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Veröffentlicht am 24.10.2018

Kalter Plan des Jägers

Hasenjagd
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„Joona Linna sitzt bereits seit zwei Jahren im Hochsicherheitstrakt der JVA Kulma ein, als er zu einem Treffen mit dem schwedischen Premierminister gebeten wird. Die Regierung benötigt dringend seine Hilfe. ...

„Joona Linna sitzt bereits seit zwei Jahren im Hochsicherheitstrakt der JVA Kulma ein, als er zu einem Treffen mit dem schwedischen Premierminister gebeten wird. Die Regierung benötigt dringend seine Hilfe. In einem wohlhabenden Stockholmer Viertel ist ein Mann bestialisch ermordet worden, vermutlich ein terroristischer Anschlag. Die Tat wird geheim gehalten. Kurz darauf geschieht ein weiterer Mord, nach ähnlich brutalem Muster: Beiden Opfern wurde vor ihrem quälend langsamen Tod ein Kinderlied vorgespielt…“ – Zitat Buchrücken

Unerwartet kommt es für Joona Linna zu einer Entlassung aus dem Vollzug sowie einer relativen Zusammenarbeit mit seiner Kollegin Saga Bauer. Relativ, da er versucht, den Mord aufzuklären, während sie in Zusammenarbeit mit dem Staatsschutz aufgrund der Brisanz des Falles versucht, nichts nach Außen dringen zu lassen. Linna gelingt es dank seiner Akribie und Hartnäckigkeit kleinste Puzzleteilchen zusammenzufügen. Schnell wird klar, dass er es hier mit einem Serienmörder zu tun hat, welcher auf eine hervorragende Ausbildung im Töten zurückgreifen kann. Langsam lichtet sich der Schleier und offenbart einen Blick in die Vergangenheit, welche die Motivation des „Spree Killers“ zu erklären scheint.

Dem Autorenduo hinter dem Pseudonym Lars Kepler ist ein solider Schweden-Krimi gelungen, den ich sehr gerne gelesen habe. Die Protagonisten sind mir sympathisch und ich mag es, sie auf ihrem Weg zu begleiten. Die Handlung baut nach und nach Spannung auf und mündet in einem Herzschlagfinale.

Bei „Hasenjagd“ handelt es sich um den sechsten Fall um das Ermittlerteam Linna / Bauer. Die Unkenntnis der Vorgängerbände stellte keinerlei Nachteil hinsichtlich des Verstehens und Lesegenusses dar.

Wer nordische Kriminalromane mag, muss „Hasenjagd“ lesen!


Lars Kepler, Hasenjagd, Taschenbuch, Krimi, Bastei Lübbe Verlag, 11,00 €, 672 Seiten, Erscheinungstermin 26.10.2018

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Atmosphäre
  • Geschichte
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.10.2018

Erinnerungen an einen Winter

Ein Winter in Paris
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Victor ist für zwei Jahre nach Nanterre gezogen, um an einem renommierten Pariser Lycée die zweijährigen Vorbereitungsklassen zu absolvieren. Aufgrund seiner Herkunft ist er ein Exot, dem niemand wirkliche ...

Victor ist für zwei Jahre nach Nanterre gezogen, um an einem renommierten Pariser Lycée die zweijährigen Vorbereitungsklassen zu absolvieren. Aufgrund seiner Herkunft ist er ein Exot, dem niemand wirkliche Chancen einräumt, den Lycée, noch den abschließenden Concours – die Aufnahmeprüfung an einer Grand École - zu bestehen. Zu Beginn des zweiten Jahres lernt Victor einen neuen Studenten, Mathieu, flüchtig kennen. Als Mathieu sich kurz darauf das Leben nimmt, verändert sich völlig unerwartet das ganze Leben für Victor…

Victor, der bis dato ein „unsichtbares“ Leben für alle um sich herum in Paris geführt hat, wird durch den gewaltsamen Tod von Mathieu plötzlich „sichtbar“ und findet sich inmitten des Interesses / der Neugierde seiner Mitmenschen wieder, da Victor der einzige Freund von Mathieu gewesen zu sein scheint. Durch Schweigen und Unterlassung vermeidet er, die Tatsachen ins rechte Licht zu rücken und sonnt sich etwas in der Aufmerksamkeit. So wird Victor’s Leben komplett auf den Kopf gestellt, bevor er sich seiner selbst und seiner Gefühle hinsichtlich des Selbstmords klar werden kann.

Im Verhalten gegenüber Mathieu’s Vater lerne ich eine andere Seite von Victor kennen. Nach und nach erhalten das Lycée und die Zukunftsplanung eine andere Wertigkeit für Victor. Victor muss erwachsen werden und sich ebenso verhalten.

In „Ein Winter in Paris“ reist der erwachsene Victor zurück in das Jahr 1984. Eine Reise, die ich gerne begleite, welche mich mit ihren sanften Tönen und ihrer Einfühlsamkeit anrührt und für Victor einnimmt. Obwohl ich nicht mit allen Schritten von Victor übereinstimme und mir nicht alle Beweggründe offengelegt werden. Aber hier setzt J.-P. Blondel vielleicht auch ein wenig auf die Einfühlsamkeit / Phantasie seiner Leser.


Jean-Philippe Blondel, Ein Winter in Paris, gebundene Ausgabe, Literatur, Deuticke Verlag, 19,00 €, 192 Seiten, Erscheinungstermin 24.09.2018

Veröffentlicht am 12.10.2018

Was ist das Geheimnis?

Er weiß, wer du wirklich bist - The Secret
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Die Polizistin Reid arbeitet undercover als Prostituierte in einem kleinen Bordell. Durch Zufall und Geistesgegenwart entkommt sie verletzt einem brutalen Massaker, dessen Ziel offenbar lediglich sie hätte ...

Die Polizistin Reid arbeitet undercover als Prostituierte in einem kleinen Bordell. Durch Zufall und Geistesgegenwart entkommt sie verletzt einem brutalen Massaker, dessen Ziel offenbar lediglich sie hätte sein sollen. Und doch verläuft sich von ihr jede Spur; sie bleibt einfach verschwunden…

Adrian Miles und Imogen Grey werden mit der Suche nach Bridget Reid und der Aufklärung des Mehrfachmordes beauftragt. Im Zuge dieser Ermittlung sieht Grey sich unerwartet ihrem früheren Partner bei der Polizei Sam Brown gegenüber, der nach ihrer Auffassung unentschuldbaren Verrat an ihr begannen hat. Und letztlich stellt sich die entscheidende Frage: wem kannst Du wirklich vertrauen?

„The Secret“ ist ein solider Thriller. Parallel wird die Fahndungsarbeit begleitet und eine Art biografischer Lebenslauf einer zunächst unbekannten Person entfaltet. Schnell ergibt sich anhand der Ermittlungen ein weiterer Handlungsstrang, welcher in die Vergangenheit von DS Grey reicht, was scheinbar die aktuellen Ermittlungen beeinflusst. Ich erfahre Einzelheiten aus dem Leben von Imogen Grey, so dass ich sie sehr gut kennenlerne und ihr Handeln besser einordnen kann. Und letztlich liegt hier sogar ein Teil der Lösung verborgen.

Ich durfte das Buch im Rahmen einer Schnell-Leserunde bei der lesejury.de lesen. Die Pflicht zum schnellen Lesen war ein Leichtes, da das Buch mich schnell für sich begeisterte und die Storyline mich gefesselt hat. Katerina Diamond erzeugt eine Spannung, die mich durch das Buch begleitet und mich dem Finale entgegenstreben lässt. Obwohl es viel Brutalität gibt, fügt sich diese doch „harmonisch“ in die Handlung ein und hinterlässt keinen Nachgeschmack unnötigen Effekterheischens. Wer Thriller mag, sollte dieses Buch lesen.

„Er weiß, wer Du wirklich bist“ ist der zweite Teil der Thriller-Serie um das Ermittlerduo DS Grey und Miles. Am Anfang des Buches hatte ich ein wenig Schwierigkeiten, Dinge der korrekten Zeit zuzuordnen, da ich den ersten Band nicht gelesen habe. Im Zuge der Handlung wird jedoch alles so aufgerollt, dass mir diese Unkenntnis keinen Nachteil hinsichtlich des Lesegenusses bereitet hat.


Katerina Diamond, The Secret – Er weiß, wer Du wirklich bist, eBook, Thriller, beTHRILLED Bastei Entertainment Verlag, 6,99 €, 359 Seiten, Erscheinungstermin 01.10.2018

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Handlung
  • Spannung
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 01.10.2018

Spinnenbiss

Der Zorn der Einsiedlerin
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Kommissar Adamsberg genießt eine Auszeit auf Island als er wegen eines Mordfalls nach Paris zurückbeordert wird. Seine Mitarbeiter freuen sich, dass nun der gewohnte Gang im Revier wieder Einzug halten ...

Kommissar Adamsberg genießt eine Auszeit auf Island als er wegen eines Mordfalls nach Paris zurückbeordert wird. Seine Mitarbeiter freuen sich, dass nun der gewohnte Gang im Revier wieder Einzug halten wird; doch Adamsberg verweigert zunächst seine geistige Rückkehr, hat sich nicht in den Fall eingelesen. Eine Frau wurde von einem SUV überfahren und getötet. Als Täter kommen Ehemann und Liebhaber in Frage.

Parallel macht die Nachricht zweier Tode älterer Männer im Süden die Runde. Offenbar sind sie am Biss einer Einsiedlerspinne verstorben. Dieses Thema packt Adamsberg im Nacken und versetzt ihn in größtes Unbehagen. Zunächst hinter den Kulissen recherchiert er die Umstände und ahnt, dass es sich in Wirklichkeit um Mord handelt, was wissenschaftlich betrachtet völlig unmöglich ist.

Fred Vargas und ihr Ermittlerteam um Kommissar Adamsberg sind wie nach Hause kommen. Vertraut sind mir die jeweiligen Eigenarten der Protagonisten, die Arbeitsweise im Team und die teilweise unkonventionelle Art der Ermittlung. Ich habe mir ein Bild von jedem Einzelnen gemacht und freue mich über das Wiedersehen. Und doch ist die Stimmung im Kommissariat dieses Mal anders, was mich zunächst etwas betrübt, letztlich jedoch den Spannungsbogen in besonderer Weise ermöglicht.

Der Autorin gelingt es, durch zunächst zwei parallele Ermittlungen sowie diverse Nebenschauplätze ein schönes Gleichgewicht von Spannung und Entspannung zu erzeugen, so dass ich mich im Fluss der Handlung wohl fühle. Im letzten Drittel des Buches beschleicht mich eine Ahnung hinsichtlich der möglichen Lösung der Fälle, was jedoch keinen negativen Einfluss auf das kriminalistische Lesevergnügen nimmt.

„Der Zorn der Einsiedlerin“ ist ein solider Kriminalroman mit „echten Typen“ als Protagonisten und teilweise untypischer Ermittlungsarbeit. Für mich eine absolute Lese-Empfehlung für Krimi-Fans!

Ich durfte dieses Buch als eBook vorab auf Jellybooks.de lesen.


Fred Vargas, Der Zorn der Einsiedlerin, eBook, Kriminalroman, Limes Verlag, 18,99 €, 512 Seiten, Erscheinungstermin 29.10.2018

Veröffentlicht am 12.09.2018

Wettlauf, nicht nur gegen die Zeit

Vier Tage in Kabul
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Amanda Lund, Kriminalkommissarin und Unterhändlerin der schwedischen Polizei, bildet derzeit Sicherheitskräfte in Afghanistan aus. Zwei schwedische Diplomaten werden vermisst, sie wurden mutmaßlich entführt, ...

Amanda Lund, Kriminalkommissarin und Unterhändlerin der schwedischen Polizei, bildet derzeit Sicherheitskräfte in Afghanistan aus. Zwei schwedische Diplomaten werden vermisst, sie wurden mutmaßlich entführt, so dass Lund von ihrem derzeitigen Einsatz abgezogen und nach Kabul beordert wird, um zwischen den Parteien zu vermitteln.
Parallel wird in einem Park in Stockholm ein ermordeter Regierungsmitarbeiter aufgefunden. Amandas Koordinator Bill Ekman ermittelt in diesem Fall.

Je tiefer die jeweiligen Ermittlungen greifen, umso undurchsichtiger scheinen die Hintergründe zu sein und auch die Ausmaße der Entführung einerseits, des Mordes andererseits werden unübersichtlich und lassen eine Beteiligung aus höheren Kreisen vermuten. Auch ein Zusammenhang beider Ereignisse lässt sich nicht verleugnen. Amanda tritt in einen Wettstreit gegen die Zeit und einen unsichtbaren, mächtigen Gegner, da ihr oberstes Ziel die Befreiung der lebenden Geiseln darstellt. Was in einer politisch brisanten Atmosphäre Afghanistans und als Frau Flexibilität und Ideenreichtum erfordert.

Anna Tell schmeißt den Leser unmittelbar in eine Kampfhandlung mitten in Afghanistan und setzt die Messlatte für Spannung in diesem Thriller somit direkt sehr hoch an. „Vier Tage in Kabul“ habe ich in drei Lese-Abschnitten durchgelesen. Das Buch hat mich die ganze Zeit gut unterhalten. Der Plot wurde m. E. gut mit Leben gefüllt und auch die Protagonisten habe ich gerne begleitet und kennengelernt. Die Kampfhandlungen kommen ohne überbordende Gewalt aus und die Autorin verfolgt konsequent die Storyline. Ich erfahre auch Privates über die Darsteller, was jedoch angenehm kurz und angemessen stattfindet. Die Hochspannung der Eingangssequenz hat sich jedoch im Laufe des Weiterlesens für mich nicht in dieser Weise wiederholt, was mein Lesevergnügen keinesfalls geschmälert hat.

„Vier Tage in Kabul“ ist für mich ein solider Thriller. Anna Tell gelingt es, mich an das Buch zu fesseln. Mehr muss ein Thriller für mich nicht „können“…


Anna Tell, Vier Tage in Kabul, broschiert, Thriller, rowohlt Polaris Verlag, 14,99 €, 368 Seiten, Erscheinungstermin 21.08.2018