Profilbild von melange

melange

Lesejury Star
offline

melange ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit melange über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.02.2019

Frankenstein 2.0

I can see U
0

Zum Inhalt:
Marie ist vom neuen Mitschüler Ben nicht nur äußerst angetan, sondern regelrecht verzaubert. Und obwohl ihre Mitschüler Elli und Josh Bedenken äußern, lässt sich Marie in ihrer Einstellung ...

Zum Inhalt:
Marie ist vom neuen Mitschüler Ben nicht nur äußerst angetan, sondern regelrecht verzaubert. Und obwohl ihre Mitschüler Elli und Josh Bedenken äußern, lässt sich Marie in ihrer Einstellung zu Ben nicht erschüttern. Doch nach einer Weile fällt auch ihr auf, dass er sich nicht nur seltsam kleidet und redet, sondern auch verhält. Parallel dazu wird die Stimmung in der Klasse immer schlechter, da Fake News im Internet kursieren, die nur ein Insider gebastelt haben kann. Und langsam wird selbst Marie klar, dass der freundliche, höfliche, charmante und gut aussehende Ben die Ursache dafür sein könnte.

Mein Eindruck:
Die Bewertung des Buches möchte ich in zwei Teile gliedern: Der Sprachstil ist zwar einfach, jedoch nicht trivial und somit der Zielgruppe angemessen gewählt. Und genau bei dieser Zielgruppe setzt auch der moralische Aspekt der Geschichte an: Sei nicht zu unbedarft, was den Umgang mit den neuen Medien und den Möglichkeiten der Vernetzung durch smarte Helferlein angeht. Denn beides – so nützlich es auch scheinen mag – hat die Kraft, seine Information im besten Falle nur für sich selbst, im schlimmsten sogar gegen dich zu verwenden. Marie, ihre Klasse und die Lehrerschaft der Schule lernen auf die harte Tour, was bei zu großer Vertrauensseligkeit in System und Forschung aus einer vorher freundlich zueinander gesinnten Gruppe werden kann. Diesen Teil für sich möchte ich mit „großartig“ bewerten, da der Autor mit seiner Ausgangslage, dem Aufbau der Story und dem angepassten Stil punktet.
Weniger gut haben mir die Charaktere gefallen, da insbesondere die Entwicklung der Protagonistin zu wünschen übrig lässt. Dass sie viel zu lange ihrem Traum vom perfekten Freund hinterher hängt, sei noch verziehen. Vorsicht Spoiler!!!! Dass sie aber bis zum Ende ausblendet, dass Ben nur eine Maschine ist, die ihr dank künstlicher Intelligenz übel mitgespielt hat, ist einfach nur eins, - unglaublich. Deshalb bleibt für die Charaktere nur eine mittlere Bewertung.

Mein Fazit:
Ein notwendiges Buch für die Generation Smartphone, - leider mit Schwächen in der Charakterentwicklung

Veröffentlicht am 25.12.2018

Liebgewonnene Umgebung

Hamish Macbeth und das tote Flittchen
0

Zum Inhalt:
Maggie hat sich nach einem bewegten Leben als bezahlte Freundin reicher Gönner in Lochdhub niedergelassen. Doch irgendwie plagt sie die Einsamkeit, weshalb sie vier Ex-Freunde und ihre Nichte ...

Zum Inhalt:
Maggie hat sich nach einem bewegten Leben als bezahlte Freundin reicher Gönner in Lochdhub niedergelassen. Doch irgendwie plagt sie die Einsamkeit, weshalb sie vier Ex-Freunde und ihre Nichte bei sich einquartiert. Aber das Schicksal ist Maggie nicht länger hold und sie stirbt an ihrem schwachen Herzen. Oder hat doch jemand nachgeholfen?

Mein Eindruck:
Auch im fünften Band um den Dorfpolizisten Hamish Macbeth bleibt M.C. Beaton ihrem Schema treu: Schottische Landschaft, knorrige Figuren, gefangen in Vorurteilen, Anspruchsdenken und Dünkel. Trotzdem wird es nicht langweilig, denn – wie immer – bietet sie den Lesern einen Fall zum Mitdenken, ein Wiedersehen mit alten (und liebgewonnenen) Bekannten und britischen Humor. Dazu verabreicht sie Blut, Sex und Probleme nur in homöopathischen Dosen und schafft damit eine gelungene Abwechslung zum normalen Krimi-Einerlei. Möglicherweise zwar dem frühen Entstehungsdatum der Romane geschuldet, ist es dennoch dem Lesegenuss höchst zuträglich. Auch Beatons Stil erinnert an den von Agatha Christies Whodunnits: Einfach gehalten und geradeaus – so, wie ein „normaler“ Mensch spricht und denkt. So stolpert man nicht über Satzbau und Fremdwörter, sondern kann sich ganz einer dennoch nicht schmucklosen Geschichte hingeben und über Motiv und Täter sinnieren. Dass sich der Täter einem geübten Krimileser erschließt ist ein absolutes Goodie der meisten von Beatons Krimis und krönt als Kirsche die Torte. Der Mini-Cliffhanger zum Schluss lässt auf ein baldiges Erscheinen des nächsten Bandes um den Dorfpolizisten hoffen.
Dieser Band lässt sich ohne Kenntnisse seiner Vorgänger lesen. Möchte man jedoch die Entwicklung der Charaktere – allen voran Hamish Macbeths und die der (früheren?) Dame seines Herzens Priscilla – in vollen Zügen würdigen, ist es besser, Band 1 bis 4 gelesen zu haben.

Mein Fazit:
Trotz Aussicht auf Mücken und/oder Regen wünscht man sich in die schottischen Highlands.

Veröffentlicht am 21.10.2018

Aus der Traum

Agatha Raisin und die tote Geliebte
0

Zum Inhalt:
Agatha hat es geschafft und James geheiratet. Doch die Freude währt nicht lang. Erst fliegen die Fetzen in der jungen Ehe, dann ist James verschwunden und seine Geliebte tot. Doch Agatha wäre ...

Zum Inhalt:
Agatha hat es geschafft und James geheiratet. Doch die Freude währt nicht lang. Erst fliegen die Fetzen in der jungen Ehe, dann ist James verschwunden und seine Geliebte tot. Doch Agatha wäre nicht Agatha wenn sie ihre Hände in den Schoß legen täte. Gemeinsam mit ihrem Freund Sir Charles Fraith beschließt sie, das Rätsel um James Verschwinden zu lösen und den Mord aufzuklären.

Mein Eindruck:
Zwar ist es irgendwie schade, dass das Kapitel James Lacey mit diesem Buch ein Ende findet, denn eigentlich waren er und Agatha ein kongeniales Paar gegen die Mörder, den Dorfklatsch und die Polizei. Hat man sich als Leser mit diesem Umstand jedoch arrangiert, bekommt man eine launige Geschichte geliefert, die zum Mitraten einlädt, ohne viel Brutalität auskommt und typisch britischen Humor beinhaltet. Nach dem (für mein Dafürhalten) misslungenen letzten Band läuft Beaton hier zu gewohnter Stärke auf. Glücklicherweise reaktiviert sie die beliebten Figuren und vergisst nicht, mehrere Verdächtige ins Rennen zu schicken. Trotzdem – und das ist wirklich ein Gütesiegel für einen gelungen Whodunnit – ist es möglich, die mordende Person zu erraten, wenn man sich in die Geschichte vertieft. Und so schnüffelt man gemeinsam mit Agatha und Charles im Carsley-Kosmos und findet irgendwann die Lösung… und James…
Eins sei noch gesagt: Der elfte Band der Reihe um die Hobby-Detektivin lässt sich zwar alleinstehend lesen, schöner ist es jedoch, wenn man die Zusammenhänge kennt und dadurch einige Spitzen besser versteht.



Mein Fazit:
Der Mann an der Seite ändert sich, aber Agatha bleibt Raisin

Veröffentlicht am 21.10.2018

Ein perfektes Herbstbuch

Die Schokoladenvilla
0

Zum Inhalt:
Zu Beginn des 20 Jahrhunderts werden Eltern nicht nur gesiezt, - arrangierte Hochzeiten und Lebenswege sind ganz normal. Und so sieht sich auch Judith mit der Aussicht konfrontiert, einen Bankierssohn ...

Zum Inhalt:
Zu Beginn des 20 Jahrhunderts werden Eltern nicht nur gesiezt, - arrangierte Hochzeiten und Lebenswege sind ganz normal. Und so sieht sich auch Judith mit der Aussicht konfrontiert, einen Bankierssohn ehelichen zu müssen, um die väterliche Schokoladenfabrik vor dem Ruin zu bewahren. Dabei möchte sie viel lieber selbst in das Geschäft einsteigen, - und das gerne mit dem Mann ihres Herzens, der glücklicherweise ein begabter Konstrukteur ist.

Mein Eindruck:
Ja, die Charaktere sind der Autorin ein wenig holzschnittartig geraten und von Schattierungen in der Persönlichkeit hält sie nicht viel; einzig Judiths Eltern dürfen mehrere Seelen in ihrer Brust tragen. Dass die beiden Hauptpersonen wirklich absolut ohne jedweden Fehl und Tadel sind, amüsiert jedoch eher, als dass es verärgert. Denn eins ist dieses Buch eben auch: Ein Herzenswärmer par excellence, der einem gemütliche Stunden (und das sind viele bei 656 Seiten) beschert. Und obwohl es sich um den ersten Teil einer Trilogie handelt, lässt sein Ende keine Wünsche offen. Der Schreibstil ist gefällig, die Wahl der Schauplätze (neben Stuttgart Italien) gelungen, die Nebenpersonen gut austariert. So erfährt man nicht nur etwas über die feinen Kreise, sondern auch über die Domestiken und die Geschichte wird durch eine gute Recherche und Darstellung des Stuttgarts zu Beginn des letzten Jahrhunderts geadelt.
Dadurch wird „Die Schokoladenvilla“ zur perfekten Unterhaltung ohne zu viel störenden Tiefgang – nicht mehr, aber eben auch nicht weniger.


Mein Fazit:
Ein schönes Buch zum Träumen im Herbst, am besten mit einer heißen Schokolade vor dem Kamin

Veröffentlicht am 20.09.2018

Was für ein Twist!

Der Abgrund in dir
0

Zum Inhalt:
Rachel Child hat es noch nie leicht gehabt: Eine Mutter, die ihr das Wissen über den Vater vorenthält, eine Karriere, die ins Stocken gerät, nachdem die Reporterin Rachel in den Wirren nach ...

Zum Inhalt:
Rachel Child hat es noch nie leicht gehabt: Eine Mutter, die ihr das Wissen über den Vater vorenthält, eine Karriere, die ins Stocken gerät, nachdem die Reporterin Rachel in den Wirren nach einer Naturkatastrophe auf Haiti einen Nervenzusammenbruch erleidet, ein Ehemann, der sie verlässt. Aber dann begegnet sie Brian wieder. Spross einer ehrwürdigen Familie, charmant und reich. Er bringt Rachel Stück für Stück ins Leben zurück, die beiden heiraten, sind glücklich, doch das Glück ist plötzlich nur noch eine Illusion.

Mein Eindruck:
Nach einem wirklich furiosen Beginn plätschert das Buch nur noch so dahin. Trotz einiger Szenen, die dramatisch hätten geschildert werden können (Tod der Mutter, Vorkommnisse auf Haiti) ist der Stil Lehanes bestenfalls lakonisch. Oder – um im Genre zu bleiben – er klingt eher nach Nachrichtensprecher als nach Reporter vor Ort. Zusätzlich erhält man das Gefühl, sich eher in Kurzgeschichten zu versenken, als eine wirklich fortlaufende Story zu lesen. Die Suche nach dem Vater, das Leben als Reporterin im Zentrum des Grauens – alles beginnt als reißender Strom um dann irgendwie als Abwasser zu verrieseln. Und so quält man sich durch die Seiten, bis wirklich urplötzlich nach gut der Mitte des Buches ein großartiger Dreh den Leser aus seiner Lethargie reißt. Was dann folgt, ist eine Abfolge von Aberwitz, Brutalität und Gefahr, aber auch von großer Zuneigung und schwarzem Humor. Figuren zeigen ihre wahre Identität und ihren echten Charakter – manchmal sogar für sie selber unerwartet. Das macht Spaß, lässt einen mitfiebern und die zu lange Einleitung auf diese Wahnsinnstour der letzten 200 Seiten vergessen.

Mein Fazit:
Zum Schluss ein wahres Feuerwerk – in jeder Beziehung