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Veröffentlicht am 13.02.2022

Ein Roman, der sehr authentisch Erinnerungen an die siebziger und achtziger Jahre hochkommen lässt!

Unser kostbares Leben
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Wer Lust auf einen unterhaltsamen Roman hat, der das gesellschaftliche Leben der 70er- und 80er- Jahre authentisch und eindringlich widerspiegelt, ist mit „Unser kostbares Leben“ von Katharina Fuchs sehr ...

Wer Lust auf einen unterhaltsamen Roman hat, der das gesellschaftliche Leben der 70er- und 80er- Jahre authentisch und eindringlich widerspiegelt, ist mit „Unser kostbares Leben“ von Katharina Fuchs sehr gut bedient. Eine Zeit, in der aus Profitgier sorglos Umweltsünden begangen wurden, Wirtschaftsunternehmen sich wenig um das Wohl der Menschen und der Natur kümmerten, ein langsames Umdenken Richtung Umweltschutz in der jüngeren Generation begann, die „Grünen“ erstmals durch ihren Aktivismus in das Bewusstsein der Menschen gekommen sind und politisch mitmischen wollten, Demonstrationen gegen Atomkraft stattfanden und noch so vieles mehr. All diese Themen fließen mit in die fiktiven Lebensgeschichten der drei Hauptcharaktere und Freundinnen Caro, Minka und Claire mit ein, die man von ihrem 10. bis 21. Lebensjahr beim Erwachsenwerden begleitet.

Aufmerksam geworden bin ich auf das Buch durch das wunderschöne Cover und den ansprechenden Klappentext, der direkt in mir den Wunsch erzeugte, diesen Roman lesen zu wollen. Katharina Fuchs ruhige, flüssige, sehr detailreiche und vereinzelt auch langatmige Erzählweise hat jedoch den Funken nicht hundertprozentig bei mir überspringen lassen. Mir fehlte teilweise die Nähe zu den Charakteren, durch die ich deren Emotionen fühlen kann. Die Überlegung, dass die Autorin vielleicht bewusst diese sporadische Distanz geschaffen hat, kam bei mir während des Lesens auf Seite 528 auf, als Caros Gedanken um ihr lang vergessenes Projekt kreisten. Die Geschichte der drei Freundinnen spielt im hessischen Städtchen Mainheim, in dessen Nähe sich die Standorte der Schokoladenfabrik Cassada und dem Chemieunternehmen Ruberus AG befinden, die einen großen Einfluss auf die dort lebenden Menschen haben. Minka und Caro sind Töchter aus wohlhabenden Familien und kennen sich schon von Kindesbeinen an. Es war interessant mitzuverfolgen, wie Minka sich immer intensiver für den Umweltschutz einsetzte und es Caro mehr in Richtung Medien trieb. Abwechselnd wird das Geschehen aus ihrer Sicht, der ihrer Eltern und von Claire und Dr. Lavalette erzählt. Hierbei gefielen mir die Szenen mit den letzten beiden am besten, da sie großes Mitleid, Unverständnis, Schockmomente und Verachtung bei mir ausgelöst haben. Als Waisenkind aus dem Mekong hat Claire, mit einer Zwischenstation im Mainheimer Kinderheim, bei Caros Familie ein neues Zuhause gefunden. Lange Zeit habe ich gehofft, dass sie aus ihrem Hamsterrad, in dem sie steckt, herausfindet und ein glückliches und erfülltes Leben führen kann. Einen großen Reizfaktor im Buch hat für mich Dr. Karin Lavalette ausgemacht, die hier in der Geschichte eine krankhaft ehrgeizige Wissenschaftlerin spielt, die skrupellos und berechnend daherkommt.

Mein Fazit:

„Unser kostbares Leben“ war für mich eine Rückkehr in meine eigene Kindheit und Jugend. Viele Erinnerungen wurden dabei aufgefrischt oder sind wieder hochgekommen. Da mich der Roman aufgrund einiger Längen und teilweiser Distanz zu den Charakteren nicht ganz so fesseln konnte, vergebe ich aber dennoch sehr gerne 3,5 Sterne.





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Veröffentlicht am 05.01.2020

Wenn die Vergangenheit dich Jahrzehnte später noch einholt

Bonner Verrat
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Ein spannender und bedrückender Krimi, bei dem das ungewöhnliche Ermittlergespann unverhofft mit der düsteren Spionagegeschichte des Kalten Krieges konfrontiert wird. Auch Jahrzehnte später macht es ...

Ein spannender und bedrückender Krimi, bei dem das ungewöhnliche Ermittlergespann unverhofft mit der düsteren Spionagegeschichte des Kalten Krieges konfrontiert wird. Auch Jahrzehnte später macht es einen ganz schön nachdenklich.

Bärbel Thorgast ist enttäuscht, als sie nach 50 Jahren ein Klassentreffen in Bonn organisiert und ausgerechnet ihr bester Freund Uwe nicht auf ihre Einladung reagiert. Noch mysteriöser empfindet sie es, dass er ein seltsames Verhalten ihr gegenüber zeigt, sie verleugnet und vor ihr flüchtet. Sein Handeln macht sie misstrauisch und zusammen mit ihrem Neffen Malte geht sie auf Beobachtungstour. Sie erfahren, dass Uwe alte Familiengeheimnisse ausgräbt und schlafende Hunde dadurch weckt. Unversehens befinden sich Bärbel und Uwe in Gefahr und ihr Leichtsinn kostet sie fast das Leben.

Diesen spannenden Krimi zu lesen kam mir gefühlt so vor, als wenn ich einem Theaterstück auf der Bühne folge. Einige wenige Schauplätze, zwei sich abwechselnde Erzählstränge aus Sicht von Uwe und Bärbel und kurze Sequenzen von Malte. In ihrem leicht zu lesenden Schreibstil fügt Alexa Thiesmeyer kleine Puzzleteilchen ganz langsam zusammen und lässt ihre Geschichte mit einem dramatischen Showdown enden. Der Start ins Buch beginnt mit der Ermordung und Entsorgung eines Mannes und man ist gespannt darauf, welche Bedeutung diese Szene noch haben wird. Das Hauptaugenmerk im Roman wird auf die Organisation des Klassentreffens und der Aufdeckung von Uwes Familiengeheimnis gelegt. Hierbei hat mir Uwes Part durch seine Recherchearbeit und seine Kontaktaufnahme mit Menschen, die eine bewegte und zweifelhafte Vergangenheit hinter sich haben, mehr gefesselt. Bärbel war mir zwischendurch zu fokussiert auf das Ausrichten ihres Klassentreffens, das ihr wichtiger war, als die Einschaltung der Behörden, wenn sie auf schwerwiegende Informationen oder sogar auf kriminelle Geschehnisse gestoßen ist. Ihre innerliche Einstellung konnte ich hier nicht ganz nachvollziehen.

Ganz warm geworden bin ich beim ersten Kennenlernen mit Bärbel noch nicht, da ihr Charakter mir noch zu blass war. Sie kommt als ehemalige Bibliothekarin energisch, willensstark und zielorientiert rüber. Da sie leicht gehandicapt ist, bittet sie ihren Neffen Malte um Gefälligkeiten, die er nicht ganz uneigennützig annimmt. Als Student reizt ihn das schnelle Zubrot, dass er sich verdienen kann, wird aber im Laufe der Geschichte immer mehr von den Ermittlungen eingefangen und ist gefühlt emsiger als Bärbel selber. Uwe Ohlbruck war mir als pensionierter Lehrer sympathischer, da er für mich greifbarer und emotionaler rüber kam. Er entschlüsselt die tragische Vergangenheit seines Vaters und Bruders und kommt einem Mann auf die Schliche, der auf erschreckende Weise noch eine Gefolgschaft um sich herum hat, die die dreckige Arbeit für ihn erledigen. Sein Antrieb ist das Spiel mit der Macht und das Beseitigen von Menschen und Beweismittel.

Richtig dramatisch und spannend empfand ich dann den Schluss der Geschichte. Mit ganz viel Glück ist gerade noch einmal alles gut gegangen.

Mein Fazit:

Alexa Thiesmeyer hat mir spannende Lesestunden geschenkt und mich auf Bärbels und Maltes nächste Ermittlungen neugierig gemacht. Die Bonner Kulisse und die Einbindung der Machenschaften während des Kalten Krieges, bei dem einige Menschen immer noch der festen Überzeugung sind, damals das Richtige gemacht zu haben, fand ich sehr gelungen. Für diesen packenden Kriminalroman vergebe ich 3,5 Sterne.

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  • Erzählstil
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  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.04.2019

Spannendes Thrillerdebüt mit kleinen Schwächen!

Das letzte Mädchen
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Durch den spannenden Klappentext und das gelungene Cover bin ich auf den Debütroman von David Fürth aufmerksam geworden. Für mich war es ein solider Start einer Thriller-Reihe, der nach einem etwas hölzernen ...

Durch den spannenden Klappentext und das gelungene Cover bin ich auf den Debütroman von David Fürth aufmerksam geworden. Für mich war es ein solider Start einer Thriller-Reihe, der nach einem etwas hölzernen Beginn nach hinten raus richtig spannend wurde.

In Leipzig suchen Hauptkommissar Niklas Schröder und sein Team nach einem Psychopathen, der wochenlang junge Frauen gefangen hält, peinigt, missbraucht und schließlich entsorgt. Druck kommt auf die Mannschaft auf, als sie die ersten Leichen entdecken, die seltsame Markierungen am Rücken aufweisen. Zum Leidwesen von Schröder sitzt ihm auch noch eine sehr ehrgeizige Reporterin im Nacken, die medienwirksam die Angst und den Schrecken der Menschen in der Stadt schürt. Als schließlich noch seine Tochter spurlos verschwindet, ist es um seine Beherrschung fast geschehen.

Ich finde es immer wieder spannend neue Autoren zu entdecken. David Fürth hat mit „Das letzte Mädchen“ ein Thema aufgegriffen, dass jeden immer wieder schockt und einen die Ohnmacht und Verzweiflung der Eltern nachempfinden lässt. Alles wird beherrscht durch Angst, die der Autor hier auch noch sehr raffiniert in anderen Situationen und Formen beleuchtet. Das Buch liest sich schnell durch seinen leicht zu lesenden Schreibstil und seine nach hinten raus spannende Erzählweise. Am Anfang musste ich mich erst an die vielen kurzen und sich schnell abwechselnden Kapitel gewöhnen, die etwas den Lesefluss stocken ließen. Seine Charaktere sind allesamt etwas oberflächlich und unsympathisch dargestellt. Gänsehaut und Schockmomente erzeugt David Fürth in den Szenen des Psychopathen, dessen Gedanken und Handlungen Dynamik in die Geschichte hinein brachten. Immer wieder war man am Rätseln, wer derjenige sein könnte. Doch mit der Auflösung die dann kam, habe ich wirklich nicht gerechnet. Sehr polarisiert hat mich die Journalistin Nina Sommer, die krankhaft ehrgeizig ist und das berufliche Vorankommen mit jeden Mitteln berechnend und kaltblütig betreibt. Hauptkommissar Schröder lebt für seinen Beruf und seine Kollegen müssen unter seiner Leitung einiges ertragen. Er duldet keine Fehler, ist unwirsch, launig, gefühllos und herrisch und stellt sein Privatleben immer hintenan. Bis zu dem Moment, als seine Tochter plötzlich verschwunden ist und er nachdenklich wird. Die Suche nach den verschwunden Mädchen entwickelt sich immer dramatischer und hätte ihm beinahe zum Verhängnis werden können.

Mein Fazit:

David Fürth hat mich mit seinem Thrillerdebüt „Das letzte Mädchen“ gut unterhalten und ich bin schon auf seine Fortsetzung der Reihe um Hauptkommisssar Niklas Schröder gespannt. Für ein noch fesselnderes Lesegefühl würde ich mir längere Kapitel wünschen, die einen tiefer in die einzelnen Erzählstränge einsteigen lassen und Charaktere, die im Laufe der Zeit mehr Tiefe und Empathie bekommen. Im Hinblick auf eine Steigerungsmöglichkeit vergebe ich verdiente 3,5 Sterne.

Veröffentlicht am 06.11.2018

Ein spannender Roman, der mich unheimlich polarisiert und zwiegespalten zurückgelassen hat!

Das falsche Kind
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Wenn aus einer vermeintlich heilen Welt ein Desaster zu werden scheint.
So hatte sich Sasha die Geburt ihres sehnlichst erwarteten Kindes nicht vorgestellt. Alles wird zu einem Alptraum, als bei ihr nach ...

Wenn aus einer vermeintlich heilen Welt ein Desaster zu werden scheint.
So hatte sich Sasha die Geburt ihres sehnlichst erwarteten Kindes nicht vorgestellt. Alles wird zu einem Alptraum, als bei ihr nach ihrem Autounfall ein Notfallkaiserschnitt gemacht werden muss und sie beim Anblick ihres Sohnes sofort das untrügliche Gefühl hat, dass es nicht ihrer ist. Doch ihr Mann Mark schwebt auf Wolke sieben und ist fasziniert von dem kleinen hilfsbedürftigen Wesen. Sasha weiß vor lauter Verzweiflung nicht mehr was sie machen soll. Keiner will ihr Glauben schenken, als sie ihre Vermutung kundtut, dass hier ein Fehler passiert sein muss. Beim Ultraschall war immer die Rede von einem Mädchen gewesen. Gegen den Willen ihres Mannes, vieler Widerstände und Misstrauen, versucht Sasha zwanghaft dem Rätsel auf die Spur zu kommen.

Susi Fox hat mit „Das falsche Kind“ einen psychologisch gut aufgebauten und spannenden Roman erschaffen, der mich unheimlich polarisiert hat. Ihr leicht zu lesender Schreibstil mit sehr bildlichen und detailreichen Beschreibungen von Orten, Charakteren und Szenen hat mich nur so durch die Geschichte fliegen lassen. Der Start ins Buch ist unglaublich spannend und ein Alptraum für jede Mutter. Sashas Gefühle, ihre Ängste und ihre Verzweiflung waren voll spürbar und haben eine sehr bedrückende und beklemmende Atmosphäre geschaffen. Wurde ihr Kind wirklich vertauscht? Diese Frage hat sich direkt im eigenen Kopf verankert und man leidet richtig mit ihr mit. Wem kann man trauen? Das Personal und die Ärzte im Krankenhaus verhalten sich komisch und Mark ist glücklich und kann Sasha überhaupt nicht verstehen. Je tiefer man ins Buch vordringt, umso rätselhafter wird die Geschichte. Die Autorin baut rund um Sasha viele psychologische Aspekte, die mir in manchen Szenen etwas zu viel in die Länge gezogen wurde. Aus einem anfänglichen Thriller wird ein Psychodrama.

In abwechselnden Erzählsträngen werden Rückblicke auf Marks und Sashas Beziehung geworfen und man bekommt Einblicke in ihre nicht immer einfache Kindheit. Hier werden einem so manche Gedanken, Wünsche und Handlungen von beiden klarer. Doch schon im nächsten Moment wird man wieder in die bedrückende Atmosphäre der Klinik transportiert. Wo eigentlich Freude herrschen sollte, befindet sich nur ein unsagbares Desaster voll widersprüchlicher Gefühle. Was dann aber zum Schluss passierte, entbehrte sich bei mir jeglicher Vorstellungskraft. Das unrealistische Ende hat bei mir sehr zwiespältige Gefühle hinterlassen.

Mein Fazit:

Susi Fox hat mich mit „Das falsche Kind“ gut unterhalten. Das Buch hatte viele spannende Momente und war psychologisch raffiniert aufgebaut. Einige Szenen waren mir jedoch zu sehr an den Haaren herbei und in die Länge gezogen wurden. Aus einem anfänglichen Thriller wurde im Laufe der Geschichte ein spannendes Psychodrama, das von mir 3,5 Sterne erhält.

  • Einzelne Kategorien
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  • Handlung
  • Psychologie
  • Spannung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.10.2018

Ein Roman mit Höhen und Tiefen

Der Abgrund in dir
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Jung, erfolgreich, gefragt und geliebt, so könnte man Rachel Childs Leben beschreiben. Für sie und ihren Ehemann Sebastian läuft es beruflich und privat gerade sehr gut und sie schwimmen auf einer Welle ...

Jung, erfolgreich, gefragt und geliebt, so könnte man Rachel Childs Leben beschreiben. Für sie und ihren Ehemann Sebastian läuft es beruflich und privat gerade sehr gut und sie schwimmen auf einer Welle des Erfolges. Doch dann bekommt ihr Leben im Bruchteil einer Sekunde auf schicksalhafte Weise eine Wendung. Als angesehene Fernsehjournalistin muss sie für eine Reportage über eine Naturkatastrophe nach Haiti reisen und ist dort von den schrecklichen Eindrücken und Erlebnissen überfordert. Vor laufender Kamera bekommt sie einen Nervenzusammenbruch und leidet zu Hause plötzlich unter bedrohlichen Panikattacken und Angstzuständen. Sebastian kommt damit überhaupt nicht klar, zieht sich von ihr auf übelste Weise zurück, fordert die Scheidung und lässt ihre finanziellen Sorgen wachsen. Rachel fällt in ein tiefes Loch und ist dankbar, als ihr früherer Bekannter Brian Delacroix auftaucht und versucht, sie mit ganz viel Geduld und Liebe aus ihrer selbstgewählten Einsamkeit herauszuholen. Doch ihr Misstrauen ihm gegenüber wird auf einmal durch einen dummen Zufall geschürt und Rachel versucht seinen Geheimnissen auf die Spur zu kommen. Leider entwickelt sich die ganze Sache zu einer undurchsichtigen und gefährlichen Mission.

„Der Abgrund in dir“ ist ein psychologisch gut aufgebauter Roman, der voller seelischer Probleme, menschlichen Schwächen, Liebe und einer spannenden Entwicklung in der Geschichte steckt. Mit seiner leicht zu lesenden Erzählweise schafft Dennis Lehane am Anfang eine bedrückende Atmosphäre, die durch ein schockierendes Ereignis und Rachels beklemmende Gedanken und Handlungen sehr gut dargestellt wird. Für mich holt er hier bei einigen Szenen etwas zu weit aus, sodass ich gedanklich nicht immer ganz im Buch steckte. Mit dem Auftauchen von Brian jedoch nimmt die Geschichte Fahrt auf und bekommt durch seine Geheimniskrämerei, gefährlichen Ereignissen und dem Erscheinen von zwielichtigen Personen immer mehr Dynamik. Man beginnt zu Rätseln, wird neugierig und ist so manches Mal überrascht von den unvorhersehbaren Geschehnissen, die einen am Ende des Buches noch mit einigen offenen Fragen zurück lassen.

Mit seiner Unterteilung in drei Kapitel beschreibt Dennis Lehane die verschiedenen Lebensphasen von Rachel und Brian, deren Charaktere er sehr gut herausgearbeitet hat. Im ersten Abschnitt lernt man Rachel kennen, die als Kind ohne Vater aufgewachsen ist und unter den Launen und der Bitterkeit ihrer Mutter leiden musste, die gestört und hasserfüllt rüberkam. Sie ist gefühlt immer auf der Suche nach Liebe und Geborgenheit, die ihr aber bisher keiner richtig schenken konnte. Ihre steile Karriere, der tiefe Fall, ihre großen innerlichen Kämpfe und der Hoffnungsschimmer, den Brian in ihr Leben bringt, erzeugen Mitgefühl.

Brian lernt man erst richtig im zweiten Kapiteln kennen. Er scheint ein sehr einfühlsamer und ehrlicher Mann zu sein, der sich sehr um Rachel sorgt, sie liebt und alles dafür tut, dass sie aus ihrem Schneckenhaus herauskommt. Doch seine langen Geschäftsreisen und die weitere Entwicklung der Geschichte machen ihn zu einer undurchsichtigen und geheimnisvollen Person, die es in sich hat.

Dramatisch und sehr spannend geht es schließlich im letzten Kapitel zu, in dem beide um ihre Existenz, ihr Leben und eine gemeinsame Zukunft kämpfen müssen.

Mein Fazit:

Dennis Lehane konnte mich mit „Der Abgrund in dir“ nicht vollständig überzeugen. Das zeitweise Abschweifen meiner Gedanken am Anfang des Buches und einige kleine verworrene Szenen haben meinen positiven Eindruck des Romans leicht getrübt. Nichtsdestotrotz habe ich mich durch die sehr gut ausgearbeiteten menschlichen Abgründe und die spannende Entwicklung der Geschichte gut unterhalten gefühlt und vergebe hierfür 3,5 Sterne.