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Veröffentlicht am 04.01.2017

Ist diese Gesellschaft wirklich so perfekt, wie sie sein will?

Flawed – Wie perfekt willst du sein?
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Die siebzehnjährige Celestine ist mit ihrem Leben rundum zufrieden: Sie stammt aus einer einflussreichen Familie, hat tolle Noten und mit Art einen süßen Freund. Arts Vater Bosco Crevan ist einer der mächtigsten ...

Die siebzehnjährige Celestine ist mit ihrem Leben rundum zufrieden: Sie stammt aus einer einflussreichen Familie, hat tolle Noten und mit Art einen süßen Freund. Arts Vater Bosco Crevan ist einer der mächtigsten Männer im Land, er ist der oberste Richter der sogenannten Gilde, die beurteilt, ob Menschen fehlerhaft sind, sich also in der Gesellschaft moralisch oder ethisch falsch verhalten haben. Bislang hat sich Celestine darum nicht allzu viele Gedanken gemacht und findet das Vorgehen der Gilde grundsätzlich richtig. Doch als ihrer Nachbarin und Klavierlehrerin der Prozess gemacht wird, kommt sie ins Nachdenken. Schließlich gerät sie in ein Dilemma und muss sich entscheiden, ob sie nach Bauchgefühl und Überzeugung handelt oder sich an die Regeln hält. Celestines Sicht auf die Gilde wird danach nicht mehr dieselbe sein…

Als ich hörte, dass Cecilia Ahern ihren ersten All-Age-Roman beziehungsweise gleich eine Dilogie in diesem Genre geschrieben hat, war mein Interesse sofort geweckt. Eine Gesellschaft, die nach Perfektion strebt und dabei Fehlerhaften den Prozess macht, klang nach einer spannenden Grundidee. Die Protagonistin Celestine lernt man bei einer Feier kennen, zu der ihre Eltern ihre Nachbarn, die Crevans und die Tinders, eingeladen haben. Was als unterhaltsames Abendessen geplant ist endet aber schon vor dem ersten Gang im Fiasko, denn Angelina Tinder wird von Whistleblowern abgeholt, die vermeintlich Fehlerhafte in Gewahrsam nehmen. Celestines heile Welt bekommt nach wenigen Seiten erste Risse.

Sehr schnell bekam ich als Leserin einen ersten Überblick darüber, was die Gilde tut und was es heißt, von ihr als fehlerhaft verurteilt zu werden. Im Gegensatz zu Kriminellen werden sie nicht eingesperrt, sondern je nach Art ihres Vergehens an einer anderen Stelle gebrandmarkt und sind zu einem isolierten Leben inmitten der Gesellschaft verdammt. Das Prinzip ist schnell verstanden, doch ich hätte mir noch mehr Informationen zur Gesellschaft gewünscht. Wie kam es dazu, dass die Gilde zu einer permanenten Institution wurde und vom Großteil der Bevölkerung so befürwortet wird?

Schnell merkt man als Leser, dass das Vorgehen der Gilde alles andere als fair, ja eigentlich ziemlich willkürlich ist. Und Celestine, die bislang ziemlich naiv wirkte, scheint eine der wenigen zu sein, denen das auffällt. Der Anlass, der die Dinge ins Rollen bringt, stand für mich in keinem Verhältnis zu den Reaktionen. Ich konnte einfach nicht glauben, dass es in all den Jahren noch keinerlei offenen Protest gab, durch diese vereinfachten Darstellungen verlor das Buch für mich an Glaubwürdigkeit. Als es dann auch noch einige eklige Szenen gab, geriet mein Lesefluss zunehmend ins Stocken.

In der zweiten Buchhälfte hat die Geschichte dann noch einmal deutlich zugelegt und meine Gunst stückweise zurückerobert. Endlich bricht Celestine aus der abgeschirmten Welt aus, in der sie all die Jahre gelebt hat, und sie und der Leser erfahren mehr über die politischen Vorgänge und gut gehütete Geheimnisse. Die Protagonistin, die sich schon früh als überraschend mutig offenbart hat, macht eine tolle Entwicklung durch und wählt ihre Kämpfe klug und sorgfältig aus. Dass sie immer noch ein Teenager ist, wird in Momenten klar, in denen sie ihren Gefühlen freien Lauf lässt. Das machte sie nahbar und hat mir gut gefallen. Neben all den turbulenten Vorgängen rund um die Gilde, Presse, Vertrauen und Verrat spielt ihre Familie und ihr Freund eine wichtige Rolle und es gab einige berührende Momente. Die Mischung zwischen Celestines Agieren in der Öffentlichkeit und im Privaten, verbunden mit verschiedensten Herausforderungen, ist der Autorin absolut gelungen.

Indem ich immer mehr darüber erfuhr, was in der Politik geschieht und welche Pläne einzelne Personen verfolgen, verstand ich Zusammenhänge zunehmend besser und die Spannung stieg an. Wer wird sein Ziel erreichen, wer wird von den anderen gestoppt? Wem kann Celestine vertrauen, und wer nutzt sie für seine Zwecke aus oder will sie nur aushorchen? Der erste Teil endet mit einem vielversprechenden Cliffhanger, der große Lust machte, im zweiten Teil weiter nach Antworten auf diese Fragen zu suchen.

„Flawed. Wie perfekt willst du sein?“ erzählt die Geschichte von Celestine, die in einer Gesellschaft lebt, in der moralische oder ethische Fehltritte mit Brandmarkung und gesellschaftlicher Ächtung bestraft werden. Als die Protagonistin beginnt, Dinge zu hinterfragen, wird es für sie bald gefährlich. Das Buch bietet eine gute Mischung aus Gefühl, Spannung und so manchen Szenen, in denen man gemeinsam mit Celestine leidet. Für den ersten Teil der Dilogie vergebe ich knappe vier Sterne.

Veröffentlicht am 04.01.2017

Geniale Idee mit abwechslungsreicher Umsetzung

Weltenriss
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Seit einem Ereignis vor bald einhundert Jahren, das gemeinhin als Große Disruption bekannt ist, ist die Welt eine andere. Sie wurde in zahlreiche Teile gerissen, die alle in unterschiedliche Zeitalter ...

Seit einem Ereignis vor bald einhundert Jahren, das gemeinhin als Große Disruption bekannt ist, ist die Welt eine andere. Sie wurde in zahlreiche Teile gerissen, die alle in unterschiedliche Zeitalter katapultiert wurden. Sophia lebt im Boston des Jahres 1891, in einem Land namens Neu-Okzident. Seit ihre Eltern vor vielen Jahren bei einer Forschungsreise zu den Päpstlichen Staaten verschwunden sind, lebt sie bei ihrem Onkel, dem berühmten Kartologen Shadrack Elli.

Als das Parlament von Neu-Okzident beschließt, in wenigen Wochen die Grenzen zu schließen, beginnt Shadrack, Sophia im Lesen besonderer Karten zu unterrichten. Gemeinsam wollen die beiden vor der Schließung das Land verlassen, um nach Sophies Eltern zu suchen. Doch dann wird Shadrack entführt. Um ihn zu retten, muss sich Sophia allein auf den Weg ins Unbekannte machen…

Der Geschichte vorangestellt sind einige Karten, die mich neugierig auf die im Buch zu entdeckende Welt machten. Man sieht die uns bekannte Welt, jedoch mit ungewöhnlichen Bezeichnungen wie „Alt-Patagonien“ über Südamerika oder „Verbotenes Empire“ über Nordeuropa. Der Prolog ist ein Augenzeugenbericht von Elizabeth Elli, Sophias Urgroßmutter, die vom Moment der Großen Disruption erzählt, in welchem die Erde auseinanderbrach. Wie es sich wohl in so einer durcheinandergebrachten Welt lebt? Darüber wollte ich gern mehr erfahren.

Sophia, die Protagonistin der Geschichte, lernt man an einem Tag kennen, der die Dinge entscheidend ins Rollen bringt. Trotz einer flammenden Rede ihres Onkels beschließt das Parlament mit der Begründung, sich von Räubern aus den Brachlanden im Osten und Piraten von den Westindischen Inseln im Süden schützen zu wollen, die Schließung der Grenzen. Grund genug für Shadrack, Sophia endlich das Kartenlesen beizubringen und die Suche nach ihren Eltern vorzubereiten, bevor eine Ausreise nicht mehr möglich ist. Schnell war ich mittendrin in dieser fantastischen Geschichte und verstand die Konsequenzen der Vermischung verschiedenster Zeitalter auf der Erde. Meine Entdeckerlust war geweckt und ich wollte schnellstmöglich aufbrechen.

Die Vorbereitungen zogen sich für mich ein wenig in die Länge, bis schließlich Shadrack entführt wird und sich die Ereignisse überschlagen. Gut fand ich, dass Sophie trotzdem nicht allein aufbricht, sondern von dem mysteriösen und faszinierenden Theo, einem Jungen aus den Brachlanden, begleitet wird. Im ersten Moment wirkt er aufrichtig und wurde mir gleich sympathisch, doch dann macht Sophie einige Beobachtungen, welche die Frage nach seinen wahren Motiven aufwerfen. Mit dem Aufbruch der beiden kommt die Geschichte zunehmend in Schwung. Die beiden machen so manche Bekanntschaft, sowohl von der angenehmen als auch von der gefährlichen Sorte. Durch die Vermischung der Zeitalter – auch solcher aus der Zukunft – gab es hier ein riesiges Potenzial, und ich lernte unter anderem Piraten, klagende Geister und Menschen mit wundersam erscheinenden Merkmalen kennen.

Während Sophia Shadracks Hinweisen folgt, kommt es immer wieder zu spannenden Verfolgungsjagden, überraschenden Entdeckungen und interessanten Einblicken in Kultur und Geschichte der von ihr bereisten Gegenden. Parallel erfährt man, wie es Shadrack in der Zwischenzeit ergeht. Immer wieder gibt es ruhigere Phasen, doch die Bedrohung aus verschiedenen Richtungen wird zunehmend konkreter. Gespannt las ich weiter, um zu erfahren, ob Sophia ihr Ziel rechtzeitig erreicht und was genau sie herausfinden wird. Als schließlich alle Karten auf dem Tisch liegen, stieg das Tempo noch einmal deutlich an und mir wurde ein rasantes, unterhaltsames Finale geboten. Dieses beantwortet die wichtigsten Fragen und macht mit einigen Hinweisen große Lust auf den nächsten Teil dieser Trilogie.

„Weltenriss. Die Karten der verlorenen Zeit“ entführt den Leser in eine fantastische Welt, in der verschiedene Zeitalter durcheinander geraten sind. Die Idee hat mir sehr gefallen und habe Sophia gern auf ihrer abenteuerlichen Reise begleitet. Das Buch braucht etwas Zeit, um in Schwung zu kommen und bietet dem Leser dann eine tolle Mischung aus Spannung, Freundschaft und Einblicken in eine fantastische Welt. Ein gelungener Roman für alle, die Lust auf ein ideenreiches Abenteuer haben.

Veröffentlicht am 04.01.2017

Emotionale Geschichte über zwei Schwestern zur Zeit des zweiten Weltkriegs

Die Nachtigall
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Vianne und Isabelle Mauriac sind höchst verschiedene Schwestern. Ihr vom ersten Weltkrieg gebrochener Vater gab die beiden kurz nach dem Tod der Mutter in fremde Hände, als Vianne 14 und Isabelle 4 Jahre ...

Vianne und Isabelle Mauriac sind höchst verschiedene Schwestern. Ihr vom ersten Weltkrieg gebrochener Vater gab die beiden kurz nach dem Tod der Mutter in fremde Hände, als Vianne 14 und Isabelle 4 Jahre alt war. Während Vianne schon drei Jahre später heiratete, flog die rebellische Isabelle aus einem Internat nach dem anderen. Fünfzehn Jahre später bricht ein neuer Krieg an. Viannes Mann wird einberufen, und sie muss allein für die Sicherheit und das Wohlergeben ihrer Tochter sorgen. Isabelle hingegen will unbedingt selber aktiv werden und dem deutschen Gegner irgendwie Schaden zufügen. Im sich verschärfenden Kriegsgeschehen gehen die beiden auf ihre Weise so manches Wagnis ein…

Das Buch beginnt im Jahr 1995 und der Leser lernt eine alte, in Amerika lebende Dame kennen, die ihre Erinnerungen in einen Koffer auf dem Dachboden verbannt hat. Nun gibt sie ihr Haus auf und besteht gegenüber ihrem Sohn darauf, den Koffer mitzunehmen. Natürlich ist er neugierig und fragt, was es mit dem Kofferinhalt auf sich hat – scheinbar weiß er über diesen Teil ihrer Vergangenheit nichts. Gespannt tauchte ich in die Erinnerungen seiner Mutter ein und fand mich im Frankreich des Jahres 1939 wieder.

Hier lernte ich die Schwestern Vianne und Isabelle kennen. Die beiden gehen mit dem Kriegsbeginn in Frankreich höchst unterschiedlich um. Vianne bricht es das Herz, dass ihr geliebter Antoine die Familie verlassen muss und sie mit ihrer achtjährigen Tochter allein zurückbleibt. Isabelle ist hingegen gerade wieder aus einem Internat geflogen und kommt kurzzeitig bei ihrem Vater in Paris unter. Sie brennt darauf, irgendetwas zu tun: Vielleicht als Sanitäterin, in einer Dechiffrierabteilung oder gar als Verführerin, gegenüber welcher der Gegner die gemeinsten Pläne verrät? Ich fand es interessant, wie unterschiedlich die bodenständige, besonnene Vianne und die abenteuerlustige, mögliche Konsequenzen ausblendende Isabelle im Angesicht des aufkommenden Krieg reagieren.

Die Situation spitzt sich schnell zu und die beiden Schwestern werden Zeugen von Ungerechtigkeit, Leid und müssen sich so mancher Herausforderung stellen. Vianne versucht, für ihre Tochter stark zu bleiben und sie keiner Gefahr auszusetzen. Doch als ein deutscher Hauptmann bei ihr einquartiert wird und Freunde deportiert werden, wird das Stillhalten für sie schnell zu einer Herausforderung. Isabelle hingegen sucht zunehmend die Gefahr und setzt ihren Beschluss, den Widerstand zu unterstützen, tatsächlich um. Der Autorin ist es gelungen, für mich nachvollziehbar zu machen, wie man sich als Frau im Krieg gefühlt haben muss und wie unterschiedlich verschiedene Charaktere damit umgegangen sind. Tägliches Schlange stehen für eine winzige Portion Lebensmittel, Bekannte, die plötzlich verschwunden sind – durch die Erzählung alltäglicher Erlebnisse der Frauen konnte ich in die Zeit eintauchen.

Die Eckpunkte der Geschichte sind gut recherchiert, doch der Fokus liegt auf den Emotionen und weniger auf einem ausführlicheren Einblick in die historischen Hintergründe. Die Geschichte empfand ich als typisch Amerikanisch – viele der ausschweifend beschriebenen Szenen und romantisch-dramatischen Momente vor der Kriegskulisse lesen sich wie für einen Hollywood-Film geschrieben. Für mich schrammte das haarscharf am Kitsch vorbei und ist klar für eine weibliche Zielgruppe geschrieben. Zusätzliche Dramatik erzeugten in Windeseile getroffene Entscheidungen von Charakteren, die ich manches Mal nicht ganz nachvollziehen konnte. Doch insgesamt konnte mich das Buch fesseln und die Seiten verflogen im Nu. Der Spannungsbogen, den die Autorin schlägt, sorgte dafür, dass ich beständig weiterlesen wollte. Neugierig las ich mich durch eine ausgewogene Mischung aus bedrückenden und hoffnungsvollen Momenten bis hin zu einem sehr rührenden Schluss.
In „Die Nachtigall“ begleitet der Leser die höchst unterschiedlichen Schwestern Vianne und Isabelle durch die Jahre des zweiten Weltkriegs in Frankreich. Während sich Vianne für die Sicherheit der Menschen einsetzt, die sie liebt, will Isabelle im Widerstand aktiv werden. In den Kriegsjahren stellen sich die beiden so mancher Herausforderung und begeben sich in immer größere Gefahr. Von mir gibt es vier Sterne für diese emotionale Geschichte über zwei Frauen, die jeweils auf ihre Weise Stärke zeigen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Schließt spannend an den starken Vorgänger an

Die Auslese - Nichts vergessen und nie vergeben
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Cia hat die Auslese erfolgreich überstanden, doch ihre Erinnerungen an diese Zeit wurden ausgelöscht. Während sie die Einführungskurse der Universität absolviert, findet sie jedoch eine Aufnahme, auf der ...

Cia hat die Auslese erfolgreich überstanden, doch ihre Erinnerungen an diese Zeit wurden ausgelöscht. Während sie die Einführungskurse der Universität absolviert, findet sie jedoch eine Aufnahme, auf der sie für sich selbst die grausigen Erinnerungen an die Auslese aufgezeichnet hat. Ist dies nur ein weiterer Test oder tatsächlich so geschehen? Wie verrückt lernt sie für die Prüfung am Ende der Einführungszeit, um nicht abgezogen zu werden, denn bedeutet dies wirklich „nur“ Arbeit in den Kolonien oder in Wahrheit Tod? Cia besteht und wird entgegen ihres Wunsches dem Studiengang Regierung zugeordnet. Hier warten nicht nur neue Studenten und Konkurrenten aus Tosu-Stadt, neue Prüfungen und die ständige Gefahr, abgezogen zu werden. Cia muss auch erfahren, dass sie unter besonderer Beobachtung steht. Eine Flucht ist undenkbar, aber stimmen die Gerüchte über die Rebellen, die von einigen Studenten der Universität unterstützt werden?

Nachdem der erste Teil der Auslese mich durch seine Spannung so mitreißen konnte, dass ich ihn an einem einzigen Abend ausgelesen habe, war ich neugierig, ob mich die Fortsetzung genauso begeistern kann. Auch wenn es schon eine Weile her ist, seit ich den Trilogieauftakt gelesen habe, war ich im Nu wieder mitten in der Geschichte. Weil Cias Erinnerungen ausgelöscht wurden, wird sie durch ihre Sprachaufzeichnung gemeinsam mit dem Leser erneut mit der schrecklichen Wahrheit über die Auslese konfrontiert. Schnell gibt es aber auch neue Erkenntnisse bezüglich der Rebellen, die mich zum Weiterlesen animierten.

Im Vergleich zu seinem Vorgänger ist dieser zweite Teil etwas ruhiger, denn die Auslese, in der es um Alles oder Nichts ging, ist vorüber. Die Spannung wird aber weiter hochgehalten, denn neue Prüfungen warten auf Cia und schnell ist klar, dass noch immer jederzeit Studenten abgezogen werden können. So bangte ich nicht nur um Cia, sondern auch um ihre Verbündeten – können sie dem Druck standhalten? Immer wieder wird allerdings die Frage aufgeworfen, was mit den Studenten, die abgezogen werden, passiert. Diese Frage wird ständig wiederholt, doch der Lösung kommt man kaum näher. Auch die Motivation von Dr. Barnes, dem Leiter der Auslese, bleibt ungeklärt. Offensichtlich hat die Autorin sich diese Antworten allesamt für den finalen Teil aufgehoben, was ich schade fand.

Immerhin ein paar interessante Informationen erhält man über die Rebellen. Hier erfährt man im Buchverlauf mehr über die Hintergründe und Ziele. Ebenfalls gefallen haben mir die neuen Charaktere, die die Autorin einführt. Die Studenten aus Tosu-Stadt, welche die Auslese nicht durchlaufen mussten, begegnen den Studenten aus den Kolonien mit großer Skepsis. Einzelne von ihnen lernt man besser kennen und muss sich gemeinsam mit Cia fragen, inwiefern man ihnen trauen kann. Auch Cias Mentor Ian ist ein eher undurchschaubarer Charakter, der mir dennoch schnell sympathisch wurde. Tomas spielt hingegen eine kleinere Rolle, was ich aber nicht so schlimm fand, da ich kein allzu großer Fan von ihm bin. Zum Ende hin wird es dann noch einmal hochspannend, bis das Buch schließlich mit einem fiesen Cliffhanger endet. Über diesen habe ich mich besonders geärgert, weil Cia und ihre Freunde sich in meinen Augen ziemlich kurzsichtig verhalten und ihr Elitestudentendenken genau im falschen Moment über Bord werfen. Trotzdem bin ich schon jetzt absolut gespannt auf das Finale der Trilogie.

„Die Auslese: Nichts vergessen und nie vergeben“ schließt spannend an seinen starken Vorgänger an. Auf Cia warten neue Prüfungen, neue Konkurrenten und mehr Informationen über die Rebellen. Auch wenn ich es schade fand, dass man bezüglich einiger wichtiger Fragen der Lösung kaum näher kommt, konnte mich das Buch durch die Prüfungen, die Cia und ihre Mitstreiter bewältigen müssen, erneut fesseln und schockieren. Für Dystopienfans ist diese Reihe definitiv lesenswert!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Auf Spurensuche mittels Drohne

Elanus
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Jona ist siebzehn und hat es dank seiner extremen Hochbegabung mit einem Stipendium an die Victor-Franz-Hess-Privatuniversität geschafft. Mit seinen Eltern hat er sich darauf geeinigt, erst einmal bei ...

Jona ist siebzehn und hat es dank seiner extremen Hochbegabung mit einem Stipendium an die Victor-Franz-Hess-Privatuniversität geschafft. Mit seinen Eltern hat er sich darauf geeinigt, erst einmal bei einer Familie im Ort unterzukommen statt im Studentenwohnheim, denn im Kontakt mit seinen Mitmenschen stellt er sich immer wieder höchst ungeschickt an. Jonas ganzer Stolz ist seine Drohne Elanus, die er dazu benutzt, seine Kommilitonen ein wenig auszuspionieren. Dabei macht er eine brisante Entdeckung und wird kurz darauf in seinem Stolz verletzt. Er lässt sich dazu hinreißen, sein Wissen für einen Streich zu nutzen. Doch die Adressaten reagieren viel extremer als gedacht, und auch seine Gasteltern benehmen sich zunehmend merkwürdig. Hat Jonas mit seinem Handeln in ein Wespennest gestochen? Was geht hier wirklich vor?

Den Protagonisten Jona lernt man bei seiner Ankunft in der Stadt kennen, in der er künftig die Universität besuchen wird. Seine Gastmutter Silvia Helmreich kommt zu spät zum Bahnhof, um ihn abzuholen, worauf Jona extrem gereizt reagiert. Auch auf den folgenden Seiten gewinnt er keine Sympathiepunkte. Von den Helmreichs ist er schnell genervt, die Uni langweilt ihn und das erstbeste Mädchen auf dem Campus will er mit seinen Tricks um den Finger wickeln. Zwar wurde Jona mit seinem hohen IQ verbunden mit einer Schwäche im Zwischenmenschlichen wohl ganz bewusst als Charakter mit so manchen Ecken und Kanten gezeichnet, doch ich war schnell so genervt von ihm, dass mir der Einstieg ins Buch nicht leicht fiel.

Bald darf der Leser Elanus, Jonas Drohne, zum ersten Mal auf einem Flug begleiten. Dabei wurde mein Interesse allmählich geweckt, denn ich finde das Thema Nutzung von Drohnen spannend und war neugierig, was Jona durch Elanus‘ Einsatz herausfindet. Elanus ist dem heutigen Stand der Technik nur ein kleines Stück voraus – und wer weiß, vielleicht gibt es da draußen jemanden wie Jona, der das längst möglich gemacht hat? Den Einsatz der Drohne erlebte ich daher als recht realistisch. Gut fand ich zum Beispiel, dass der Akku nur eine Dreiviertelstunde hält. Jona kann sein Hilfsmittel also nicht unbegrenzt einsetzen und durch die allmählichen Erkenntnisse blieb die Spannung erhalten, was an der Universität vor sich geht.

Kurz nach Jonas Brief kommen die Dinge bald so richtig ins Rollen. Nach seiner anonymen Behauptung gegenüber verschiedenen Personen, ihr Geheimnis zu kennen, ereignen sich aufsehenerregenden Vorfälle, die Jona und auch dem Leser die Bedrohlichkeit der Situation bewusst machen. Hat Jona wirklich damit zu tun oder ist all das nur ein dummer Zufall? Er bleibt hartnäckig, nutzt Elanus und weitere Wege zur Nachforschung und sammelt so nach und nach Informationen, um den Hintergründen der Ereignisse auf die Schliche zu kommen. Dabei machte es mir zunehmend Spaß, ihn zu begleiten. Er tritt nicht mehr ganz so großspurig auf wie zu Beginn und seine gelegentlichen sozialen Patzer konnte ich gut als Eigenart akzeptieren.

Am meisten mochte ich aber Marlene. Sie geht wie Jona auf die Privatuniversität und besitzt wie er eine sehr analytische Denkweise. Doch das gleicht sie aus, indem sie täglich Punkte auf ihrer Liste abhakt, die Dinge enthält wie „Komfortzone verlassen“ oder „Zu jemandem nett sein, den ich nicht mag“. Das fand ich sehr sympathisch. Sie gibt Jona eine Chance auf Freundschaft und ich hoffte sehr, dass er sie mit seiner Art nicht vertreibt.

Mit der Zeit verloren die Drohnenflüge ein wenig von ihrem Reiz, doch gleichzeitig kommt Jona der Lösung des Rätsels näher. Neugierig wartete ich darauf, dass irgendjemand seine Maske fallen lässt und seine Pläne offenbart. Zwar habe ich ein Stück des Geheimnisses früh erahnt, trotzdem blieben einige Zusammenhänge lange unklar. Zum Ende hin wurde ich deshalb trotzdem überrascht und sobald alle Karten auf dem Tisch lagen wurde es noch einmal richtig spannend.

In „Elanus“ kommt Jona mit einer ganz besonderen Erfindung im Gepäck neu an die Uni. Seine selbst entwickelte Drohne kann bestimmte Handys orten, anfliegen und beobachten. Doch sind die fatalen Ereignisse an der Uni wirklich die Folge von Jonas Entdeckungen und seinem Streich? Ein Buch für alle, die sich mit der neuesten Technik und an der Seite von analytisch denkenden Charakteren auf Spurensuche begeben wollen!