Cover-Bild Liebe ist die beste Therapie
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 288
  • Ersterscheinung: 24.10.2018
  • ISBN: 9783257070439
John Jay Osborn

Liebe ist die beste Therapie

Jenny Merling (Übersetzer)

Alles spielt sich in einem Raum mit vier Stühlen ab. Auf denen sitzen eine Frau und ein Mann Mitte 30 sowie eine Paartherapeutin mit unorthodoxen Methoden. Der vierte Stuhl bleibt leer, er steht für die Ehe, die die beiden aufgebaut haben. Und von der die Therapeutin zu Anfang sagt, die Chance, sie zu retten, sei höchstens 1:1000.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.01.2019

Kaputte Uhrwerke in den Herzen

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Sandy Hyland ist eine Therapeutin mit unorthodoxen Methoden, die sich auf die Eheberatung spezialisiert hat. Und einmal mehr hat sie es mit einer harten Nuss zu tun: Charlotte und Steve, beide Mitte 30, ...

Sandy Hyland ist eine Therapeutin mit unorthodoxen Methoden, die sich auf die Eheberatung spezialisiert hat. Und einmal mehr hat sie es mit einer harten Nuss zu tun: Charlotte und Steve, beide Mitte 30, haben sich getrennt, nachdem er seine Frau mehrfach betrogen und sie sich Trost bei Bill, einem Kollegen von ihr, gesucht hat. Die Dozentin an einer Uni und der Teilhaber einer Firma wollen sich jedoch helfen lassen, um eine Scheidung vielleicht doch noch zu verhindern. Sie haben zwei kleine Kinder, Chris und Liz, und noch Gefühle füreinander. Einmal wöchentlich treffen sich sie daher bei Sandy, um an ihrer Ehe zu arbeiten. Doch Sandy macht wenig Hoffnung. Die Therapeutin sagt, die Chance, die Ehe zu retten, stehe höchstens 1:1000. Ob es dennoch gelingen wird?

„Liebe ist die beste Therapie“ von John Jay Osborn ist ein ungewöhnlicher Roman.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 31 recht kurzen Kapiteln. Erzählt wird aus der Sicht der Therapeutin. Die Geschichte spielt sich komplett in dem Therapiezimmer ab, einem Raum in Kalifornien. Dieser Aufbau funktioniert gut.

Der Schreibstil ist schnörkellos, aber angenehm. Er ist geprägt von viel wörtlicher Rede, wodurch sich der Roman schnell lesen lässt. Der Einstieg in die Geschichte ist sehr abrupt. Das bereitete mir aber keine Schwierigkeiten.

Die Protagonisten sind Menschen mit Ecken und Kanten. Nicht nur Steve und Charlotte sind Charaktere, die immer mal wieder Fehler machen. Auch die Paartherapeutin hat Probleme. Dadurch wirken die Personen durchaus realitätsnah. Ich habe gerne verfolgt, wie sich die getrennten Eheleute persönlich weiterentwickeln und Einsicht in ihr Verhalten erlangen.

Obwohl es um Themen wie Liebe, Ehe, Betrug, Verletzungen und Vertrauen geht, kommt der Roman ohne Kitsch und zu viel Drama aus. Er hat sogar einen eher nüchternen Grundton.

Bei rund 30 Terminen arbeitet das Paar zusammen mit der Therapeutin seine Probleme auf. Zwar drehen sich die Gespräche zum Teil um dieselben Punkte. Trotzdem kommt beim Lesen keine Langeweile auf, denn es gibt immer wieder überraschende Momente. Bis zum Schluss bleibt die Spannung gewahrt, ob und wie sich die beiden Ehepartner noch einmal annähern können.

Gut gefallen hat mir, dass es viel um psychologische Mechanismen und Einblicke in das Verhalten von Menschen gibt. Zwar habe ich gewisse Zweifel, was die Seriosität und Authentizität der Therapiemethoden angeht. Das hat das Lesevergnügen allerdings nur geringfügig geschmälert.

Den deutschen Titel finde ich ein wenig irreführend und nicht so treffend wie das amerikanische Original („Listen to the marriage“). Auch die sehr reduzierte, kühle Covergestaltung kann mich nicht begeistern. Allerdings passt das gewählte Motiv inhaltlich ganz gut.

Mein Fazit:
„Liebe ist die beste Therapie“ von John Jay Osborn ist ein sehr kurzweiliger, unterhaltsamer Roman, der mir schöne Lesestunden beschert hat. Empfehlenswert besonders für alle, die einmal eine etwas andere Liebesgeschichte lesen möchten.

Veröffentlicht am 15.11.2018

Die unsichtbare Ehe auf dem grünen Sessel

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„Sie haben gemeinsam etwas geschaffen, und es ist ihnen sicher nicht in den Schoß gefallen. Sie haben eine Ehe aufgebaut. Und auf deren Seite bin ich, für sie spreche ich, weil von Ihnen niemand für dieses ...

„Sie haben gemeinsam etwas geschaffen, und es ist ihnen sicher nicht in den Schoß gefallen. Sie haben eine Ehe aufgebaut. Und auf deren Seite bin ich, für sie spreche ich, weil von Ihnen niemand für dieses unsichtbare Gebilde einsteht, das Sie gemeinsam gebaut haben.“


Inhalt


Sandy ist Paartherapeutin und ihre derzeitigen Klienten sind die Mittdreißiger Charlotte und Steve. Deren Ehe steht kurz vor dem Aus, nachdem beide Affären hatten und sich offiziell getrennt haben, nur schade, dass sie jetzt um die Betreuung ihrer gemeinsamen Kinder streiten und um den Wert ihrer Beziehung überhaupt. Eine Scheidung möchten sie vorerst nicht, doch der Scherbenhaufen, vor dem sie stehen, lässt sie nicht mehr schlafen, lachen und leben. Die beiden begeben sich in die Hände der Therapeutin und erhoffen sich eine Einigung, wie auch immer diese aussehen mag.

Und Sandy bringt sie wöchentlich an einen Tisch, um gemeinsam mit ihnen über Bedürfnisse, Wünsche aber auch Ängste und Perspektiven zu sprechen. Denn als erfahrene Eheberaterin weiß sie, dass nur die wenigsten Ehen wieder zu dem werden, was sie einst waren – funktionierende Beziehungen. Doch während Charlotte einsieht, dass der neue, verheiratete Mann in der Fremde, nicht ihr nächster Partner werden wird, erkennt Steve, dass sein aufgesetztes, schönes Image nicht reicht, um seine Frau dauerhaft glücklich zu machen. Nach und nach arbeiten die drei die bestehende Situation auf und es stellt sich heraus, dass der unbesetzte grüne Sessel im Zimmer der Therapeutin sehr wohl eine Aufgabe erfüllt …


Meinung


Der US-amerikanische Schriftsteller John Jay Osborn greift in diesem Roman eine durchaus bekannte, nachvollziehbare Situation auf und bringt die Thematik einer verletzten Ehe, einer beinahe gescheiterten Beziehung auf einen neutralen Boden. Durch die Interaktion dreier Menschen, deren Verhältnis zueinander nur partiell belastet ist, kommt viel Licht in das Dunkel der Paarbeziehung.

Erzählt wird die Geschichte aus Sicht der neutralen Therapeutin Sandy, die sich bemüht, beide Seiten anzuhören und sich die gegenseitigen Vorwürfe zu Herzen nimmt, ohne sie menschlich zu bewerten. Der resultierende Text ist ein intensiver Abriss, eine gewollt spezielle Auseinandersetzung mit einer anscheinend fast verlorenen Liebe. Der Wechsel zwischen rein erzählenden Passagen und der wörtlichen Rede, bringt Abwechslung und Unterhaltungswert in die Geschichte. Als Leser könnte man eigentlich auf dem leeren grünen Sessel im Zimmer Platz nehmen und der Situation direkt beiwohnen.

Sehr interessant finde ich den Gedankenansatz des Autors, der ganz bewusst keine Schuldigen sucht, sondern sich mehr auf die kleinen, unbewussten Verletzungen stützt, die in ihrer Summe dennoch so großen Schaden anrichten können. Diese Art der Argumentation setzt eine gewisse emotionale Intelligenz voraus, oder auch Empathie für diverse menschliche Verhaltensweisen. Das empfinde ich als das große Plus dieser Lektüre: Menschen, die nicht frei von Fehlern sind und dennoch bereit, füreinander sich selbst und ihre bisherigen Verhaltensweisen grundlegend zu überdenken. Und es gelingt dem Autor auch, seine Protagonisten irgendwie unverbindlich wirken zu lassen, was in diesem Falle gar nicht einmal schlecht ist, weil man sich dadurch mehr auf die Fakten und weniger auf Sympathien stützt.

Manchmal dreht sich die Geschichte aber etwas im Kreis. Zum Beispiel wenn Charlotte an ihren Abmachungen und Prinzipien festhält, die sie jedoch keinen Millimeter weiterbringen oder wenn Steve einfach nicht verstehen mag, dass Charlotte die Trotzreaktion als einzigen Lösungsweg sieht. Dann hadert Sandy mit beiden und das ermüdet in der Wiederholungsschleife den Leser, obwohl ich mir fast sicher bin, dass das so gewollt ist. Denn welche Veränderung wird schon freudejubelnd begrüßt, wenn sie doch bedeutet, sich von den Verhaltensmustern der Gegenwart zu distanzieren?


Fazit


Ich vergebe gute 4 Lesesterne für einen ungewöhnlichen Roman, der viele Facetten hat. Manchmal sind es Wiedererkennungswerte, dann wieder möchte man sich die Haare raufen, ob der Uneinsichtigkeit der Protagonisten. Aber immer bleibt die Objektivität erhalten, die Einsicht, dass es Gefühle geben muss, wenn man sich die Mühe macht, eine Paartherapie zu beginnen. Das Thema ist wunderbar unverbraucht und die Klischees zeigen sich deutlich, ohne überhaupt als solche zu gelten – die Lektüre arbeitet nicht mit Vorwürfen sondern mit Vorschlägen und positiven Lösungsansätzen. Ein unterhaltsamer, abwechslungsreicher Roman mit vielen Denkansätzen und der nötigen Abstraktheit gleichermaßen. Mir hat die Lektüre sehr gut gefallen, vor allem, weil ein Körnchen Wahrheit in ihrer Wirkung steckt.

Veröffentlicht am 08.11.2018

Liebe ist die beste Therapie

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Steve und Charlotte sind seit längerem verheiratet, besitzen ein Eigenheim und haben gemeinsame Kinder. Doch leider ist ihre Ehe nicht so glücklich wie es scheint. Nach mehreren Schwierigkeiten und Seitensprüngen ...

Steve und Charlotte sind seit längerem verheiratet, besitzen ein Eigenheim und haben gemeinsame Kinder. Doch leider ist ihre Ehe nicht so glücklich wie es scheint. Nach mehreren Schwierigkeiten und Seitensprüngen beschließen sie eine Paartherapeutin aufzusuchen. Mithilfe von Sandy werden die Wut, Enttäuschung und der Schmerz der Eheleute verdeutlicht und dadurch kann beim Partner ein Umdenken und eine Entwicklung stattfinden. Doch dieser Prozess gestaltet sich schwerer als gedacht.

John Jay Osborns Schreibstil ist flüssig, wodurch das Buch sehr kurzweilig erscheint und sich schnell lesen lässt. Beinahe das gesamte Buch besteht aus den Gesprächen in den Therapiesitzungen . Dies finde ich sehr gelungen, da dadurch die Entwicklung der Beziehung und der Protagonisten sowie die Therapiemethoden sehr anschaulich verdeutlicht werden. Hin und wiederfinden sich kurze Kapitel rund um die Therapeutin Sandy und deren zum Teil etwas ungewöhnlichen Ansätze in der Therapie. Da ich selbst derzeit eine Therapieausbildung mache fand ich die angewandten Methoden und die Reaktion der Protagonisten äußerst Interesssant. Leider konnte mich das Buch nicht zum Nachdenken anregen und ich denke daher auch nicht, dass es mir länger im Gedächtnis bleibt.

Die einzelnen Protagonisten werden zwar bildlich beschrieben, aber dennoch bleiben sie eher blass und undurchsichtig. Dies hat zur Folge, dass sie oftmals und er Therapie ihre Reaktionen und Gefühle näher erläutern müssen, damit man ihnen folgen und Verständnis entwickeln kann. Dies finde ich unglaublich gelungen, da man auch in einer echten Therapie häufig eine nähere Erläuterung braucht. Besonders gut hat mir gefallen, wie sich Die Protagonisten im Laufe der Therapie immer wieder angenähert und entfernt und weiterentwickelt haben.

FAZIT:
„Liebe ist die beste Therapie“ ist ein gelungener Roman, der die Entwicklung und Probleme einer Ehe und deren Partner beschreibt. Besonders gut haben mir die therapeutischen Methoden und die Reaktionen darauf gefallen. Obwohl es wirklich schön war das Buch zu lesen, denke ich nicht, dass es mir länger im Gedächtnis bleibt. Daher vergebe ich 4 Sterne!

Veröffentlicht am 07.11.2018

Der vierte Stuhl

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Klappentext:

Alles spielt sich in einem Raum mit vier Stühlen ab.
Auf denen sitzen: eine Frau und ein
Mann Mitte 30 sowie eine Paartherapeutin mit unorthodoxen Methoden.
Der vierte Stuhl bleibt leer,
er ...

Klappentext:

Alles spielt sich in einem Raum mit vier Stühlen ab.
Auf denen sitzen: eine Frau und ein
Mann Mitte 30 sowie eine Paartherapeutin mit unorthodoxen Methoden.
Der vierte Stuhl bleibt leer,
er steht für die Ehe, die die beiden aufgebaut haben.
Und von der die Therapeutin zu Anfang sagt, die Chance, sie zu retten, sei höchstens 1:1000.

Fazit:

Dieser Roman liest sich wie ein Krimi.
Er beginnt langsam und steigert sich stetig.
Gebannt verfolgt der Leser wie die Frau und der Mann einander loslassen müssen, um sich dann wieder anzunähern.
Wie die Therapeutin versucht, die bisherigen Muster in Widerspruch zu stellen.
Es geht um die Kunst des Zusammenseins und vor allem um die gegenseitige Wichtigkeit und Wertschätzung
Die Charaktere sind wunderbar lebensecht und jede spielt eine Hauptrolle in diesem Kammerspiel.
Die Spannung hält, die Dialoge sitzen und haben psychologischem Tiefgang.
Die Geschichte entwickelt einen Sog, dem man sich nicht entziehen kann.
John Jay Osborn ist es gelungen, einen wunderbaren Roman mit großer Relevanz und Wichtigkeit zu schreiben.
Eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 25.10.2018

Eine besondere Paartherapie mit einem einzigen Schauplatz

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Ein Ehepaar, Steve und Charlotte mit Vornamen, beide etwa Mitte Dreißig, zwei Kinder, inzwischen getrennt lebend sucht Rat bei der Eheberaterin Sandy. Das ist das Grundkonzept des Romans „Liebe ist die ...

Ein Ehepaar, Steve und Charlotte mit Vornamen, beide etwa Mitte Dreißig, zwei Kinder, inzwischen getrennt lebend sucht Rat bei der Eheberaterin Sandy. Das ist das Grundkonzept des Romans „Liebe ist die beste Therapie“ von John Jay Osborn. Die therapeutische Praxis von Sandy ist dabei der einzige Schauplatz des Romans. Hier steht, neben den allgemein üblichen schlichten Sitzgelegenheiten für Coach und Ratsuchende noch ein weiterer bequemer Sessel im viktorianischen Stil, der während der Gespräche leer bleibt. Seine Bedeutung wird dem Leser und auch dem Ehepaar erst mit der Zeit bewusst.

Charlotte und Steve hatten in ihrer Ehe keine Geldsorgen, sie sind an Problemen in der Kommunikation gescheitert, Ehebruch war letztlich der Auslöser zur Trennung. Sandy entspricht mit ihrem Stil, ein therapeutisches Gespräch zu führen, nicht ganz den Erwartungen des Ehepaars. Aus Unerfahrenheit kann ich leider nicht beurteilen welchem Beratungsansatz die geschilderte Therapie folgt und ob sie auf die durchgeführte Art und Weise einem Standard entspricht. Doch es war faszinierend für mich, Charlotte und Steve zu Beginn des Romans am Tiefpunkt ihrer Ehe zu treffen und die weitere Entwicklung zu erleben. Über manche Reaktion der Ehepartner auf gezielte Nachfragen von Sandy war ich überrascht, manchmal auch erstaunt.

Jedes Kapitel umfasst eine Therapiestunde. Allmählich bildete sich für mich als Leser durch die Erinnerungen des Ehepaars ein Bild darüber, warum die Ehe gescheitert ist. Über die Therapeutin erfuhr ich, dass ihr Verhältnis zu ihrer Mutter gestört ist. Ich hätte mir noch etwas mehr Tiefe zur Figur der Sandy gewünscht mit mehr Informationen zu ihrer Vergangenheit und Ausbildung. Sandy spricht nicht nur als Therapeutin, sondern auch aus eigener Erfahrung. Gezielt vermittelte der Autor mir die Gedanken, die sie sich jeweils zum Gesprächsablauf während der Therapiestunden macht und die dem ernsten Hintergrund stellenweise eine feine Aufheiterung geben.

„Liebe ist die beste Therapie“ ist ein ruhiger Roman, der der Ehe eine eigene Stimme verleiht. Von Beginn an stellt sich die Frage, ob es gelingen wird, die Ehe von Charlotte und Steven zu retten und wenn ja, welchen Anteil Sandy daran haben wird. Der Roman ist besonders interessant für diejenigen, die den möglichen Ablauf einer Paartherapie kennen lernen möchten, aber auch für alle, die mehr über die Kunst des Zusammenlebens erfahren möchten.