Bitte sag' nicht, es ist vorbei...
Liebe Daffy,
ein allerletztes Mal nach „Ashworth Park“ zu reisen fiel mir sehr schwer. Die (Buch)Serie ist mir sehr ans Herz gewachsen und bekommt einen besonderen Platz zwischen meinen Lieblingsbüchern. ...
Liebe Daffy,
ein allerletztes Mal nach „Ashworth Park“ zu reisen fiel mir sehr schwer. Die (Buch)Serie ist mir sehr ans Herz gewachsen und bekommt einen besonderen Platz zwischen meinen Lieblingsbüchern. Tulpen und Traumprinzen (2016) ist nun der letzte Band der Verliebt in Serie-Trilogie von Sonja Kaiblinger, der bei Loewe erschienen ist.
Abbeys Aufgabe besteht nach wie vor darin, der Serie ein Happy End zu verschaffen. Wie sie mittlerweile weiß, wurden sie und Tante Gladys eigens dafür ausgewählt, der Serie zu einem fulminanten Finale zu verhelfen. Das ist leichter gesagt als getan. Nicht nur, dass es einen mysteriösen Autoren gibt, der den Figuren immer neue Flausen in den Kopf schreibt und sie so handeln lässt, dass Abbey einfach nicht zu einem würdigen Abschluss finden kann. Es ist auch gar nicht so leicht, sich auf die Aufgabe zu konzentrieren, wenn man sich verliebt hat. Ausgerechnet als Abbey das bewusst wird, verbündet sich Jasper mit dem Feind und wechselt auf die böse Seite. Wäre das nicht schlimm genug, ist Julian auch noch der festen Überzeugung, Abbey wäre seine Prinzessin, die ihn mit einem Kuss vom Liebesfluch befreien kann. Das Chaos ist vorprogrammiert.
Kaum hatte ich Band zwei zugeschlagen, hatte ich den dritten Teil in der Hand und bin direkt zurück nach „Ashworth Park“ gereist. Ich konnte es einfach nicht erwarten, wie Sonja Kaiblinger die Fäden zusammenbringen wird und ob es Abbey gelingt, das Happy End zu inszenieren. Natürlich werde ich an dieser Stelle nichts verraten, damit du dich voll und ganz auf die Reihe einlassen kannst, ohne das Ende schon im Detail zu kennen.
Nichtsdestotrotz möchte ich dir ein wenig von meinen Leseeindrücken berichten und meine Meinung begründen. Das Buch bekommt natürlich die höchste Wertung, die ich hier auswählen kann, das Buch ist rundherum gelungen und hat mich nachträglich noch ausgesprochen positiv durch den Gedankenalltag begleitet. Das verdient eine 5-Sterne Wertung.
In diesem Buch lernen wir endlich den Mann kennen, der Abbey und Deborah überhaupt erst den Sender installiert hat, auf dem die Serie läuft. Vielleicht kennen wir ihn schon viel länger, als vermutet, was mir ziemlich gut gefallen hat. Ich hatte die Figur in dieser Hinsicht wirklich nicht auf dem Schirm.
Kommen wir in dem Zusammenhang vielleicht gleich zum Thema „Der Autor“. Es handelt sich hierbei nicht um ein und dieselbe Person und doch hängen sie irgendwie zusammen. Die Verbindung fand ich auch noch ganz gelungen. Der Künstler und der Techniker.
Im Verlauf der Geschichte lernen wir den Autor dann auch persönlich kennen und erfahren, wie er „Ashworth Park“ mit Hilfe seiner Schreibmaschine formt und lenkt. Hier kommen wir zu dem größten Problem, das ich mit dem Buch hatte. Dass sich Abbeys Seriensprünge eindeutig mit Gwendolyns Zeitsprüngen in Rubinrot vergleichen lassen, habe ich schon in den vorherigen Rezensionen besprochen. Der Autor wirkte auf mich fast eins zu eins aus der Fernsehserie Once upon a time übernommen. Jener Autor hat eine magische Schreibfeder und kann anhand seines geschriebenen Worts die Welt der Märchenfiguren nach seinem Ermessen wandeln und verändern. Er ist eine unangenehme Persönlichkeit, der als Einzelgänger unterwegs ist und Konflikte liebt. Ja, wie ist nun der Autor in der Verliebt in Serie-Trilogie? Genauso. Ein Einzelgänger, den kaum jemand wahrnimmt und der dadurch ordentlich in die Tasten hauen kann, um die Handlung voran zu treiben. Bedenkt man, dass die vierte Staffel von Once upon a time ausgestrahlt wurde, bevor Tulpen und Traumprinzen erschien, lässt sich diese Ähnlichkeit nur sehr schwer ignorieren und als zufällige Gemeinsamkeit kategorisieren.
Sieht man über dieses Fauxpas hinweg, ist es eine Freude, mit Abbey über die Insel zu laufen und die Fäden in geordnete Bahnen bringen zu wollen. Sie hat ihren Witz nicht verloren und doch ist sie im Laufe der Bücher erwachsener geworden. Ist sie in Rosen und Seifenblasen noch mit einem sarkastischen Spruch auf den Lippen weggelaufen, stellt sie sich langsam den Problemen und geht die Konflikte durchdacht an. Das gefällt mir. Sie ist nicht über Nacht zu einer selbstbewussten Powerfrau geworden, die wie ein Wirbelwind durch die Gegen fegt und allen eine Abreibung gibt, aber sie steht für sich und ihre Meinung ein, denkt aber auch an die, die sie lieben oder langsam zu lieben beginnt. Eine Entwicklung vom Kind zur jungen Frau, toll! Überhaupt erfahren viele Figuren eine Entwicklung. Wir lernen sie noch besser kennen und verstehen ihre Motive. Einzig Deborah blieb mir ein Rätsel. Im ersten Buch wirkte sie schon sehr wie die unabhängige Jugendliche, doch das konnte sie bis Band drei nicht steigern, sondern ist ungefähr auf diesem Stand geblieben.
Dagegen haben Jasper und Julian tolle Handlungsstränge, die ihre Figuren festigen oder sogar verändern. Der Jahrmarkt ist ein schönes Beispiel dafür. (vgl. S.103ff.) Ich würde ihn als einen Wendepunkt für beide Charaktere bezeichnen. Vor allem Julian verändert sich und entwickelt sich vom stetig strahlenden Helden mit umwerfender Frisur zu einem nachdenklichen jungen Mann. Natürlich passt einiges davon hervorragend in die Dramaturgie des Autoren, doch betrachtet man das Ende des Buches, entpuppt sich diese Entwicklung zuträglich für Julians zukünftiges Ich.
Sonja Kaiblingers Schreibstil ist flüssig, mit Witz und schönen Wendungen. Man merkt, dass sie sich vor dieser Reihe ihre Gedanken gemacht hat, wohin ihre Figuren möchten und wie sie diesen Weg einschlagen werden. Ich hatte nicht das Gefühl, dass sich jemand verirrt hätte und nur umständlich aus einer Situation zurück manövriert werden musste. Es war stimmig und hat mir unheimlich viel Lesefreude bereitet. Die kleinen Überraschungen, die sie einbaut, in denen sie uns das Drehbuch lesen lässt oder wir einen Lexikonartikel zu relevanten Begriffen bekommen, haben das Lesen noch schöner gemacht. Besonders gefallen hat mir auch die Zusammenfassung, wie aus einer Fernsehzeitschrift, zu Beginn von Band zwei und drei. Es hat den Büchern eine ganz eigene Atmosphäre gegeben. Die gute Laune, die eine schöne Serie macht, konnten die Bücher genauso bereiten. Maßgeblich waren da sicher auch die tollen Cover beteiligt. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich die drei Bücher in meinem Regal sehe. Die pastell-farbigen Hintergründe mit den vielen Icons sind genial. Ein großes Lob an dieser Stelle an den Verlag.
Diese Reihe war die erste, die ich von Sonja Kaiblinger gelesen habe. Doch ganz sicher nicht die Letzte. Ich werde jetzt schauen, was ich von der Autorin noch finden kann. Hast du schon etwas von ihr gelesen?
Ich werde nun noch einmal versuchen, in Gilmore Girls zu springen. Es muss doch irgendwann klappen. Abbey konnte es ja auch.
Es grüßt dich,
Daisy