Streiflichter einer stillen Nacht im Rotlichtviertel
Seit vier Jahren besucht Niki die Vergessenen, Menschen in Zürichs Rotlichtmilieu. Auch Heiligabend macht sie sich auf den Weg, obwohl ihr Mann den Abend lieber mit ihr verbringen würde. Dabei ist sie ...
Seit vier Jahren besucht Niki die Vergessenen, Menschen in Zürichs Rotlichtmilieu. Auch Heiligabend macht sie sich auf den Weg, obwohl ihr Mann den Abend lieber mit ihr verbringen würde. Dabei ist sie sehr entmutigt. Am Anfang konnten sie und die anderen Helferinnen einigen Frauen helfen ein neues Leben anzufangen, aber in letzter Zeit verändert sich nichts. Türen bleiben verschlossen, und Frauen nehmen das Angebot eines Tickets in die Heimat nicht an. Erst langsam beginnt Niki diese Welt zu verstehen, und allmählich erkennt sie, dass ein Ausstieg nicht so einfach ist.
Die Szene wechselt. Mia möchte so gerne einmal ans Meer, aber trotz harter Arbeit wird sie lange nicht ihre Schulden bei ihrem Zuhälter abbezahlen können. Dabei muss sie fast alle ihre Einkünfte für ihre laufenden Kosten abgeben. Virva hat ein hartes Leben für ein noch härteres Leben aufgegeben. Dabei hatte sie so große Hoffnungen, als sie ihr Heimatland verließ, um bei ihrem Freund in der Schweiz zu wohnen. Aber als die Freundschaft zerbrach, musste sie einen Weg finden, finanziell für sich und ihre Familie in der Heimat zu sorgen.
Nach erfolgloser Arbeitssuche fand Mata schließlich eine Stelle, als Hausmutter einer kleinen Gruppe von Prostituierten. Auch wenn sie manchmal dafür an ihren Zuhälter gerät, ist es ihr ein Anliegen diesen Frauen ein würdigeres Dasein zu ermöglichen. Dafür hat aber ihre Tochter den Kontakt mit ihr abgebrochen. Dabei schmerzt sie vor allem, dass sie ihr Enkelkind nicht sehen kann.
Patrick ist erst 26, aber er hat nach dem Selbstmord seines Bruders ein Leben auf der Straße gewählt. Er wird von den Passanten übersehen, aber zum Glück tröstet sein Hund ihn über seine Einsamkeit hinweg. Peter, ein Frührentner, lebt für seine Besuche in Matas Freudenhaus, aber als er sie im Bus sieht, wendet er sich schnell ab.
In leisen Tönen erlebt der Leser diese ruhige Weihnachtsnacht an der Seite Nikis; ihre Mutlosigkeit, aber auch ihre Freude als sich die Tür zu einer Gruppe fröhlicher Frauen endlich öffnet. Die Zeitsprünge im ersten Kapitel sind ein bisschen verwirrend, aber das bessert sich mit den weiteren Geschichten. Durch den Perspektivenwechsel erkennt der Leser außerdem, dass Nikis Einsatz viel Positives auslöst, auch wenn sie es selbst oft nicht bemerkt. Im Laufe der Zeit hat sich ihre Einstellung gegenüber den Menschen in dieser Straße geändert. Sie versteht inzwischen, dass sie ihnen nicht ihre Meinung aufdrängen kann, und sie beginnt eine barmherzigere Sicht ihrer Situation zu haben.
Fazit: Eine ruhige und besinnliche Erzählung über ein ungewöhnliches Thema zur Weihnachtszeit, das die Augen des Lesers für die unterschiedlichsten Menschen in diesem Milieu öffnet.