Platzhalter für Profilbild

Gisel

Lesejury Star
offline

Gisel ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Gisel über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.12.2018

Hatte mehr erwartet

Das Jahr, in dem Dad ein Steak bügelte
0

Frisch getrennt von ihrem Verlobten, entscheidet sich Ruth, bei ihren Eltern zu bleiben. Ihr Vater ist demenzkrank geworden, ihre Mutter kommt damit überhaupt nicht klar. Wie wird sich wohl das Zusammenleben ...

Frisch getrennt von ihrem Verlobten, entscheidet sich Ruth, bei ihren Eltern zu bleiben. Ihr Vater ist demenzkrank geworden, ihre Mutter kommt damit überhaupt nicht klar. Wie wird sich wohl das Zusammenleben der drei in den folgenden Monaten entwickeln?

Es ist kein leichtes Vorhaben, das Ruth in die Tat umsetzt. Da ist zum einen die Trauer um das Ende ihrer jahrelangen, scheinbar sicheren Beziehung zu Joel. Da sind zum anderen die Erinnerungen an einen starken, liebenden Vater, der nun plötzlich mit dem Leben nicht mehr zurechtkommt. Und da ist ihre Mutter, der die Veränderungen ihres Ehemannes sehr zu schaffen machen. In Tagebuchform erzählt Rachel ihre Erlebnisse in der Zeit, die sie mit ihren Eltern verbringt. Dabei bleibt sie insgesamt eher sachlich, wobei ihre Verzweiflung immer wieder durchscheint.

Leider jedoch klingen Ruths Ergüsse wie ein einziges, langes Lamento, das sich fast bis zum Schluss des Buches erstreckt. Erst gegen Ende werden einzelne Situationen humorvoll gesehen, so wird dann auch das Lesen leichter. Doch da hatte ich schon sehr viel Lust an der Lektüre verloren. Mir fehlte die Spannung, die der Geschichte den nötigen Biss gibt.

Insgesamt bleibt die Erzählung zu sehr an der Oberfläche, trotz all der wissenschaftlichen Erkenntnisse, die eingearbeitet sind. Doch ich konnte nicht wirklich die Personen hinter den Protagonisten erkennen, was für mich bei diesem Thema eigentlich wichtig wäre. Schade, hier hatte ich mir mehr erwartet.

Veröffentlicht am 17.11.2018

Lügen, bis sich die Balken biegen

Lange Beine, kurze Lügen
0

Michael Buchinger ist You-Tuber, und ab und zu schreibt er auch Bücher. Hier legt er ein neues Buch vor, in dem er den geneigten Leser über seine Lügereien informiert. Wo hat er nicht schon überall gelogen ...

Michael Buchinger ist You-Tuber, und ab und zu schreibt er auch Bücher. Hier legt er ein neues Buch vor, in dem er den geneigten Leser über seine Lügereien informiert. Wo hat er nicht schon überall gelogen – und ist damit auch durchgekommen: In der Familie; bei Freunden und Bekannten; bei Menschen, die ihn zu einem Termin bitten, der ihm aber nicht liegt; am Flughafen, um ohne Ausweis ins Flugzeug steigen zu können…Für jede Lage findet Buchinger eine Möglichkeit, sich durchzumogeln. In dieser Anekdotensammlung erfährt jeder, was es mit seinen Flunkereien auf sich hat. Und wenn es nicht gelogen ist, so ist es doch gut geflunkert…

Ich kannte den Autor bisher nicht, habe mich verleiten lassen vom Versprechen auf eine humorvolle Lektüre. So habe ich mich dann doch recht schnell mal im Internet auf seine Spuren gemacht und konnte seinen speziellen Humor auf kleinen Videos genießen. Mit diesem Wissen habe ich nun weitergelesen im Buch und denke, das passt ganz gut zu seinen You-Tube-Filmchen.

Nun ist es allerdings so, dass sich meine Lebenswelt doch sehr von der seinen unterscheidet. Und Lügen sind nun mal in meinem Alltag nicht die Regel, wie es vermutlich bei den meisten Lesern der Fall sein wird. Der Bonus des schillernden extravertierten Exoten hat sich somit recht schnell abgenutzt, so dass mit zunehmender Seitenzahl mein Interesse sank.

Insgesamt ist das Buch sicherlich ein Must-Have für alle Buchinger-Fans. Wer ansonsten noch Interesse hat an witzigen Anekdoten rund ums Lügen, wird sicherlich auf seine Kosten kommen. Ja, man kann das Buch gut lesen. So richtig warm geworden bin ich aber nicht damit. Zum Glück sind Geschmäcker verschieden, und auch für dieses Buch werden sich viele Fans finden.

Veröffentlicht am 17.11.2018

Ehedrama

Das andere Haus
0

Caroline und ihr Mann Francis nehmen an einem Haustausch in der Nähe von London Teil. Doch schon bald merkt Caroline, dass da etwas seltsam ist: die spärliche Möblierung, da ein Strauß mit Blumen, der ...

Caroline und ihr Mann Francis nehmen an einem Haustausch in der Nähe von London Teil. Doch schon bald merkt Caroline, dass da etwas seltsam ist: die spärliche Möblierung, da ein Strauß mit Blumen, der sie an ihren verflossenen Liebhaber erinnert, dort eine Flasche seines Rasierwassers… Ist es ihr Ex, der nach zwei Jahren wieder in ihr Leben drängen will? Zunehmend merkt Caroline, dass dieser Häusertausch keine gute Idee war…

Aus mehreren Perspektiven lässt die Autorin Rebecca Fleet die Geschichte erzählen, so dass der Einstieg in das Buch eher harmlos ist, doch die Gefahr wird nach und nach immer präsenter. Caroline, die nun mit ihrem ehemals tablettensüchtigen Mann eine harmonische Woche genießen möchte, wird zunehmend unruhiger, spürt, dass da noch viel mehr ist als sie auch nur ansatzweise ahnt.

Ich habe mich anfangs eher schwer getan mit dem Buch. Eine Frau, die mit ihrem Mann von ihrem Verflossenen erschreckt werden soll, das ist ja nun nichts Neues. So plätscherte das erste Drittel mehr vor sich hin, bis klar wird, dass da noch eine andere Variante mit hinein kommt. Ab dem Zeitpunkt hat die Spannung zunehmend angezogen, das Buch konnte mich doch fesseln und ich musste bis zum Ende weiterlesen. Dennoch würde ich die Geschichte nicht als Psychothriller einordnen, sondern eher als Ehe-Drama. Dann würden auch keine falschen Erwartungen geweckt.

Vielleicht hätte ich dem Buch vier Sterne geben können, wenn es als Roman publiziert wäre, als Thriller kann ich leider nur drei Sterne verteilen.

Veröffentlicht am 09.11.2018

Kriminalfall in politisch aufgewühlter Atmosphäre

Die Tote im Wannsee
0

Es ist 1968, Kommissar Wolf Heller ermittelt über den Mord an einer Frau, die im Wannsee versenkt wurde. In einem politisch aufgeheizten Berlin ist es gar nicht so einfach, auf dem richtigen Weg zu bleiben, ...

Es ist 1968, Kommissar Wolf Heller ermittelt über den Mord an einer Frau, die im Wannsee versenkt wurde. In einem politisch aufgeheizten Berlin ist es gar nicht so einfach, auf dem richtigen Weg zu bleiben, umso mehr, als Heller ziemlich bald aufgefordert wird, den Fall abzuschließen. Doch er bleibt trotzdem am Ball, denn er spürt, es gibt einige Ungereimtheiten.

Es ist eine ganz besondere Atmosphäre, in die das Autorenteam Martin Lutz, Sven Felix Kellerhoff und Uwe Wilhelm ihre Geschichte über den standhaften Kommissar Heller versetzen. Studentenrevolten, das geteilte Berlin, Altlasten aus dem Zweiten Weltkrieg – das alles brodelt mal mehr, mal weniger an der Oberfläche der Dinge.

Eine solch aufgewühlte Zeit verlangt auch eine große Anzahl an handelnden Personen. Das war eine der Hürden, über die ich in diesem Buch gestolpert bin, denn es fällt nicht ganz leicht, sich hier zurechtzufinden. Schwer getan habe ich mich auch mit den Hintergründen der Geschichte, die ich nicht besonders gut kenne. Dabei wird der Kriminalfall oft zweitrangig während der Erzählung, was den Lesefluss manchmal behindert. Wer dennoch dran bleibt, wird ein gutes Abbild der damaligen Zeit erfahren, auch einen gut konstruierten Plot. Denn die Recherchen zu diesem Buch sind sorgfältig erfolgt. Doch mir scheint, als wollten die Autoren zu viel gleichzeitig in die Geschichte einbauen, so dass manches doch recht unübersichtlich bleibt.

Wirklich überzeugt hat mich das Buch deshalb nicht, so dass ich drei von fünf Punkten vergebe.

Veröffentlicht am 23.10.2018

Mischung aus Wissenschaft und Krimi

Die Himmelsscheibe von Nebra
0

Vor einigen Jahren entdeckt, fasziniert die Himmelsscheibe von Nebra immer noch die Menschen. Kein Wunder, denn sie kommt aus einer Zeit, von der wir sehr wenig wissen, sie scheint viele Geheimnisse zu ...

Vor einigen Jahren entdeckt, fasziniert die Himmelsscheibe von Nebra immer noch die Menschen. Kein Wunder, denn sie kommt aus einer Zeit, von der wir sehr wenig wissen, sie scheint viele Geheimnisse zu bergen. Eine wichtige Funktion war ihr wohl beschieden, bis sie vor 3600 Jahren vergraben wurde und in unserer Zeit von Grabräubern ausgebuddelt wurde. Schon allein bis sie danach ins Museum kam, liest sich wie ein Krimi.

Der Archäologe Harald Meller und der Historiker und Wissenschaftsjournalist Kai Michel haben sich der Aufgabe angenommen, die bisherigen Forschungen zu kanalisieren und in einem Band zusammenzufassen, der auch Laien über die Himmelsscheibe von Nebra informiert. Dafür werden die Ereignisse nachvollzogen sowohl in unserer Zeit wie auch in der frühen Geschichte der Scheibe. Der Schreibstil dazu ist vor allem anfangs fesselnd bis reißerisch, bis hin zum Vergleich mit der Geschichte um Indiana Jones. Der größte Teil des Buches befasst sich sehr detailliert mit den Gegebenheiten der Kultur, in der die Scheibe geschmiedet wurde bis hin zu ihrem Vergraben, und bettet das Artefakt in die weltgeschichtlichen Ereignisse der damaligen Zeit.

Während der Lektüre habe ich mich immer wieder gefragt, wen sich die Autoren als Zielpersonen für dieses Buch überlegt haben. Für Wissenschaftler? Vermutlich nicht nur, dafür ist der Schreibstil doch mehr an den Laien gerichtet. Doch als solcher habe ich mich von diesem Detailreichtum eher erschlagen gefühlt. Auch beschlich mich immer wieder die Frage, ob das Buch die bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnisse zusammenstellt oder gar Hypothesen aufstellt, die vielleicht in der Fachwelt gar nicht so gesichert sind. Um das zu beurteilen, fehlt mir aber eindeutig der wissenschaftliche Hintergrund.

Die Mischung aus wissenschaftlichen Erkenntnissen und den Krimianteilen um die Geschichte der Scheibe selbst ist eine gute Idee, und der Einstieg in das Buch gelang mir auch sehr gut. Doch später habe ich mich im Detailreichtum der Schilderungen etwas verloren.

Aus all den genannten Gründen kann ich das Buch leider nur mit Vorbehalt empfehlen.