Inhalt
Was ist das denn für ein komisches Ei im Nest von Frau Amsel? Zwischen den kleinen Amseleiern steckt ein Kuckuckskind! Doch als Frau Amsel die Eier ausbrütet, findet sie nicht etwa einen Kuckuck – sondern einen Drachen. Und was soll sie nun mit diesem komischen Vogel anfangen? Obwohl der kleine rote Drache ganz anders ist als seine Geschwister, ist anders sein gar nicht so schlecht, wenn es auf den Winter zugeht …
Meine Bewertung
Schon als ich die Beschreibung von „Ein komischer Vogel“ gelesen habe, war ich hin und weg. Ein kleiner Drache? Ein Kinderbuch über das Anderssein? Das passt beides perfekt zu meinen Vorlieben. Abgerundet mit den Illustrationen von Joëlle Tourlonias konnte es gar nicht schlecht laufen – und dieses Gefühl hat mich nicht getäuscht. „Ein komischer Vogel“ hat mich einfach verzaubert.
Die Geschichte ist im Grunde sehr einfach, behandelt aber Themen, die nicht immer so selbstverständlich aufgenommen werden. Das große Drachenei, dass Frau Amsel in ihrem Nest findet, brütet sie mit ihren eigenen gewissenhaft aus, denn was tut ein Ei mehr schon zur Sache? Den kleinen Drachen, der daraus schlüpft, nimmt sie trotz anfänglicher Skepsis auf. Diese Art der Liebe zur Familie, die nicht nur durch Verwandtschaft bestimmt ist, fand ich in einem Kinderbuch sehr passend thematisiert. Es wird kein Unterschied im Grad der Liebe gemacht, auch wenn der kleine Drache doch anders als seine Geschwister ist.
Dieses Anderssein war auch sehr gut aufgearbeitet und dargestellt, was Kindern zeigen kann, dass es völlig in Ordnung ist, manche Dinge schlechter zu können als andere. Jeder hat unterschiedliche Talente und Neigungen. Während die anderen Vogelkinder Würmer picken und gut fliegen können, entfaltet der kleine Drache seine Talente im Winter, wenn den Waldbewohnern bitterkalt ist. Die Moral des Kinderbuchs war damit sehr einfach gehalten, aber umso wirksamer.
Ein komischer Vogel beeindruckt aber auch auf zwei weiteren Ebenen: Die Sprache, die Michael Engler verwendet, empfand ich als sehr kindgerecht und niedlich gestaltet, weshalb man daran auch viel Spaß haben wird. Sicherlich werden sich auch viele Kinder mit dem kleinen roten Drachen identifizieren können und daraus lernen, dass sie gut so sind, wie sie eben sind. Joëlle Tourlonias‘ Zeichnungen haben mich ebenfalls wieder überzeugen können, wobei bisher tatsächlich „Ein komischer Vogel“ mein Lieblingswerk von ihr ist. Farbenfroh, mit vielen Details und ihrem unverkennbarem, sehr kindgerechten Stil, war das Kinderbuch für mich ein Volltreffer und etwas, was ich gern weitergebe.