„Fett gehört nicht auf die Hüften, sondern ins Gehirn“ zumindest, wenn es hochwertiges Fett/Öl ist. Auf dem Klappentext wird versprochen, daß man mit diesen Rezepten richtig schlemmen kann und dabei gleichzeitig etwas für den Kopf tun kann. Welche Inhaltsstoffen in unseren Nahrungsmitteln sind gut fürs Gehirn, können eventuell Krankheiten vorbeugen oder Symptome lindern und wie bereite ich sie schonend zu.
Autor Dennis Wilms ist Wissenschaftsjournalist und TV-Moderator, d.h. ich habe erwartet, daß er recherchieren, schreiben und unterhalten kann. Meine Hoffnung lag also darauf, daß ich jetzt nicht langwierige Ernährungscredos zu mir nehmen soll, sondern interessante Food Facts, die ich noch nicht kannte, Anregungen zum Einbau in der Alltagsküche und leckere Rezepte, die vielleicht auch die Kinder essen (nicht, dass ich unbedingt immer einfacher zu bekochen wäre, deshalb mache ich es ja selbst, da kann ich entscheiden, was in den Topf kommt). 66 Rezepte für gute Konzentration und super Laune, wird versprochen. 66 Rezepte ist ja nicht soooo viel für ein Kochbuch, aber wenn von diesen die meisten schmecken, ist das schon mehr, als in einigen anderen. Die Tipps beziehen sich nicht nur auf die Ernährung, sondern auch auf die Lebensgestaltung, z.B. die Bedeutung von ausreichend Schlaf, genug aber auch nicht zu viel Flüssigkeit, Intervallfasten, Bewegung und ähnliches. Wir versuchen es nun mal mit dem Intervallfasten über Nacht, aber in der Kürze der Zeit, kann ich jetzt noch keine großen Erfahrungsberichte liefern (d.h. Früh zu Abendessen und spät Frühstücken, damit der Körper dazwischen mind. 12 h fastet).
Die Rezepte benötigen z.T. ziemlich viele Zutaten, wobei das eben auch an der Vielzahl an Kräutern und Gewürzen liegt, also nichts dramatisches. Einige Rezepte konnten wir sofort ausprobieren, daß schon alles vorhanden war, wie z.B. Gemüse-Omelette italienischer Art, Radieschen-Kürbiskern-Creme und Quarkbrötchen mit Dinkelmehl und Kernen. In dem Brotaufstrich schmeckte das steirische Kürbiskernöl ausgesprochen apart (ich hatte es mal meinem Mann zum Geburtstag geschenkt, weil er auf Ölspezialitäten steht und dies ein Öl von vertrauenswürdiger Herkunft aus unserem Permakultur/Eine-Weltladen ist), ich werde es sicherlich öfters mit Radieschen kombinieren, was ich bislang nur mit Rapsöl tat (ich mag kein Olivenöl). Richtig lecker war auch die Linsensuppe mit Lammhackbällchen. Bei diesem Rezept war ich etwas freier in der Interpretation, da wir kein Lamm mögen und ich keinen Ingwer (war leider der Brainfactor in diesem Rezept). Bis auf die Süßkartoffel hatten wir eigentlich auch alles da (gut ich habe normales Semmelmehl statt asiatischem Semmelmehl genommen) und ich wußte endlich was ich mal mit meinen roten-Bio-Linsen anstellen sollte, die ich mal in einem Anfall von guten-Koch-Vorsätzen gekauft habe. Trotz der freien Rezeptauslegung, war das Ergebnis sensationell lecker! Die Kombination diverser Lebensmittel, die ich schon länger im Haus habe, weil sie ja so gesund sind, fand ich sehr lecker und nun weiß ich endlich was ich mit diesen Zutaten, die immer meinen guten Vorsätzen geschuldet waren, anstellen und wie ich sie am Besten zubereiten kann.
Meine Erwartung, daß ein Journalist unterhaltsam schreiben kann, wurde auch erfüllt. Sehr spannend fand ich die Erklärung wie es zu der Foodlegend, der Legende das Möhren so gut für die Augen sind, kam. Im zweiten Weltkrieg war die Trefferquote der englischen Luftwaffe so hoch, daß, Gegner wie auch Verbündete nur staunen konnten. Die offizielle Erklärung, um keine Militärgeheimnisse zu verraten lautete: Die Piloten essen viele Möhren! Das fettlösliche Provitamin-A hilft zwar bei Nachtblindheit die auf Vitamin-A-Mangel zurück zu führen ist, leidet man aber nicht unter dieser Mangelerscheinung, sind Möhren zwar lecker, verändern das Sehvermögen aber nicht. Auch das Zimt gesund ist, war mir bewußt (wie schön, daß es auch gesunde Lebensmittel gibt, die ich liebe!) ich hatte aber keine Ahnung, daß es sich empfiehlt auf die Herkunft des Gewürzes zu achten und man lieber Ceylonzimt, statt chinesischenn Zimt kaufen. Diese und diverse andere kleine Fakten haben mir viel Spaß beim Lesen und Kochen bereitet.
Es gibt je ein Kapitel mit Fisch und Fleischgerichten. Die übrigen Gerichte lassen sich ohne weiteres vegetarisch gestalten, so kann man ja die Hackfleischbällchen in der Linsensuppe einfach weglassen. Andere Kapitel konzentrieren sich auf Proteine fürs Gehirn, Kluge Körner, Frische Vielfalt (Gemüse und Kräuter) und Hülsenfrüchte. Die Rezepte sind sehr vielfältig und teilweise angenehm exotisch (nicht zu ausgefallen). Für uns gibt es noch einiges zu entdecken von Frühstückstipps über gesunde Knabbereien (damit meine ich nicht einfach Rohkost, sondern Kokoschips mit Curry und Paprika, Leinsamen-Cracker u.ä.).
Zudem sind die Rezepte mit kleinen Hinweisen wie glutenfrei oder veggie versehen. Allerdings sind diese Kennzeichnungen nicht durchgehend konsequent, so steht bei dem Gemüse-Omelett, daß es glutenfrei sei (das stimmt auch), aber es ist zudem auch vegetarisch, wenn auch nicht vegan. Da gerade Menschen, die sich sehr bewußt ernähren oft Lebensmittelunverträglichkeiten wie Zöliakie (Glutenunverträglichkeit) haben oder nach bestimmten Ernährungsprinzipien wie vegan oder vegetarisch leben, hätte ich mir hier ein entsprechendes Register oder eine konsequente Kennzeichnung gewünscht. Für uns spielt das keine Rolle, wir essen, was uns schmeckt und versuchen nach und nach gesünder zu kochen. Ich kenne mittlerweile so viele Menschen mit Unverträglichkeiten, daß es sehr hilfreich wäre, über diese nicht ganz so seltenen Ernähurngsweisen einen schnellen Überblick zu geben, da auch diese hier einige Interessante Rezepte finden würden. Da stellt der Journalist sein, und das seinen Mitrezeptentwickler (das war er nicht ganz alleine, aber die Texte stammen ausschließlich von ihm).
Der Preis ist nicht sehr günstig, dafür wurde es aus ökologischen Gründen in Deutschland gedruckt, das finde ich sehr sympathisch, ebenso wie die optisch sehr ansprechenden Fotos zu den Gerichten. Aber die Gerichte sehen auch sehr lecker aus, wenn man sie nachkocht, ohne, daß sie von Foodstylisten angerichtet wurden. Das finde ich prima, denn das Auge isst mit!
Diese Buch darf definitiv bleiben und wir werden weiter probieren und die bisherigen Rezepte auch wiederholen!