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Veröffentlicht am 18.11.2018

Ursels Lebensweg

Nesthäkchen, Bd. 8, Nesthäkchens Jüngste
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In diesem Band geht es um Annemaries jüngste Tochter Ursel. Sie hat die Schule fertig und der Vater hat für sie schon einen Ausbildungsvertrag bei der Bank unterschrieben. Das ist aber so gar nicht nach ...

In diesem Band geht es um Annemaries jüngste Tochter Ursel. Sie hat die Schule fertig und der Vater hat für sie schon einen Ausbildungsvertrag bei der Bank unterschrieben. Das ist aber so gar nicht nach den Vorstellungen der jungen Frau, die lieber Musik machen möchte und nach der Opernbühne schielt. Schließlich darf sie neben der Ausbildung auch Musikunterricht nehmen, aber das macht ihr die Ausbildung nur bedingt erträglicher.

Bei Annemaries Mutter sind neue Pensionsgäste eingetroffen, ein Geschwisterpaar aus Brasilien. Mit den beiden, und besonders mit Milton, freundet Ursel sich an und die Musik, die sie gemeinsam machen, ist für Ursel die schönste Entspannung neben der verhassten Ausbildung. Die Ausbildung hält sie auch nicht lange durch und durch einen glücklichen Zufall darf sie an der Hochschule Musik studieren.

Mehr und mehr merkt sie aber, dass Milton mehr als nur ein guter Freund ist und schließlich geht sie mit ihm nach Brasilien, wo sie sich schließlich auch einlebt und Kinder bekommt. Damit endet dieses Buch und man kann nur hoffen, dass Ursel in dem Schritt ihr Glück gefunden hat.

Veröffentlicht am 26.10.2018

Geschenkt

Geschenkt
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Von Daniel Glattauer habe ich bislang nur die bekannteren Bücher „Gut gegen Nordwind“ und dessen Fortsetzung „Alle sieben Wellen“ gelesen, die mir beide sehr gut gefallen haben. So war ich nun sehr gespannt ...

Von Daniel Glattauer habe ich bislang nur die bekannteren Bücher „Gut gegen Nordwind“ und dessen Fortsetzung „Alle sieben Wellen“ gelesen, die mir beide sehr gut gefallen haben. So war ich nun sehr gespannt auf das neueste Werk und ich wurde nicht enttäuscht. Es geht in eine ganz andere Richtung, die aber noch eher etwas für mich ist. Es geht um Gerold Plassek, der bei einer Zeitung arbeitet, aber eigentlich gar nicht wirklich motiviert ist, eine gute Arbeit abzuliefern. Das ändert sich, als sein Sohn die Nachmittage bei ihm im Büro verbringt, weil seine Mutter in Afrika beruflich unterwegs ist. Manuel weiß nicht, dass Gerold sein Vater ist und Gerold weiß es auch erst seit kurzer Zeit. Aber bei der Zusammenarbeit mit Manuel beginnt Gerold, sich zu verändern und das durchaus zum Positiven.

Auch das Verhältnis zu seiner Tochter Florentina, die ein Jahr älter ist als Manuel, beginnt sich zu verbessern und immer mehr beginnt Gerold, sich in der Vaterrolle wohlzufühlen und für seine Kinder auch da zu sein, was vorher nicht so der Fall war. Besonders gefördert wird diese Veränderung auch durch den anonymen Wohltäter, der Österreich in Atem hält, weil er immer wieder Geldspenden an Organisationen macht, über die vorher ein Bericht von Gerold Plassek in der Zeitung gestanden hat. Manuel und Gerold arbeiten sehr gut bei den Reportagen zusammen und lernen sich immer besser kennen und man merkt, dass sie einander sehr bald auch zu schätzen wissen.

Natürlich kommt irgendwann auch die Frage auf, wer der Wohltäter ist, der immer so viel Geld spendet und warum er ausgerechnet nur die Artikel von Gerold Plassek bei den Spenden beachtet und den Spenden ein solcher immer beiliegt. Aber am Ende merkt man auch, dass die Frage nach dem „Warum“ gar nicht so wichtig ist und dass es doch einfach eine tolle Sache ist, mit der auch Gerold Plassek einen neuen Sinn in seinem Leben finden konnte, was sehr schön zu lesen ist.

Das Buch ist allgemein sehr angenehm und einfach zu lesen und es hat mir sehr gut gefallen. Das Cover gefällt mir auch gut. Es ist bis auf die Farbwahl eher unauffällig gestaltet und das passt perfekt zu dem Inhalt des Buches. Interessant fand ich einige Formulierungen, die typisch österreichisch sind und bei denen ich teilweise sogar nachschlagen musste. Aber das ist bei einem Buch, das in Österreich spielt, nicht schlimm und macht es eher noch authentischer.

Veröffentlicht am 25.10.2018

Wo findet Saroo seine Heimat?

LION
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Schon den Klappentext dieses Buches fand ich einfach unglaublich toll und so erging es mir mit dem Buch auch. Es ist eine unfassbare Geschichte, die Saroo Brierley da passiert ist. Schon die Tatsache, ...

Schon den Klappentext dieses Buches fand ich einfach unglaublich toll und so erging es mir mit dem Buch auch. Es ist eine unfassbare Geschichte, die Saroo Brierley da passiert ist. Schon die Tatsache, dass er als fünfjähriger Junge in einen Zug steigt, um dann im 1700 Kilometer entfernten Kalkutta zu landen, ist einfach unbegreiflich. Es ist klar, dass es Saroo geholfen hat, dass er schon früh auf sich selber aufpassen musste, weil seine alleinerziehende Mutter arbeiten gehen musste, um für die Familie mit vier Kindern zu sorgen. So hat er es irgendwie auch geschafft, auf den sehr gefährlichen Straßen von Kalkutta zu überleben und in einem Kinderheim zu landen, in dem er versorgt wurde und sogar Freundschaften schloss.

Nachdem die Heimleitung alle Möglichkeiten versucht hat, um die Familie von Saroo wiederzufinden, dies aber nicht gelang, weil der fünfjährige Junge nicht wirklich genau sagen konnte, woher er stammte, wurde er dann zur Adoption freigegeben. Ziemlich schnell fanden sich geeignete Adoptiveltern und so landete Saroo in Australien, wo er sich dank der liebevollen Betreuung seiner neuen Eltern auch schnell zurechtfand und einlebte.

Trotzdem ließ ihn der Gedanke an seine Herkunft nicht los und er versuchte weiterhin herauszufinden, woher er kam, um so seine Familie hoffentlich wiederfinden zu können. Mit Google Earth hat er es schließlich geschafft, die Nadel im Heuhaufen, also seinen Geburtsort unter allen Orten Indiens durch seine Erinnerung an diesen Ort wiederzufinden. So hat er sich auf die Reise begeben, um diesen Ort wieder zu betreten und er hoffte eben, so auch seine Mutter und seine Geschwister wieder in die Arme schließen zu können.

Das Buch ist sehr angenehm zu lesen, denn Saroo beschreibt sehr gut, was ihm in vielen Situationen durch den Kopf geht und so versteht man als Leser auch sehr gut, warum er gewisse Dinge so gemacht hat. Dass er seine Familie wiederfindet, ist seinen Erinnerungen zu verdanken, die er nie vergessen wollte und an die er immer wieder gedacht hat, damit das nicht passiert. Außerdem ist es natürlich seiner beharrlichen Suche zu verdanken. Es wäre schön, wenn dieses Buch auch anderen Menschen als Inspiration dienen könnte, die vielleicht ein ähnliches Schicksal haben.

Veröffentlicht am 24.10.2018

Segelnde Musiker

Sailing Conductors
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Die beiden Freunde Benjamin und Hannes entschließen sich nach ihrem Studium dazu, erst mal eine Weile zu segeln und dabei Musiker aus aller Welt kennenzulernen und mit ihnen gemeinsam eine CD zu produzieren. ...

Die beiden Freunde Benjamin und Hannes entschließen sich nach ihrem Studium dazu, erst mal eine Weile zu segeln und dabei Musiker aus aller Welt kennenzulernen und mit ihnen gemeinsam eine CD zu produzieren. Das Projekt wird ins Leben gerufen, nachdem Ben in Australien zu Ende studiert hat und sich das Geld für den Rückflug sparen wollte. So kam er auf die Idee, den Rückweg auf einem Segelboot zurückzulegen. Alle, denen er davon erzählt, denken sich, dass er verrückt geworden ist. Nur Hannes denkt das nicht und beschließt direkt, diese Tour mitzumachen. So planen die beiden in ihrem letzten Studienjahr diesen Trip. Es ist klar, dass diese Planung nicht so einfach war, weil der eine in Australien ist und der andere in Deutschland war. Außerdem sind ja auch noch die Abschlussprüfungen zu machen gewesen.

Die beiden halten aber an ihrem Plan fest und schaffen es wirklich, ein Boot zu kaufen und damit zu segeln, auch wenn die Segelerfahrung der beiden vor ihrem Trip eher dürftig ist. das Boot nennen sie Marianne, nach dem Boot aus dem Film "Drei Mann in einem Boot" von Heinz Erhardt. Aber es geht ja auch nicht nur um das Segeln, sondern auch um die Musik, die den beiden sehr wichtig ist. Sie treffen an Land immer wieder Musiker, die sie vorher empfohlen bekommen oder die sie auch mal zufällig kennenlernen. Nach einer Zeit des Segelns sind sie immer auch eine Zeit an Land, um eben Musiker kennenlernen zu können und auch etwas am Boot zu richten, was kaputt ist. Auch neue Vorräte müssen natürlich gebunkert werden, damit die Crew für die nächste Weiterfahrt gerüstet ist.

Ich finde die Beschreibung dieser Reise sehr interessant. Die beiden Autoren beschreiben sehr gut die Vorbereitungen der Reise und all die schönen Tage an Bord und an Land. Aber auch Probleme werden nicht ausgelassen. Bei einer so langen Reise, wo man oft nur den Reisepartner tagelang zu Gesicht bekommt, ist es klar, dass es auch mal Streit gibt und auch darüber wird berichtet. Ein wenig gestört haben mich ein paar Rechtschreibfehler, die ich entdeckt habe, aber diese konnten natürlich meine Freude an der Lektüre keineswegs trüben. Es ist ein tolles Buch für jeden, der sich fürs Segeln, für Musik oder einfach nur fürs Reisen interessiert.

Veröffentlicht am 23.10.2018

Das Mädchen im roten Mantel

Das Mädchen, das rückwärts ging
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Bei diesem Buch gefiel mir auch schon die Aufmachung sehr gut. So etwas habe ich noch nie gesehen, dass die hintere Klappe komplett über die Seiten geschlagen war. Auch sonst wirkt die Aufmachung des Buches ...

Bei diesem Buch gefiel mir auch schon die Aufmachung sehr gut. So etwas habe ich noch nie gesehen, dass die hintere Klappe komplett über die Seiten geschlagen war. Auch sonst wirkt die Aufmachung des Buches sehr wertig und schön. In den Klappen ist ein Interview mit der Autorin, was ich aber eigentlich erst nach dem Lesen der Geschichte lesen würde, da schon einige kleine Details verraten werden. Besonders schön fand ich auch die kurzen Kapitel, die in der Ich-Perspektive immer im Wechsel etwas aus dem Leben von Carmel und ihrer Mutter Beth erzählen.

Dieses Buch hat eine ungeheure Intensität. Man ist sofort mit den Protagonisten vertraut und mitten in der Geschichte. Erst lernt man Carmel und ihre Mutter zusammen kennen und die beiden verstehen sich schon gut, auch wenn es natürlich manchmal auch Streit gibt. Dann kommt Carmels Geburtstag und der Besuch im Labyrinth, bei dem Carmel verloren geht. Beth macht sich große Sorgen, aber am Ende findet sie die schlafende Carmel wieder.

Bei einem Elternsprechtag erfährt Beth dann von einem Lehrer, dass Carmel während eines Schulausflugs auch schon mal weg war und erst später wieder träumend auf einer Bank gefunden wurde. Beth wird gesagt, dass ihre Tochter hochbegabt ist, aber manchmal in ihrer eigenen Welt versinkt. So ist es auch an dem Tag, als sie verschwindet. Bei einem Festival ist ihr zu viel Rummel in einem Zelt und sie verkriecht sich unter einem Tisch. Dort findet sie ein Buch, das ihr als kleines Kind sehr gefallen hat. Sie liest es und erst viel später merkt sie, dass sie noch immer unter dem Tisch hockt und sie sucht ihre Mutter.

Doch statt ihrer Mutter nimmt sich ein älterer Mann ihrer an und behauptet, ihr Großvater zu sein. Er nimmt sie mit und sagt, ihre Mutter hätte einen Unfall gehabt. Später heißt es, sie sei an den Folgen des Unfalls gestorben, was für Carmel natürlich ein heftiger Schock ist. Bei ihrem angeblichen Großvater und dessen Frau mit ihren Zwillingen lernt sie ein ganz anderes Leben kennen. Auf der anderen Seite erfährt man von Beth, wie sie die Jahre zwischen hoffen und bangen verbringt.

Und genau dieser wirklich gelungene Einblick in die Gefühlswelt der Betroffenen macht das Buch so toll. Es ist unheimlich spannend zu lesen, wie die beiden, die hauptsächlich betroffen sind, mit der Lage der Dinge zurecht kommen und umgehen. Und man lernt über Carmel, dass sie wirklich ein ganz besonderes Kind ist. Und dieses Buch ist auch ein besonderes, an das man nach der Lektüre noch lange denken wird.