Profilbild von Nabura

Nabura

Lesejury Star
offline

Nabura ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Nabura über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Vier bittersüße Geschichten über die Liebe

Die vier Jahreszeiten des Sommers
1

n einem Tag im Sommer, dem 14. Juli 1999, treffen am nordfranzösischen Badeort Le Touquet vier Geschichten aufeinander. Der fünfzehnjährige Louis versucht, das Herz der dreizehnjährigen Victoria zu erobern. ...

n einem Tag im Sommer, dem 14. Juli 1999, treffen am nordfranzösischen Badeort Le Touquet vier Geschichten aufeinander. Der fünfzehnjährige Louis versucht, das Herz der dreizehnjährigen Victoria zu erobern. Isabelle ist bereits 35 und alleinerziehend, ihr Mann hat sie überraschend verlassen und immer wieder wandern ihre Gedanken zu ihrer Jugendliebe zurück. In einer erkalteten Ehe lebt hingegen die fünfundfünfzigjährige Monique, deren drei Kinder das Haus bereits verlassen haben und die sich ein anderes Leben wünscht. Und ein über fünfzig Jahre verheiratetes Paar kommt an jenem Tag mit einem ganz bestimmten Plan nach Le Touquet.

Das Cover des Buches zeigt Meer und Strand, außerdem zwei Personen, die dem Betrachter den Rücken zuwenden. Woran die beiden wohl denken – aneinander oder an jemand anderen? In Verbindung mit dem Titel verspricht das Buch eine sommerliche Lektüre, die von verschiedenen Phasen und Stimmungen geprägt ist.

Das Buch erzählt vier Kurzgeschichten, die sich am letzten französischen Nationalfeiertag des 20. Jahrhunderts überschneiden, wodurch ein großes Gesamtbild entsteht. Nacheinander lernte ich die vier Erzähler kennen, deren Gedanken vor allem durch eins geprägt sind: Die Liebe. Diese zeigt sich in den verschiedenen Geschichten in ganz unterschiedlichen Ausprägungen und Phasen: Mal im Erblühen, mal schon lange vergangen, mal in einer Krise oder über die Jahre gewachsen und gefestigt. Wie die Liebe selbst befinden sich die Charaktere in ganz unterschiedlichen Phasen ihres Lebens, und so tauchte ich in völlig verschiedene Gedankenwelten ein.

Die Atmosphäre des Buches ist vor allem melancholisch, die Charaktere setzen sich intensiv mit ihrer Liebe auseinander und erleben sowohl in der Gegenwart als auch im Rückblick so manche Hochs und Tiefs. Gemeinsam mit ihnen erlebt man als Leser so manche bittersüße Momente, die mich sehr berührt haben. Vor allem die vierte und letzte Geschichte hat mich sehr ins Nachdenken gebracht. Den Verlauf der dritten Geschichte konnte ich hingegen von Beginn an vorhersehen, weil eine Folge der Serie „Modern Family“ einen ganz ähnlichen Verlauf nimmt.

Mit dem Abschluss der vierten Geschichte schließt sich auch der Kreis der Verbindungen zwischen den Erzählern. Ich fand es sehr schön, dass die Handlungen nicht für sich allein stehen, sondern gemeinsam noch etwas Größeres erschaffen. Auch fand ich es gelungen, dass ich auf den letzten Seiten noch einmal ganz kurz zu jeder der vier Geschichten zurückkehren durfte und erfuhr, was nach den intensiven Phasen, in die mir die Erzähler zuvor einen Einblick gewährt hatten, geschah. Für mich ein wirklich gelungener Abschluss dieses nachdenklichen Sommerromans.

„Die vier Jahreszeiten des Sommers“ nimmt den Leser mit in das Leben und die Liebesgeschichten vier ganz verschiedener Charaktere. Sie alle sind in völlig verschiedenen Phasen, sowohl was ihr Alter als auch was ihre Liebe angeht, und doch kreuzen ihre Wege sich an einem Tag im Sommer. Mich haben die bittersüßen Momente der Liebe, an denen ich teilhaben durfte, berühren können. Sehr gerne empfehle ich das Buch weiter.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Buch für alle, die Streiche mögen!

Wir sind nicht zu fassen
0

An der Asheville-Highschool gibt es seit Jahrzehnten den Chaos-Club, der bekannt ist für seine legendären Streiche, bei denen er noch nie erwischt wurde. Deshalb kann es Max kaum glauben, als ausgerechnet ...

An der Asheville-Highschool gibt es seit Jahrzehnten den Chaos-Club, der bekannt ist für seine legendären Streiche, bei denen er noch nie erwischt wurde. Deshalb kann es Max kaum glauben, als ausgerechnet er, dessen Durchschnittlichkeit ihn in der Schule beinahe unsichtbar macht, vom Club eingeladen wird. Der Treffpunkt soll der Wasserturm bei der Schule am späten Abend sein, wo er auf vier Mitschüler trifft, die die gleiche Einladung erhalten haben. Doch trotz aller Vorsicht werden die fünf hereingelegt und sinnen auf Rache. Durch eigene Streiche wollen sie die Mitglieder des Chaos-Clubs identifizieren. Ob der Plan gelingen wird?


Ich habe das Buch überraschend erhalten und habe ehrlich gesagt mit Titel und Cover zu Beginn wenig anfangen können. Eine gehörnte Kuh blickt den Leser an, über ihren Hörnern in krakeliger Schrift das Versprechen, dass man nicht zu fassen sei. Neugierig, ob es denn überhaupt etwas für mich ist, startete ich in die Geschichte.


Von Beginn an legt das Buch ein gutes Tempo vor und macht den Leser mit Max bekannt. Die erste Überraschung für mich war, dass er älter ist, als ich vermutet hätte, nämlich sechzehn. Innerhalb weniger Seiten lernt man vier seiner Mitschüler kennen, mit denen er gemeinsam in die Falle tappt. Aus fünf ganz verschiedenen Jungen und Mädchen, die höchstens gemeinsam haben, keine Chance auf den Sieg im Beliebtheitswettbewerb zu haben, wird im Nu eine verschworene Gemeinschaft. Sie alle haben ihre kleinen Macken und wurden mir trotzdem oder vielleicht gerade deshalb schnell sympathisch. Ihr Plan, nun selber Streiche zu planen, versprach eine chaotisch-lustige Geschichte.


Der Autor schlägt einen lockeren, aber nicht zu jugendlichen Tonfall an, der meinen Geschmack traf. Eine tolle Idee waren die „Gangsterregeln“, die Max beim Filme schauen gelernt hat und nun selber anwenden will. Mit dem humorlos-cholerischen Lehrer Stranko und dem mysteriösen Chaos-Club kämpfen „Die fünf vom Wasserturm“ gleich an zwei Fronten. Wer kreative Streiche klasse findet, kommt dabei auf seine Kosten. Sowohl Max und seine Freunde als auch der Chaos-Club starten eine ganze Reihe an Aktionen.


Die verschiedenen Streiche stehen im Mittelpunkt der Geschichte und sind vom Typ her ziemlich verschieden – mal kreativ, mal etwas eklig, mal zerstörerisch. Mir haben die verschiedenen Aktionen unterschiedlich gut gefallen. Einige fand ich total unterhaltsam und hätte so etwas zu gern einmal selber erlebt, bei anderen kam ich über ein gequältes Lächeln nicht hinaus oder stolperte darüber, dass es in diesem Ausmaß niemals wirklich funktionieren würde.


Die Streiche sind über das ganze Schuljahr verteilt, und in dieser Zeit entwickeln sich auf die einzelnen Mitglieder der Wasserturm-Clique weiter. Vor allem Max hinterfragt immer wieder die Pläne und Ziele, diese nachdenklichen Phasen wirkten auf mich, als wolle der Autor – ein amerikanischer Lehrer – seinen Lesern noch ein wenig Moral mit auf den Weg geben. Diese kurzen Phasen der Reflexion fand ich trotzdem gut, denn der Spaß geht dabei nie ganz verloren und der Spaß blieb immer im Vordergrund. Für den finalen Streich zieht der Autor alle Register und konnte sich noch einmal übertreffen. Nur die allerletzten Seiten haben mich etwas enttäuscht, denn hier wird in Windeseile ein Türchen gebaut, das den Weg in eine mögliche Fortsetzung offen lässt, die allerdings laut Aussage des Autors noch nicht sicher ist.


Meine anfängliche Frage, ob „Wir sind nicht zu fassen“ etwas für mich ist, kann ich nach dem Lesen mit einem klaren Ja beantworten. Dieses Buch über Streiche mit nur einer kleinen Prise Moral macht großen Spaß. Wer einen guten Streich zu würdigen weiß, dem wird diese Geschichte bestimmt gefallen!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Spannende Fortsetzung mit vielen Schlachten und politischem Ränkespiel

Red Rising - Im Haus der Feinde
0

Über zwei Jahre ist es her, dass Darrow zu einem Goldenen wurde und sich am Institut beweisen musste. Dort hat er Freunde und Verbündete gewonnen, sich aber auch Feinde gemacht. Nun soll er sich als Lanzenträger ...

Über zwei Jahre ist es her, dass Darrow zu einem Goldenen wurde und sich am Institut beweisen musste. Dort hat er Freunde und Verbündete gewonnen, sich aber auch Feinde gemacht. Nun soll er sich als Lanzenträger des Hauses Augustus eine Flotte verdienen. Doch Darrow droht, in Ungnade zu fallen – will der Patriarch des Hauses Augustus ihm etwa der Familie Bellona zum Fraß vorwerfen, die ihn unbedingt tot sehen will? Eins ist sicher: Darrow wird nicht kampflos aufgeben. Er hat seine eigene Strategie, um auf dem politischen Parkett zu bestehen und seine eigenen Pläne umzusetzen. Und auch die Söhne des Ares haben ihn nicht vergessen…

Nach dem actiongeladenen, düsteren Auftakt der Trilogie habe ich mich sehr auf ihren zweiten Teil gefreut. Wie wird es für den Roten im Körper eines Goldenen weitergehen, nachdem der das Institut hinter sich gelassen hat? Als Lanzenträger des Hauses Augustus dient er nun Nero au Augustus, dem Mann, der in Darrows altem Leben die Exekution seiner Frau Eo angeordnet hat. Ohne große Rekapitulation der Ereignisse wurde ich mitten in die Handlung geworfen, die über zwei Jahre nach Darrows Sieg im Institut beginnt.

Darrow wurde von seinem Haus an die Akademie geschickt, die nun kurz vor dem Abschluss steht. Auf den ersten Seiten wird der Leser gleich Zeuge der entscheidenden Weltraumschlacht. Der Autor fährt gleich schwere Geschütze auf und bietet einen actionreichen, brutalen Kampf, in dem hunderte Leben auf dem Spiel stehen. Was in den zwei Jahren dazwischen passiert ist, erfährt man nur bruchstückhaft. Stattdessen ließ ich mich auf Darrows neue Position ein und folgte ihm auf seinem weiteren Weg nach vorn, ohne zurückzublicken.

Der Autor bleibt seinem Rezept in diesem Buch treu. Er bietet dem Leser eine Menge an Kämpfen auf Leben und Tod, in denen es äußerst brutal zugeht und eine derbe Sprache gesprochen wird. War der erste Teil noch auf das Überleben am Institut beschränkt, geht es nun um Konflikte in der Weltengesellschaft. Darrow muss den politischen Ränkespiel voller Intrigen, Verrätern, Plänen und Gegenplänen seinen eigenen Kopf behalten, seine Freunde beschützen und gleichzeitig an der Verwirklichung seines größeren Plans einer Revolution arbeiten. Das Tempo ist sehr hoch und immer wieder kommt es zu überraschenden Wendungen. Wem kann er wirklich vertrauen? Und wer ist jederzeit bereit, die Seiten zu wechseln?

Viele der Charaktere sind schon aus dem ersten Teil bekannt, sie entwickeln sich in diesem Teil weiter und man lernt sie besser kennen. Dennoch blieben einige von ihnen undurchsichtig und ihre Handlungen schwer einzuschätzen. Das Buch ist erneut aus der Ich-Perspektive Darrows geschildert, sodass ich einen äußerst subjektiven Blick auf das Geschehen erhielt. Er ist ruhelos, immer mitten im Geschehen und gleichzeitig schon bei der Planung des nächsten Schritts.

Manchmal fiel es mir schwer, auf Basis von Darrows Schilderungen den Überblick zu wahren. Hier hätte dem Buch die eine oder andere Verschnaufpause gut getan, um einige Dinge zu sortieren. Dass sich Darrow als Über-Mensch präsentiert, dem immer wieder absolut unmögliches gelingt, muss man einfach akzeptieren. Immerhin muss er dafür auch so manch bitteren Tribut zahlen. So las ich mich durch große Schlachten, entscheidende Zweikämpfe, große Reden und geheime Absprachen bis hin zu einem weiteren großen Knall am Ende, der mich neugierig auf den dritten und letzten Teil der Reihe gemacht hat, der im September 2016 erscheint.

In „Red Rising. Im Haus der Feinde“ muss sich Darrow neuen Herausforderungen stellen, um seinem großen Ziel einer Revolution näher zu kommen. Der Schwerpunkt des Buches liegt klar auf Action, durch die der Leser mitgerissen wird. Mir fiel es allerdings manchmal schwer, das große Ganze im Blick zu halten. Insgesamt konnte mich das Buch mit seinen Schlachten und Intrigen sehr gut unterhalten. Fans von actionreicher, düsterer Sci-Fi sind bei dieser Reihe absolut richtig!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Hängen die Morde an der Fischerin und der Delfinforscherin zusammen?

Bretonische Flut
0

Mitten in der Nacht wird Kommissar Dupin von einem Anruf aus dem Bett gerissen: In der Fischauktionshalle am Hafen von Douarnenez wurde eine Tote gefunden. Die Frau, die rasch als eine Küstenfischerin ...

Mitten in der Nacht wird Kommissar Dupin von einem Anruf aus dem Bett gerissen: In der Fischauktionshalle am Hafen von Douarnenez wurde eine Tote gefunden. Die Frau, die rasch als eine Küstenfischerin identifiziert wird, lag mit durchgeschnittener Kehle in einem Container mit Fischabfällen. Schon bei den ersten Befragungen wird für Dupin deutlich, dass die Tote sich mit ihrem Kampf für die Umwelt und gegen verbotene Methoden der Fischerei nicht nur Freunde gemacht hat. Kurz darauf wird eine zweite Leiche auf der nahe gelegenen Ile de Sein gefunden. Eine Delfinforscherin, ebenfalls mit durchgeschnittener Kehle, die wie die erste Tote auf der Insel wohnte. Dupin begibt sich auf die Suche nach dem Motiv des vermeintlichen Doppelmörders – und muss dazu in alle Richtungen ermitteln.

Ein neuer Sommer bringt in inzwischen gewohnter Manier auch wieder einen neuen Fall für Kommissar Dupin mit sich, auf den ich mich schon sehr gefreut habe. Neugierig startete ich in die Geschichte und traf gleich auf einen relativ schlecht gelaunten Dupin, der noch vor seinem ersten café am Morgen schon zu einer Leiche gerufen wird. Rasch ist der Kommissar aber wieder in seinem Element, macht es sich im nahegelegenen Restaurant gemütlich und beginnt, durch gezielte Fragen mehr über die Tote herauszufinden.

Nur wenige Seiten später gibt es schon eine zweite Tote und Dupin gerät unter Druck. Beide Frauen wohnten auf der gleichen Insel, doch welchen Grund könnte jemand haben, sie beide zu ermorden? Was hat die taffe Fischerin und die menschenscheue Forscherin verbunden? Dupin macht sich auf in Richtung Ile de Sein, um mehr darüber zu erfahren. Dazu muss er Fragen in alle Richtungen stellen: Wem war die engagierte Fischerin ein Dorn im Auge? Woran hat die Forscherin zuletzt gearbeitet? Für meinen Geschmack holten Dupins Gesprächspartner aber etwas zu weit aus, sodass die Handlung nur träge in Gang kam und ich einige Längen erlebte.

Dupin erhält natürlich auch dieses Mal wieder Unterstützung von Kadeg, Riwal und Nolwenn. Die vier sind inzwischen ein eingespieltes Team. Nolwenn arbeitet diesmal unter erschwerten Umständen, die ich amüsant fand. Ansonsten gibt es diesmal allerdings so gut wie keine Einblicke ins Leben der Ermittler. Der Leser lernt auch wieder so manche neue Charaktere kennen. Am interessantesten fand ich den Schüler Anthony, ein Schlitzohr mit einer unglaublich guten Auffassungsgabe, sowie den Fischerkönig Morin, der sich aalglatt gibt und Gerüchte über diverse Verbrechen an sich abprallen lässt.

Ab der Hälfte des Buches nimmt die Spannung zu, denn aus den chaotischen Ermittlungen in alle Richtungen kristallisiert sich endlich eine Spur, die Ahnung eines Themas, heraus. Endlich gelang es der Geschichte, mich wirklich zu fesseln. Bald wird es auch noch einmal richtig brenzlig und ich fieberte mit, worauf all die Ereignisse wohl hinauslaufen werden. Nach dieser sehr starken Phase war ich mit den letzten Seiten leider nicht hundertprozentig zufrieden, denn auch wenn ich ab einem gewissen Zeitpunkt schon damit rechnete hätten für mich noch ein, zwei Fragen mehr beantwortet werden dürfen.

In „Bretonische Flut“ ermittelt Dupin in gleich zwei Mordfällen, die auf den gleichen Täter hindeuten und unweigerlich die Frage nach der Verbindung zwischen den beiden Toten aufwerfen. Für seine Befragungen muss er unter anderem die Ile de Sein besuchen und erhält Einblicke in die Fischerei und Forschung. Für mich kam die Geschichte sehr spät in Schwung. Wer sich vor allem für die Geschichte der Gegend, ihre Kultur und ihre Mythen interessiert, wird voll auf seine Kosten kommen. Ich fand diesen Fall gut, aber schwächer als die vorherigen, weshalb ich knappe vier Sterne vergebe.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Wenn Technik mehr kann, als du ahnst

T.R.O.J.A. Komplott
0

In der Zukunft tragen alle Menschen Nanobots im Körper, mit denen ihr Gesundheitszustand überwacht werden kann. Diesen verdankt es Nico auch, dass ihm in seinem letzten Gesundheitstest vor der Ernennung ...

In der Zukunft tragen alle Menschen Nanobots im Körper, mit denen ihr Gesundheitszustand überwacht werden kann. Diesen verdankt es Nico auch, dass ihm in seinem letzten Gesundheitstest vor der Ernennung zum FBI-Agent verordnet wird, bis auf weiteres auf Koffein und Fleisch verzichten zu müssen. Das versetzt seiner Freude, endlich ein Agent zu sein, aber nur einen kleinen Dämpfer. Als er für ein streng geheimes Projekt rekrutiert wird, muss er jedoch erfahren, dass die Nanobots mehr können, als der Öffentlichkeit bekannt ist.

In der Zwischenzeit spitzt sich die Situation für Beta, die sich mit dem Kellnern und gelegentlichem Trickbetrügen über Wasser hält, immer weiter zu. Ihr Gesundheitsstatus wurde auf rot gesetzt, weil sie sich dringend ärztlich behandeln lassen soll. Als dann ein Mord in ihrem Umfeld passiert und sie eine mysteriöse Botschaft findet, weiß sie, dass sie die Stadt schleunigst verlassen muss.

Das Buch beginnt mit einem Prolog, der die Gefahr der Gesamtsituation deutlich macht. Nico erwacht aus der Bewusstlosigkeit, mit viel zu dünnen Sachen mitten im Schnee, und muss hinter einem verunglückten Wagen eine Leiche entdecken. Was ist geschehen? Auf die Beantwortung dieser Frage muss der Leser noch eine ganze Weile warten, denn das Buch springt zunächst vier Wochen in die Vergangenheit.

Nico lernt man kurz vor seiner Ernennung zum FBI-Agenten kennen. Seinen Ehrgeiz merkt man ihm gleich an. Nach der Ausbildung brennt er nun darauf, in den aktiven Dienst einzutreten und damit in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. Gleichzeitig lernt der Leser Beta kennen, deren Kapitel sich mit denen Nicos meist abwechseln. Sie lebt eher in den Tag hinein und versucht, sich irgendwie über Wasser zu halten. Meist handelt sie impulsiv und immer wieder auch gegen das Gesetz. Dies ist aufgrund ihrer verzwickten Situation aber nicht verwunderlich, und so wurde mir Beta noch schneller sympathisch als Nico.

Die Verbindung zwischen Nico und Beta offenbart sich erst nach einer Weile, denn insgesamt braucht die Geschichte einige Zeit, um in Schwung zu kommen. Sie nimmt sich ihre Zeit, die Hauptcharaktere vorzustellen und den Leser über die Funktionsweise und Akzeptanz der Nanobots aufzuklären. Andere gesellschaftliche und technische Entwicklungen der Zukunft werden angedeutet, aber nicht näher ausgeführt. Der Fokus der Geschichte liegt damit klar auf den Nanobots und der Leser erhält in diesem Einzelband nur die Informationen, die er zum Verständnis der Handlung braucht. Neben den Kapiteln über Nico und Beta werden auch immer wieder Kapitel über die Köpfe hinter den Nanobots und ihre Entscheidungen eingebaut, damit man als Leser die Rollen der beiden Charaktere noch besser versteht.

Auch wenn der Prolog die Vermutung nahe legt, ist dieses Buch nicht von offener Action, sondern eher von untergründiger Spannung geprägt. Nico verbringt viel Zeit in der Einsatzzentrale, während Beta per Anhalter an ihr Ziel gelangen möchte. Das sorgte für gelegentliche Längen, doch gleichzeitig ließen mich die Erkenntnisse über die Nanobots, ihre Einsatzmöglichkeiten und die zahlreichen Konsequenzen, die sich daraus ergeben mitfiebern, in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln wird. Wird Nico den Befehlen seiner Vorgesetzten ungefragt Folge leisten? Was wird mit Beta geschehen, falls sie das Ziel ihrer Reise erreicht? Ein Showdown, in dem es für alle Charaktere noch einmal besonders gefährlich wird, rundete das Buch schließlich gelungen ab.

„T.R.O.J.A. Komplott“ bietet ein Zukunftsszenario, bei dem nach und nach offenbar wird, in welch gefährliche Richtung sich der Einsatz von Nanobots im Körper entwickelt. Nico und Beta sind zwei völlig unterschiedliche, interessante Protagonisten, deren Leben durch von dem Einsatz der Nanobots in ganz spezieller Weise beeinflusst wird. Das Buch zeichnet sich vor allem durch seine untergründige Spannung aus. Wer Dystopien mag, bei denen es auch einmal ruhiger zugehen darf, dem empfehle ich das Buch gerne weiter.