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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.10.2019

Auflösung zu konstruiert

Höllental
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Es ist ein nasser und grauer Tag als Roman Jäger, der bei der Bergwacht arbeitet, die Brücke, hoch über dem Höllentalkamm, passieren will. Ihm stockt der Atem, denn dort steht eine junge Frau, die sich ...

Es ist ein nasser und grauer Tag als Roman Jäger, der bei der Bergwacht arbeitet, die Brücke, hoch über dem Höllentalkamm, passieren will. Ihm stockt der Atem, denn dort steht eine junge Frau, die sich in die Tiefe stürzen will. Er versucht sie zu retten, doch sie entgleitet und stürzt in die Tiefe.
Ihre Eltern und Freunde sind davon überzeugt, dass Laura keinen Selbstmord verübt hat, sondern in den Tod getrieben wurde. Roman Jäger lässt die Sache und vor allem der letzte und verzweifelte Blick von Laura nicht mehr los und er beginnt in ihrer Vergangenheit nach Anzeichen dafür zu suchen, dass sie nicht freiwillig aus dem Leben geschieden ist.

Andreas Winkelmann legt sehr viel Gewicht auf atmosphärische Beschreibungen. So wird zum Beispiel zu Beginn die Stimmung, dort mitten in den Bergen, sehr gut zum Leser transportiert. Der nasskalte Tag, der viele Schneefall und die unheimliche Atmosphäre dort auf der Brücke fand ich sehr gut beschrieben. Doch dann ufert das Ganze doch leicht aus … irgendwann habe ich gedacht, wann denn nun endlich die Handlung, die den Thriller rechtfertigt, beginnt.
Nach rund 50 Seiten geht's dann endlich los und man wird hineingezogen in eine Geschichte, bei der unterschwellig immer ein Geheimnis aus der Vergangenheit mitwabert. Das fand ich schon sehr spannend und so hatte mich der Autor am Wickel.
Regelmässig wurden Rückblenden in die Vergangenheit. in der ein Soldat in Afghanistan über seine Kriegeserlebnisse berichtet, eingefügt. Die haben mir lange Zeit ein grosses Rätsel aufgegeben, werden jedoch nach und nach nachvollziehbar.
Mir gefällt der Schreibstil von Andreas Winkelmann eigentlich gut. Im Gegensatz zu anderen Büchern, die ich schon von ihm gelesen habe, ufern Beschreibungen, wie oben erwähnt, hier etwas aus.
Die Geschichte behandelt das komplexe Gefüge einer Clique alter Freunde. Die waren mir zu oberflächlich charakterisiert, und so bin ich ab und an mit den Namen durcheinander gekommen.
Andererseits zeigt sie auch, dass Freundschaft sehr zerbrechlich sein kann und manchmal der Ehrgeiz über Freundschaft siegen kann.
Praktisch das ganze Buch über habe ich Spannung verspürt. Ist Laura freiwillig aus dem Leben geschieden, war es Mord oder wurde sie dazu getrieben?
Der Schluss bringt zwar Auflösung und auch einen neuen Kritikpunkt meinerseits. Die Auflösung war mir einfach zu konstruiert und zu weit hergeholt.
Und so muss ich erneut ein paar Punkte in meiner Bewertung abziehen.

Veröffentlicht am 22.04.2019

Nichts für schwache Nerven!

Abgeschlagen
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Paul Herzfeld vom Institut für Rechtsmedizin der Universität Kiel ist verwirrt. Denn, sein Vorgesetzter, Professor Doktor Volker Schneider ist ziemlich schnell mit seinem Urteil zur Hand. Eine Machete ...

Paul Herzfeld vom Institut für Rechtsmedizin der Universität Kiel ist verwirrt. Denn, sein Vorgesetzter, Professor Doktor Volker Schneider ist ziemlich schnell mit seinem Urteil zur Hand. Eine Machete soll ihr Mordopfer, das sie auf dem Autopsietisch haben, getötet haben. Noch rätselhafter wird die Sache, als durch den Hausmeister des Instituts bekannt wird, dass die Mordwaffe aus der Asservatenkammer entwendet wurde.

Laut Einleitung, basiert dieser Thriller, auf echten Fällen und der jahrelangen Erfahrung des Autor als Rechtsmediziner. Und genau das merkt man sehr gut in diesem Buch. Die gerichtsmedizinischen Untersuchungen und Erkenntnisse sind sehr detailliert beschrieben. Der Autor erspart dem Leser nicht ein Detail, während hier Leichen am Laufmeter aufgeschnitten werden. Ich bin eine hartgesottene Thrillerleserin, doch etliche Male, gingen mir die grausigen Details hier zu weit. Zudem ist vieles langatmig beschrieben. Ich muss zum Beispiel nicht wissen, was für Utensilien ein Tatortkoffer für Pathologen enthält. So hat es mich nicht mehr erstaunt, als die Handlung doch etwas zu kurz kam. In diesem Thriller hatte ich oft den Eindruck, dass die Handlung irgendwie um die Leichenuntersuchungen zurecht gebogen wurde. Gerade zu Beginn, besteht die Handlung ohne ersichtlichen roten Faden aus einer Aneinanderreihung von Untersuchungen von Tatorten und Opfern. Als Abwechslung, ist man bei einem Mord hautnah dabei. Dass, es Michael Tsokos vor allem darum geht, blutige und brutale Details zum Leser zu transportieren, war mir schnell klar. Und dadurch weniger Gewicht auf die Ermittlungen gelegt wird, zeigt mir die Tatsache, dass direkt im Kapitel nach dem Mord, die Gerichtsverhandlung des Täters beschrieben wird. In der es wieder um Tötungsart und Vorgehen der Untersuchungen geht.
Immer wieder werden Themen kurz angerissen und wieder fallen gelassen. Wie zum Beispiel Altersuizid aus Einsamkeit und /oder finanziellen Problemen. Teilweise untersucht das Team Todesfälle, die nichts mit der Hauptgeschichte zu tun haben.
Die Geschichte lebt mit und durch die Figur Paul Herzfeld. Die restlichen Figuren bleiben eher blass, was doch eintönig wird. Gerade Oberkommissar Michael Tomforde hätte eine spannende Figur werden können, hätte der Autor ihm ein Quentchen mehr Tiefe und Raum zugestanden. Zwar gewinnt die Story gegen Mitte an mehr Handlung ausserhalb des Gerichtsmedizinischen Institutes, doch wird es auch vorhersehbarer. Dadurch, dass der Täter für mich schon lange klar war, und auch prompt verraten wird, verliert die Story noch mal an Spannung. So hat mich die Story leider nicht so richtig in den Bann gezogen.

Veröffentlicht am 05.03.2019

Problem gelöst!

Das kleine Café im Gutshaus
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Lara McDonald kehrt nach Fairview in Schottland zurück, nachdem Freund Anton sie wegen einer anderen Frau verlassen hat. Sie findet zum Glück gleich eine Stelle in einem Café, was sich als kompletter Reinfall ...

Lara McDonald kehrt nach Fairview in Schottland zurück, nachdem Freund Anton sie wegen einer anderen Frau verlassen hat. Sie findet zum Glück gleich eine Stelle in einem Café, was sich als kompletter Reinfall entpuppt. Denn die Besitzerin Kitty, will absolut nichts verändern und serviert langweilige Kuchen und faden Tee. Dabei hätte Lara, die ein Faible für Kuchen und backen hat, so viele Ideen. Als sich die Gelegenheit bietet, im Gutshaus Glenlovatt Manor ein eigenes Café zu eröffnen, sieht sich Lara am Ziel ihrer Träume. Unterstützt wird sie von ihrer besten Freundin Morven, und kann sogar Personal einstellen. Wenn da nur nicht der Enkelsohn des ehemaligen Gutsbesitzers wäre .... dem gefällt die Idee, dass nun ein Café in dem ehrwürdigen Gutshaus betrieben wird, ganz und gar nicht.

Ich bin immer wieder erstaunt, wie Klappentexte und Titel eine Geschichte gerade bei den ersten Kapiteln spoilern können. Sehr schade, dass ich bei Lesebeginn schon wusste, wie sich die Zukunft von Lara, Richtung eigenem Café im Gutshaus, entwickeln wird. Der Klappentext verrät dann auch noch, dass eine Figur, die auf den ersten 40 Seiten noch am Leben ist, sterben wird. Und der Vorschlag des Gutsherrn, der angedeutet wird, und dank des Klappentextes und des Buchtitels, erahnt werden kann, ist dann leider auch nicht wirklich prickelnd und spannend.
Abgesehen davon hat mir die Geschichte gut gefallen. Auch, weil all die Köstlichkeiten, die Lara fabriziert, toll beschrieben sind. Wenn sie Backwaren herstellt, ist man als Leser hautnah dabei. Von Käsekuchen - Brownies bis zu Nussbaiserkuchen ... die Kreationen sind sehr fantasievoll! Grundsätzlich gefällt mir in Büchern, wenn eine Figur ein Geschäft von Grund auf aufbaut und man das miterlebt. Auch hier ist der Aufbau des Cafés im Gutshaus sehr gut beschrieben. Ab und zu hatte ich den Eindruck, bei Problemen ist sehr rasch eine Lösung gefunden, was dann nicht mehr ganz so authentisch daher kommt. Eine Putzfrau, die von einem Tag zum anderen kündigt? Freundin Marven kennt jemanden, der eine Putzfrau kennt, die einen neuen Job sucht. Der ungeliebte Job im Café? Der vorher für Lara unbekannte Gutsherr vererbt ihr seinen Saal im Gutshaus, um ihr eigenes Café zu eröffnen. Das marode Gemäuer muss saniert werden? Auch da fällt das Geld dafür buchstäblich zufällig vom rosaroten Himmel. Freundin Morven kann einfach so ihren Job vernachlässigen um bei Lara im Café zu arbeiten. Man muss diese Zufälligkeiten zur Seite schieben, dann kann man die Geschichte unbeschwert geniessen. Die ist übrigens in Liebesdingen romantisch, wenn auch etwas vorhersehbar.
Der Schreibstil ist einfach gehalten und liest sich dadurch sehr flüssig. Das Setting, das alte Gutshaus in Schottland, sowie das Café, ist toll beschrieben. Sehr anschaulich habe ich das alte Gemäuer in Schottland vor meinem Kopfkino gesehen.
Die Figuren sind gut gezeichnet. Lara ist eine Frau, die weiss was sie will und auch wie sie ihre Träume verwirklichen kann. Zudem kann sie anpacken und die Führungsposition, die sie plötzlich inne hat, scheint ihr im Blut zu liegen. Der Enkelsohn des ehemaligen Gutsbesitzers scheint mir von der wankelmütigen Sorte Mann, zudem ein Frauenheld zu sein. Ich bin von der Figur nicht wirklich überzeugt, von mir aus hätte er gradliniger charakterisiert werden dürfen. So bleibt er etwas blass und weit hinter Randfiguren, die Platz einnehmen und stilsicherer charakterisiert wurden, zurück.
Mich hat die Story rund um Lara und ihr Café im Gutshaus gut unterhalten. Wohltuend leichte Story, die keineswegs seicht war. Ich habe mich damit nach Schottland geträumt.

Veröffentlicht am 23.10.2018

Kopf gegen Körper

Verschieben wir es auf morgen
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Miriam leidet seit frühester Kindheit an der Stoffwechselerkrankung Mukoviszidose. Die Krankheit bestimmt ihr Leben und das ihrer Brüder und Eltern. Trotzdem lässt sich Miriam nicht unterkriegen, die Eltern ...

Miriam leidet seit frühester Kindheit an der Stoffwechselerkrankung Mukoviszidose. Die Krankheit bestimmt ihr Leben und das ihrer Brüder und Eltern. Trotzdem lässt sich Miriam nicht unterkriegen, die Eltern suchen immer wieder nach Möglichkeiten ihr das Leben so erträglich und normal wie möglich zu machen. Sie ist sehr eingeschränkt, die lebensbedrohende Krankheit allgegenwärtig. Trotzdem schafft sie das Studium an einer Schauspielschule, zieht zusammen mit Freundin Jana in eine WG und versucht ein normales Leben zu führen.

Der Prolog ist schon sehr intensiv. Ein passendes Organ für die Autorin, die hier ihre Geschichte erzählt, muss gefunden werden. Ein packender Einstieg in eine intensive und berührende Geschichte. Zwar war mir das erste Drittel des Buches zu langatmig. Hier werden Kindheitserinnerungen von Miriam beschrieben. Ab und zu schleichen sich ernste Zwischentöne darunter, und man realisiert, dass hier doch nicht alles so heiter war, wie beschrieben. Probleme bereitete mir gerade im ersten Drittel die sachliche Erzählweise. Es schien mir, als ob hier einfach Kindheitserinnerungen aneinander gereiht wurden, ohne einen verbindenden Handlungsstrang erkennen zu können. Und da machte sich etwas Enttäuschung breit, denn damit habe ich ganz und gar nicht gerechnet. Nach den ersten 60 Seiten wird die Story wieder auf das Thema gelenkt, weswegen ich dieses Buch lesen wollte. Die Krankheit Mukoviszidose wird nicht nur für Laien verständlich erklärt, sondern man spürt nun auch, wie das Leben der Autorin dadurch beeinflusst wird. Wie sehr sie zu kämpfen hat. Mich berühren Schicksalsberichte aus erster Hand sehr! Und genau das ist dieses, als Sachbuch vermarktetes Buch.
In Ich - Perspektive erzählt Miriam das ganze Buch über, was sie fühlt, denkt, wie sie leidet. Jedoch auch versucht, das Leben trotz lebensbedrohender Krankheit zu geniessen. Mir haben da Perspektivwechsel gefehlt. Toll wäre vielleicht gewesen, ab und zu die Sicht der Brüder, der Freundin oder der Eltern zu lesen. Denn eine Krankheit beeinflusst ja nicht nur das Leben der Person, sondern auch das des Umfeldes. Ein wenig sauer aufgestossen ist mir, dass der Vater die Krankheit als Entschuldigung oder Anlass nimmt, dass der Direktor die Noten auf dem Gymnasium aufpoliert, um nicht das Jahr wiederholen zu müssen. Ich vermute, dass Miriam einfach zu krank war, um ordentlich arbeiten zu können....leider war gerade dieser Punkt zu wenig beschrieben. Und so hat kann ich nur spekulieren, was genau der Grund für die schlechten Noten sind.
Der Schreibstil ist einfach gehalten und ab und zu holperig. Gerade Übergänge sind nicht rund, sondern wirken abgehackt. Eindrücklich ist jedoch, wie Notsituationen beschrieben werden. Hier spürt man gut, dass die Autorin genau beschreibt was sie erlebt hat.

Veröffentlicht am 12.10.2018

Ein Mord macht noch keinen Thriller!

Der Abgrund in dir
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Rachel wächst ohne Vater auf. Dieser verlässt die Familie, als Rachel drei Jahre alt ist. Als Jugendliche möchte sie ihn kennen lernen, die Mutter verweigert jede Auskunft. Nach einem Arbeitseinsatz in ...

Rachel wächst ohne Vater auf. Dieser verlässt die Familie, als Rachel drei Jahre alt ist. Als Jugendliche möchte sie ihn kennen lernen, die Mutter verweigert jede Auskunft. Nach einem Arbeitseinsatz in Haiti, der Rachel sehr geprägt hat, leidet sie unter Panikattacken und hat Probleme ihr Leben auf die Reihe zu kriegen. Erst als sie Brian kennenlernt, kehrt so was wie Stabilität und Ruhe ein. Eines Tages erschiesst Rachel ihren Mann.

Das Buch beginnt mit dem Schluss. Rachel erschiesst ihren Mann Brian. Und da war meine Neugier auch schon geweckt. Weshalb erschiesst eine scheinbar glückliche Ehefrau ihren Mann? Doch es brauchte eine grosse Portion Geduld um diesem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Denn erst mal springt die Story zurück ins 1977. Rachels Vergangenheit, ihre Beziehung zu der gefühlskalten Mutter, die ihrer Tochter den Namen des Vaters vorenthält. Rachels Suche nach dem Vater und ihren Einsatz als Reporterin im mit Cholera, Erdbeben und Krisen geschüttelten Haiti. Dieser Teil enthält viele berührende Szenen. Da ist erst mal der Vater, den Rachel meint gefunden zu haben. Die Gefühle, die sie ihm entgegen bringt und die nur bedingt Anklang finden. Dann die Arbeit auf Haiti. Der Hurrikan, die Cholera, die wütet…sehr authentisch und bedrückend beschrieben.
Mich hat der Schreibstil begeistert. Zwar eher nüchtern, doch durch kurze und prägnante Sätze wunderbar zu lesen. Ohne viele und überflüssige Worte zu verlieren, kommt der Autor auf den Punkt. Perspektivwechsel gibt es keine. Daher ist die Geschichte, in der immer Rachel im Mittelpunkt steht, gradlinig und klar. Was dadurch langweilig sein könnte, hat der Autor durch viele Ereignisse in Rachels Leben wett gemacht. Zwar habe ich nicht so wirklich verstanden, weshalb, und das im Hinblick auf den Verlauf der Geschichte, Rachels Suche nach ihrem Vater, so viel Gewicht beigemessen wurde. Denn so wie es sich zum Schluss dargestellt hat, war das nur zwecks Verständnis für die Figur Rachel und ihre späteren Angststörungen. Und deshalb empfand ich, gerade diesen Aspekt, als zu viel Raum einnehmend.
Lange Zeit ist man ahnungslos, wie sich die Story entwickelt und in welche Richtung sie geht. Der "Einführungsteil" in die Figur Rachel und ihrer Vergangenheit war mir zu sehr in die Länge gezogen. Die Spannung, die nach dem Mord auf den ersten Seiten sehr schnell aufgebaut wurde, verpufft im Nichts…um dann Mitte Buch wieder in Fahrt zu kommen. Paranoia oder Misstrauen ziehen ein und man fühlt mit Rachel mit, deren Leben plötzlich komplett aus den Fugen gerät.
Im Grossen und Ganzen habe ich mich mit diesem Spannungsroman gut unterhalten. Ein Thriller ist es leider ganz und gar nicht, dafür enthielt die Geschichte zuviele Familien und/oder Eheprobleme und zu wenig psychologische Spielchen oder Gänsehaut. Oder anders gesagt : Ein Mord macht noch lange keinen Thriller!