Mit diesem Roman taucht man in eine Zeit und ein Land ein, wo Ehre und fernöstliche Weisheiten tagtäglich von großem Wert sind. Die Hauptfigur schlägt, laut der Ansicht ihrer Familie, vollkommen aus der Art, denn Neugier, Wissbegier und eigene Ideen sind bei Mädchen in der Zeit, wo die Geschichte spielt, nicht wirklich von Vorteil. Ganz im Gegenteil.
Renée Ahdieh zeigt den Zwiespalt der Protagonistin Mariko in einer abwechslungsreichen und feinfühlig erzählten Geschichte, wo zur Abwechslung einmal nicht eine atemberaubende Schönheit im Fokus steht, sondern ein Mädchen, das eher an einen Kobold erinnert.
Die Autorin bringt in diesem Buch die unterschiedlichsten Charaktere zusammen. Armut und ein Leben im Wohlstand liegen dicht zusammen. Nicht jede Figur ist das, wofür sie sich ausgibt. Es müssen Entscheidungen getroffen werden, die sowohl für die Sicherheit als auch die Gesundheit dienen. Da werden Familien auseinandergerissen, getötet und manipuliert, intrigiert und auf Rache gesonnen. Es gibt Antworten auf Fragen die keiner gestellt hat und keine Antworten auf Dinge, die offen im Raum stehen.
Mariko ist kein Mädchen, das ein Vater in Japan zu Zeiten der Samurai und aktiven Shogune gerne hätte. Sie fragt zu viel, möchte alles ausprobieren und läuft den ganzen Tag lieber in Kleidung herum mit der sie alles testen kann, statt die feinen Kimonos zu tragen. Im Klartext: Sie ist ihrer Familie eher unheimlich und lästig.
Doch dort, wo ihr Vater sie dann in seiner Gier nach mehr Macht und Reichtum hinschickt, kommt sie nie an. Was an dieser Figur besonders reizt, ist die Mischung aus Naivität und Neugier, die Mariko in sich trägt. Von der wahren Welt außerhalb ihres Zuhauses hat sie keine Ahnung. Und großartig mutig ist sie auch nicht. Als aber ihr Leben davon abhängt, sich einer Gefahrensituation zu stellen, schafft sie es, über sich selbst hinauszuwachsen. Wenn auch nur für kurze Zeit.
Ein wunderschöner Roman, der seinem Leser die Lebensweise und Traditionen Japans ein klein wenig näherbringt. Ehre und Macht sind wichtig und Mädchen dienen als Mittel zum Zweck. Zumindest in einigen Familien. Einige Szene sind sehr grausam und blutig und obwohl es gegen Schluss sehr actionreich wird, bleibt der Hauptteil des Buches doch eher ruhig und harmlos. Die Schlussszene hat es allerdings gewaltig in sich. Gute Aussichten für das Leben am kaiserlichen Palast.