Geht unter die Haut
Wenn du dein Sterbedatum erfragen könntest, würdest du es wissen wollen? Hätte das Wissen über diesen Tag einen Einfluss darauf, wie du dein Leben bis dahin lebst? Wenn ja, welchen? Wie würdest du deinen ...
Wenn du dein Sterbedatum erfragen könntest, würdest du es wissen wollen? Hätte das Wissen über diesen Tag einen Einfluss darauf, wie du dein Leben bis dahin lebst? Wenn ja, welchen? Wie würdest du deinen Tag füllen, wer darf dein Leben begleiten? Was wäre Dir wichtig?
Diese und andere Fragen stellt man sich unweigerlich beim lesen von „Die Unsterblichen“.
Die Geschwister Gold lassen sich im Kindes-/Teenageralter von einer Wahrsagerin ihr eigenes Todesdatum Vorhersagen. Einige Jahre später, nach dem Tod des Vaters, gehen alle ihren eigenen Weg. Während Klara und Simon sich kurz nach der Beerdigung ohne größeren Plan nach San Francisco absetzen, studieren Danny und Vayra Medizin und Biologie. Sie alle könnten nicht unterschiedlicher leben. Aber ob es sie glücklich macht steht auf einem anderen Blatt geschrieben.
„Das funktioniert so: Man trifft gewisse Entscheidungen, und dann kommt man nicht mehr raus aus der Sache. Deine Entscheidungen bestimmen, wo es langgeht.“
Die Geschichte geht unter die Haut. Als Leser begleitet man die vier Geschwister in ihren Leben, was sie mit der Zeit anfangen, wen sie lieben, was sie für Fehler machen.
Zwei der Geschwister gehen ihren eigenen, individuellen Weg, haben sich quasi frei gekämpft, zum Teil auf Kosten der anderen. Die anderen Beiden erfüllen eher die vorgebenden Erwartungen, die aber nicht unbedingt ihren Neigungen und Interessen entsprechen. Was ist nun besser? Kein Streit und anpassen? Oder „no risk, no fun“?
Es hat mich sehr berührt zu sehen, wie sie sich auseinander leben, wieder finden, ihr Leben reflektieren - und feststellen, dass so manche geschlagene Schlacht im Nachhinein absolut unsinnig und verschwendete Zeit war.
Der Schreibstil ist eher einfach gehalten, aber sehr gefühlvoll, ohne auf die Tränendrüse zu drücken. Dadurch liest es sich flüssig und man wird nicht von dem Thema des Buches abgelenkt.
Das Cover ist schön gestaltet. Es zeigt einen Baum mit herbstlichen Blättern, der diese teilweise verliert. Passend zum Leben, bei dem wir Menschen uns verändern und irgendwann als Blatt vom Baum des Lebens fallen.
Einziges kleines Manko:
Wie der Nachname der Geschwister vermuten lässt, handelt es sich um eine Familie jüdischen Glaubens. Das ist kein “Fehler“, jedoch braucht das Buch keine weiteren Probleme. Für mich tut dieses Detail nichts für die Story. Mir persönlich geht es eher auf den Keks ständig wieder darauf hingewiesen zu werden. Das ginge mir beim Christentum, Hinduismus, etc. aber ebenso. Zudem hätte die ein oder andere Szene ein kleines bisschen kürzer sein können. Aber das ist jetzt meckern auf hohem Niveau.
Fazit:
Trotz kleiner „Mängel“ fünf Sterne von mir. Ein berührendes, nachdenkliches, eher leises Buch. Was bleibt, sind viele Fragen und einige Erkenntnisse. Wer eine Geschichte mit Tiefgang sucht ist hier genau richtig. Das Buch verdient es gelesen zu werden!