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Veröffentlicht am 23.10.2018

Eine ruhige, sprachlich starke Ehestudie vor der schönen Kulisse Amsterdams

Schnee in Amsterdam
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Gerry und Stella leben in Schottland und sind seit vielen Jahren verheiratet. Früher war er Architekt und sie Lehrerin, doch inzwischen sind beide im Ruhestand und ihr Zusammensein wird von Routine bestimmt. ...

Gerry und Stella leben in Schottland und sind seit vielen Jahren verheiratet. Früher war er Architekt und sie Lehrerin, doch inzwischen sind beide im Ruhestand und ihr Zusammensein wird von Routine bestimmt. Ein Kurzurlaub in Amsterdam soll den Alltagstrott unterbrechen. Während Gerrys Hauptinteresse der Frage gilt, ob er auch unterwegs genug Whiskey auftreiben kann, um sein Verlangen zu stillen, hat Stella ganz eigene Pläne. Diese hängen mit einem Versprechen zusammen, dass sie selbst vor langer Zeit in einem Moment größter Not gab.

Das Cover des Buches wirkt mit seinen vielen Schneeflocken winterlich und zeigt ein Paar auf einer Brücke. Die Frau blickt den Mann an, in ihrer Hand ein vor den Flocken schützender Regenschirm. Doch er steht außerhalb des Schutzes, schaut sie nicht an und wendet dem Leser seinen Rücken zu, isoliert sich selbst. Das könnten Gerry und Stella in Amsterdam sein.

Gleich zu Beginn des Buches machen die beiden sich auf den Weg in die Niederlande. Dabei erhält der Leser schnell einen ersten Eindruck vom Charakter der beiden und wie es um ihre Ehe bestellt ist. Gerrys Gedanken drehen sich fast nur um Whiskey und wie er die Menge seines Konsums vertuschen kann, während Stella sich um alle organisatorischen Dinge kümmert. Die Stimmung zwischen den beiden wird von einer gewissen Gleichgültigkeit bestimmt. Zwar sind sie sich körperlich gelegentlich noch nahe, emotional jedoch haben sie sich mit der Zeit auseinander entwickelt.

Der Urlaub der beiden wird in ruhigen Tönen erzählt. Die Tage in Amsterdam ziehen langsam – für meinen Geschmack doch zu gemächlich – vorbei, ohne dass es zu einem größeren Zwischenfall kommt. Um mehr über die Gefühle des Ehepaars zueinander zu erfahren, muss man vor allem zwischen den Zeilen lesen. Lautstarke Konfrontationen gibt es nicht, doch sieht man hier dem schleichenden Zerfall einer einst starken Beziehung zu. Die symbolhafte Sprache des Autors, bei der Stella beispielsweise sich und Gerry mit den Setzrissen der Wohnung vergleicht und Ewigkeitsohrringe im Kanal versenkt, hat mir sehr gefallen.

Im Mittelpunkt des Buches steht die Frage, ob man im höheren Alter noch aktiv große Änderungen seinen Lebensumständen vornehmen will oder es einfacher ist, so weiterzuleben, wie man es seit Jahrzehnten kennt. Doch wie lang geht letzteres gut, wenn die Menschen selbst sich fundamental ändern? Konsequenzen aus Gerrys Alkoholismus zu ziehen fühlt sich für Stella unmöglich an, ein Gefühl, das mir beim Lesen begreiflich gemacht wurde. Gleichzeitig steht ein lang vergangenes Ereignis zwischen den beiden, über das sie nicht reden, das bei ihnen aber im Laufe der Tage in Amsterdam gedanklich immer stärker in den Vordergrund tritt. Hier war ich neugierig, mehr zu erfahren und zu erleben, wie die beiden mit der Erinnerung umgehen.

„Schnee in Amsterdam“ ist eine berührende Geschichte über ein Ehepaar, das sich emotional auseinander gelebt hat und spürt, dass es so eigentlich nicht weitergehen kann. Der Autor lässt den Leser tief ins Innenleben der Charaktere blicken und mit ihnen fühlen. Eine ruhige, sprachlich starke Ehestudie vor der schönen Kulisse Amsterdams, die ich gerne empfehle!

Veröffentlicht am 23.10.2018

Wird Tella beim neuen Caraval etwas über den Verbleib ihrer Mutter herausfinden?

Legendary
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Nach Caraval ist vor Caraval: Eigentlich findet das berühmt-berüchtigte Spiel von Master Legend nur einmal im Jahr statt. Doch nur wenige Tage nach dem letzten Spiel brechen die Darsteller gen Valenda ...

Nach Caraval ist vor Caraval: Eigentlich findet das berühmt-berüchtigte Spiel von Master Legend nur einmal im Jahr statt. Doch nur wenige Tage nach dem letzten Spiel brechen die Darsteller gen Valenda auf. In der Hauptstadt soll zu Ehren des Geburtstags von Kaiserin Elantine gleich ein weiteres Spiel stattfinden. Die Schwestern Scarlett und Donatella haben die Geschehnisse des letzten Caravals nachhaltig geprägt. Trotzdem entschließt sich Tella, bei der nächsten Runde mitzumachen. Denn um ihre vor sieben Jahren verschwundene Mutter zu finden ist sie einen Pakt eingegangen. Ein Unbekannter hat ihr angeboten, sie miteinander zu vereinen, wenn er im Gegenzug Legends wahren Namen erfährt. Eine Chance auf diese Information hat Tella aber nur, wenn sie das nächste Spiel gewinnt. Dieses scheint noch echter und gefährlicher zu sein als das letzte…

Nachdem mich „Caraval“ vor anderthalb Jahren fesseln konnte war für mich klar, dass ich auch diese Fortsetzung lesen muss. So viel galt es noch zu erkunden und herauszufinden! Schon auf den ersten Seiten gibt es wichtige neue Enthüllungen. Das Buch ist aus der Perspektive von Tella geschrieben, und der Leser erfährt, dass sie schon seit einer ganzen Weile Briefe mit einem Unbekannten austauscht. Dieser behauptet, zu wissen, wo ihre seit sieben Jahren verschwundene Mutter sich aufhält. Doch der Preis für diese Information ist hoch, und nun will er Tella unbedingt in Valenda treffen. Ihr bleibt also kaum etwas anderes übrig, als mit in die Hauptstadt zu reisen und zu versuchen, das nächste Spiel zu gewinnen.

Ich fand es schön, dass in diesem Band Tella im Mittelpunkt steht, nachdem man im Auftakt ihre Schwester Scarlett begleitet hat. Endlich erfährt man mehr über sie und ihre Geheimnisse. Um ihre Mutter zu finden ist sie bereit, große Wagnisse einzugehen. Doch sie ist sich unsicher, wie viel sie Scarlett erzählen kann, ohne dass diese es ihr vehement ausreden wird. So kommt es, dass Tella am Spiel teilnimmt, während Scarlett das Geschehen diesmal nur beobachtet.

Das Buch nimmt schnell an Tempo auf und lässt das nächste Caraval beginnen. Vorab wird die Warnung ausgesprochen, dass dieses Spiel echter zu sein scheint als das vorherige. Schon in der ersten Nacht gibt es eine große Überraschung was die Identität ihres unbekannten Freundes angeht. Nun gibt es für Tella kein Zurück mehr. Mit den sogenannten Schicksalsmächte, die einst die Welt kontrollierten, wird eine ganz neue Idee gelungen in die Geschichte eingeflochten. Schnell wird deutlich, welch große Bedrohung sie darstellen und dass Tellas Entscheidungen maßgeblich beeinflussen werden, wie es für das Reich weitergeht.

Wie im ersten Teil nimmt uns die Geschichte mit von Nacht zu Nacht, in der Caraval gespielt wird. Es gibt wieder Hinweise, welche die Spieler von A nach B führen. Außerdem gibt es die Möglichkeit, gegen ungewöhnliche und tiefgreifende Bezahlungen an Informationen zu gelungen. Hier enden aber auch die Ähnlichkeiten zum vorherigen Band. Wer denkt, er hätte das Prinzip des Spiels verstanden, wird feststellen, dass das nicht so ist. Darin steckt aber gleichzeitig auch mein Hauptkritikpunkt an der Geschichte: Der Fokus liegt ganz auf Tellas Suche nach den Hinweisen. Angeblich gibt es auch andere Spieler – auf die wird aber überhaupt nicht eingegangen, sodass Tessas Vorankommen nun wirklich nicht überraschend ist.

Auch die Liebe kommt in diesem Buch nicht zu kurz. Sowohl Tella als auch Scarlett müssen entscheiden, wem sie vertrauen und ob sie jemanden lieben können, obwohl dieser die Unwahrheit sagt oder Geheimnisse hat. Das wird zum Ende hin zur entscheidenden Frage und ich war gespannt, welche Entscheidungen getroffen werden. Bis zum Schluss gibt es unerwartete Wendungen, die mich begeistern konnten. Ich freue mich deshalb sehr, dass es noch einen dritten Band, der voraussichtlich „Finale“ heißt, geben wird. Für alle Fantasy-Fans, die sich von „Caraval“ haben mitreißen lassen, ist auch „Legendary“ ein Must Read!

Veröffentlicht am 23.10.2018

Was ist Deine Geschichte?

Story
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In „Story / Wie man eine Geschichte richtig erzählt“ gibt Bobette Buster, die seit Jahren Hollywood-Studios berät, dem Leser Tipps, wie man Geschichten über sich selbst möglichst gelungen erzählt. Zu Beginn ...

In „Story / Wie man eine Geschichte richtig erzählt“ gibt Bobette Buster, die seit Jahren Hollywood-Studios berät, dem Leser Tipps, wie man Geschichten über sich selbst möglichst gelungen erzählt. Zu Beginn des Buchs gibt sie zehn Tipps, die sie im weiteren Buchverlauf anhand von Beispielen ausführlicher erläutert. Die Tipps klingen simpel und werden durch die Beispiele anschaulich gemacht.

Es geht um kurze und prägnante Geschichten über die eigene Person, also das Erzählen von kleinen Anekdoten bis hin zu lebensverändernden Momenten oder das Verkaufen einer Idee. Man merkt aber, dass die Autorin oft in Hollywood unterwegs ist, denn die Beispielgeschichten sind meist filmreifer Stoff. Ich hätte mir mehr Beispiele gewünscht, die stärker aus dem Alltag gegriffen sind und die Übertragbarkeit verdeutlichen, wenn ich nicht gerade mein ganzes Leben umgekrempelt oder Weltgeschichte geschrieben habe.

Am Ende des Buches sind Übungsanregungen enthalten, die dem Leser Ideen geben, wie er eine gute Geschichte findet, die er unter Berücksichtigung der Tipps erzählen könnte. Insgesamt macht das Buch Lust darauf, eine persönliche Geschichte zu erzählen. Ich hätte mir aber noch mehr Alltagsnähe gewünscht.

Das Buch ist Teil der neuen Reihe „DO LECTURES“ vom Tempo Verlag. Hier sind bislang drei Bücher unter dem Motto „Mitmachen“ erschienen – Bestimmung, Story und Design – sowie drei weitere unter dem Motto „Weitermachen“ – Anpflanzen, Imkern und Einmachen.

Veröffentlicht am 23.10.2018

Ein neuer Auftrag für Mercy, den sie nicht ablehnen kann

Der Pakt der Bücher
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Mercy Amberdale lebt gemeinsam mit ihren Freunden Tempest und Philander über dem „Liber Mundi“, der Buchhandlung am Cecil Court in London, die ihrem Vater gehörte. Als sie von Cedric de Astarac kontaktiert ...

Mercy Amberdale lebt gemeinsam mit ihren Freunden Tempest und Philander über dem „Liber Mundi“, der Buchhandlung am Cecil Court in London, die ihrem Vater gehörte. Als sie von Cedric de Astarac kontaktiert wird, einem Agenten der Adamitischen Akademie, ist klar, dass die Akademie noch immer ein Auge auf sie hat. Cedric händigt ihr den letzten Teil des Flaschenpostbuchs aus, nach dem Mercys Auftraggeber Sedgwick vehement verlangt. Im Gegenzug soll sie etwas für die Akademie tun. Eine Wahl hat sie nicht, droht ihr die Akademie doch mit der Zerstörung des Cecil Courts. Gleichzeitig mischt sich ein neues, mächtiges Mitglied der Akademie ein, die bereit ist, zu drastischen Maßnahmen zu greifen, um an ihr Ziel zu kommen.

Mit „Der Pakt der Bücher“ ist die lang ersetzte Fortsetzung von „Die Spur der Bücher“ erschienen. Die Dilogie spielt im viktorianischen London und meine Vorfreude war groß, nun ein letztes Mal in die Welt der Bibliomantik einzutauchen. Die Geschichte beginnt eine Weile nach den Ereignissen des ersten Bandes. Mercy und ihre Freunde betreiben das „Liber Mundi“ am Cecil Court, der Gasse der Buchhandlungen. Von ihrer Mutter hat sie nach dem letzten verhängnisvollen Zusammenstoß nichts mehr gehört. Dafür meldet sich mit Cedric de Astarac ein anderer Bekannter, der eine Nachricht für sie hat.

Durch die Übergabe des letzten Teils des Flaschenpostbuchs an Mercy kommen die Dinge schnell wieder ins Rollen. Für diese Flasche hat Mercy schon mehrfach ihr Leben riskiert, ein Freund hat seins sogar verloren. Nun wird es ihr einfach übergeben, nachdem die Akademie es wie auch immer von Madame Xu, der Herrscherin über Chinatown, beschafft hat. Auf der einen Seite verlockend, kann sie so doch endlich das Versprechen einlösen, das sie einst Commissioner Sedgwick gab. Doch es handelt sich hier um die Akademie, und so hat alles seinen Preis. Denn die Übergabe an Sedgwick ist Teil eines größeren Plans, und Mercy eine Spielfigur, die sich der Sache nicht entziehen kann.

Mit der mysteriösen Egyptienne betritt eine neue Vertreterin der Akademie die Bildfläche. Sie ist absolut skrupellos und hat nur ihr Ziel im Blick. Den Verlust von Menschenleben auf dem Weg dahin betrachtet sie eher als Kollateralschaden, das wird bald auf dramatische Weise deutlich. Spätestens danach ist klar, wie ernst es ihr ist. Sie unternimmt weitere Schritte, die Mercy zunehmend unter Druck sitzen. Sie muss Egyptiennes Auftrag umsetzen, wenn sie die Menschen retten will, die ihr am Herzen liegen.

Der coolste neue Charakter in diesem Buch ist definitiv Fiona Faerfax. Sie neugierig, abenteuerlustig und auch ein wenig verrückt. Mit einem wunderlichen Gefährt taucht sie am Cecil Court auf und versetzt so manchen ins Staunen. Eigentlich ist sie nur auf der Durchreise, eilt Mercy und ihren Freunden aber zur Hilfe und hat einzigartige Möglichkeiten, einzugreifen. Gleich mehrere brenzlige Situationen enden dank ihres Eingreifens nicht in einer absoluten Katastrophe. Auch der schon bekannte Cedric spielt in diesem Band eine wichtige Rolle. Man erfährt mehr über ihn und seine Jagd auf Alexandre Absolon und warum er noch immer im Dienst der Akademie steht.

Ich fand diesen zweiten Band der Dilogie wieder gelungen, jedoch etwas schwächer als seinen Auftakt. Das viktorianische London ist weiterhin ein reizvoller Schauplatz. Das Geschehen konnte mich emotional aber weniger packen und ich hätte mir mehr überraschende Entwicklungen gewünscht. Zum Ende hin erwartet den Leser ein spannender Showdown mit mehreren Schauplätzen, der die Reihe für mich zufriedenstellen abschließt. Wer von der Welt der Bibliomantik genauso begeistert ist wie ich, der sollte sich auch dieses letzte Abenteuer nicht entgehen lassen!

Veröffentlicht am 23.10.2018

Wilkommen im Slough House bei den Slow Horses

Slow Horses
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Slough House, das ist das Abstellgleis für MI5-Agenten, die aus irgendeinem Grund ihre Karriere vermasselt haben. River Cartwright ist einer der Slow Horses, die so unspannende Dinge tun wie Unterlagen ...

Slough House, das ist das Abstellgleis für MI5-Agenten, die aus irgendeinem Grund ihre Karriere vermasselt haben. River Cartwright ist einer der Slow Horses, die so unspannende Dinge tun wie Unterlagen auf der Suche nach verdächtigen Zusammenhängen zu durchforsten. Er ist fest davon überzeugt, nur bei der Truppe gelandet zu sein, weil man ihn hereingelegt hat. Als ein pakistanischer Jugendlicher entführt wird mit der Drohung, ihn nach achtundvierzig Stunden zu enthaupten, wittern die Slow Horses ihre Chance auf Ruhm und Rehabilitation. Durch ihre Nachforschungen stolpern sie mitten hinein in ein gefährliches Netz aus Lügen und Fanatismus.

Die Slough House-Reihe von Mick Herron umfasst im englischen Original bereits fünf Bände – jetzt ist der erste Teil der Agentenserie auch auf Deutsch verfügbar. Im ersten Kapitel lernt man River Cartwright und seine Geschichte kennen, die ihn zu den Slow Horses gebracht hat. Er ist bei seiner Aufstiegsprüfung beim MI5 ist spektakulär gescheitert. Immer wieder durchlebt er die fatalen Momente und ist sich sicher, dass alles nur passiert ist, weil ein Kollege ihm falsche Informationen hat zukommen lassen. Doch dafür gibt es keine Beweise, und so sitzt er wie die anderen Slow Horses im Slough House fest.

Zu Beginn nimmt sich das Buch Zeit, die insgesamt acht Slow Horses und ihren Chef Jackson Lamb vorzustellen. Jeder von ihnen hat seine eigene Geschichte, die ihn an diesen Ort gebracht hat. Der IT-Spezialist Roderick Ho kennt sie alle bis auf zwei. Und während sich einige mit ihrem Dasein im Slough House abgefunden haben, wollen andere um jeden Preis wieder zurück in die MI5 Zentrale am Regent’s Park. Die Ausführlichkeit, mit der die Charaktere vorgestellt werden, weckte den Eindruck, dass hier schon früh alles für eine mehrbändige Story vorbereitet wird. Es dauerte eine Weile, bis ich mir einen Überblick verschafft hatte und endlich Bewegung in die Sache kam.

Im Fall des entführten Jugendlichen, der die Nation vor die Bildschirme fesselt, wollen einige Slow Horses unbedingt mitmischen. Sie haben eine Idee, wo sie dazu ansetzen können. Doch damit bringen sie sich selbst mitten in die Schusslinie. Viele Charaktere verfolgen ihre eigene Agenda und sind bereit, dafür einiges in Kauf zu nehmen. Nach dem ruhigen Start nimmt die Geschichte zunehmend an Tempo auf.

Mir hat es Spaß gemacht, die Slow Horses zu begleiten. Sie sind keine glattgestriegelten Agenten, sondern haben alle ihre Macken und Eigenheiten. Trotzdem arbeiten sie nach wie vor für einen Zweig des MI5 und haben einiges auf dem Kasten. Deshalb laufen Dinge mal so richtig schief, und mal sind sie absolut in ihrem Element. Eine gelungene Mischung, die für unvorhersehbare Entwicklungen sorgt. Mit der Zeit wird immer klarer, was eigentlich hinter dem Fall steckt. Neue Erkenntnisse und Zwischenfälle lassen die Handlung wiederholt die Richtung wechseln, sodass ich bis zum spannenden Schluss neugierig blieb und schließlich Antworten auf alle drängenden Fragen erhielt.

In „Slow Horses“ lernt man die gleichnamige Truppe ausrangierter MI5-Agenten kennen, die hauptsächlich Aktenkram erledigen. Eine aufsehenerregende Entführung bringt einige von ihnen auf den Plan, durch eine Lösung des Falls ihren Ruf wieder herzustellen. Nach einem ruhigen Start mit einer ausführlichen Vorstellung der Charaktere konnte mich die Handlung zunehmend fesseln. Ein gelungener Reihenauftakt für alle, die Lust auf einen ganzen Haufen nicht so perfekter, aber ambitionierter Agenten in Aktion haben.