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Veröffentlicht am 25.10.2018

Wo findet Saroo seine Heimat?

LION
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Schon den Klappentext dieses Buches fand ich einfach unglaublich toll und so erging es mir mit dem Buch auch. Es ist eine unfassbare Geschichte, die Saroo Brierley da passiert ist. Schon die Tatsache, ...

Schon den Klappentext dieses Buches fand ich einfach unglaublich toll und so erging es mir mit dem Buch auch. Es ist eine unfassbare Geschichte, die Saroo Brierley da passiert ist. Schon die Tatsache, dass er als fünfjähriger Junge in einen Zug steigt, um dann im 1700 Kilometer entfernten Kalkutta zu landen, ist einfach unbegreiflich. Es ist klar, dass es Saroo geholfen hat, dass er schon früh auf sich selber aufpassen musste, weil seine alleinerziehende Mutter arbeiten gehen musste, um für die Familie mit vier Kindern zu sorgen. So hat er es irgendwie auch geschafft, auf den sehr gefährlichen Straßen von Kalkutta zu überleben und in einem Kinderheim zu landen, in dem er versorgt wurde und sogar Freundschaften schloss.

Nachdem die Heimleitung alle Möglichkeiten versucht hat, um die Familie von Saroo wiederzufinden, dies aber nicht gelang, weil der fünfjährige Junge nicht wirklich genau sagen konnte, woher er stammte, wurde er dann zur Adoption freigegeben. Ziemlich schnell fanden sich geeignete Adoptiveltern und so landete Saroo in Australien, wo er sich dank der liebevollen Betreuung seiner neuen Eltern auch schnell zurechtfand und einlebte.

Trotzdem ließ ihn der Gedanke an seine Herkunft nicht los und er versuchte weiterhin herauszufinden, woher er kam, um so seine Familie hoffentlich wiederfinden zu können. Mit Google Earth hat er es schließlich geschafft, die Nadel im Heuhaufen, also seinen Geburtsort unter allen Orten Indiens durch seine Erinnerung an diesen Ort wiederzufinden. So hat er sich auf die Reise begeben, um diesen Ort wieder zu betreten und er hoffte eben, so auch seine Mutter und seine Geschwister wieder in die Arme schließen zu können.

Das Buch ist sehr angenehm zu lesen, denn Saroo beschreibt sehr gut, was ihm in vielen Situationen durch den Kopf geht und so versteht man als Leser auch sehr gut, warum er gewisse Dinge so gemacht hat. Dass er seine Familie wiederfindet, ist seinen Erinnerungen zu verdanken, die er nie vergessen wollte und an die er immer wieder gedacht hat, damit das nicht passiert. Außerdem ist es natürlich seiner beharrlichen Suche zu verdanken. Es wäre schön, wenn dieses Buch auch anderen Menschen als Inspiration dienen könnte, die vielleicht ein ähnliches Schicksal haben.

Veröffentlicht am 24.10.2018

Segelnde Musiker

Sailing Conductors
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Die beiden Freunde Benjamin und Hannes entschließen sich nach ihrem Studium dazu, erst mal eine Weile zu segeln und dabei Musiker aus aller Welt kennenzulernen und mit ihnen gemeinsam eine CD zu produzieren. ...

Die beiden Freunde Benjamin und Hannes entschließen sich nach ihrem Studium dazu, erst mal eine Weile zu segeln und dabei Musiker aus aller Welt kennenzulernen und mit ihnen gemeinsam eine CD zu produzieren. Das Projekt wird ins Leben gerufen, nachdem Ben in Australien zu Ende studiert hat und sich das Geld für den Rückflug sparen wollte. So kam er auf die Idee, den Rückweg auf einem Segelboot zurückzulegen. Alle, denen er davon erzählt, denken sich, dass er verrückt geworden ist. Nur Hannes denkt das nicht und beschließt direkt, diese Tour mitzumachen. So planen die beiden in ihrem letzten Studienjahr diesen Trip. Es ist klar, dass diese Planung nicht so einfach war, weil der eine in Australien ist und der andere in Deutschland war. Außerdem sind ja auch noch die Abschlussprüfungen zu machen gewesen.

Die beiden halten aber an ihrem Plan fest und schaffen es wirklich, ein Boot zu kaufen und damit zu segeln, auch wenn die Segelerfahrung der beiden vor ihrem Trip eher dürftig ist. das Boot nennen sie Marianne, nach dem Boot aus dem Film "Drei Mann in einem Boot" von Heinz Erhardt. Aber es geht ja auch nicht nur um das Segeln, sondern auch um die Musik, die den beiden sehr wichtig ist. Sie treffen an Land immer wieder Musiker, die sie vorher empfohlen bekommen oder die sie auch mal zufällig kennenlernen. Nach einer Zeit des Segelns sind sie immer auch eine Zeit an Land, um eben Musiker kennenlernen zu können und auch etwas am Boot zu richten, was kaputt ist. Auch neue Vorräte müssen natürlich gebunkert werden, damit die Crew für die nächste Weiterfahrt gerüstet ist.

Ich finde die Beschreibung dieser Reise sehr interessant. Die beiden Autoren beschreiben sehr gut die Vorbereitungen der Reise und all die schönen Tage an Bord und an Land. Aber auch Probleme werden nicht ausgelassen. Bei einer so langen Reise, wo man oft nur den Reisepartner tagelang zu Gesicht bekommt, ist es klar, dass es auch mal Streit gibt und auch darüber wird berichtet. Ein wenig gestört haben mich ein paar Rechtschreibfehler, die ich entdeckt habe, aber diese konnten natürlich meine Freude an der Lektüre keineswegs trüben. Es ist ein tolles Buch für jeden, der sich fürs Segeln, für Musik oder einfach nur fürs Reisen interessiert.

Veröffentlicht am 23.10.2018

Das Mädchen im roten Mantel

Das Mädchen, das rückwärts ging
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Bei diesem Buch gefiel mir auch schon die Aufmachung sehr gut. So etwas habe ich noch nie gesehen, dass die hintere Klappe komplett über die Seiten geschlagen war. Auch sonst wirkt die Aufmachung des Buches ...

Bei diesem Buch gefiel mir auch schon die Aufmachung sehr gut. So etwas habe ich noch nie gesehen, dass die hintere Klappe komplett über die Seiten geschlagen war. Auch sonst wirkt die Aufmachung des Buches sehr wertig und schön. In den Klappen ist ein Interview mit der Autorin, was ich aber eigentlich erst nach dem Lesen der Geschichte lesen würde, da schon einige kleine Details verraten werden. Besonders schön fand ich auch die kurzen Kapitel, die in der Ich-Perspektive immer im Wechsel etwas aus dem Leben von Carmel und ihrer Mutter Beth erzählen.

Dieses Buch hat eine ungeheure Intensität. Man ist sofort mit den Protagonisten vertraut und mitten in der Geschichte. Erst lernt man Carmel und ihre Mutter zusammen kennen und die beiden verstehen sich schon gut, auch wenn es natürlich manchmal auch Streit gibt. Dann kommt Carmels Geburtstag und der Besuch im Labyrinth, bei dem Carmel verloren geht. Beth macht sich große Sorgen, aber am Ende findet sie die schlafende Carmel wieder.

Bei einem Elternsprechtag erfährt Beth dann von einem Lehrer, dass Carmel während eines Schulausflugs auch schon mal weg war und erst später wieder träumend auf einer Bank gefunden wurde. Beth wird gesagt, dass ihre Tochter hochbegabt ist, aber manchmal in ihrer eigenen Welt versinkt. So ist es auch an dem Tag, als sie verschwindet. Bei einem Festival ist ihr zu viel Rummel in einem Zelt und sie verkriecht sich unter einem Tisch. Dort findet sie ein Buch, das ihr als kleines Kind sehr gefallen hat. Sie liest es und erst viel später merkt sie, dass sie noch immer unter dem Tisch hockt und sie sucht ihre Mutter.

Doch statt ihrer Mutter nimmt sich ein älterer Mann ihrer an und behauptet, ihr Großvater zu sein. Er nimmt sie mit und sagt, ihre Mutter hätte einen Unfall gehabt. Später heißt es, sie sei an den Folgen des Unfalls gestorben, was für Carmel natürlich ein heftiger Schock ist. Bei ihrem angeblichen Großvater und dessen Frau mit ihren Zwillingen lernt sie ein ganz anderes Leben kennen. Auf der anderen Seite erfährt man von Beth, wie sie die Jahre zwischen hoffen und bangen verbringt.

Und genau dieser wirklich gelungene Einblick in die Gefühlswelt der Betroffenen macht das Buch so toll. Es ist unheimlich spannend zu lesen, wie die beiden, die hauptsächlich betroffen sind, mit der Lage der Dinge zurecht kommen und umgehen. Und man lernt über Carmel, dass sie wirklich ein ganz besonderes Kind ist. Und dieses Buch ist auch ein besonderes, an das man nach der Lektüre noch lange denken wird.

Veröffentlicht am 20.10.2018

Auf Reisen zum Abschiednehmen

Trauer ist eine lange Reise
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Der Kabarettist Georg Koeniger verliert seine Frau, die an einer aggressiven Form von Lungenkrebs verstirbt. Sie hatte immer vor, den Jakobsweg mit dem Fahrrad zu machen, was sie aber nicht mehr geschafft ...

Der Kabarettist Georg Koeniger verliert seine Frau, die an einer aggressiven Form von Lungenkrebs verstirbt. Sie hatte immer vor, den Jakobsweg mit dem Fahrrad zu machen, was sie aber nicht mehr geschafft hat. Also unternimmt ihr Mann nach ihrem Tod diese Reise. Er macht diese Reise, um sich selbst und ihr zu zeigen, dass er es schafft und auch, um Abschied zu nehmen. In dem Buch wechseln sich die Abschnitte immer ab und mal wird von dem Leben vor und während der Krankheit berichtet und dann wieder vom Camino.

Diese Abwechslung vereinfacht das Lesen, weil man als Leser auch schon mal schlucken muss, wenn der Autor von den langen Tagen am Krankenbett seiner Frau berichtet. Aber trotz aller Trauer merkt man eben auch, dass Koeniger Kabarettist ist und immer wieder blitzt der Humor auf, der das Buch zu etwas ganz Besonderem macht. Die Erzählung von der Tour auf dem Jakobsweg ist sehr gut gemacht und auch die Besonderheiten der Landschaft und auch der Menschen in den einzelnen Regionen werden nicht ausgelassen.

Besonders eindringlich ist mir von dem Buch in Erinnerung geblieben, dass es wichtig ist, dass man auf Reisen geht und etwas von der Welt sieht, solange man es noch kann. Dem Autor wurde wohl empfohlen, mit seiner Frau noch eine Reise zu machen, solange es ihr noch verhältnismäßig gut ging. Aber das war nicht nötig, weil die beiden zusammen schon sehr viele Ecken der Welt erkundet haben.

Auch das Cover finde ich richtig toll. Wenn das Buch vor einem liegt, dann zeigt der Pfeil nach vorne, dass man also vorwärts fahren muss auf so einer Reise, um am Ziel anzukommen. Steht das Buch im Regal, dann zeigt der Pfeil nach oben, als Zeichen, dass es auch aufwärts geht. Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich kann es definitiv empfehlen.

Veröffentlicht am 20.10.2018

Mit dem Bulli aus Hamburg nach Südafrika

Vom Kiez zum Kap
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So viele Menschen denken ja mal daran, größere Reisen zu unternehmen, aber Bernd Volkens und Kay Amtenbrink reden nicht nur darüber, sondern sie machen ihren Traum wahr, indem sie mit dem Bulli von Hamburg ...

So viele Menschen denken ja mal daran, größere Reisen zu unternehmen, aber Bernd Volkens und Kay Amtenbrink reden nicht nur darüber, sondern sie machen ihren Traum wahr, indem sie mit dem Bulli von Hamburg starten, um in Kapstadt die Schwester von Kay zu besuchen und dort auch bei der Fußball-WM ein Spiel anzusehen. Ich muss sagen, dass ich die Reise schon sehr mutig finde, auch wenn die beiden sich aus Sicherheitsgründen gegen die ursprünglich geplante Westroute und für die ungefährlichere Ostroute entschieden haben. Trotzdem ist die Reise doch alles andere als ungefährlich.

Aber die beiden Autoren sind gut vorbereitet und haben auch Ersatzteile für das Auto dabei, denn für einen Bulli dürfte es in Afrika schwierig bis unmöglich werden, an solche heran zu kommen. Sie berichten in ihrem Buch von Problemen, aber auch von schönen Dingen, wie Begegnungen mit Menschen und dem Begutachten toller Sehenswürdigkeiten. Besonders beeindruckend fand ich die vielen schönen Fotos. Diese erklären noch mal viele Beschreibungen des Buches und sind wirklich etwas besonderes. Teilweise wurden sehr gelungene Blickwinkel gewählt, an die ich beim Fotografieren nicht gedacht hätte.

Immer wieder gibt es größere Probleme, bei denen auch schon mal daran gedacht wird, die Reise abzubrechen, wie zum Beispiel einen Brand im Motor, der den gesamten Bus gefährdet. Aber immer wieder geht es weiter und das finde ich schon beachtlich. Manchmal muss auch kurzentschlossen die Route geändert werden. Am Ende erreichen sie tatsächlich das Ziel und auch ein Spiel der WM können sie sich ansehen.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Schon die Aufmachung als Flexcover und das tolle Foto auf dem Cover ist einfach gelungen und lädt zum Schmökern ein. Aber auch der Inhalt konnte mich überzeugen. Dieses Buch zeigt für mich deutlich, dass man immer versuchen sollte, nicht nur von solchen Reisen zu träumen, sondern sie wirklich wahr zu machen. Probleme wird man immer bekommen, aber eben auch Hilfe, gerade dann, wenn man eine solche Reise nicht alleine unternimmt.