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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.01.2019

Langatmige, etwas umständliche Erzählung

Als Luca verschwand
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Der einfache Plot - beim Einkaufen kommt einer Mutter ihr Baby abhanden - birgt grundsätzlich eine tolle Möglichkeit für vielschichtige Psychogramme und einen spannenden Krimi auf der Jagd nach einem Entführer.

Mit ...

Der einfache Plot - beim Einkaufen kommt einer Mutter ihr Baby abhanden - birgt grundsätzlich eine tolle Möglichkeit für vielschichtige Psychogramme und einen spannenden Krimi auf der Jagd nach einem Entführer.

Mit dieser Erwartung ging ich an diesen Roman, der meiner Meinung nach diese Bezeichnung auch mehr verdient als “Krimi”. Zu Beginn läuft die Erzählung etwas schleppend, zu viele (unwichtige?) Figuren müssen eingeführt werden und um ihre komplizierte Lebensweise zu verstehen, muss ihre nähere und entferntere Vergangenheit genau beleuchtet werden.

Das ist etwas zäh, dazu kommt, dass zwei Frauenfiguren sich in groben Zügen deutlich ähneln, was ihre Unterscheidung vor allem im ersten Drittel des Buches recht schwierig macht.

Was im Roman gut gemacht ist, ist, dass eindeutig dargestellt wird, dass es keine heile Welt gibt, dass jeder so sein Päckchen zu tragen hat und mit seinen Dämonen kämpft.

Die auftretenden Ermittler, Polizisten, sind allesamt, vielleicht auch weil weniger genau seziert, für mich besser skizziert als die Privatpersonen (Verwandte, Familie, Freunde des verschwundenen Babys und andere Leute aus seinem Heimatstädtchen).

In Summe ist der Roman leider etwas langatmig und teilweise schon zu “abgedreht” geraten, der Erzählstil mitunter einfach schwierig zu lesen. Ich kenne von Petra Hammesfahr bisher sonst noch kein Buch, daher kann es natürlich sein, dass sie sonst nicht so schreibt und andere Romane oder Krimis von ihr einfacher zu lesen sind.

Veröffentlicht am 30.12.2018

Mitleid mit Zack Herry? Ja, das geht.

Das Blut der Hirsche
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Streckenweise war dieser Band im Vergleich zu den beiden Vorgängern (Die Fährte des Wolfes und In den Fängen des Löwen) gar nicht einmal so “Zack-Herry-typisch”, nur um dann umso brutaler, emotionaler ...

Streckenweise war dieser Band im Vergleich zu den beiden Vorgängern (Die Fährte des Wolfes und In den Fängen des Löwen) gar nicht einmal so “Zack-Herry-typisch”, nur um dann umso brutaler, emotionaler zuzuschlagen.

Der Start ist wie immer fesselnd, ein Prolog wie in jedem Band dieser Reihe. Bezüglich des groben Aufbaus der Geschichte und der wiedererkennbaren Titel bleiben sich die beiden Autoren treu. Zack und der Rest des Teams der Sondereinheit der Stockholmer Polizei rund um Chef Douglas Juste haben es diesmal wieder mit einem Serientäter zu tun, die Opfer wirken zufällig ausgewählt und weisen grausame Verletzungen auf, an denen sie sterben.

Dazu steht ein Thema im Fokus, das Zack wohlbekannt ist: Drogen. Der draufgängerische Ermittler, der mit seiner Vergangenheit zu kämpfen hat, ist ihnen selbst nicht ganz abgeneigt. Aber auch ein Pechvogel wie Zack hat mal Glück und so lernt der Leser in “Das Blut der Hirsche” auch eine seiner anderen Seiten kennen.

Durch die Dramaturgie dieses Thrillers schaffen es die Autoren, dass auch Leser, die dem sehr polarisierenden Charakter Zack Herry menschlich wenig abgewinnen können, sogar ein wenig Mitleid haben werden. Allerdings - und das wie gewohnt - lässt Zacks Story den Fall an sich teilweise etwas in den Hintergrund treten. Auch das Ende ist kein klassisches Happy End. Es deutet nicht nur eine Fortsetzung der Reihe an, es lässt auch viele Fragen (bewusst) ungeklärt.

Wen das nicht stört und wer mit etwas weniger Spannung als erhofft, auch zufrieden ist, bekommt hier einen soliden Schweden-Thriller serviert.

Veröffentlicht am 04.12.2018

Macht neugierig, kann aber nicht durchgehend berühren

Die Party
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Seinen speziellen Sog, für der er nach beispielsweise “Die Zelle” oder “Murder Park” schon berühmt ist, konnte Jonas Winner für mich hier in “Die Party” nicht ganz so entfalten. Der grobe Plot (Eine Gruppe ...

Seinen speziellen Sog, für der er nach beispielsweise “Die Zelle” oder “Murder Park” schon berühmt ist, konnte Jonas Winner für mich hier in “Die Party” nicht ganz so entfalten. Der grobe Plot (Eine Gruppe Leute, die gemeinsam in eine scheinbar ausweglose Situation gelockt werden und nur durch ihren Tod entkommen können) wirkt auf den erste Blick sogar ähnlich zu “Murder Park”.

Natürlich gibt es große Unterschiede, die ich, um nicht zu spoilern, im Detail gar nicht ansprechen möchte. Keine Frage, man liest den Thriller sehr schnell durch, es bleibt über weite Strecken rätselhaft und undurchsichtig, mehrere Szenarien sind denkbar. Aber dennoch lag die Latte aus meiner Sicht eben schon so hoch, dass es schon kaum mehr möglich war, sie zu toppen.

Die Story um eine Gruppe ehemaliger Schulfreunde, die 30 Jahre später im Haus ihres Mitschülers in ihrem Heimatort zu einer erneuten Halloween-Party zusammentreffen ist durchdacht und mit Gruselmomenten gespickt. Man wartet, welchen Weg die Beteiligten noch versuchen werden, um dem mörderischen Treiben ein Ende zu setzen, um zu entkommen. Man grübelt darüber nach, was man selbst versucht hätte.

Und trotz allem: Ich las das Buch meist in der Perspektive des Analysten, ich konnte nicht vollständig in den Gedanken und Gefühlen der Beteiligten aufgehen, hatte immer mehr oder weniger viel Distanz zum Geschehen. Ich war durchgehend neugierig, wie denn alles aufgelöst werden würde und ob es schlüssig wäre, aber nicht so sehr berührt, dass ich vor Herzklopfen nicht einschlafen konnte beispielsweise.

Manchmal gab es auch diesen “klassischen Horrorfilm-Moment”: Ein Protagonist entschließt sich, etwas zu tun oder wohin zu gehen, wo du als Seher oder Leser sofort weißt, dass das kein gutes Ende nehmen wird und du willst noch rufen “Tu das nicht!” - aber da ist es natürlich schon zu spät.

Es war nun nicht alles vorhersehbar in diesem Thriller, dennoch konnte er mich auch nicht an jeder Ecke überraschen.

Veröffentlicht am 26.10.2018

Episoden aus dem Leben des Autors

Hippie
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Wer sich hier “Blumenmagie und Drogenprobleme” erwartet, wird enttäuscht werden. Auch allzu viel Action gibt es in “Hippie” nicht. Ernst und mit einer gewissen Portion Distanz beschreibt Paulo Coelho Ereignisse ...

Wer sich hier “Blumenmagie und Drogenprobleme” erwartet, wird enttäuscht werden. Auch allzu viel Action gibt es in “Hippie” nicht. Ernst und mit einer gewissen Portion Distanz beschreibt Paulo Coelho Ereignisse aus seinem Leben als er selbst noch wie ein Hippie aussah und herumreiste.

Wenn wir heutzutage keine Ahnung haben, was damals genau los war und wie man Hippies definieren soll, ist das nicht so verwunderlich. Interessant ist aber, dass, wie Coelho durchblicken lässt, das auch damals keine so klar abgegrenzte Gruppe von jungen Leuten war, wie man gerne vermutet.

Die mit Absicht gewählte Distanz im Roman fußt auf der Erzählperspektive der dritten Person. Es gibt bewusst kein “ich” hier. Auch die Reise verläuft nicht immer so wie man es erwarten würde. Wenig Action, banale Gespräche und viel Landschaft.

Man kann über den Erzählstil streiten, das Cover mögen oder nicht, den Inhalt der Geschichte - da ja grundsätzlich so passiert - wage ich nicht zu kritisieren. Wozu hätte Coelho seine Erinnerung “verleugnen” sollen um den Roman für Leser vermeintlich aufregender zu gestalten? Er muss niemandem mehr etwas beweisen und kann als sehr erfolgreicher Autor jedes Wort so wählen wie er das möchte und es ihm in seinen persönlichen “Plan hinter dem Roman” passt.

Immer dann, wenn beliebige historische Gegebenheiten, Ereignisse durchschimmern, wird das Buch besonders authentisch und ruft ein ganz spezielles Gefühl hervor. Man sitzt dann irgendwie mit im Bus und hört den Mitreisenden dabei zu wie sie Episoden aus ihrem Leben zum Besten geben. Und genau das ist auch dieser Roman.

Veröffentlicht am 06.07.2018

“Super-Fiona” beherrscht das Buch und lässt wenig Raum für anderes

Fiona: Den Toten verpflichtet
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Sehr viel Raum nimmt in diesem Krimi leider nicht der Fall an sich, sondern die Hauptperson ein. Gut, als Hauptperson darf sie das auch. Aber Fiona Griffiths ist anders. Die junge Polizistin entspricht ...

Sehr viel Raum nimmt in diesem Krimi leider nicht der Fall an sich, sondern die Hauptperson ein. Gut, als Hauptperson darf sie das auch. Aber Fiona Griffiths ist anders. Die junge Polizistin entspricht zwar überhaupt nicht dem gängigen “Ermittler-Klischee”, dafür hat sie ihre eigenen Extreme.

Warum sie so anders ist (sie steigert sich da sehr hinein, dem Umfeld scheint es wenig auszumachen) wird zuerst nur angedeutet und der Leser dahingehend hingehalten. So wird zusätzliche Spannung erzeugt, die doch sehr von den eigentlichen Ermittlungen ablenken. Fiona schießt zudem gerne übers Ziel hinaus, hat aber - wie es sein muss - damit schlussendlich Recht (damit nehme ich nicht allzu viel vorweg). Zum Drüberstreuen gibt es noch eine leicht erzwungen wirkende Lovestory.

Nun aber noch ein paar Worte zum Krimi an sich: der ist gut aufgebaut und auch großteils schlüssig. Wenn da nicht “Super-Fiona” wäre (vieles klappt sehr einfach für sie), könnte aus dem Fall noch mehr herausgeholt werden.

“Den Toten verpflichtet” ist Band 1 einer Serie um Fiona Griffiths, mit “Das Leben und das Sterben” und “Als ich tot war” als Nummer 2 und 3. Die Bände werden aktuell neu aufgelegt.