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Veröffentlicht am 30.10.2018

Sehr bildgewaltiger historischer Unterhaltungsroman mit recht heftigen Schlachtszenen; nichts für Zartbesaitete

Vespasian: Das Schwert des Tribuns
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Meine Rezension:

Vespasian, lebt mit seiner Familie auf dem Land und fühlt sich dort eigentlich sehr wohl. Seine Intelligenz nutzt er, um den Familienbesitz zu mehren. Die Landwirtschaft liegt ihm sehr, ...

Meine Rezension:

Vespasian, lebt mit seiner Familie auf dem Land und fühlt sich dort eigentlich sehr wohl. Seine Intelligenz nutzt er, um den Familienbesitz zu mehren. Die Landwirtschaft liegt ihm sehr, was seinen Eltern jedoch lange nicht genügt, denn die Sterne standen außerordentlich günstig, zum Zeitpunkt seiner Geburt; ihm sei Großes bestimmt, heißt es. Mit seinem älteren Bruder Sabinus, verbindet Vespasian eher eine Hassliebe, doch Jahre später, als Sabinus als glorreicher Legionär zurückkehrt, der seiner Familie Ehre bereitet hat, müssen sich die beiden Streithähne zusammenraufen. Beide, so der Beschluss der Eltern, sollen voneinander profitieren. Während Sabinus von Vespasian erlernen muss, wie man ein Landgut bewirtschaftet, soll Vespasian in der Kampfeskunst unterrichtet werden.

Sobald sich erste Erfolge bei den Söhnen von Titus Flavius Sabinus eingestellt haben, reist die Familie nach Rom, ins Zentrum der Macht, in der Hoffnung, dass Titus Schwager, der einen hochrangigen Posten besitzt, den Weg für seine beiden Neffen ebnen wird.
Vespasian ist beeindruckt von Rom, aber auch von einer schönen Sklavin, der er unterwegs auf dem Weg zum Onkel begegnet. Er hofft nicht darauf, sie jemals wieder zu sehen, doch das Glück ist ihm hold- nur einige Tage später begegnet er ihr erneut bei einem Wagenrennen im Circus Maximus. Die unbekannte schöne Sklavin, entpuppt sich als Untergebene der ehrenwerten Antonia, Schwägerin des Kaisers Tiberius. Und Antonia höchstpersönlich, lädt die beiden Brüder und deren Onkel, einige Tage später zu einem privaten Essen in ihr Haus ein. Vespasians und Sabinus Onkel, ahnt gleich, dass es nicht nur ein reiner Freundschaftsbesuch werden wird und in der Tat, eröffnet Antonia den Männern Unfassbares. Sie befürchtet, dass der machthungrige Seianus, Kommandeur der Prätorianergarde, ein gefährliches Intrigenspiel eingefädelt hat, dass dazu diesen soll, ihm eines Tages den Weg auf den Kaiserthron zu ebnen. Dabei geht er überaus schlau vor und hat in Antonias Tochter sogar eine Verbündete. Antonia bittet die beiden Brüder um Hilfe. Sie sollen herausfinden, was Seianus geplant hat und Beweise heranschaffen, damit sie ihn überführen und stürzen können. Dabei soll es Vespasian und Seianus an recht unterschiedliche Orte verschlagen. Ehe sich Vespasian versieht, steht er, fernab als frischgebackener Tribun inmitten römischer Legionen und kämpft gegen aufständische und erbittert kämpfende Tkrakier…

Beinahe wäre mir Robert Fabbris erster Teil seiner historischen Romanserie um das Leben und Wirken des römischen Kaisers Vespasian, durchgegangen, denn auf den ersten Blick erschien mir das Buchcover, rein vom Layout her, ein wenig zu fantasylastig gestaltet. Nach dem Studieren des Klappentextes, wurde mir aber dann schnell klar, was ich hier tatsächlich vor mir hatte und ich freute mich sehr aufs Lesen, denn historische Romane aus dem alten Rom, sind mittlerweile ja leider eher dünn gesät auf dem deutschen Buchmarkt.

Nun, nach dem Lesen, des 526 Seiten „dicken“ Schmökers, bin ich etwas unschlüssig darüber, wie ich den Roman bewerten soll. Einerseits fand ich, dass Robert Fabbri das Alltagsleben der Menschen der damaligen Zeit außerordentlich bildgewaltig und realistisch, vor den Augen seiner Leser entstehen lässt. Wissenswerte historische Details, flicht er praktisch wie nebenbei ein und man spürt stets, wie viel akribische Hintergrundrecherche er betrieben haben muss, für seinen Roman. Natürlich handelt es sich hier nicht um eine Biografie, sondern um einen sogenannten historischen Unterhaltungsroman; ergo wird man auch auf fiktive Ereignisse stoßen.

Besonders beeindruckend beschrieben, fand ich das Wagenrennen im Circus Maximus. Ob das Geschirr der Pferde, Beschreibungen der Streitwagen etc. alles wird dermaßen ausführlich und atmosphärisch dargeboten, dass man beim Lesen glaubt, man säße selbst als Zuschauer in der Arena.

Warum also, habe ich lediglich 3 von 5 Punkten für diesen Roman vergeben?
Zunächst einmal fand ich, dass die Charaktere leider nicht besonders viel charakterlichen Tiefgang zu bieten hatten. Dazu kommt, dass die Haupt und Nebenfiguren dieses Romans dermaßen skrupellos und grausam vorgingen, dass man leider keinerlei Sympathien für sie aufbringen konnte. Sicherlich mögen die Menschen der damaligen Zeit nicht ganz so zimperlich gewesen sein, wenn es um Opfergaben ging oder aber um die Ermordung von Feinden. Doch ehrlich gesagt mochte ich die Akribie, mit der der Autor verschiedene Schlacht/Tötungsszenen begeht, nicht so wirklich. Es reicht mir durchaus als Info, wenn erwähnt wird, dass einem Gegner die Kehle durchschnitten wurde. Weniger benötige ich tiefergehende, bildhafte Beschreibungen dazu.

Und die Kaltblütigkeit und Abgestumpftheit der Akteure, mit der sie sich beim Meucheln ans Werk machten, fand ich ehrlich gesagt einfach nur abstoßend.
Eigentlich lese ich gerne historische Romane von Männern, da Frauen sich diesbezüglich oftmals ein wenig zurückhaltender und weniger realistisch ausdrücken, obwohl Gewalt in historischen Epochen leider an der Tagesordnung war. Doch in diesem speziellen Fall war es einfach „too much“. Man hätte aus Vespasian ja nicht unbedingt einen Chorknaben machen müssen, doch ein Mensch, der dermaßen begierig darauf ist, in den Kampf zu ziehen und zu töten, fand ich schon recht seltsam. Was ja leider nicht nur für Vespasian gilt, sondern auch für seine Mitstreiter.
Während ich begeistert war, von dem historischen Flair, dank der vielen eingestreuten Details, konnte ich mich dagegen weniger anfreunden mit der sehr derben, zotigen und nicht wirklich zeitgemäßen Ausdrucksweise der Romanfiguren. Selbst die höhergestellten Frauen in diesem Roman drücken sich dermaßen gewöhnlich aus, dass man es nicht fassen kann. Die Dialoge der Romanfiguren wirken oftmals wie Dialoge aus der heutigen Zeit, was ich als besonders schade empfand.

Während ich die erste Hälfte des Romans, noch recht spannend und abwechslungsreich erzählt empfand, habe ich mich dann durch die zweite Hälfte etwas durchquälen müssen, was daran lag, dass die Schlachtszenen dermaßen episch ausgebreitet wurden, dass mein Interesse an der Handlung mehr und mehr schwand.
Und dass der junge Vespasian, wo er nur hinkam, stets gleich ernst genommen und um Rat gefragt wurde, erschien mir dann doch etwas zu unglaubwürdig inszeniert. Ich glaube nicht, dass sich die Schwägerin von Tiberius, so mir nichts, dir nichts, an einen grünen Jungen gewandt hätte, um ihren gefährlichsten Gegner auszuschalten.

Kurz gefasst: Sehr bildgewaltiger historischer Unterhaltungsroman mit recht heftigen Schlachtszenen; nichts für Zartbesaitete.

Veröffentlicht am 25.10.2018

Ein, wie ich finde, sehr durchschnittlich geratener Cosy Krimi mit Parissetting, dem das gewisse Pariser Flair leider völlig fehlt

Madame Bertin steht früh auf
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Madame Bertin, lebt in Paris, ist bereits im besten Alter, doch man könnte sagen, sie gehört zu den rüstigen Rentnerinnen, die immer noch mit beiden Beinen mitten im Leben stehen und ist überzeugter Single. ...

Madame Bertin, lebt in Paris, ist bereits im besten Alter, doch man könnte sagen, sie gehört zu den rüstigen Rentnerinnen, die immer noch mit beiden Beinen mitten im Leben stehen und ist überzeugter Single. Ihre Bäckerei in Paris, genießt einen sehr guten Ruf; seit vielen Jahren schon gehört sie zu den Lieferanten des Präsidenten und ist stolz darauf, regelmäßig die Botenfahrten zum Präsidentenpalais machen zu dürfen, um dort köstliche Baguettes, Croissants und Brioches abzuliefern. Eigentlich hat sich Louise Bertin, mittlerweile zu großen Teilen, aus dem Bäckerhandwerk zurückgezogen, die Filialen bereits an ihren Neffen und dessen Frau übergegeben, was sie mittlerweile bereut, denn Ihr Neffe hat kein gutes Händchen für die Finanzen.
Daher zögert sie, ihrem Neffen das komplette Erbe zu überschreiben. In ihrer Freizeit umgibt sich Louise gerne mit Künstlern; lädt regelmäßig interessante Menschen ein zu sich, in ihre wunderbare Wohnung über der Hauptfiliale und genießt den Flirt, mit dem leider verheirateten Apotheker Olivier Pellegrini.

Eines Tages wird sie Zeugin eines Verbrechens; zumindest glaubt Louise, dass jemand ermordet wurde im Nachbarhaus, denn sie sah kurz eine blutige Hand, die sich ans Fenster presste. Die herbeigerufene Polizei kann zunächst jedoch keine Leiche finden und so wird sie vom ermittelnden Lieutenant Jean Luc Balterre, nicht ernst genommen. Doch Louise weiß genau, was sie gesehen hat, zudem hat sie Blutreste an einem Fenster gefunden, die sie mit einem Taschentuch gesichert hat. Da ihr die Polizei keinen Glauben schenken will, beschließt Louise auf eigene Faust zu ermitteln. In Oliviers Apotheke, bittet sie ihren Freund um dessen Hilfe und so setzt sie einen Stein ins Rollen, an dessen Ende tatsächlich eine Leiche gefunden wird. Doch die junge Dame soll Selbstmord begangen haben, was Louise nicht glauben will. Ihre hartnäckigen Bemühungen, mehr herauszufinden und die Vermutungen der Polizei zu widerlegen, werden bald von Erfolg gekrönt, doch dann wird Louise Neffe niedergeschlagen und schwer verletzt und die Polizei glaubt bald, dass er womöglich etwas mit dem Tod an der Frau zu tun haben könnte, was Louise schockiert. Sie weiß genau, dass ihr Neffe kein Kind von Traurigkeit ist, doch für einen Mörder hält sie ihn nicht. Kann Louise den wahren Täter überführen und Licht ins Dunkel bringen über die Hintergründe des Verbrechens?

Da ich Krimis liebe und Frankreich als Setting insbesondere, bin ich beim Stöbern, auf Julie Massons Krimi „Madame Bertin steht früh auf“, aufmerksam geworden. Die Autorin, ist bereits durch ihre Lucien Lefevre Reihe bekannt geworden, die ebenfalls im Rowohlt Verlag herausgegeben wurde und diesmal wartet Julie Masson, mit einer etwas anderen Ermittlerin auf. Louise Bertin sollte man jedoch nicht mit Miss Marple verwechseln. Zugegeben, Alter und Cleverness mögen bei beiden Figuren vorhanden sein, doch da hört es schon auf mit den Überschneidungen. Louise ist nämlich eine sehr eitle, ältere Dame, die viel Wert auf ihr Äußeres legt, einen Ente fährt und einem Flirt nicht abgeneigt ist, was ich an sich ganz witzig fand.

Mich haben die anfänglichen Wiederholungen bezüglich Madame Bertins „Makeupauffrischens“, beim Lesen irgendwann genervt, genauso wie die Autorin Julie Masson; übrigens ein Pseudonym für die Sachbuchautorin Maren Franz, für meinen Geschmack, zu oft die Brotlieferungen an den Präsidenten zum Thema machte.
Obwohl der Roman in Paris spielt, kam bei mir das gewisse Pariser Flair, beim Lesen leider zu keinem Zeitpunkt auf, so leid es mir für die Autorin auch tut. Eigentlich könnte der Roman praktisch überall spielen, denn neben dem Mietshaus, in dem ein Mord verübt wurde, einer Bar, Louises Wohnung, der Apotheke von Olivier und der Küche des Élysée-Palasts, findet man nicht mehr viel mehr Orte vor, die in diesem Roman Erwähnung finden.

Und auch die Dialoge zwischen den Akteuren, fand ich ehrlich gesagt etwas hölzern oder unrund geschrieben. Sicherlich, Louise, Olivier und der Lieutnant haben durchaus Potential und sind interessante Figuren, doch bleiben sie in dieser Geschichte noch recht blass.
Dazu gestalten sich die Ermittlungen zäh und ich fand es sehr unrealistisch inszeniert, dass Louise so schnell von der Polizei miteinbezogen wurde in den Fall. Eine ältere Privatperson darf etwa einen Tatort betreten, an dem sich eine bereits verwesende Leiche befindet? Und es hat keine Konsequenzen für Louise, dass sie ein Tatortphoto aus dem Polizeirevier entwendet?

Normalerweise hätte ich für „Madame Bertin steht früh auf“, lediglich 2 von 5 Punkten vergeben. Da die Autorin gegen Ende des Romans aber reichlich an der Spannungsschraube gedreht hat und ich das letzte Drittel der Geschichte viel besser und atmosphärisch dichter geschrieben fand, als den Rest, möchte ich einen Punkt hinzufügen.
Sollte ein zweiter Teil geplant sein, würde ich mir allerdings viel mehr französisches Flair und vor allem Dialoge wünschen, die etwas natürlicher geschrieben wirken.

Kurz gefasst: Ein, wie ich finde, sehr durchschnittlich geratener Cosy Krimi mit Parissetting, dem das gewisse Pariser Flair leider völlig fehlt.

Veröffentlicht am 12.10.2018

Als Psychothriller, falsch deklariertes Drama, mit leichten Längen, das meinen Lesenerv leider nicht richtig treffen konnte

Lügen. Nichts als Lügen
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Sophias Eltern, leben fernab in ländlicher Idylle, während Sophia in London für einen fordernden Chef arbeitet. Sophia bemüht sich sehr in ihrem neuen Job, doch dann gerät sie an einen Vorgesetzten, während ...

Sophias Eltern, leben fernab in ländlicher Idylle, während Sophia in London für einen fordernden Chef arbeitet. Sophia bemüht sich sehr in ihrem neuen Job, doch dann gerät sie an einen Vorgesetzten, während einer Party, der sie abschleppen will. Was ihm zunächst auch gelingt, bis Sophia bemerkt, dass der Mann verheiratet ist. Sie überlegt es sich anders, der Vorgesetzte ist verärgert und droht ihr damit, ihr in Zukunft, Steine in den Weg zu legen. Sophia ärgert sich über alle Maßen über ihre Dummheit, aber vor allem, weil sie ihre Mutter, die kurz zuvor besorgt anrief und sie darum bat, sofort nach Hause zu kommen, so schnell und lieblos abgefertigt hat.

Ihr kommen Gewissensbisse und so fährt sie gleich am nächsten Morgen zu ihrem Elternhaus; eine lange Autofahrt steht ihr bevor, an deren Ende Sophia ein schreckliches Bild erwartet. Sie findet ihre Mutter auf dem Anwesen der Eltern, von einer Lichterkette erdrosselt auf, in der Nähe liegt ihr Vater, nicht ansprechbar und schwer verletzt durch eine Stichwaffe.
Sophia ist entsetzt. Die herbeigerufene Polizei ist sich dagegen schnell sicher, dass Sophias Mutter erst ihren Mann umbringen wollte und dann Selbstmord begangen hat.
Sophia glaubt nicht eine Sekunde daran, sie weiß genau, dass ihre Mutter keine Mörderin war. Zudem erfährt sie, dass zuvor mehrfach eingebrochen wurde, in der elterlichen Gärtnerei. Was haben der oder die Unbekannten bloß dort gesucht? Schließlich waren Sophias Eltern keinesfalls vermögend.

Ihren Vater kann die junge Frau nicht befragen, er liegt immer noch schwer verletzt im Krankenhaus im Koma. Und ihr bester Freund Rowan, mit dem sie aufwuchs und der zusammen mit seiner Frau für Sophias Eltern arbeitete, weiß auch keinen Rat.
Immerhin erfährt sie, nur wenig später, dass ihre Mutter an einem Buch schrieb- auch ein Verlag bekundete bereits sein Interesse.
Von den verschwundenen drei Notizbüchern, findet Sophia zunächst zwei; ausgerechnet im Geräteschuppen ihres Vaters.
Neugierig macht sie sich daran, sie zu lesen und taucht tief ein in die verstörende Geschichte ihrer Mutter…

„Lügen. Nichts als Lügen“, deklariert als Psychothriller, von Helen Callaghan, weckte mein Interesse aufgrund des zwar kurzen, aber knackig verfassten Klappentextes. Ich erhoffte mir eine spannende Geschichte, voller unerwarteter Wendungen und na ja, reichlich Psychothrill. Womit ich nicht gerechnet hatte, war, dass die Story, nach dem spektakulären Beginn, in ein einfaches Drama umschlagen würde. Die eigentliche Hauptfigur ist dann auch nicht Sophia, sondern ihre Mutter Nina, deren einschlägige Sekten-Erfahrung, Mitte der 80er Jahre, zum Hauptthema gemacht wird. Und Ninas Erlebnisse mit dem Sektenguru Aaron Kessler, einem gescheiterten Rockband- Mitglied, werden dermaßen detailliert geschildert, dass man als Leser gut nachvollziehen kann, wieso sich junge, im Leben unsichere Menschen, von dieser schillernden Figur angezogen fühlen.

Das ist einerseits aber nicht jedermanns Sache, zu lesen, wie sich die naive Nina, anfangs immer mehr verliert in den Fängen von „Morningstar“ und andererseits fühlte sich die Story rein vom Zeitgefühl her, eher an, nach, Ende der 60er, bis Mitte der 70er Jahre, denn auch bewusstseinserweiternde Drogen, die die Mitglieder der Sekte zur Erleuchtung führen sollen, wurden thematisiert.
Dazu traf der, doch sehr einfache Erzählstil der Autorin nicht so sehr meinen persönlichen Lesegeschmack.

Immerhin, manche Wendungen, die die Story nahm, verblüfften mich schon, wenn sie auch keine wirklichen Thrillerqualitäten besaßen.
Dagegen fand ich diverse Handlungen der Haupt und Nebenfiguren, nicht wirklich schlüssig. Warum etwa interessiert sich ein machtbesessener, alles kontrollierender Mann, nicht um den Werdegang seiner Tochter? Lässt sie gar aus seinem Dunstkreis entschwinden? Wieso gibt sich die Polizei so schnell damit zufrieden, an ein Familiendrama zu glauben, anstatt erst einmal in alle Richtungen weiterzuermitteln, obwohl doch zuvor oft eingebrochen wurde in der Gärtnerei? Dennoch trotz meiner vielen Kritikpunkte, habe ich zumindest Ninas Geschichte neugierig weiterlesen wollen, um zu erfahren, wie sich Nina retten konnte. Daher verleihe ich für „Lügen. Nichts als Lügen“, trotz alledem, drei von 5 Punkten, selbst wenn man hier leider keinen echten Psychothrill geboten bekommt.

Kurz gefasst: Als Psychothriller, falsch deklariertes Drama, mit leichten Längen, das meinen Lesenerv leider nicht richtig treffen konnte.

Veröffentlicht am 01.10.2018

Mörderischer Familienzwist um 970- Snorri Kristjánssons Roman entpuppt sich leider als ein zu modern erzählter historischer Krimi.

Blut und Gold
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Helga Finnsdottir, lebt bereits seit vielen Jahren bei ihren Zieheltern Unnthor und Hildegunnur; warum sie bei ihnen abgegeben wurde oder wer ihre wahren Eltern waren; über diese für Helga wichtigen Fragen ...

Helga Finnsdottir, lebt bereits seit vielen Jahren bei ihren Zieheltern Unnthor und Hildegunnur; warum sie bei ihnen abgegeben wurde oder wer ihre wahren Eltern waren; über diese für Helga wichtigen Fragen schweigt sich das Ehepaar jedoch aus. Auf dem Hof leben neben Helga, Unnthor und Hildegunnur auch ein alter Gefährte von Unnthor und dessen Sohn Einar. Die Kinder des Ehepaars Reginsson sind bereits erwachsen und verheiratet. Sie leben jedoch weit entfernt und so ist es eine große Freude für Unnthor und Hildegunnur, dass die Familie bald komplett auf dem Hof zusammenkommt. Helga sieht dem Ganzen mit gemischten Gefühlen entgegen, denn es wartet nun auch viel Arbeit auf sie. Doch sie ist ganz gespannt darauf, ihre Ziehgeschwister endlich kennenzulernen.

Kaum sind alle Familienmitglieder vor Ort, bricht bereits ein erster Streit zwischen den beiden ältesten Brüdern Karl und Björn aus. Und es bleibt nicht dabei; die Harmonie ist schnell dahin und das, obwohl sich Hildegunnur und Unnthor große Mühe damit geben, die Kampfhähne, ihre Schwiegertöchter und Enkelkinder im Zaum zu halten. Einzig Jorunn, die jüngere Tochter, die mit einem schwedischen Händler verheiratet ist und ihr jüngerer Bruder Aslak, wahren den Familienfrieden. Doch auch Jorunn und ihr Mann könnten das Gold, das ihr Vater, einst von einem Raubzug mitbrachte; schenkt man gewissen Gerüchten, die die Runde machten, Glauben, gut gebrauchen. Unnthur streitet es jedoch nach wie vor vehement ab, jemals Gold besessen zu haben. Und Helga? Ihr ist es völlig egal. Sie ist zufrieden damit, von ihren Zieheltern geliebt zu werden. Doch dann geht ein Mörder um und plötzlich ist jeder im Haushalt der Reginssons verdächtig. Als der Verdacht auf einen Unschuldigen fällt, ist Helgas Spürsinn erwacht und so beginnt sie damit Fragen zu stellen. Fragen die nicht nur alles verändern, sondern sie auch in große Gefahr bringen…

Da ich eine Schwäche habe, für historische Romane mit einem skandinavischen Setting und Krimis mag, habe ich mich bereits im Vorfeld sehr auf Snorri Kristjánssons ersten Teil seiner Helga Finnsdottir Reihe gefreut, da der Autor hier gleich zwei meine Lieblingsgenres (nebst Setting) verwoben hat. Und obwohl ich den Krimiplot durchaus als gut durchdacht und spannend erzählt empfand, kann ich nun doch nicht mehr als drei von fünf Punkten für den Roman vergeben. Warum?

Nun vor allem lag es an dem sehr modernen, leichten Schreibstil, den der Autor an den Tag legte und mit dem ich leider nicht so zurecht kam, wie ich es mir gewünscht hätte. Dabei sind die Dialoge der Haupt und Nebenfiguren durchaus flüssig geschrieben, doch leider besitzen sie ein großes Manko! Die Dialoge lesen sich, als ob sich hier Menschen unterhalten würden, die in unserer Zeit leben. Da wird etwas „toll“ gefunden; es werden gegenwärtige Kraftausdrücke benutzt und auch das Verhalten der Figuren wirkt viel zu modern. Immerhin soll „Blut und Gold“ um 970 spielen, was man den Akteuren leider so gar nicht anmerkt. Historisches Flair ist daher leider gar nicht vorhanden und die ersten 200 Seiten ziehen sich dazu etwas in die Länge, weil die Familienstreitigkeiten einen großen Raum in dieser Geschichte einnehmen und die Figuren, abgesehen von der Heldin, leider nicht viele Ecken und Kanten aufweisen. Erst als der erste Mord geschieht und Helga sich auf etwas anderes besinnt, als im Haushalt zu helfen und versucht, den Mord aufzuklären, kommt die Story langsam in Fahrt und ehrlich gesagt hat es mir dann auch Spaß bereitet, Helgas eigenwillige, aber clevere Ermittlungsmethoden zu verfolgen. Dennoch, obwohl ich die Idee, eine historische Krimireihe zur Wikingerzeit anzusiedeln sehr spannend fand- die Umsetzung weist leider einige Schwächen auf, so leid es mir für den Autor auch tut.
Vielleicht hätte Snorri Kristjánsson, lieber einen Gegenwartskrimi schreiben sollen. Die Romanheldin Helga ist allerdings eine interessante geheimnisvolle Romanfigur mit Potential. Ich hoffe, dass der Autor in seinen Nachfolgebänden ein wenig mehr auf eine zeitgemäße Erzählweise setzt, so dass sich dann endlich historisches Flair einstellen kann.


Veröffentlicht am 30.08.2018

Leichter historischer Unterhaltungsroman, der mich leider nicht auf ganzer Linie erreichen konnte, was hauptsächlich an dem blassen Heldenpaar lag

Jenseits des breiten Flusses
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Schottland 1888:

Der junge, verwaiste James, befindet seit einigen Jahren auf dem Anwesen der Familie Ballantyre und arbeitet dort als Stallbursche.

Doch bevor er zur Familie kam, lebte er zusammen ...

Schottland 1888:

Der junge, verwaiste James, befindet seit einigen Jahren auf dem Anwesen der Familie Ballantyre und arbeitet dort als Stallbursche.

Doch bevor er zur Familie kam, lebte er zusammen mit dem armen, aber gewitzten Wilderer Jacko in den Wäldern und war ein gelehriger Schüler. Jacko wurde mehrfach beim Wildern erwischt und inhaftiert. James erhielt dagegen eine echte Chance sich zu beweisen und fortan ein ehrliches Leben zu führen und fühlte sich in seinem neuen Leben sehr wohl, wenn er auch von Ballantyres Wildhütern angefeindet wurde.

Doch wiederholt kreuzte Jacko seinen Weg und eines Tages führte das zur Katastrophe. Jacko wurde erschossen und James, für Jackos Tod und den eines Wildhüters verantwortlich gemacht.
James konnte in letzter Minute fliehen, hin und hergerissen zwischen Trauer um Jacko und Wut und Unverständnis, weil sein Dienstherr ihn nicht verteidigte, denn James hatte die Morde nicht begangen…

Chicago 1893:

Die junge Evelyn, die mit ihrem Vater und Bekannten ihres Vaters, die Weltausstellung besucht, staunt nicht schlecht über die vielen Kuriositäten, die dort gezeigt werden. Doch es stimmt sie auch traurig, dass manche Völkerstämme wie niedere Requisiten und nicht wie Menschen behandelt werden. Während ihr Vater stets nur seine Arbeit im Kopf hat, lernt Evelyn den jungen zweitgeborenen Sohn eines Adligen kennen. Der abenteuerlustige Dalston, weiß interessante Geschichten zu erzählen und als er erfährt, dass Evelyn, Ihr Vater und seine Bekannten planen, nach Kanada zu reisen, um dort eine kleine Expedition zu unternehmen, die sie in die Wildnis führen soll, schließt er sich ihnen an, denn er plant, Evelyn den Hof zu machen..
Als Ballantyrne ihre zugewiesenen Kanufahrer kennen lernt, ist er überaus überrascht, als einer von ihnen sich als James zu Erkennen gibt. James hasst Ballantyrne und fürchtet nun, dass sein ehemaliger Dienstherr ihn verraten und einsperren lässt. Doch stattdessen reagiert dieser völlig anders. Er bittet sich eine Weile Stillschweigen aus von James, über die beiden Morde von einst und sagt dem überraschten Mann, dass er plant, James von seiner vermeintlichen Schuld reinwaschen zu wollen. Kann James ihm vertrauen?

Nachdem ich vor einiger Zeit Sarah Maines Roman „Die gestohlenen Stunden“ las, der mir im Großen und Ganzen sehr gut gefallen hatte, habe ich mich sehr gefreut, als ich sah, dass die Autorin ein neues Buch am Start hat.
Wieder wartet die Autorin mit einem geheimnisvollen Plot auf, dessen Auflösung ich als sehr interessant und spannend zu lesen empfand. Auch der Schreibstil von Sarah Maine ist gewohnt flüssig und so verging die Lesezeit für mich wie im Fluge.

Warum also nur 3 von 5 Punkten?
Zum einen hatte ich ein Problem mit den Romanfiguren. Obwohl Evelyn und James die Hauptfiguren in dieser Geschichte sind, bleiben sie leider recht blass. Abgesehen von ihren Wünschen und ihrem moralischen Empfinden in gewissen Situationen, erfährt man kaum etwas Persönliches über sie. Dazu führen die beiden zuvor kaum aussagekräftige Gespräche miteinander, die die plötzliche Liebesgeschichte erklären könnte. Zwar kennen sich Evelyn und James seit Jahren, doch war Evelyn einst doch noch ein Kind. Und ehrlich gesagt kommt die Liebesgeschichte dann auch so emotionslos und praktisch Knall auf Fall daher, dass man auch gut hätte darauf verzichten können, meiner Meinung nach.

Die Erlebnisse in der kanadischen Wildnis, fand ich dagegen unterhaltsam geschildert, wenn ich mir auch mehr Spannungselemente gewünscht hätte. Die Autorin beschreibt zwar sehr bildhaft, doch bleibt man als Leser leider zumeist außen vor, weil Haupt und Nebenfiguren, bis auf zwei Ausnahmen, wie Fremdkörper wirken.
Die Ausnahmen, die ich anspreche, sind Evelyns Vater und dessen Geschäftspartner und Freund Larsen. Allein deren gemeinsame Gespräche weisen mehr Tiefgang und Weisheit auf, als die Dialoge der anderen Personen, was ich als sehr schade empfand. Während ich Ballantyrne und Larsen sehr schnell in mein Leserherz schließen konnte, gelang mir das bei Evelyn und James leider nicht wirklich. Evelyn mag zwar eine aufgeschlossene junge Dame, mit modernen Ansichten sein, die ihre Meinung gerne offen kundtut, was imponierend sein mag, doch wirkt sie andererseits in gewissen Situationen so weltfremd und naiv, was mir nicht passend erschien. Und auch James agiert leider recht impulsiv.

Es geht in dem Roman unter anderem darum, einen Mörder zu überführen und damit dies gelingt, müssen am Ende viele lose Fäden verknüpft werden. Sarah Maine kann zumindest diesbezüglich überzeugen, so dass ich nicht weniger als 3 von 5 Punkten für „Jenseits des breiten Flusses“ vergeben möchte. Es ist ein unterhaltsamer, leichter historischer Roman sicherlich, doch die Abenteuerkomponente kam mir etwas zu kurz und die Liebesgeschichte fand ich einfach nur enttäuschend erzählt.

Kurz gefasst: Leichter historischer Unterhaltungsroman, der mich leider nicht auf ganzer Linie erreichen konnte, was hauptsächlich an dem blassen Heldenpaar lag.