erstens schwieg er gut, zweitens konnte er anderen Schweigern gut zuhören, und drittens verriet seine Miene auch keinerlei Erwartungen...“
Dafür ergreift Schierhuber notfalls auch schweigend die Initiative. Als bei einem häuslichen Verhör die Tochter den Fernseher nicht herunter regeln will, zieht er kurzerhand den Stecker. Und mit Schierhuber am Steuer lässt sich die Autofahrt nur mit geschlossenen Augen nervenschonend ertragen.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Mit dem steierischen Dialekt hatte ich keinerlei Probleme. Amüsante Wirtshausgespräche bereichern das Geschehen. Daraus stammt auch das sehr sarkastische Eingangszitat.
Der Tote war Hilfsarbeiter bei Baumeister Gautsch. Der hat sich vorsorglich auf eine Hütte zurückgezogen. Der von ihm geplante Freizeitpark hat eine Reihe von Kritikern. Sollte der Mord damit zusammenhängen? Außerdem wird ein alter Jagdunfall, dem ein Kind zum Opfer fiel, wieder ins Gespräch gebracht. Hinzu kommt, dass schwierig einzuschätzen ist, wem man trauen kann und wem nicht.
Die beiden Kommissare gehen den Fall bedächtig, aber trotzdem konsequent an. Nebenbei hält reichlich Essen und Trinken Leib und Seele zusammen. Informationen über Personen lassen sie sich aus Wien zukommen. Erschwerend wirkt allerdings die momentane Wetterlage. Die Steiermark versinkt kurz vor den Weihnachtsfeiertagen im Schnee.
Die Geschichte hat mir gut gefallen. Sie wird mit einem Augenzwinkern erzählt, ermöglicht Einblick in das Wesen von Land und Leuten und wird konsequent zu Ende geführt. Dabei trennen sich Sein und Schein. Zum Schluss darf nochmals Schierhuber zu Wort kommen. Er äußert seine Meinung zu Krimis.
„...Richtige Ermittlungen sind eine heikle Sache, das sollte man den Profis überlassen...“