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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.09.2016

Ein tödliches Spiel

Shinigami Games
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Yuka Sato ist Kriminalinspektorin im Dezernat für Gewaltverbrechen in Tokyo. Immer noch ungewohnt in der konservativen und männergeprägten japanischen Gesellschaft. Aber einige spektakuläre Erfolge haben ...

Yuka Sato ist Kriminalinspektorin im Dezernat für Gewaltverbrechen in Tokyo. Immer noch ungewohnt in der konservativen und männergeprägten japanischen Gesellschaft. Aber einige spektakuläre Erfolge haben ihr Ansehen gefestigt. Bei der morgendlichen Joggingrunde mit einem befreundeten jungen Kollegen der uniformierten Polizei, erschießt einen Heckenschütze ihren Kollegen. Kurz danach findet Yuka auf ihrem Dienstcomputer eine persönliche Nachricht: der „Shinigami“ fordert sie zu einem perfiden Spiel heraus, gelingt ihr es das Rätsel zu entschlüsseln, kann sie weitere Morde verhindern, über 7 Runden soll das tödliche Spiel gehen. Steckt ein Rachakt eines Verbrechers hinter diesen Anschlägen?
Der „Shinigami“, eine Art Todesgott oder Dämon in der japanischen Kultur, ist ein gefährlicher Gegner für Yuka Sato und sie muss nicht nur ihren Mut und ihre Schlagkräftigkeit beweisen, sie muss auch öfters die Regeln brechen, da sie sich nicht sicher sein, woher die Shinigami jede ihrer Aktionen und Pläne kennt.
Die Megametropole Tokyo ist der ideale Hintergrund für diesen rasanten Krimi. Aber nicht nur die genaue Ortskenntnis hat mich fasziniert (Yuka benutzt auch bei der Polizeiarbeit oft die öffentlichen Verkehrsmittel und jeweils werden präzise Zeit und Strecke genannt) sondern vor allem der Einblick in die japanische Kultur und die spezielle Denkweise um Ehre und Rache. Besonders fasziniert hat mich die Beschreibung des japanischen Alltags. Die diffizilen Rituale im Umgang mit Kollegen, ober ranghöher oder tiefer, die subtilen Unterscheidungen in der Tiefe der Verbeugung, das sind Einzelheiten, die mich sehr interessiert haben.
Der Plot ist spannend ausgearbeitet, durch das tägliche neue Rätsel steht die ganze Ermittlungsarbeit unter Zeitdruck und das macht auch einen Großteil des Tempos aus, die sich im Verlauf noch steigert.
In diesem Zusammenhang fand ich sowohl das Personenregister, sowie das Glossar äußert hilfreich. Allein um schon die für Europäer so ungewohnten Namen nicht zu verwechseln.
Dieser Japan Krimi war, vor allem durch den japanischen Hintergrund ein faszinierendes Leseerlebnis.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Provenzalischer Frühling

Provenzalische Intrige
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Als Pierre Durand sich von der Pariser Kriminalpolizei zur Police municipale in der Provence versetzen ließ, wollte er politischen Querelen und Intrigen entkommen. Nun nach einiger Zeit merkt er, dass ...

Als Pierre Durand sich von der Pariser Kriminalpolizei zur Police municipale in der Provence versetzen ließ, wollte er politischen Querelen und Intrigen entkommen. Nun nach einiger Zeit merkt er, dass ihm die Arbeit zwar Spaß macht, aber seine Befugnisse stark eingeschränkt, die Entlohnung miserabel und die Ausstattung der Polizeidienststelle armselig ist. Deshalb erwägt er eine Bewerbung zur Leiter der des Kommissariats, aber sein Mitbewerber ist nicht weniger qualifiziert.
Da wird Paulette Simonet tot in einem Seifensiedekessel gefunden. Paulette hat die kleine Manufaktur in wenigen Jahren an die Spitze gebracht. Ihre Nachhaltigkeitskonzept, ihr Beharren auf rein provenzalischen Naturprodukten hat ihr bei der Konkurrenz kein Wohlwollen eingebracht.
Ein Täter steht für die Kriminalpolizei schnell fest und Pierre Durand wird wieder sehr deutlich bewusst, dass ein uniformierter Polizist und seine Einwände und Ermittlungsansätze nicht viel zählen. Plötzlich steckt er wieder inmitten von Kompetenzgerangel, dem er ja entgehen wollte.
Außerdem belasten wieder Meinungsverschiedenheiten und Missverständnisse sein eh schon kompliziertes Verhältnis zu Charlotte, der begnadeten Köchin.
Der dritte Band um Pierre Durand ist wieder spannend arrangiert, die Schauplätze im Herz der Provence haben einen großen Wiedererkennungseffekt und ganz automatisch stellt sich beim Lesen der Duft des Lavendels und das Geräusch der Zikaden ein. Wie jedes Mal führt die Autorin den Spannungsbogen geschickt um die diversen Verdächtigen und Motive. Alles ist möglich und Pierre Durand lässt sich nicht von naheliegenden Indizien blenden.
Ein schöner, stimmungsvoller Krimi der wirklich Urlaubsgefühle aufkommen lässt. Wenn auch die Rahmenhandlung um Charlotte, die Renovierung seines Hauses und die Querelen mit seinem Chef, dem Bürgermeister, sich langsam erschöpft.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Zwischenwelten

Lebensgeister
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Bei einem Autounfall stirbt Yoichi und seine Freundin Sayoko wird schwer verletzt. Sie hat eine ausgeprägte Nahtoderfahrung, von der sie leicht und voll Freude berichtet: "Wohin ich auch schaute - überall ...

Bei einem Autounfall stirbt Yoichi und seine Freundin Sayoko wird schwer verletzt. Sie hat eine ausgeprägte Nahtoderfahrung, von der sie leicht und voll Freude berichtet: "Wohin ich auch schaute - überall glitzerte und funkelte es, ich fühlte mich so wohl und so leicht, dass ich am liebsten immerfort vor mich hin geträllert hätte." Sie sieht ihren Großvater und der schickt sie ins Leben zurück. Dort muss sie mit dem Verlust ihres Liebsten klarkommen. Eine große Hilfe sind ihr dabei seine Eltern, die sie wie eine Tochter stützen und aufnehmen.
Aber der Unfall und die Nahtoderfahrung hat Sayoko verändert, sie ist der Zwischenwelt nahegekommen und ihre Sinne wurden geschärft. Sie kann Tote sehen und diese Geisterwelt ist für sie überhaupt nicht bedrohlich. Auch lebt Sayoko ganz im hier und jetzt. Sie erzählt nur realistisch von einer weiteren Dimension der Wahrnehmung.
Dieser kurze Roman, fast nur eine Novelle, hat eine sensible, beinahe melancholische Sprache. Yashimoto setzt sich sehr oft in ihren Büchern mit dem Tod und mit übernatürlichen Phänomenen auseinander. Hier verknüpft sie die beiden Themen in einer melancholischen, aber trotzdem mit leichtem Ton geschriebenen Erzählung.
Mit dem zarten Cover – frische Blatttriebe über die watteweiße Flocken schweben – hat der Diogenes Verlag eine adäquate Ausstattung gefunden.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Luca Santangelo ermittelt wieder

Sizilianische Rache
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Mit „Sizilianische Rache“ legt Ann Baiano bereits den zweiten „Luca Santangelo-Krimi“ vor. Dieses Mal ist Luca ganz persönlich getroffen: Diego, sein Sohn geriet unter Mordverdacht.
Was als romantisches ...

Mit „Sizilianische Rache“ legt Ann Baiano bereits den zweiten „Luca Santangelo-Krimi“ vor. Dieses Mal ist Luca ganz persönlich getroffen: Diego, sein Sohn geriet unter Mordverdacht.
Was als romantisches Schäferstündchen gedacht war, endete in einer Katastrophe. Diego lässt sich von Giulia, seiner Angebeteten zu einem nächtlichen Besuch der Privatinsel Mozia überreden. Dort arbeitet Giulia mit anderen Archäologiestudenten bei einer Ausgrabung. Gleich nach Ankunft verliert Diego seine Freundin aus den Augen und stolpert dafür über die Leiche von Giacomo, einem Studenten und Rivalen um die Gunst Giulias. Deren hysterische Anschuldigungen lassen Diego unter Mordverdacht geraten.
Die Ermittlungsarbeit und Luca und seiner Freundin Ada, zusammen mit Fotografen Silvia sind spannend, besonders als Silvio bei einem Autounfall ums Leben kommt. Mord? Luca rennt vergeblich gegen die Vorurteile bei den Behörden an, ein Verdächtiger ist zur Hand, was soll man sich dann noch mit einflussreichen Familien anlegen. Ganz besonders, als Diego den Kopf verliert und untertaucht.
Aber ist das wirklich so einfach, was ist mit dem „Jüngling von Mozia“ einer antiken Statue, die verschwunden ist? War sie wirklich eine Fälschung? Was weiß die alte, exzentrische Frau, die Diego auf der Insel sah und die keiner kennt? Es sind viele Geheimnisse in der Geschichte verwoben und sie führen zum Teil einige Generationen zurück.
In interessanten Rückblenden verbindet die Autorin die Geschichte der englisch-sizilianischen Familie der Philipsons mit der Gegenwart. Es geht um einen alten Fluch, das Geheimnis des Rais, dem gewählten obersten Fischer bei der Mattanza, der legendär – archaischen Thunfischjagd. In diesen Rückblenden wird die Geschichte Siziliens unglaublich lebendig. Ich empfand diese Szenen fast als die stärksten im Buch. Die Auflösung wartet dann noch mit einer handfesten Überraschung auf. Ich hätte mir aber gewünscht, dass ein-zwei lose Fäden noch besser verknüpft gewesen wären.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Intrigen und Verrat im Mittelalter

Die Salbenmacherin und der Bettelknabe
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Nürnberg im Mittelalter, eine reiche Stadt, dadurch auch ein Anziehungspunkt für Bettler, Händler und Gesindel.
Olivera und Götz sind aus Tübingen hierhergekommen und versuchen sich eine Existenz als ...


Nürnberg im Mittelalter, eine reiche Stadt, dadurch auch ein Anziehungspunkt für Bettler, Händler und Gesindel.
Olivera und Götz sind aus Tübingen hierhergekommen und versuchen sich eine Existenz als Apotheker und Salbenmacherin aufzubauen. Sie sind auf der Flucht vor Laurenz, Götz‘ Bruder und Ehemann von Olivera, der sich als Schurke und Mörder entpuppte. Wie sehr es Olivera auch bedauert, seinen Versprechungen erlegen zu sein, ihr heimatliches, warmes Konstantinopel verlassen zu haben, jetzt hat sie in Götz eine neue warmherzige Liebe gefunden. Aber der Zufall will es, dass auch Laurenz in üblen Geschäften in Nürnberg ist und seine Frau und seinen Bruder entdeckt. Der Bettelknabe Jona gerät vom Regen in die Traufe, gleich nach seiner Ankunft wird er vom Bettelmeister eingefangen und zur Arbeit an der Stadtmauer verurteilt. Da passt es ihm gut, dass ein feiner Herr ihm Lohn und eine warme Mahlzeit für leichte Arbeit verspricht. Was für ein Schicksal auf ihn wartet, konnte er sich nicht vorstellen.
Die Welt des Mittelalters wird hier farbig und auch mal drastisch – derb lebendig, das Buch ist sehr spannend geschrieben und sehr gut recherchiert. Es fließt viel geschichtlicher Hintergrund ein, das hat mir ein lebhaftes Zeitbild ermöglicht. Ich bin richtig eingetaucht in die fremde Welt und habe mein Kopfkino eingeschaltet. Manchmal habe ich es bedauert, den ersten Teil nicht zu kennen, ich denke so manches Ereignis oder die eine oder andere Person wäre mir näher gekommen und ich hätte die Beweggründe besser einschätzen können. Aber in kurzen erklärenden Rückblenden hat die Autorin auch die nötigen Hinweise eingebracht.
Wenn man historische Romane liebt, ist man hier bestens und spannend unterhalten, das beweist auch die immer größere Schar der Fans von Olivera und ihrer Familie, die schon gespannt auf den nächsten Band warten. Ich schließe mich da gern an.